Happy Birthday Doctor Who - Meine Fangeschichte
Alle haben schon längst gratuliert, Rückblicke geschrieben oder über ihre Beziehung mit der am längsten laufenden SF-Serie - mit einer Unterbrechungspause - räsoniert. Dass ich das erst heute tue hat einen Grund. Gestern vor sechzig Jahren flimmerte die Folge „The Dead Planet“ über die Bildschirme und deren Cliffhanger ist legendär. Es ist mit eines der Bilder, die man als Fan kennt, auch wenn man die Folge nicht gesehen haben sollte: Barbara an der Wand stehend, schreiend vor Schreck und ein langes Etwas mit einem dunklem Aufsatz reckt sich ihr entgegen. Was ist das? Was - was - was? Fortsetzung: Nächste Woche …
Natürlich erinnere ich mich nicht daran. Wie auch. Dafür war ich zu spät auf der Welt. Aber merkwürdige Roboter mit Saugnäpfen? Die kannte ich schon. RTLplus hieß damals der Sender, der - wie ich meine Sonntags - Serien brachte. Darunter ein Mensch in seltsamer Kleidung in einer blauen Kiste, der von einem riesigem Standbild seiner selbst erschlagen wurde. Daran konnte ich mich noch deutlich erinnern und an die Roboter mit der eher piepsigeren Stimme. Ebenfalls verwahrte ich im Gedächtnis eine Szene mit seinem Nachfolger, in dem es um - Vampire? - ging, die von einem Soldaten der UdSSR Kraft des Glaubens an Hammer und Sichel in Schach gehalten wurde. Der Doctor - also beide Inkarnationen - schufen schon einen bleibenden Eindruck. Doch irgendwie entwich die TARDIS mir wieder.
Der Doctor landete dann bei Goldmann. In schwarzen Taschenbüchern mit etwas merkwürdig aussehenden Covern. „Doctor Who und das Kind von den Sternen“ landete irgendwann bei mir später als etwas erwachsenerer Mensch im Bücherregal. Im ersten Taschenbuch gab noch einen Anhang, der erklärte, was es mit dem Doctor auf sich hatte. Und tatsächlich - da waren sie wieder. Also auf einem späteren Cover: Diese Roboter, die - wie ich jetzt aus dem Buch erfuhr - Daleks hießen - und dass der Doctor sich regenerierte, war mir auch neu. Goldmann gewährte dem Doctor aber nur kurz Unterschlupf. Zu meinem Leidwesen. Als ich dann später etwas intensiver in das Whoniversum eintauchte, stieß ich auf die kuriose Tatsache, dass die erste Folge „An Unearthly Child“ aus irgendwelchen Gründen zweimal als Roman bearbeitet wurde. Die eine Version war eine Nacherzählung der Folge mit auktorialem Erzähler, die andere eine aus der Perspektive von Ian. Seltsam, aber so steht es geschrieben.
Die Taschenbücher machten jeden Umzug mit und ich hütete sie wie meinen Augapfel. Auch der Doctor selbst ließ mich nicht los, ich versuchte so viel wie möglich über ihn zu erfahren, was im Zeitalter ohne Internet ja fast unmöglich war. Obskure britische Serien, die irgendwann mal im Privatfernsehen liefen … und dann noch SF! Irgendwann kam dann das Internet. Amazon. Auf einmal erschloss sich eine Welt der Dinge, die jenseits Deutschlands erschienen und die dann natürlich sauteuer waren. Aber das führe dazu, dass ich eines Tages eine VHS-Kassette in den Recorder steckte und so den fünften Doctor zum ersten Mal genießen konnte. Es ging um künstliche Lebensformen, Roboter, Platon und … So ganz ernst nehmen kann ich diese spezielle Geschichte nun auch heute nicht, aber es war toll: Der Doctor im Original auf VHS! Magisch! Nur leider halt sauteuer. Es blieb dann auch die einzige VHS-Kassette. Aber ich bekam mit: Es gab Hörspiele! Es gab Webseiten! Sowas wie Big Finish existierte!
