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Die Resozialisierung von Erzfeinden - Tiuphoren - Täter und Opfer

1 Die Resozialisierung von Erzfeinden
Tiuphoren - Täter und Opfer

Früher war nicht alles besser; nur manche Dinge und Beschreibungen waren klarer, eindeutiger formuliert, weniger verschnörkelt und weniger politisch korrekt.

Noch unter Robert Feldhoff galt die Tradition der Trivialserie: Ein Feind war ein Feind, war ein Feind. Es gab Gut und Böse, Weiß und schwarz.

Klar konnte unterschieden werden, welchen Helden die Neigung des Lesers gelten sollte. Nun gibt es ja seit mehreren Jahren nach Uwe Anton neue Expokraten, die dieses klassische Klischee auszuhebeln scheinen. Hier schlägt das akademische Gutmenschentum zu, dass selbst Völker wie die Tiuphoren, die als Massenmörder und -Schlächter der terminalen Kolonne nacheifern, resozialisieren lässt. Wie es nach drei Heften des neuen Minizyklus aussieht, ... werden die Tiuphoren jetzt als Opfer von Umständen dargestellt und erhalten nur Bewährungsstrafen...ihre Kindheit war so schwer, da mussten sie sich ja zu so einem harten Kriegervolk entwickeln...jetzt dürfen sie therapiert werden...eine Eispackung auf der galaktischen Stirn wird helfen, sie wieder zu guten Wesen zu erziehen, mit oder ohne Catiuphat und Sextadimbanner.

Perry wird, als kosmischer Sozialhelfer beschäftigt, wahrscheinlich dafür sorgen, anstatt diesen Abschaum aus dem Universum zu tilgen. Diese kosmische Entnazifizierung des Massenmordvolkes und seiner Riesenraumflotte wird hoffentlich wenigstens nicht ohne eine empfindliche Strafe abgehen.

Der Zeitgeist der Vergebung auch der größten Untaten scheint auch neuerdings durch die Serie zu gehen: war ja alles nicht so schlimm...(in der Milchstraße). All die zerstörten Planeten und ermordeten Völker sind jetzt schnell vergessen, denn die Galaxie der Terraner liegt ja über 100 Millionen Lichtjahre hinter uns. Von hier aus,Orpleyd, der Eisgalaxie, sind all diese Probleme doch klein...sollen die Galaktiker doch einfach aufräumen...in einem anderen Forum warnte ich schon vor mehreren Wochen, die Tiuphoren jetzt nicht zu stark zu Opfern hoch zu stilisieren, um etwa Mitleid mit ihnen zu wecken, denn das haben sie gewiss nicht verdient.

Natürlich möchten die beiden akademischen Expokraten wahrscheinlich den moralischen Inhalt der Serie erhöhen, indem jetzt inhaltstechnisch auch die andere Wange hingehalten wird, anstatt den Abschaum auszurotten, wie es noch unter Feldhoff geschehen wäre. Die falsche Art der Moralisierung schreitet also weiter voran. Ich frage mich nur, ob eine triviale Heftserie bei allem literarischen Anspruch, den sie sich selbst gestellt haben mag, so vorgehen muss. Selbst die Konzilslaren, die einst die Milchstraße besetzt hatten, waren entsorgt worden...

Vergib deinen Feinden? Kann man denn planetare Massenmorde und galaktische Genozide einfach vergeben und schwamm drüber? Ich hoffe nur, dass Perry in diesem Kurzzyklus, von dem ja erst drei Hefte vorliegen, in der Lage sein wird, dieses Volk aus dem Universum endgültig verschwinden zu lassen. Verstehen, wie ein Mörder tickt und so geworden ist, wie er ist, macht die Morde nicht ungeschehen. In diesem Sinne wünsche ich mir persönlich keine Resozialisierung des gewalttätigen Tiuphorenvolkes, auch, wenn bereits die ersten drei Hefte sehr viel Klarheit über den historischen Hintergrund dieser Tiuphoren gebracht haben, wobei der „Müllplanet“ schon teilweise sehr an das Ambiente im Film „Soldier“ mit Kurt Russell erinnert.

