Die Resozialisierung von Erzfeinden - Tiuphoren - Täter und Opfer
Die Resozialisierung von Erzfeinden
Tiuphoren - Täter und Opfer
Klar konnte unterschieden werden, welchen Helden die Neigung des Lesers gelten sollte. Nun gibt es ja seit mehreren Jahren nach Uwe Anton neue Expokraten, die dieses klassische Klischee auszuhebeln scheinen. Hier schlägt das akademische Gutmenschentum zu, dass selbst Völker wie die Tiuphoren, die als Massenmörder und -Schlächter der terminalen Kolonne nacheifern, resozialisieren lässt. Wie es nach drei Heften des neuen Minizyklus aussieht, ... werden die Tiuphoren jetzt als Opfer von Umständen dargestellt und erhalten nur Bewährungsstrafen...ihre Kindheit war so schwer, da mussten sie sich ja zu so einem harten Kriegervolk entwickeln...jetzt dürfen sie therapiert werden...eine Eispackung auf der galaktischen Stirn wird helfen, sie wieder zu guten Wesen zu erziehen, mit oder ohne Catiuphat und Sextadimbanner.
Perry wird, als kosmischer Sozialhelfer beschäftigt, wahrscheinlich dafür sorgen, anstatt diesen Abschaum aus dem Universum zu tilgen. Diese kosmische Entnazifizierung des Massenmordvolkes und seiner Riesenraumflotte wird hoffentlich wenigstens nicht ohne eine empfindliche Strafe abgehen.
Der Zeitgeist der Vergebung auch der größten Untaten scheint auch neuerdings durch die Serie zu gehen: war ja alles nicht so schlimm...(in der Milchstraße). All die zerstörten Planeten und ermordeten Völker sind jetzt schnell vergessen, denn die Galaxie der Terraner liegt ja über 100 Millionen Lichtjahre hinter uns. Von hier aus,Orpleyd, der Eisgalaxie, sind all diese Probleme doch klein...sollen die Galaktiker doch einfach aufräumen...in einem anderen Forum warnte ich schon vor mehreren Wochen, die Tiuphoren jetzt nicht zu stark zu Opfern hoch zu stilisieren, um etwa Mitleid mit ihnen zu wecken, denn das haben sie gewiss nicht verdient.
Natürlich möchten die beiden akademischen Expokraten wahrscheinlich den moralischen Inhalt der Serie erhöhen, indem jetzt inhaltstechnisch auch die andere Wange hingehalten wird, anstatt den Abschaum auszurotten, wie es noch unter Feldhoff geschehen wäre. Die falsche Art der Moralisierung schreitet also weiter voran. Ich frage mich nur, ob eine triviale Heftserie bei allem literarischen Anspruch, den sie sich selbst gestellt haben mag, so vorgehen muss. Selbst die Konzilslaren, die einst die Milchstraße besetzt hatten, waren entsorgt worden...
Vergib deinen Feinden? Kann man denn planetare Massenmorde und galaktische Genozide einfach vergeben und schwamm drüber? Ich hoffe nur, dass Perry in diesem Kurzzyklus, von dem ja erst drei Hefte vorliegen, in der Lage sein wird, dieses Volk aus dem Universum endgültig verschwinden zu lassen. Verstehen, wie ein Mörder tickt und so geworden ist, wie er ist, macht die Morde nicht ungeschehen. In diesem Sinne wünsche ich mir persönlich keine Resozialisierung des gewalttätigen Tiuphorenvolkes, auch, wenn bereits die ersten drei Hefte sehr viel Klarheit über den historischen Hintergrund dieser Tiuphoren gebracht haben, wobei der „Müllplanet“ schon teilweise sehr an das Ambiente im Film „Soldier“ mit Kurt Russell erinnert.
Nun wissen wir also, warum die Tius so sind..und jetzt weg damit...dafür sollte Perry sorgen...wahrscheinlich aber zwirbeln die Expokraten hier einen neuen, zyklusübergreifenden Zopf, bei dem die Tius nur einer viel größeren Gefahr im Wege stehen und deshalb marginalisiert werden...und von Perry eventuell auf den richtigen moralischen Weg gebracht werden (»...defend the bad against the worst...«). Man wird sehen.
© 2016 by H. Döring
Kommentare
Und ist nicht Vishna, die abtrünnige Ex-Kosmokratin, von Taurec auf die helle Seite der Macht zurückgeholt worden?
