Der Killer-Clown metzelt wieder an der Grenze des guten Geschmacks - »Terrifier 2«
Der Killer-Clown metzelt wieder an der Grenze des guten Geschmacks
»Terrifier 2«
Selten schlug ein kleiner Indie-Film, der zunächst nur in einigen wenigen US-Kinos einen Release bekam, derart hohe Wellen wie Damien Leones Schnetzel-Orgie „Terrifier 2“. Über soziale Netzwerke machten Videos und Meldungen von kollabierenden und sich angesichts der expliziten Gewaltdarstellung übergebenden Menschen die Runde, an manchen Kinostandorten musste augenscheinlich sogar der Krankenwagen vorfahren. Solche Meldungen sind in der Horror-Fangemeinde besser als jedes Marketing, von daher überrascht es nicht, dass sich der Film zu einem echten Überraschungshit mauserte, die Top Ten der US-Kinocharts erklomm und nun auch außerhalb der Vereinigten Staaten den Weg ins Kino findet. Leider noch nicht nach Deutschland und Österreich, hier muss man sich vorerst mit dem Import der UK-DVD begnügen. Doch solche Umwege lohen sich angesichts der zahlreichen Qualitäten von „Terrifier 2“ definitiv.
Damien Leone merzt nämlich die Schwächen des Vorgängers „Terrifier“ (2016) weitestgehend aus und entwickelt die Figur von Art the Clown konsequent weiter. Während „Terrifier“ zwar bereits durch die gekonnten Splatter-Effekte und der sinisteren Präsenz von Art the Clown überzeugen konnte, litt die Atmosphäre des Films unter dem limitierten und eintönigen Setting eines alten Lagerhauses sowie der teilweise beliebigen Aneinanderreihung von plakativen Schockeffekten und den eindimensional geschriebenen Charakteren. Damien Leone nutzt das größere Budget, welches ihm für „Terrifier 2“ zur Verfügung stand, für deutlich mehr Varianz in den Handlungsorten und ausgefallenere Settings. Zudem schafft es „Terrifier 2“ im Unterschied zum Vorgänger auch tatsächlich ein Halloween-Feeling zu erzeugen, durch innovative Kostümierungen der Charaktere, geschmückte Häuser und eine ausschweifende Halloween-Party. Auch die Charaktere sind deutlich interessanter geschrieben und vermögen beim Publikum echte Anteilnahme an ihrem Schicksal hervorzurufen.
Besonders die beiden Jungschauspieler Lauren LaVera und Elliott Fullam liefern eine tolle Performance ab und empfehlen sich auch für größere Aufgaben außerhalb des Indie-Film-Bereichs. David Howard Thornton als Art the Clown war bereits in „Terrifier“ eine furchteinflößende Präsenz, doch in „Terrifier 2“ übertrifft sich der Schauspieler noch einmal selbst, in dem er den Metzel-Clown mit viel Inbrunst und sichtlichem Spaß am Wahnsinn verkörpert. Zudem kommt ihm zugute, dass Regisseur Damien Leone den schwarzen Humor des Vorgängers deutlich stärker betont und mit einigen geradezu geschmacklos-irrwitzigen Einfällen aufwarten kann, in denen Art the Clown komplett freidrehen kann – etwa wenn er Kindern auf Trick or Treat Tour Süßigkeiten aus dem Schädel einer gerade zuvor grausam ermordeten Frau anbietet und diese Szene im wahrsten Sinne des Wortes genüsslich auskostet. Natürlich kann aber auch das Herzstück eines derartigen Slasher-Films überzeugen, nämlich die dargebotenen Kills.
Diese überzeugen durch fabelhafte handgemachte Effektarbeit mit Splatter- und Gore-Einlagen, welche durch Mark und Bein gehen und sich nachhaltig ins Gehirn brennen – diese Sequenzen sind definitiv nichts für zarte Gemüter und erfordern teilweise tatsächlich einen starken Magen. Zwar sind viele dieser ausufernden Gewalteskapaden reiner Selbstzweck, angesichts der enorm hohen Qualität des dargebotenen Blutbades fällt dies allerdings nicht weiter ins Gewicht. Ebenso positiv anzumerken ist die Tatsache, dass der Film trotz einer geradezu epischen Laufzeit von beinahe zweieinhalb Stunden stets die Spannung hochhält und zu keinem Zeitpunkt langweilt – nur der finale Kampf zwischen Art und seinen Opfern ist einen Tick zu lang und repetitiv ausgefallen.
Fazit:
„Terrifier 2“ kann mit Fug und Recht von sich behaupten, der beste Slasher der letzten Jahre zu sein: grandiose handgemachte Splatter-Effekte, exzessive Gore-Einlagen, die an die Nieren gehen, eine packende Atmosphäre, unerwartet gelungener schwarzer Humor und ein schön eingefangenes Halloween-Feeling lassen den geneigten Horror-Fan wunschlos glücklich zurück.
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