Sanderson, Brandon: Warbreaker
Es ist mittlerweile keine Seltenheit mehr, dass Autoren ihre Bücher zunächst zum kostenlosen Download ins Netz stellen, bevor die Werke schließlich doch noch in Buchform erscheinen (bekannte Beispiele wären etwa die Werke von Cory Doctorow oder C.C. Finlay). Der Erfolg, den viele dieser Werke erst in elektronischer und schließlich auch in gedruckter Form haben, zeigt, dass dieses scheinbar riskante Vorgehen (warum sollten sich Leser ein Buch kaufen, das sie für lau downloaden können?) durchaus Früchte tragen kann.
So kam es, dass
»Warbreaker« zunächst frei verfügbar auf der Homepage von
Sanderson erschien. Mit der gedruckten Ausgabe, die nun von Tor
veröffentlicht wurde, hatte diese Version allerdings noch recht
wenig zu tun. Der erste Entwurf von »Warbreaker« war tatsächlich
genau das: ein erster Entwurf, der noch so mancher Überarbeitung
bedurfte.
Im Laufe vieler Wochen und Monate feilte Sanderson immer wieder an seinem Fantasyabenteuer. Jede neue Version, die er dabei entwickelte, wurde wieder ins Netz gestellt. In der Folge konnten die Fans des Autors ihre Meinungen, Kommentare und Verbesserungsvorschläge äußern. Dieses Feedback nutzte Sanderson, um seinen Roman weiter auszubauen und zu verbessern, bis schlussendlich jene Version vorlag, die nun gedruckt auf den Markt gekommen ist.
»Warbreaker« ist also gewissermaßen eine work in progress gewesen, eine Geschichte, die kontinuierlich und mit Hilfe der Besucher von Sandersons Homepage fortgeschrieben wurde. Das Ergebnis dieses Prozesses findet sich in all seinen Ausführungen (samt der fertigen Version) auf der Webpräsenz des Autors . Und da das Buch mittlerweile auch als Hardcover bei Tor erschienen ist, können nun auch all jene Leser das Abenteuer genießen, die Geschichten dann lieber haben, wenn sie zwischen zwei Buchdeckel gepackt wurden.
Doch genug der Vorrede. Kommen wir zum Buch selbst. Haben sich der lange Vorlauf, die stetige Überarbeitung und die Beachtung von Lesermeinungen zu vorläufigen Versionen letzten Endes bezahlt gemacht? Nun, sagen wir es mal so: »Elantris«, Sandersons erster Roman, war brillant. Seine »Mistborn«-Trilogie schlug dieses Werk, so unglaublich es auch klingen mag, noch um Längen. Sie als genial zu bezeichnen, ist keinesfalls übertrieben.
»Warbreaker« stellt selbst diese noch in den Schatten.
Der Plot von »Warbreaker« spielt hauptsächlich in T'Telir, der Hauptstadt des Königreichs Hallandren. Beherrscht wird diese Nation von dem sagenumwobenen und von vielen gefürchteten Gottkönig, der mit einer Reihe weiterer, weniger mächtiger Götter abgeschieden von den gewöhnlichen Sterblichen am Hof der Götter residiert. Die Bezeichnung Götter ist dabei keinesfalls übertrieben. Einst mochten sie normale Menschen gewesen sein, doch dann starben sie und kehrten als Unsterbliche zurück, ausgestattet mit der Kraft, in die Zukunft zu blicken, und erfüllt mit einer geradezu unvorstellbaren Menge an Breath, jener geheimnisvollen Kraft, die die Grundlage der BioKromantie bildet, einer Form von Magie, die es ihren Anwendern erlaubt, unbelebten Dinge mit Hilfe menschlicher Energie Leben einzuhauchen.
»Warbreaker« erzählt die Geschichte zweier Schwestern. Die eine soll, um ihr Königreich vor dem Untergang zu bewahren, den Gottkönig von Hallandren ehelichen und ihm einen Erben gebären. Die andere hingegen ist nicht bereit, das Schicksal ihrer Schwester als Sklavin eines in ihren Augen falschen Gottes hinzunehmen. So begibt sie sich auf eine waghalsige Rettungsmission.
»Warbreaker« erzählt aber auch die Geschichte eines untergeordneten Gottes, der eigentlich kein Gott sein will, und sie Geschichte eines ungeheuerlichen Plans, der die Welt in einen Krieg führen könnte, wie sie ihn bislang noch nicht erlebt hat.
Schlussendlich erzählt »Warbreaker« noch eine weitere Geschichte: jene des mysteriösen Kriegers Vasher, des Warbreakers ...
Zu behaupten, »Warbreaker« hätte mich schlichtweg aus den Socken gehauen, wird der wahren Begeisterung, die ich Sandersons neustem Roman gegenüber empfinde, nicht einmal ansatzweise gerecht. Das Fantasybuch ist eines jener raren Werke, bei denen einfach alles stimmt. Da gibt es:
Hmm. Wie ich mir diese Liste so anschaue, kann ich nur unzufrieden den Kopf schütteln. So sehr ich es auch versuche, es ist mir kaum möglich, das wahre Ausmaß der Faszination in Worte zu fassen, das die Lektüre von »Warbreaker« ausgelöst hat. Daher will ich es an dieser Stelle einfach dabei belassen und hoffe, dass Euch meine Ausführungen zumindest ansatzweise zeigen konnten, warum man Sandersons Roman UNBEDINGT und AUF ALLE FÄLLE lesen sollte.
Und zwar jeder.
Ausnahmslos.
Es sollte an dieser Stelle vielleicht noch erwähnt werden, dass »Warbreaker« ein Stand-Alone-Roman ist und sich insofern auch für Leute eignet, die nicht die Zeit haben, komplette Reihen zu lesen.
Daher kann ich es nur noch einmal betonen: »Warbreaker« sollte man unter gar keinen Umständen verpassen. Unter wirklich keinen. Jeder, der auch nur das allergeringste Interesse an einer mitreißenden Geschichte hat, ist mehr als nur gut beraten, Sandersons Buch zur Hand zu nehmen.
Mit »Warbreaker« dürfte das wohl beste Buch des Jahres erschienen sein.