Verführerische Logik - Der Buddha und die Maschine
Verführerische Logik
Der Buddha und die Maschine
Und laut der Lehre des Buddha soll man das Leiden überwinden, indem man das Begehren aufgibt. So ließe sich ein Mittelweg zwischen Genusssucht und Selbstkasteiung finden. Aber das dauert natürlich und kann ganz schön fordernd werden.
In der Antike gab es noch einen anderen Ansatz. Der römische Komödiendichter Titus Maccius Plautus brachte diese Sichtweise auf den Punkt, als er schrieb:
„Wen die Götter lieben, den lassen sie jung sterben“ (quem dei diligunt adolescens moritur).
Bei Herodot findet sich die Geschichte von Kleobis und Biton, die ihre Mutter einmal sehr, sehr stolz machten. Die Mutter war Priesterin der Hera in Argos und betete zu Hera, sie möge ihren Söhnen das Beste zukommen lassen, das Menschen erreichen könnten – und die beiden jungen Männer starben friedlich im Schlaf, gesund und in der Blüte ihres Lebens. Ein Tod, bevor sie die Leiden und den Niedergang des Lebens erleben mussten.
Darin steckt eine gewisse verführerische Logik.
In der SF gehört es quasi zum guten Ton, dass Computer bei Problemstellungen die extremen Lösungen bevorzugen. Im „Stargate“-Universum entwickelten die aus Nanitenverbünden bestehenden Asuraner einen Plan, die Wraith auszulöschen, indem sie ihnen die Nahrungsgrundlage entziehen wollten. Klingt einfach, bedeutete jedoch, dass alle Nachfahren ihrer Erbauer ausgerottet werden mussten. Die konnten verständlicherweise die mathematische Ästhetik dieses radikalen Ansatzes nicht angemessen würdigen ...
Als viele tausend Computerspieler im März 2012 im Showdown dem Drahtzieher des großen Plans begegneten, der etwa alle 50.000 Jahre die hochentwickelten Zivilisationen der Milchstraße mit Hilfe der „Reaper“ auslöscht und ihre Überreste seiner Flotte hinzufügt, da war das Kopfschütteln groß. Die Ernte der Reaper war die Lösung einer uralten Künstlichen Intelligenz, die von ihren Erbauern den Auftrag erhielt zu verhindern, dass künstliche Intelligenzen ihre organischen Erschaffer überflügeln und sich gegen sie wenden. Das kann natürlich nicht passieren, wenn die technischen Zivilisationen präventiv ausradiert werden, bevor sie entsprechend hoch entwickelte KIs erschaffen können. Logisch!
Fairerweise mussten die Erbauer dieser KI dann natürlich als Erste über die Klinge springen …
Und jetzt begegnen Perry Rhodan, seine Freunde, Helfer und Verbündete also KOSH, dem Lot. Einer Superintelligenz, die aus maschinellen Intelligenzen entstand und auf gespeicherte Gedächtnisinhalte ihrer Erbauer zurückgreifen kann. Diese Erbauer waren wie die meisten organischen Lebewesen, die PR bisher kennengelernt hat: sie liebten das Leben und sie fürchteten sich vor dem Leiden. KOSH ist ihnen dankbar und macht sich bald daran, die Summe des Leidens organischer Lebewesen drastisch zu verringern. Leben heißt leiden – und wer tot ist, leidet niemals wieder.
Oder etwa doch?
Wir hatten ja auch bei Perry Rhodan gelegentlich Begegnungen mit dem Leben nach dem Tod. Wenn es also möglich wäre, KOSH davon zu überzeugen, dass es Seelenwanderungen und Reinkarnation gibt und dass es einem Beschützer der Erbauer besser zu Gesicht stünde, den Erbauern ein möglichst langes und friedliches Leben zu sichern anstatt sie immer wieder neu geboren in der Wiege abzuschlachten – dann ist Orpleyd vielleicht noch zu retten.