Doctor Nummer Sieben stellte sich mit „Death Comes to Time“ ein, einem Hörspiel, dass von der BBC produziert war. Ein seltsames Stück Geschichte, ähnlich wie „Scream of the Shalka“. Das Problem beim Hörspiel: Offenbar war „Death Comes To Time“ als Pilot für neue Hörspielarbenteuer konzipiert und das Ende war mehr oder weniger offen. Zudem: Companion Ace macht eine Ausbildung zum Time-Lord? Immerhin gab es nettes Zusatzmaterial auf der CD, das man sich heute kaum noch anschauen kann. Welcher Rechner hat noch ein CD-Laufwerk für diese Extra-Computer-Format-Dings? Eben.
Durch ein Fantreffen von Farscape-Fans fand ich dann auch Leute, die genauso wie ich für den Doctor schwärmten. Die sich über die alten Folgen - Dinosaurier in London! - ebenso amüsieren könnten wie ich. Mit denen ich fachsimpeln konnte. Und dann kam DIE ANKÜNDIGUNG. Doctor Who. Neue Folgen. Oh, das war aufregend. Man wusste ja trotz Internet nun so gut wie nichts darüber. Russel T. Davis kannte ich auch gar nicht, „Queer as Folk“ kam ja erst später zu uns und soviel Interesse als dass ich die damals über - hmm - Mittel und Wege mir hätte anschauen mögen, soviel Interesse war da nicht. Aber für den Doctor? Schon. Wie wird das wohl werden? Kompletter Neustart? Ignoriert man die alte Serie? Vor allem: GIBTS DALEKS? Also für mich war das schon eine wichtige Frage. Und dann endlich über Mittel und Wege besorgt und „Rose“ angeschaut … und … ähm … man, waren die Effekte mies. Klar, der neue Doctor und der neue Companion hatten Chemie und da gab es diese tolle Rede mit Erde, Schwerkraft, Loslassen. Aber der Freund von ihr? War der nervig. Außerdem mochte ich die Autons schon eh nicht unbedingt. Humpf.
Dann aber … die zweite Folge. Die Weltraumstation. Die Außerirdischen, Die Andeutung eines tragischen Hintergrundes beim Doctor. ich war gefangen. Ich habe seitdem keine Folge ausgelassen. Und keine Folge der etwas einfacher gehaltenen Serie „Sarah Jane Smith“. Die ersten zwei Staffeln von „Torchwood“ hab ich durchgestanden, um die grandiose dritte mir anzusehen und danach etwas enttäuscht mitten in der vierten Staffel aufzuhören, weil … Amerikanische Co-Produktionen sind halt … Och, nee. „Class“ mochte ich dagegen sehr. Schwierig wurde es beim Wechsel von Moffat zu Chibnall als Produzenten, weil erstens die Serie mehr und mehr an Budget einbüsste - diese Spinnenfolge war unterirdisch mit … ja … der Doktorin? Die Doctor? Der weiblichen Inkarnation des Doctors? Zudem entwickelte sich bei den Companions auch nichts weiter. War nicht ganz so meins, aber dann habe ich „The Flux“ flugs nachgeholt, die Staffeln mit ihr auch und war dann aktuell als die neuen Folgen mit der 14. Inkarnation des Doctors bei Disney+ liefen. Dass ich River Song mochte, habe ich erwähnt? Ach, eigentlich die ganze Moffat-Ära mit ihren komplizierten Wendungen und Einfällen. Chibnall war mir zu schlicht, aber die Historicals waren stets gut bei ihm.
Und dann war doch noch die Sache mit der Cologne Conference, dem ersten offiziellen Ausstrahlungsort der beiden ersten Folgen auf Englisch. Die Sache mit der ersten Ausstrahlung auf Pro7 und dem Fangruppenguck-Event damals auf Pro7 in Köln und dem Navi, der mich und meine Bekannte dorthin lotste. Abgesehen mal von den diversen „Wird mal wieder Zeit zum Gruppengucken, welches Wochende bei wem?“-Treffen. Das vermisse ich doch etwas. Heute kann man auf Disney+ zwar sowas wie eine Watchparty per Internet machen, aber ist doch nicht dasselbe. Jedenfalls: Ich bin auf den Neuen gespannt. Auf die neue Companion. Auf das, was da kommen wird und auch, wenn ich die Specials mit 14 als „okay“ einordne - Donna, oh Donna, looking for my Donna …