Shamel, Kevin - Rotten Little Animals

Little Rotten AnimalsRotten Little Animals
von Kevin Shamel

Es gibt Bücher, die nie auf dem bundesdeutschen Buchmarkt erscheinen würden, wenn es nur die großen Publikumsverlage geben würde. Der Umkehrschluss ist, dass es eben Bücher gibt, die nur in einem kleinen Verlag erscheinen können, der nicht irgendeinem Mainstream verhaftet sind, der es sich leisten kann außergewöhnliche, seltsame und auf ihre Art und Weise abseitige Bücher zu verlegen.

Oder aber: Es gibt Bücher, die eindeutig demonstrieren, dass der deutsche Buchmarkt eine lebendige und vielseitige Kleinverlagsszene braucht, weil ihm sonst Perlen entgehen würden, die zwar kein Bestseller-Potential, aber mit Sicherheit ein kleines, feines Publikum (verdient) haben.

Rotten Little Animals von Kevin Shamel ist so ein Buch.


Der Klappentext sagt: Sehen Sie was passiert, wenn eine tierische Filmcrew einen menschlichen Jungen entführt und einen Film über diese Entführung dreht. Lesen Sie Dinge über die Natur, die gar unnatürlich sind. Fürchten Sie ihre Tiere von diesem Tage an. Zombie-Katzen Angriffe, Schießereien, Puppentheater im Drogenrausch, explosive Autoverfolgungsjagden, Kamera Hühner, Fledermaus Akrobaten, wilder Sex, Martini Partys, "Rotten Little Animals" ist eine verrückte Reise durch die Underground-Tier-Filmszene und ihren Weg nach ganz oben.

Ergänzend sei angemerkt: Auch die tierischen Helden meiner Kindheit, Lassie und Fury, haben eine Karriere beim Porno-Film gemacht. Das entsetzt das Kind in mir und bringt den Erwachsenen zum Schmunzeln. Es sind oft diese kleinen Randbemerkungen, die den Rezensenten begeistern und das Buch ausmachen.

Aber ich schweife ab. Die Geschichte beginnt als der Regisseur Stinkin’ Rat (der nicht so heißt, weil er sich wie eine benimmt, sondern eine Ratte ist) bemerkt, dass ein Junge seinen Dreh eines Zombie-Katzen-Films beobachtet. Seine Crew und er nehmen den Jungen gefangen und man beschließt einen Snuff-Film zu drehen und damit das wichtigste Gesetz zu brechen: Menschen dürfen mitbekommen, dass die Tiere intelligent sind. Auf gar keinen Fall. Das ist das oberste Gesetz. Und nun bricht es Stinkin’ Rat ...

Shamel erzählt seine Geschichte in einer Sprache, die man sich bei Random House, Deutschland &Co. so für einen kompletten Text nicht vorstellen kann. Es wird gefickt, Muschis beglotzt und Drogen ohne Ende konsumiert. Derb, sehr derb geht es zu. Das ganze abgemischt mit schwarzem und deftigem Humor. Aber diese Novelle wäre ohne diese Sprache nicht annährend so lustig, bizarr und mitreißend. Die Geschichte verlangt nach kräftigen Ausdrücken, verdammte Scheiße und bekommt sie auch reichlich spendiert.

Fabeln sind uns ja schon aus der Grundschule bekannt. Es sind ja eher betuliche Texte. Rotten Little Animals ist auch eine Fabel, aber eine auf Sex, Drugs and Rock’n’Roll... Da geht’s ab wie Schmitz Katze(n-Zombie). Großartig!

Wer sich also einmal wirklich gut amüsieren will, wem eine deftige, kernige Sprache mit reichlicher Verwendung von Worten und Begriffen aus dem Genitalbereich und Slangworten zu zwischenmenschlichen Interaktionen nichts ausmacht, dem sei dieses flott geschriebene Buch dringend ans Herz gelegt.

Bizarr, toll und wunderbar. Eine Fabel des 21. Jahrhunderts mit hohem Trainingsfaktor für das Zwerchfell. Und wer das Buch gelesen hat, der weiß warum wir Kleinverlage brauchen.

Rotten Little Animals
(Rotten Little Animals)
von Kevin Shamel
Ins Deutsche übertragen von Michael Preissl
Titelillustration: Lars Maria Maly
Taschenbuch, ca. 100 Seiten, 12,00 EUR
ISBN 978-3-9502701-4-3
Voodoo Press

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