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Synthetische Seelen: Jenseits des Turingtests

1Synthetische Seelen:
Jenseits des Turingtests

Für den einen ist es Esoterik, für den anderen Science Fiction – auf jeden Fall aber hält die SF-Literatur ein paar sehr ausgefallene Lebensformen bereit. Da gibt es Planeten, deren Lebensformen alle zusammen ein Kollektivwesen bilden wie zum Beispiel der Planet Woodlark in PR-TB 53 »Der Mordplanet«.

Noch einen Schritt weiter ging Kurt Mahr in verschiedenen Planetenromanen:


Geisterschiff CREST IVIm Taschenbuch 117 „Unser Mann im All“ präsentierte er in einer Kurzgeschichte den Planeten Oddball, dessen mineralische Strukturen Äquivalente zu Neuronen ausbildeten und der Intelligenz und Eigenbewusstsein entwickelte, als die Terraner auf einem Flug zur Hundertsonnenwelt im Leerraum eine Orientierungspause einlegten und dabei die einsame Dunkelwelt im Nichts entdeckten.

Und schließlich entwarf Mahr in PR-TB 191 „Geisterschiff CREST IV“ die fremdartige mineralische Intelligenz Kjaahrl. Oddball und Kjaahrl konnten beide Neugier und Einsamkeit empfinden und handelten danach. Sie demonstrierten ein Bewußtsein, dem jede organische Grundlage fehlte (im Gegensatz zu den Posbis, NATHAN oder dem Vario-500-Roboter, die allesamt Zellplasmaanteile haben oder hatten).

Zeitzeuge der ZukunftIn jüngster Zeit hat Attilar Leccore in PR 2724 „Zeitzeuge der Zukunft“ bei einem Körperkontakt zum atopischen Richter Matan Addaru Dannoer festgestellt, dass die ÜBSEF-Konstante/Seele des Richters ganz anders ist als alle, mit denen er bisher zu tun hatte. Leccore schildert seinen Eindruck, dass des Richters ÜBSEF-Konstante künstlich ist und von seinem Richterstab erzeugt wird.

Ockhams WeltAuch die Galaktiker können so etwas: in PR 2795 „Ockhams Welt“ hat man den letzten bekannten lebenden Dolan „JASON“ mit synthetischen Pseudobewußtseinen ausgestattet, die die Rollen der längst verstorbenen Exekutoren ausfüllen.

Der unlängst im Kino wieder zu Ehren gekommene Turing-Test erkennt einer Maschine ein dem Menschen ebenbürtiges Denkvermögen zu, wenn ein Mensch nach einer gleichzeitigen Unterhaltung mit einer Maschine und einem anderen Menschen nicht entscheiden kann, welcher seiner Gesprächspartner der Mensch ist. Im Juni 2014 erklärte die Universität Reading, der russische Chatbot Eugene Goostman habe den Turing-Test erfolgreich bestanden (wobei die durchaus vorhandenen Schwächen des Programms - mangelnde Selbstreflektion und mangelnde Spracherkennung - damit weg erklärt wurden, es handele sich um einen Jugendlichen in der Pubertät und mit Migrationshintergrund).

Aber können entsprechend hoch entwickelte Computer auch so etwas wie eine Seele haben?

Und wo kommen Seelen eigentlich her beziehungsweise zu welchem Zeitpunkt entstehen sie? Die befruchtete Eizelle wird noch keine Seele haben, denke ich mal; ein Minimum an Nervensystem wird's dafür schon brauchen. Wo der jüdische Talmud jedoch erst 40 Tage nach der Befruchtung einen neuen Menschen erkennt, ist der katholischen Lehre zu Folge das menschliche Leben vom Augenblick der Empfängnis an zu achten und zu schützen.

Terry PratchettUm mal einen Blick über den Perry-Teller hinaus zu riskieren: der gerade erst verstorbene Terry Pratchett beschrieb in „Die lange Erde“ die künstliche Intelligenz Lobsang, die als Reinkarnation eines tibetischen Motorradmechanikers anerkannt wurde.

Wenn man nicht nur an die Existenz von Seelen generell glaubt, sondern auch an das Konzept der Seelenwanderung, dann stellt sich tatsächlich die Frage, ob ein neuronales Netzwerk aus Halbleiterbausteinen sich wohl ab einer bestimmten Mindestkapazität genau wie ein neuronales Netzwerk aus biologischen Zellen als Interface eignen kann, in dem die Seele sich verankert und über das sie den Körper zu steuern lernt? Und kann man die Seele durch geeignete Übungen so weit trainieren, dass sie noch komplexere Nervensysteme übernehmen könnte (für den Fall, dass der Mensch eben nicht das Ende der Fahnenstange ist)?

Kann man andererseits durch Vernachlässigung dieses Trainings so viel Kontrollvermögen einbüßen, dass man in der nächsten Reinkarnationsrunde wieder mit dem Nervensystem eines Tieres vorlieb nehmen muss?

Wer heutzutage als Buckelwal reinkarniert, der ist natürlich ganz schlimm dran.

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