Süsser die Roboter nie feiern
Dabei ist Weihnachten an sich in der Science-Fiction kaum ein Thema, weil die Botschaft des Sohnes Gottes, des für die Menschheit als Erlöser gekommen ist, natürlich quer steht gegen ein Universum, das voller Aliens besiedelt ist. Zwar ist Religion an sich - so in Deep Space Nine oder in Babylon 5 etwa - in der SF durchaus ein Thema. SF-Autoren haben kein Problem, Aliens zu erfinden, die ein spezielles Glaubenssystem mit sich bringen oder eine Religion ausformen, die dann auf die weitere Handlung des Romans Einfluss hat. Star Trek hat Religion an sich mit "Deep Space Nine" erforscht. Sehr extrem wird das dann bei "Dune", wenn Gott und Führer und Wurm zu einer Person verschmelzen. Wer sich jetzt fragt, wo das denn passiert, der sei auf Band 4 verwiesen, "The God Emperor of Dune" ist nicht allzu prickelnd, wenn man sich nicht gerade mit der Frage von Religion, Schicksal und freiem Willen beschäftigt. Sicher, wir haben in der SF Romane nach dem Format "Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein". Und natürlich darf man nicht vergessen, dass "Stranger in a Strange World" gerade ja eine Art von Jesus-Geschichte ist. Aber sonst? Sonst hat die SF zum Thema Jesus, Weihnachten nicht unbedingt viel zu sagen. Unbestritten schafft die SF jede Menge neuer Erlöserfiguren, sie schafft jede Menge neuer Religionen, sie schafft Feste, die so ähnlich wie Weihnachten klingen. Sieht man sich etwa das Star-Wars-Special aus den 70gern zu Weihnachten an, dann ist definitiv unklar, was genau man am "Lebenstag"-Fest denn feiert. Ja, ich weiß, irgendjemand in diesem furchtbaren Machwerk wirft mit Worten wie "Licht" und "Leben" und so umher, aber so richtig erklärt wird es nicht. Der wichtigste Punkt: Geschenke. Ach ja, und dann irgendwas mit Familie. Ansonsten ist das "Lebenstag"-Fest eine botschaftsleere Hülle.
Die SF übernimmt gerne wie die aktuelle Reklame die Sekundärtugend des Festes: Die Sehnsucht nach dem Heilen in einer zerbrochenen Welt. Es ist nicht das Licht der Engel, dass uns in dem Edeka-Werbespot mit dem Roboter entgegen leuchtet. Es ist das Licht der Familie, das durch deren geöffnete Hüttentür dem kleinen Roboter anhaucht, der das Fest der Feste in den Ruinen einer von der Menschheit verlassenen Stadt entdeckt hat. Was den Roboter im Edeka-Werbspot fasziniert ist nicht der Kern des Weihnachtsgeschehens, es ist nicht die Geschichte vom Kind in der Krippe. Es ist nicht das eigentliche Geschenk, es ist die Verpackung. Nun kann das der Roboter, der auf die "Überreste" der Menschen stößt nicht wissen. Es ist ja auch niemand da, der ihm erklären könnte, was das Ganze soll. Und ob die Familie in der Hütte das noch weiß - gute Frage. Unabsichtlich ist der Spot allerdings auch ein Kommentar unserers aktuellen Umgangs mit dem Fest an sich. Die eigentliche Weihnachtsbotschaft interessiert nicht mehr, weil die Verpackung, der Glitzer, die Sehnsucht nach dem Heilen in dieser Welt die christliche Grundbotschaft überdeckt. Oder um es mit "South Park" zu formulieren: "Es geht um die Geschenke! Oder um die Orte, an denen man sie bekommt, Aldi Süd ist sich ja nicht zu schade einen ganzen Supermarkt ins All zu schicken in diesem Jahr. Schade ist es allerdings, dass wir offenbar dem Bling, dem Glamour, dem Ring-Ding-Ding dem Vorzug geben, dass wir uns ablenken lassen vom Äußeren. Durchaus menschlich, aber vielleicht finden wir, wenn wir uns mal richtig konzentrieren, dann doch wenigstens Etwas von dem wieder, wofür Weihnachten eigentlich steht. Ich glaube, es war irgendwas mit Liebe.