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Wundertüten für den Müll

Das Romanheft, das Universum ... und die Dinge dazwischen - Die Multimedia-KolumneWundertüten für den Müll –
Heftromane und Comics

Oft frage ich mich, wie viele Heftromane gibt es auf dieser Welt? Dann wieder frage ich mich, wie viele Leute Heftromane lesen? Vielleicht hat sich jemand schon mal die Mühe gemacht, dies auszurechnen, ich jedenfalls nicht und ich werde es auch nicht tun. Und dann frage ich mich noch, wie groß die Zahl der Heftromane ist, die nach dem ersten Mal Lesen im Müll verschwanden. Wer kann so etwas nur tun?
Ein Roman kann meinetwegen grottenschlecht sein - im Müll würde er bei mir jedenfalls nie landen.

Aber früher war das ja auch nicht viel anders. Sie alle drängten mehr oder weniger inkognito zu den Kiosken und Bahnhofsbuchhandlungen, um sich den neuesten Groschenroman zu besorgen, die Wundertüte voller Abenteuer, Gefahr und Phantasie. Nach dem Durchlesen wurde er entweder weiterverkauft, oder ganz einfach in den Müll geworfen.

Mein Vater hat mir selbst auch mal erzählt, wie er früher diese kleinen Piccolos „Nick, Der Weltraumfahrer“ gelesen hat. Er erzählt, dass er ein paar hundert von denen hatte.

Hatte!

Warum hat er sie denn jetzt nicht mehr? Ich möchte erst gar nicht mal wissen, wie viel Geld manche Leute bei Ebay für diese Sammlung zahlen würden. Traurig, aber was kann man machen...

Und da wären dann noch die ganzen Romane und Comics, die man heute nur mehr bei Flohmärkten, Ebay oder gar nicht bekommt. Man behielt ja alles auf, warum keine Groschenromane und Comics? Hat man sich für sie geschämt? Wohl kaum. Als „Nick, Der Weltraumfahrer“ heraus kam, gab es noch kein Fernsehen und Bücher wurde eigentlich eher nur ausgeliehen, anstatt sie zu kaufen - jedenfalls war das bei meinem Vater so.

Es wäre ja tatsächlich interessant, den Weg von Heftromanen zu verfolgen. Zuerst beim Kiosk, dann beim Erstleser, von dem zum Nächsten, zum Nächsten, zum Nächsten und dann landete er auf dem Müll. Alles hat man aufbewahrt - ok, ich wiederhole mich -. Man hätte ja theoretisch auch eine kleine Ecke mit ein paar Kartons freilassen können, die nur für Romane bestimmt war. Wenigstens eine winzigkleine mit den Lieblingsromanen und Comics. Aber bei meinem Vater gab es nicht mal die. Und heute sagt er selbst, dass man sie vielleicht hätte behalten können, es hingen doch einige schöne Erinnerungen an alte Kumpels, mit denen er um die Wette gelesen hatte, dran.

Tja, das waren noch Zeiten, wo sie in die nächste Stadt gefahren sind, um einen Nick, Der Weltraumfahrer, einen Tarzan, einen Cotton, einen Unger oder was weiß ich noch alles ein paar Tage vor den anderen gelesen zu haben. Gut und schön, könnte zu mir passen, aber was dann mit den Romanen passiert, ist nicht mehr so auf meiner Linie...

Warum müssen nur immer Heftromane als Erste daran glauben? Wenn man umzieht oder nur einfach Platz sparen muss, schmeißt man nix von dem Gerümpel, das schon seit zehn Jahren herumsteht weg - nein, man bringt die Heftromane zum Müll!

Aber vielleicht gibt es ja irgendwo Müllmänner, die sich auf Heftromane spezialisiert haben. Wer weiß das schon so genau. ? Theoretisch können sie jeden Mülleimer mit Papiermüll durchkramen, um auf Heftromane zu stoßen. Oder sie setzen gleich einen Suchhund ein...

Na gut, diese Vorstellung ist doch etwas abwegig.

Aber man könnte ja auch mal eine kleine Kampagne heraufbeschwören: „Rettet die Romanhefte!!!“ Jeden der ein Abo hat anschreiben und ihn bitten, bevor er/sie den Heftroman zum Müll bringt, ihn doch an die Campagne zu stiften. Da kämen sicher einige zusammen!

Aber schließlich, nach all diesen höchst unwahrscheinlichen Ideen stellt sich natürlich die Frage: hätte man damals in den 50ern, 60ern, 70ern... doch die Western-, Krimi, SciFi-Romane aufbewahren, wenn man damals schon etwas über Ebay und Konsorten gewusst hätte? Hätte man sie aufbewahrt, wenn man gewusst hätte, dass die nächsten Generationen auch noch gerne solche Romane lesen und in ihrer Zeit die größten Schwierigkeiten haben, um diejenigen Romane, die der einst zum „Feuerschürer“ missbraucht worden waren, zu beschaffen? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich schätze allerdings, dass der Eine oder Andere schon damit spekuliert hätte, ein paar Romane bei Ebay teuer zu versteigern, oder sie wenigstens zu verschenken oder selbst aufzubewahren, um sie dann irgendwann doch mal in den Müll zu befördern. Denn Heftromane eignen sich ja sehr gut zum Entsorgen.

Ich persönlich werde mich jedenfalls jetzt zu Ebay begeben und irgendwas ersteigern. Zwar habe ich erst vor ein paar Tagen eine Hand voll Larry Brent und Macabros bekommen, aber irgendwas eignet sich ja immer zum Zuschlagen. Und ist es nur ein Sinclair aus dem hinteren Drittel. Im Müll landen wird bei mir jedenfalls mal keiner, obwohl ich schon einige Male mit solche Romane wie „Der Seelenangler“ oder „Zombie-Bomben“ usw. geliebäugelt habe.

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