Abmurksen...oder Einparken? - Über den Umgang mit Hauptfiguren
Abmurksen ... oder Einparken?
Über den Umgang mit Hauptfiguren
Sehr empfindlich reagierte der Leser darauf nicht, höchstens einige Protestbriefe haben wahrscheinlich den Verlag erreicht, eine LKS gab es, glaube ich, noch nicht in den 150er Bänden der EA.die verlagstechnisch eigentlich notwendige Rückkopplung zwischen Herausgeber und Leser war noch nicht so durchorganisiert: Gib dem Affen Zucker! Später wurde der Schnitt größer, als das „Voltzen“ ein Begriff wurde. WiVo schnitt mit der Handlung der beiden „Genesis-Krisen“ viele Mutanten heraus, dazu Mercant. Später war es üblich, ab und zu einen ZAC-Träger zu opfern, wofür ja diese Spiralagalaxis erfunden wurde, die bei seinem Tod dann abgestrahlt wird. Der jüngste war Ronald Tekener, zwar jetzt auch schon einige gefühlte hundert Hefte her, wurd er demonty-iert (nach Christian Montillon, dem gerade herrschenden Expokraten...). Tekener war einst von der Atlanserie zum Perry herübergerettet worden. Aber auch ihn holte dann die Zeit ein, der germanistische Zeitgeist genauer gesagt. Da halfen nicht einmal Lashat-Pocken...eigentlich traurig, denn ein Bluff hätte viel besser zum Spieler gepaßt, etwa ein Roboterdouble oder ein Bioandroid.
Schade ist, dass die Autoren/Expokraten so finalisieren..., dass sie sich nicht trauen, ihre Charaktere einmal in einem Nachbaruniversum verschwinden zu lassen mit anderem Zeitablauf, sie tausend Jahre oder gefühlte tausend Hefte in ein Stasisfeld packen oder einmal auf eine lange Reise schicken (im Moment sind da nur Danton und Saedelaere). Aus der laufenden Handlung eine Person herausschreiben, ist ja in Ordnung...aber sie alle so finalisieren wie bei dem Eisfrost, der ES befiel, war eigentlich ziemlich brutal, es hätte genügt, die alten Kämpen im Hyperraum zu parken.. Alte Zöpfe müssen nicht immer abgeschnitten werden, man kann die Frisur auch kunstvoll neu in Locken arrangieren...ausserdem hat man dann einen größeren Fundus an Erzählpersonen zur Verfügung, wie einst Anson Argyris' Kokonmaskenensemble. Natürlich kann man es nicht jedem Leser recht machen, jede Person ununterbrochen auftreten zu lassen...wie lange hatte man als Leser auf Atlan gewartet, der sich bei ES in Kurlaub begeben hatte erzähltechnisch...endlich war er wieder da, hurra...und wanderte sogleich ans Ende der Zeit...blieb aber in der Handlung.
Dass einromanige Nebenpersonen als Rothemden schnell wieder herausgeschrieben werden, ist ja in Ordnung, der wöchentlichen Fortsetzung geschuldet...aber gut durchcharakterisierte Hauptpersonen oder Nebenpersonen der ersten Reihe sollten vorsichtiger dosiert abserviert werden...ein höheres Energieniveau genügt allemal...oder ein Sextadimballon...oder nehmt eine Hyperimpulskette...
Natürlich könnte man wie weiland Roi Danton, (399/447) auch einen Totgeglaubten mit einem Tausendjahressprung wieder hereinschreiben, ohne sich groß erzähltechnisch verrenken zu müssen...schließlich haben die Autoren/Expokraten ja Phantasie...das ist ihr Brotberuf...aber bis jetzt ist das nicht wirklich geschehen. Gerade im aktuellen Erzählrahmen, in dem viel über universelle Zweigmöglichkeiten und globale kosmische Wahrscheinlichkeiten spekuliert wird, über zweite, künstliche Zeitebenen durch eine tote SI generiert, bietet sich doch geradezu an, tot geglaubte oder so wegerzählte, fortgeschriebene Personen ohne große Logikverrenkungen wieder hineinzuschreiben...Namen werden da jetzt nicht genannt...da kann jeder Leser selbst spekulieren...
© 2016 by H. Döring
Kommentare
Alte Figuren rauszustreichen, die zu Karteileichen geworden sind, ist eigentlich okay. Und nichts ist öder, als "Tote" wieder zum Leben zu erwecken. Das hat schon zig Comicserien völlig beliebig gemacht.
Das Problem ist nur, dass seit Voltz keiner mehr neue tragfähige Hautptfiguren entwickelt hat. Insofern schrumpft der Pool natürlich.
Einspruch, Euer Merkwürden!
Als Figuren wie Stalker, Dao-Lin H'ay, Salaam Siin, Dorina Vaccer (und viele, viele nach ihnen) die Bühne des Perryversums betraten, da war William Voltz schon dahingeschieden und betrauert.
Prägnante Zyklusfiguren gab es immer mal wieder. Aber die sind austauschbar. So wie Sichu Dorksteiger, die amtierende Kalup/Waringer/usw-Figur.
Okay, nach etwas nachdenken korrigiere ich mich Bostich und Monkey - beides Feldhoff-Figuren - haben Standvermögen bewiesen und sind seit gut 20 Jahren Realzeit dabei.