Nun wissen wir also, warum die Tius so sind..und jetzt weg damit...dafür sollte Perry sorgen...wahrscheinlich aber zwirbeln die Expokraten hier einen neuen, zyklusübergreifenden Zopf, bei dem die Tius nur einer viel größeren Gefahr im Wege stehen und deshalb marginalisiert werden...und von Perry eventuell auf den richtigen moralischen Weg gebracht werden (»...defend the bad against the worst...«). Man wird sehen.

© 2016 by H. Döring

Kommentare  

#1 Hermes 2016-10-11 06:55
Zitat:
Hier schlägt das akademische Gutmenschentum zu, dass selbst Völker wie die Tiuphoren, die als Massenmörder und-Schlächter ..., resozialisieren lässt.
Zitat:
Kann man denn ... Massenmorde und ... Genozide einfach vergeben und schwamm drüber?
Man setze an die Stelle von die Tiuphoren einfach mal die Deutschen und dann darf man froh sein, dass die Alliierten nach 1945 nicht die gleiche Meinung wie Holger Döring gehabt haben.
#2 Larandil 2016-10-11 08:27
Na aber, Meister! Wie war denn das mit Laire, der die Wynger jahrtausendelang in seinen Dienst presste, weil er sein Auge wiederhaben wollte? Wie war das mit den Loowern, die ihm das Auge geklaut hatten, um damit einen Präventivschlag gegen die Kosmokraten führen zu können? Die Orbiter? Die Endlose Armada? TBA? Das Element der Maske im Dekalog? Hat der Herr der Negasphäre nicht letzten Endes ums nackte Überleben gekämpft, weil Perry und seine Truppe TRIICLE-9 reparieren und damit seine Negasphäre aus der Welt schaffen wollten?
Und ist nicht Vishna, die abtrünnige Ex-Kosmokratin, von Taurec auf die helle Seite der Macht zurückgeholt worden?
#3 AARN MUNRO 2016-10-11 09:12
Lieber Larandil, deine Kommentare sind argumentativ nicht von der Hand zu weisen...es gilt eben cui bono...die pragmatische Philosophie, die auch Perry sehr oft verwendet...
@Hermes: ohne jetzt auf deinen emotionalen Tonfall eingehen zu wollen, möchte ich bemerken, dass weiter unten im Text auch etwas von "empfindlicher Strafe" und "kosmischer Entnazifizierung" steht. Insofern ist der Text oben also etwas relativiert. Vielleicht gelingen Dir ja auch einige objektive Formulierungen dazu...
#4 Hermes 2016-10-11 09:35
@ Aarn

Ich finde mein Posting ruhig und sachlich, was man von den teils hochemotionalen Ausdrücken im Artikel nicht sagen kann.

