Zu nah an unserer Realität? - Tiuphoren
Zu nah an unserer Realität?
Tiuphoren
Mein erster Gedankengang war dann der Vergleich der Tiuphoren mit unserer Realität. Wenn ich die technischen Aspekte der Tiuphoren außer Acht lasse, so bleibt eine Kompromisslosigkeit und Geringschätzung übrig, die auch Teilen der Menschheit nicht fremd ist. Wir erleben leider die grausamen Taten des Islamischen Staates oder die Ethnischen Säuberungen in Afrika. Auf absehbare Zeit ist auch mit keiner Besserung zu rechnen, denn kaum ist ein Konflikt mehr oder weniger beendet, flammt ein neuer Konflikt auf. Die Gründe sind vielfältiger Natur, aber vor allem geht es um den Herrschaftsanspruch über ein Land/Kontinent oder Ressourcen. Aktuell und auch zukünftig wird sich die Menschheit nicht so schnell aus diesem Schema lösen können, auch wenn es immer wieder versucht werden sollte. Und hier sehe ich dann einen größeren Unterschied zwischen der Menschheit heutiger Zeitrechnung und den Tiuphoren. Auch wenn wir viele Konflikte auf unserem Planeten haben, so werden immer wieder Anstrengungen unternommen, um diese zu lösen. Mal passiert dies zu spät, ein anderes Mal wird die Krisensituation für die eigenen geostrategischen Interessen benutzt und so weiter. Bei der neuen Spezies in Perry Rhodan läuft das dann etwas anders ab. Deren Zielsetzung ist klar und davon wird nicht abgewichen, völlig egal, wie abscheulich dieses Verhalten anderen Spezies vorkommen mag.
Die Tiuphoren zelebrieren die Kriegsführung während ihrer Banner-Kampagnen auf eine Art und Weise, die manche Leser sicher abstoßen kann. Aber ist das nicht genau das Ziel der Autoren? Eine Rasse zu entwickeln, die auf der einen Seite Ähnlichkeiten zu aktuellen Konflikten auf der Erde nicht verleugnen kann, auf der anderen Seite dann doch so fremdartig ist, dass die Unterschiede wieder deutlicher werden? Denn eines ist klar. Aufgrund der vielfältigen Konflikte unserer Zeit werden sich immer Überschneidungen finden lassen. Deswegen sollte das Autorenteam aber nicht darauf verzichten derartige Konflikte in die Serie einzubauen, denn Perry Rhodan war schon immer ein Kind des Zeitgeistes. Weiterhin würden sie sich dann selber in ihren Möglichkeiten beschneiden, was nun nicht sein muss.
Wichtig ist meiner Meinung nach vor allem, dass die Fremdartigkeit des Vorgehens der Tiuphoren klar gemacht wird und dass es nicht mit unseren Werten/Ansichten vereinbar ist. Gut, wir haben in manchen Teilen der Welt ebenfalls Zustände, die nicht mit unseren Werten zu vereinbaren sind, aber deswegen sind sie nicht falsch, sondern sie garantieren schon seit Jahrzehnten, dass wir frei leben können. Ähnlich verhält es sich mit der LFT und deren Verfassung. Diese garantiert den Völkern der LFT umfassende Freiheiten und Grundrechte. Perry Rhodan wird auch nicht müde diese Werte zu verteidigen, was ein wichtiger Gegensatz zu den Tiuphoren ist, um damit zu zeigen, dass ein derartiges Vorgehen nicht nur abgelehnt wird, sondern auch zum Widerstand animiert. Würde dies nicht aufgezeigt werden, dann könnte ich die Ablehnung der Tiuphoren durch manche Leser nachvollziehen.
Grundsätzlich habe ich aber kein Problem damit Perry Rhodan und unsere Welt getrennt zu betrachten. Wieso sollte ich mich von einer fiktiven Serie derart beeinflussen lassen, dass sich ein unangenehmes Gefühl und Assoziationen mit unserer Realität einstellen? Lese ich einen neuen Roman, dann versuche ich vor allem Verknüpfungen zwischen dem, was ich gerade lese, und vorherigen Romanen herzustellen. Ich spekuliere auch gerne was da noch auf uns zukommen könnte, aber einen Vergleich zwischen Rhodan und der Realität habe ich selten angestellt. Außer die Autoren haben mir nicht deutlich genug ausgearbeitet, wieso ein bestimmtes Verhalten zwar innerhalb der Serie und der auszuübenden Partei logisch ist, aber dieses Verhalten dann nicht kritisch hinterfragt. Das war zum Beispiel bei dem Gerichtsprozess der Atopen gegen Perry Rhodan der Fall. Da wird einfach stehen gelassen, dass dieser Vorgang nicht mit den Grundsätzen der LFT und deren Verfassung vereinbar ist, wie auch mit unseren eigenen Grundsätzen. Die Atopen können gerne so handeln, aber die Verwerflichkeit dieses Handelns sollte schon aufgezeigt werden und nicht unwidersprochen stehen bleiben.
Mir gefallen die Tiuphoren bisher gut, weil neben dem Widerstand anderer Wertegemeinschaften auch der Kontrast zu anderen Spezies stimmt. Sie sind anders und das zeigen sie auch. Zukünftig hätte ich nichts gegen weitere neue Spezies, die aus dem bisherigen Rahmen ausbrechen. Wobei ich sowieso den Überblick über die verschiedenen Spezies in Perry Rhodan verloren habe. Zum Glück gibt es die Perrypedia….
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