@Hermes: ohne jetzt auf deinen emotionalen Tonfall eingehen zu wollen, möchte ich bemerken, dass weiter unten im Text auch etwas von "empfindlicher Strafe" und "kosmischer Entnazifizierung" steht. Insofern ist der Text oben also etwas relativiert. Vielleicht gelingen Dir ja auch einige objektive Formulierungen dazu...
Ich finde mein Posting ruhig und sachlich, was man von den teils hochemotionalen Ausdrücken im Artikel nicht sagen kann.
"akademisches Gutmenschentum", "Abschaum ausrotten", "ihre Kindheit war so schwer", "Zeitgeist der Vergebung auch der größten Untaten" alles Formulierungen, die polarisieren (sollen?)
Und wenn man sich etwas genauer informiert, dann hat es auch um 1945 unter den Allierten durchaus Meinungen gegeben, das Problem Deutschland ein für allemal zu minimieren.
Ich mach jetzt deshalb erstmalmals Pause nach über 30 Jahren und schau, ob das närrische Dreigestirn das Ruder für mich nochmal rumreisst. Allein, mir fehlt der Glaube.
Zur Erläuterung: ich weiss auch, das es im Laufe der Serie immer wieder als Bösewichte (missbrauchte ) Völker gab, aber die Schilderung der Tiuphoren und vor allem die Schilderung ihrer "Taten" war einfach nur noch wiederlich. Für so was gibt es spezielle Literatur, aber ich erwarte von intelligenter SF etwas anderes. Man kann sagen über Perry Rhodan, was man will, aber den platten Pulp hatte meiner Meinung nach die Serie längst hinter sich gelassen. Das ist ein deutlicher Rückschritt.
Tiuphoren sehen sich als die nächste Stufe der Evolution - die nicht länger planetengebundene Zivilisation. Insofern wäre es interessant gewesen, wie sie auf die Mehandor reagieren, die diesen Sprung ja auch vollzogen haben.
Tiuphoren sind ziemlich rücksichtslos in der Wahl ihrer Mittel, aber da stehen sie in der SF auch nicht ganz alleine da. David Weber hat in mindestens zwei seiner SF-Universen ein sehr, sehr altes Volk am Start, das regelmäßig den Spiralarm auf und ab fliegt und jeden in die Steinzeit zurückbombt, der Technologie jenseits der einfachen Dampfmaschine entwickelt - aus Angst, dass verschlagene und pfiffige Barbaren ihre Lebensart bedrohen.
Aber so viel besser als die Tiuphoren sind die Überschweren auch nicht gewesen. Die Tiuphoren stehen untereinander im Wettbewerb, wer eleganter und effizienter töten und verwüsten kann. Aber sie sind damit zufrieden, Kulturen zu zerstören - das komplette Ausrotten einheimischer Populationen steht nicht auf der Agenda. Sonst könnte nicht gerade mal vierzigtausend Jahre später ARCHETIM eine Galaxis befrieden, in der schon wieder zahlreiche raumfahrende Völker im Stande sind, Kriege gegeneinander zu führen ...
Gewalt um der Gewalt willen - "for the lulz!" - das war das Dscherro-Prinzip.
Das kannst du so nicht sagen Eindeutig passten die Konzepte Tiuphoren und Archetim nicht gut zusammen. Aber das hat nicht interessiert.
Und am Ende macht es eigentlich keinen Unterschied, ob man Milliarden wegen einer bescheuerten Ideologie umbringt wie die Tiuphoren oder weil man Krawall liebt wie die Dscherro.
Was nichts über die Tiefe der vorgestellten Figuren aussagt und gerne und besonders für die platten Nazis aus der Pulp Literatur steht. Denk mal an Indiana Jones oder Iron Sky.
Zitat: Ungenommen. Aber mir geht es auch mehr um den schriftstellerischen Ansatz. Und da sind meiner Meinung nach die choreographierten Gewaltorgien in all ihrer dargestellten "Pracht" für Perry Rhodan ohne Beispiel. Man könnte meinen, die Erschaffer der Tiuphoren - also die Expokraten mit ihren Vorgaben und da vor allem ein gewisser Herr Dittert - hatten genausoviel Spass an Gewalt, die künsterlisch wertvoll in alle Richtungen um sich schlug, wie die Tiuphoren selber. Ekelhaft und nicht meine Welt!