"akademisches Gutmenschentum", "Abschaum ausrotten", "ihre Kindheit war so schwer", "Zeitgeist der Vergebung auch der größten Untaten" alles Formulierungen, die polarisieren (sollen?)
#5 Larandil 2016-10-11 10:02
Ich kann mir allerdings aktuell nur sehr schwer vorstellen, wie die Tiuphoren davon überzeugt werden könnten, "umzukehren und Buße zu tun". Wenn der Wille zum Wiedergutmachen da ist, gerne! Schöne Grüße vom Tannhäuser! Aber ... wo soll der herkommen?
#6 Peter Glasmacher 2016-10-11 10:14
@Hermes. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden jedoch die Nürnberger Prozesse initiiert. Und damit zumindest ein Versuch der juristischen Aufarbeitung des Genozids und weiterer Verbrechen gegen die Menschlichkeit gemacht. Wie üblich, aufgrund von pragmatischen Erwägungen nicht konsequent genug. Aber.....
Und wenn man sich etwas genauer informiert, dann hat es auch um 1945 unter den Allierten durchaus Meinungen gegeben, das Problem Deutschland ein für allemal zu minimieren.
#7 AARN MUNRO 2016-10-11 11:24
...ich wollte nur daran erinnern, dass es auch Gegenbeispiele gibt...der Gelbe Meister wurde nicht resozialisiert, die terminale Kolonne nicht herübergeholt zu den Guten, die Uleb von den Okefeenokees ausgelöscht usw. Es gibt also neben dem hol-sie-zu-den Guten-zurück auch den anderen Teil in der Serie...die dunkle Seite der Macht...bei den Guten...
#8 Yugoth 2016-10-12 07:41
Mein Problem mit den Tiuphoren war und ist, dass sie von Anfang an als die üblichen eindimensionalen Pulp-Bösewichte dargestellt wurden, so ein bisl wie Doktor Evil aus den Austin Powers Filmen, welche sich mit dem choreographierten Abschlachten ganzer Völker einen netten kosmischen Spass machten. Das war teilweise und in der Fülle gegenüber früheren Völkern dieser Art nur noch wiederlich und unlesbar für mich. So etwas will ich in einer intelligenten SF-Serie nicht lesen müssen. Ich zieh jetzt meinen Alu Hut auf, aber ich denke, die Kritik, welche sie für dieses platte Machwerk ernteten - ach sagen wir es doch laut: Im galaktischen Forum herrschte ein Shitsorm, den ich in dieser Form dort noch nicht erlebt habe - führte meiner Meinung nach zu einer Änderung des Handlungskonzepts. Und ich muss ehrlich sagen, es war wirklich nicht mehr zu lesen, was da geschildert wurde, weshalb schon vor dem Ende des letzten Zyklus merklich die Handlung bezüglich Metzeleien ausgebremst wurde. Und jetzt verpasst man den Tiuphoren einen Background, der meiner Meinung nach nicht so geplant war. Das da was dran sein musste an der nachträglichen Korrektur konnte man daran erkennen, wie dünnhäutig die Kommentare von Chr.Montillon im Forum wurden, wie zynisch manche Kommentare von KNF, und dass der lange sehr stille Wim Vandemaan plötzlich die Kommentierung der Lücken und Löcher übernahm, was er aber meiner Meinung nach sehr kompetent gemacht hat. Im Gegensatz zu seinen beiden Mitstreitern. Zu den Tiuphoren kamen ja noch, wie bereits erwähnt, Logiklöcher und Fehler (Doppelter Haluter, versteinerter Finger, usw.) und ein Umkrempeln der Serie, wie man es seit den 650er Bänden nicht mehr gesehen hat. Schlussendlich war die Handlung so vertrackt, dass ich sie teilweise nur noch durch externe Erklärungen verstanden habe. Das alles ergab im galaktischen Forum eine so explosive Gemengelage, das die Verantwortlichen froh sein können, dass der Garching Con erst wieder in einem Jahr ist.

Ich mach jetzt deshalb erstmalmals Pause nach über 30 Jahren und schau, ob das närrische Dreigestirn das Ruder für mich nochmal rumreisst. Allein, mir fehlt der Glaube.
#9 Yugoth 2016-10-12 07:51
zitiere Yugoth:
Das war teilweise und in der Fülle gegenüber früheren Völkern dieser Art nur noch wiederlich und unlesbar für mich. So etwas will ich in einer intelligenten SF-Serie nicht lesen müssen.

Zur Erläuterung: ich weiss auch, das es im Laufe der Serie immer wieder als Bösewichte (missbrauchte ;-) ) Völker gab, aber die Schilderung der Tiuphoren und vor allem die Schilderung ihrer "Taten" war einfach nur noch wiederlich. Für so was gibt es spezielle Literatur, aber ich erwarte von intelligenter SF etwas anderes. Man kann sagen über Perry Rhodan, was man will, aber den platten Pulp hatte meiner Meinung nach die Serie längst hinter sich gelassen. Das ist ein deutlicher Rückschritt.
#10 Larandil 2016-10-12 10:25
Stop, stop, stop.
Tiuphoren sehen sich als die nächste Stufe der Evolution - die nicht länger planetengebundene Zivilisation. Insofern wäre es interessant gewesen, wie sie auf die Mehandor reagieren, die diesen Sprung ja auch vollzogen haben.

Tiuphoren sind ziemlich rücksichtslos in der Wahl ihrer Mittel, aber da stehen sie in der SF auch nicht ganz alleine da. David Weber hat in mindestens zwei seiner SF-Universen ein sehr, sehr altes Volk am Start, das regelmäßig den Spiralarm auf und ab fliegt und jeden in die Steinzeit zurückbombt, der Technologie jenseits der einfachen Dampfmaschine entwickelt - aus Angst, dass verschlagene und pfiffige Barbaren ihre Lebensart bedrohen.
Aber so viel besser als die Tiuphoren sind die Überschweren auch nicht gewesen. Die Tiuphoren stehen untereinander im Wettbewerb, wer eleganter und effizienter töten und verwüsten kann. Aber sie sind damit zufrieden, Kulturen zu zerstören - das komplette Ausrotten einheimischer Populationen steht nicht auf der Agenda. Sonst könnte nicht gerade mal vierzigtausend Jahre später ARCHETIM eine Galaxis befrieden, in der schon wieder zahlreiche raumfahrende Völker im Stande sind, Kriege gegeneinander zu führen ...
Gewalt um der Gewalt willen - "for the lulz!" - das war das Dscherro-Prinzip.
#11 Andreas Decker 2016-10-12 11:06
zitiere Larandil:
Sonst könnte nicht gerade mal vierzigtausend Jahre später ARCHETIM eine Galaxis befrieden, in der schon wieder zahlreiche raumfahrende Völker im Stande sind, Kriege gegeneinander zu führen ...
Gewalt um der Gewalt willen - "for the lulz!" - das war das Dscherro-Prinzip.


Das kannst du so nicht sagen ;-) Eindeutig passten die Konzepte Tiuphoren und Archetim nicht gut zusammen. Aber das hat nicht interessiert.

Und am Ende macht es eigentlich keinen Unterschied, ob man Milliarden wegen einer bescheuerten Ideologie umbringt wie die Tiuphoren oder weil man Krawall liebt wie die Dscherro. ;-)
#12 Yugoth 2016-10-12 11:21
zitiere Larandil:
Stop, stop, stop.
Tiuphoren sehen sich als die nächste Stufe der Evolution

Was nichts über die Tiefe der vorgestellten Figuren aussagt und gerne und besonders für die platten Nazis aus der Pulp Literatur steht. Denk mal an Indiana Jones oder Iron Sky.

Zitat:
Tiuphoren sind ziemlich rücksichtslos in der Wahl ihrer Mittel, aber da stehen sie in der SF auch nicht ganz alleine da.
.........
Gewalt um der Gewalt willen - "for the lulz!" - das war das Dscherro-Prinzip.
Ungenommen. Aber mir geht es auch mehr um den schriftstellerischen Ansatz. Und da sind meiner Meinung nach die choreographierten Gewaltorgien in all ihrer dargestellten "Pracht" für Perry Rhodan ohne Beispiel. Man könnte meinen, die Erschaffer der Tiuphoren - also die Expokraten mit ihren Vorgaben und da vor allem ein gewisser Herr Dittert - hatten genausoviel Spass an Gewalt, die künsterlisch wertvoll in alle Richtungen um sich schlug, wie die Tiuphoren selber. Ekelhaft und nicht meine Welt! :-x

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