Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Professors Zwillinge - Die beiden Standbeine der Serie: Techno-Tech und Sense of Wonder - Das Pendel schwingt hin und her

1 Professors Zwillinge
Die Standbeine der Serie: Techno-Tech und Sense of Wonder
Das Pendel schwingt hin und her

Es war einmal … vor langer Zeit in einer fernen Galaxie, da gab es eine Serie die hieß Perry Rhodan und wurde als SF bezeichnet und geführt. Ein Autor wie Kurt Mahr (Klaus Mahn), der selbst Physiker war, brachte die Naturwissenschaft und die Logik hinein, selbstverständlich „hypertechnisch“ verfremdet, aber überzeugend geschrieben.

Die Darstellung der Geschehnisse bewies, dass der Begriff des „science“ in der Fiction nicht zu unrecht gewählt war. Bunte und phantastische Abenteuer in den tiefen des weltalls mit vielen, fremden, und bizarren Lebewesen fanden statt. Und so war auch der Begriff des „Sense of wonder“ vorhanden; eine Bezeichnung, die eigentlich aus der Fantasy stammt. Seit dieser damaligen Zeit pendelt die Serie zwischen diesen beiden Randpolen hin und her wie das Ghost-System im ATG-Feld. Bei uns an der Uni war die Serie recht beliebt: nicht nur die Studenten lasen sie, auch in den matematischen und naturwissenschaftlich-technischen Fakultäten fand man Dozenten, die Fans waren oder sich mit der Handlung auskannten.

Doch überwogen mitunter eben auch die guten, bizarren Darstellungen fremder Welten und außergalaktischer Völker, trat die Techo-Technik (ein Begriff aus den Difool-Comics um den Incal  übrigens bzw. der Metabarone) etwas in den Hintergrund, was zunächst im wechsel, niemanden störte, solange KHS die Exposearbeit vorantrieb. Als WiVo den Posten übernahm, sank die technische Schiene etwas in den Hintergrund, da Voltz nicht sehr stark science-affin war, Der frühe Schwarmzyklus wirkte derart mystisch, er ließ Böses erahnen. Immerhin war da noch Kurt Mahr, dessen Romane diesen Bereich abdecken konnten.  Einige Expokraten und mehrere Autoren später lässt sich nur sagen: die Serie schwankt immer noch zwischen diesen beiden Polen … und das ist gut so. Als Kurt Mahr abtrat, schien der SoW auf dem Vormarsch, doch trat bald Rainer Castor auf, der die Fahne der „Wissenschaft“ in der serie hochhielt. Für den Zauber der Phantastik sorgte Vlcek, dessen überragende Phantasie den Endloszyklus eine zeit lang als Expokrat begleitete. So war beiden Seiten gedient.

Auch später pendelte die Serie hin und her. Viele Leser mögen Beides; einige nur einen Aspekt, nicht jeder ist technikaffin oder naturwissenschaftlich gebildet. Für viele Leser ist also nur der SoW reizvoll: das Fremde, das uns begegnet, fasziniert in seinen Formen.
Andre Leser wieich möchten mehr von den „hyperstrukturellen“ Grundlagen lesen, den pseudotechnischen Gadgets wie Paratronschirmen etc.

Dabei gibt es typischerweise streit aus beiden Lagern. Die Phantasten werfen den Technikern vor, nur trocken Fakten anzubieten, die langweilig wirkten; die Technikfreunde hingegen propagieren eine Serie wie den Perry ohne naturwissenschaftliche Erklärungen und einen Logiksektor als reine Fantasy, wenn etwa Nanotech wie der Dschinn  erzählt aber nicht pseudoerklärt wird. Immerhin ist die Physik nicht ganz untergegangen, sie wird noch marginal vertreten. Im Moment scheint die Serie wieder etwas bodenständiger zu werden, eine Physikerin ist als Autorin dabei und auch mit der Hintergrundarbeit teilweise beschäftigt, habe ich mir sagen lassen …

Hoffen wir also, dass die Serie auch weiterhin die Lagertheoretiker aussöhnen kann, indem sie die beiden Bereiche weiterhin miteinander verbindet und verzahnt. Eine SF-Serie wie PR, die einem gewissen Standard genügen will, sollte sich eben nicht nur von Germanisten führen lassen. Ohnehin ist die Reihe gewachsen, hat sich naturgemäß (mit der Republik der Realwelt) verändert,sie ist soziologischer, psychologischer geworden, weniger klar und geradlinig, verschnörkelter. Doch sollte sie noch den Anspruch führen, Science-Fiction sein zu wollen, so haben wir doch beide Begriffe im Namen: Die „science“ steht für den Technoteil und die „fiction“ für die Phantastik des Sense of Wonder.

© 2017 by H. Döring

Kommentare  

#1 Hermes 2017-05-04 08:30
@ Holger,

Matthias Käther vertritt in seiner Artikelreihe eine ganz andere Sichtweise.

Kurz zusammengefasst etwa:
Wer stark auf Science setzt, führt die SF in ein elitäres Ghetto.
Wer unbeschwert davon agiert, spricht die Massen an.
#2 AARN MUNRO 2017-05-04 08:37
Da hast Du insofern recht, als Matthias Käther das in seinem tollen Artikel aussagt. Ob aber Campbell und "seine"Autoren ein elitäres Ghetto waren, darüber läßt sich trefflich streiten. ;-)
#3 AARN MUNRO 2017-05-04 08:38
Übrigens kann ich im Moment die Tippfehler nicht korrigieren. Das Programm will nicht speichern ...
#4 Andreas Decker 2017-05-04 10:59
Zitat:
Im Moment scheint die Serie wieder etwas bodenständiger zu werden ... sie ist soziologischer, psychologischer geworden
Wir müssen wirklich zwei verschiedene Serien lesen :) Sternengruft war am Ende nur noch abstruses Handwedeln, befreit von jeder inneren Handlungslogik oder gar "Science", und von Psychologie auch keine Spur. Alle Figuren verhalten sich grundsätzlich idiotisch, damit der Plot passend gemacht werden kann. Das Pendel ist schon lange bei der Fantasy steckengeblieben.
#5 AARN MUNRO 2017-05-04 12:22
@ Andreas Decker: ich wollte etwas Freundliches zur Serie schreiben ... deshalb die von Dir zitierten Anmerkungen. ;-)
Von Deiner wahren Kritik abgesehen, ist die Serie psychologischer als früher, es wird ja viel Nabelschau-Gegrübel rückgekoppelt. Der Sofort-Zergrübler und Überall-zugleich-Zögerer mit dem Namen Rhodan wird ja schon lange so entworfen.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles