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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit John Coffee »Jack« Hays?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit John Coffee »Jack« Hays?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 28. Januar 1817 wurde in Little Cedar Lick in Tennessee ein Mann geboren, der zu den Ikonen der texanischen Geschichte gehört, obwohl er nur 13 Jahre seines Lebens in diesem Staat verbracht hatte: John Coffee „Jack“ Hays.

Er war einer der ersten Offiziere der legendären Texas Rangers und wird im Mythos einer Staatsgründung aus Feuer und Blut fast als sakrale Gestalt gesehen. Dabei war sein Leben von ständigem Kampf geprägt; da war kein Platz für einen Heiligenschein.

In meinem Buch „Jack Hays, Texas Ranger“ von 2001 habe ich geschrieben: „Er war jung, dynamisch, ehrgeizig und visionär, als er nach Texas kam. … Zugleich widersprach er dem allgemeinen Klischee vom hünenhaften Kraftmenschen, der die Wildnis bezwang; denn er war körperlich klein, schmächtig, unauffällig. Aber er bewies immer wieder andere Tugenden, wie Ausdauer, Zähigkeit, Klugheit, Umsicht, Kreativität; er zeigte moralische und geistige Kraft.“

Hays kam als 19jähriger im Jahr 1836 nach Texas, hatte ein Empfehlungsschreiben von US-Präsident Andrew Jackson – seinem Großonkel – in der Tasche und erhielt damit Zugang zum Präsidenten der Republik Texas, Sam Houston, der die Familie Hays aus seiner Zeit in Tennessee kannte. Houston ernannte den jungen Mann sofort zum Texas Ranger.

Hays stieg sehr schnell zu einer Führungsgestalt auf. In jenen Jahren kämpften die Rangers als paramilitärische Polizeitruppe vorwiegend gegen Comanchen, die die grenznahen Siedlungen bedrohten. 1840 vereinigte Hays seine kleine Kompanie mit einer Gruppe Tonkawa-Scouts unter Chief Placido und besiegte eine große Comanchen-Kriegsparty am Plum Creek.

Hays wehrte erfolgreich mehrere Vorstöße der Mexikaner nach Texas ab, die sich ihre ehemalige Kolonie zurückholen wollten. Im amerikanisch-mexikanischen Krieg (1846-48) kommandierte er als Colonel das 2. Regiment Texas Rangers während General Winfield Scotts Marsch auf Mexico City. Er schlug mehrfach zahlenmäßig stärkere mexikanische Kavalleriekommandos und Guerillas, etwa bei Sequalteplan und Matamoros.

Jack Hays war der erste, der mit seiner Ranger-Kompanie Samuel Colts 5-schüssigen Paterson-Revolver einsetzte und dem Erfinder damit zum Durchbruch verhalf. Er unterstützte Captain Samuel Walker, der Colt bei der Entwicklung des Whiteneyville-Walker-Revolvers zur Seite stand.

Obwohl Hays immer wieder in Kämpfen gegen Indianer in den texanischen Ebenen gestanden hatte, respektierten die Comanchen ihn als „großen Krieger“. Nachdem er am 29. April 1847 Susan Calvert geheiratet hatte, schickte Chief Buffalo Hump ihm zur Geburt seines ersten Sohnes einen goldenen Löffel mit der Gravur: „Buffalo Hump Jr.“

Zu dieser Zeit lebte Hays mit seiner Familie bereits in Kalifornien, wohin ihn der Goldrausch gelockt hatte, nachdem er noch 1849 zum Indianer-Agenten für New Mexico und Arizona ernannt worden war.

1850 wurde Hays zum Sheriff des San Francisco County gewählt, 1853 folgte seine Ernennung zum obersten Landvermesser Kaliforniens. Er gehörte zu den Gründern der Stadt Oakland, war deren erster Bürgermeister und erwarb in den Jahren bis 1860 erheblichen Wohlstand als Landmakler und Rancher.

Während des Bürgerkrieges verhielt Hays sich neutral und konzentrierte sich auf seine Geschäfte. Als prominentes Mitglied der Demokratischen Partei Kaliforniens und Mitbegründer der „Union Savings Bank“, gehörte er zu den einflußreichsten Bürgern des Staates und war 1876 Delegierter auf der Demokratischen Konvention zur Kürung des Präsidentschaftskandidaten Sam Tilden.

Am 21. April 1883 starb Jack Hays. Der Historiker Jack Casey schrieb in seinem Buch „The Texas Border“ (1950): „[Er war] der erste Rangerführer, der einen Platz in der etwas konfusen Geschichte von Texas erhielt, und es gibt eine allgemeine Übereinstimmung, dass er diese Ehre verdient hatte.“ Casey fügte hinzu: „Sein Ansehen als großer Captain entstand in weniger als sechs Monaten; … wegen seiner Führungsqualitäten.“

Der ebenfalls legendäre Ranger-Captain John Rip Ford sagte 1885: “Kein Offizier besaß jemals so vollständig die Achtung und das Vertrauen seiner Männer wie Jack Hays.“


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2019Die aktuelle Ausgabe

 

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