Militär zum Mieten: Söldner in der Science Fiction
Militär zum Mieten:
Söldner in der Science Fiction
Die erste Geschichte über Söldner, die ich gelesen habe, stammt aus der Schreibmaschine von Henry Kuttner und Catherine Lucille Moore (unter dem Pseudonym Lawrence O'Donnell).
„Clash by Night“ entstand 1943 und spielt auf der Venus nach dem Untergang der Erde durch einen Atomkrieg. Die Venus ist dort der zeitgenössischen Ansicht nach ein Dschungelplanet mit aggressiver Vegetation; die Menschen leben in Städten auf dem Meeresgrund. Wenn zwischen diesen Städten Streitigkeiten zu regeln sind, dann heuert jede Stadt eine der freien Söldnergesellschaften an, die ihre Stützpunkte auf Inseln oder mühsam gerodeten Halbinseln haben, und diese Söldner ziehen gegeneinander in die Schlacht.
Ein stehendes Militär ist eine kostspielige Angelegenheit. Eine gut ausgebildete und gut ausgerüstete Truppe kostet eine Menge Unterhalt, wie jeder Verteidigungsminister auf Anfrage gerne bestätigen wird. Ein Rokokofürst wie der Landgraf von Hessen-Kassel konnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn er seine Truppen an ausländische Krieg führende Mächte verlieh: die Soldaten und Offiziere blieben im Training und sie erwirtschafteten ihren Unterhalt. Die Regeln der Kriegsführung im 18. Jahrhundert waren dementsprechend etwas anders als heute, und die „Kabinettskriege“ wurden mit begrenzten Zielen geführt und möglichst schonend sowohl für die eingesetzten Truppen als auch für die Regionen, in denen und um die gekämpft wurde. Erst die französische Revolution und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht bahnten wieder den Weg zu blutigen Schlachten kaum ausgebildeter Massen von „Kanonenfutter“.
Söldner sind dementsprechend auch ein fester Bestandteil zumindest der US-Military Science Fiction. Gordon R. Dickson stellte 1960 einerseits die Dorsai vor, die „als Soldaten geboren“ werden, und auf der anderen Seite die Nachfahren der Quäker, deren Planeten nichts zu exportieren haben außer Menschen – die eben als preiswerte Soldaten dafür sorgen müssen, dass ihre Heimatwelten die benötigten Importe bezahlen können.
David Drake präsentierte 1979 „Hammer's Slammers“, eine Luftkissenpanzereinheit des regulären Militärs von Neufriesland, die unter dem Kommando von Oberst Alois Hammer an andere Welten vermietet wird.
Und was wäre das klassische BattleTech-Universum ohne die Gray Death Legion, die Kell Hounds oder Wolfs Dragoner?
Bei Perry Rhodan hingegen führen Söldner ein eher stiefmütterliches Dasein. In den frühen Jahren des Solaren Imperiums bekamen Perry und seine Mitstreiter es mit den Überschweren zu tun, dem Zweigvolk der Mehandor, das mit Schutz und Schlagkraft handelte. Der Überschwere Talamon wurde dabei sogar zum Verbündeten der Terraner, sein Kollege Topthor zu einem erbitterten Feind. 1400 Jahre später diente sich der Überschwere Leticron den larischen Besatzern als Erster Hetran der Milchstraße an, nachdem Perry Rhodan sich gegen die Laren aufgelehnt hatte.
In Gruelfin gab es die Juclas, ein Zweigvolk der Cappins, die sich unter anderem als Söldner verdingten. In der Milchstraße fanden die insektoiden Plostas in insgesamt zwei Romanen Erwähnung – und schon in „Die Söldner der Galaxis“ wurde ihre Heimat von den Gelben Eroberern besetzt und an ihre Bedürfnisse angepasst. Das haben die Plostas offenbar nicht überlebt.
Während der Zeit von ES' Verwirrung, als die Friedenssprecher der Linguiden die Milchstraße dominierten, war die Überschwere Paylaczer mit ihren Pariczanern der große Knüppel von Friedenssprecherin Cebu Jandavari.
Und dann kam Moira, die Ayindi. Gestrandet auf der falschen Seite des Universums und durch ihren Symbionten so ziemlich unsterblich, verdingte sie sich aus Langeweile als Söldnerin. Und sie war verdammt gut darin!
Aber das ist nun alles schon über 1000 Bände und mehr als 20 Jahre her. Nein, Söldner sind nicht populär in Perry Rhodans Milchstraße.
Kommentare
Ich sehe Raum für Söldner eigentlich eher im Gebiet des ehemaligen Imperiums von Arkon ... und da haben die Überschweren sicher die besten Verbindungen.
Es gibt da ein Problem, dem sich jeder Arbeitgeber von Söldnern über kurz oder lang stellen muss: Verträge laufen aus, und die Helden von gestern können plötzlich im Sold der Gegner von morgen landen und auf der anderen Seite des Konflikts stehen.
C.J. Cherryh hat in ihrer Mri-Trilogie (Kesrith, Shon'jir, Kutath - in einem Band erschienen unter dem Titel "Die sterbenden Sonnen") eine finstere Konsequenz demonstriert - als der Krieg der Menschen mit den Regul, den aktuellen Dienstherren der Mri, zu Ende geht, bringen die Regul ihre Söldner lieber um als zu riskieren, dass diese in Zukunft für die Menschen arbeiten könnten. Und eine Reise der letzten überlebenden Mri zurück entlang der Koordinatenreihe eines uralten Datenspeichers führt von einer getöteten Welt zur nächsten ...
Wenn ich mich richtig erinnere, waren die Rhodan-Leser schon bei Moira am Schreien, die auch nur die Killermaschine war, weil es behauptet wurde und nicht, weil es der Leser miterlebte.