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Viele Experimente - Der Zauberspiegel und das Niveau

Zauberwind - Der ZwischenrufViele Experimente
Der Zauberspiegel und das Niveau

1957 gewann Konrad Adenauer mit seiner CDU die Bundestagswahl mit dem Spruch »Keine Experimente«. Wir müssen mit dem Zauberspiegel weder Wahlen gewinnen, noch müssen wir Geld verdienen. Der Zauberspiegel lebt einzig und allein vom Willen derer, die für ihn schreiben und vom Willen derer, die ihn herausgeben. Die, die den Zauberspiegel besuchen und Leser genannt werden, erhalten ein Angebot von den Autoren und Herausgebern. Dieses Angebot kann man vollständig, partiell oder gar nicht nutzen.


Unser Angebot hat die Freiheit sich nicht daran orientieren zu müssen was eine fiktive Schar Leser bevorzugt will. Der Zauberspiegel muss sich nicht am Kiosk beweisen und keine zigtausend Klicks produzieren, damit wir uns refinanzieren können. - Zum Glück. Ein solcher Zauberspiegel würde mich langweilen ...

Wir haben die Freiheit Beiträge zu bringen, die nicht unbedingt das Wohlgefallen der Leser finden. Wir können experimentieren. Wir können Beiträge bringen, die uns Autoren anbieten und müssen da nicht darauf achten, dass diese auch populär sind und viele Leser anlocken. Wir können so auch kontroverse Nachrufe, umstrittene Teestunden und mehr bringen, ohne um unsere Reputation fürchten zu müssen. Wie lässt uns ein plattdeutsches Sprichwort wissen:

Do wat du wullt, de Lüüd snackt doch

Tu was Du willst, die Leute reden doch. Also tun wir (Autoren und Herausgeber was wir wollen. Und das ist, um Klaus Wowereit zu zitieren, gut so. Es bringt lebendige Diskussionen und auch sonst Leben in die Bude. Ein Zauberspiegel, der mit jedem Beitrag das Wohlgefallen der Leser findet ist Illusion  (und wäre IMHO langweilig).

Das haben wir im Übrigen auch schon zu Zeiten so gehalten, als Norbert und ich noch in Copyshops gezogen sind, um Druckvorlagen zu kopieren und diese danach zusammenzulegen, zu heften und zu verschicken. Daran hat sich, seit dem wir Online unterwegs sind (und den Titel entsprechend ergänzt haben) nichts geändert.

Es hat im Laufe der Jahre Beiträge gegeben, die erfolgreich sind und mehr als 50.000fach angeklickt wurden. Wenn Uwe Schnabel etwas über den Dämonenkiller bringt hat der Beitrag nach 24 Stunden bis zu 2.500 Zugriffe. Es gibt aber auch Beiträge, die nur 50mal angeklickt werden. Dann gibt es Beiträge, die sind eher Spätstarter und werden im Laufe der Zeit erfolgreich. Andere bleiben auch nach Jahren bei nur wenigen Zugriffen. Wieder andere  bei denen ich gewettet hätte, dass diese nie erfolgreich werden sind auf die lange Sicht von Tausenden aufgerufen worden.

Schon zu Zeiten als der Zauberspiegel noch fotomechanisch vervielfältigt wurde (und zwei Schwestermagazine hatte), hat W.K. Giesa sich immerzu beschwert, dass er gar nicht alles lesen könne. Ich habe ihm stets geantwortet, er solle doch nur das lesen was ihn interessiere. Denn: Schon damals hatten wir ein Angebot, dass eben sehr experimentierfreudig war und man sollte gar nicht alles Lesen (ich ahbe auch nicht alles wirklich gelesen). Es gab Redakteure (die ihre Texte verantworteten), so dass ich nicht wirklich alles lesen musste.

Wenn wir uns heute nun einen Ren Dhark-Kolumnisten leisten, der seine Rolle ganz eigenwillig interpretiert, oder einen Mitarbeiter machen lassen, der sich der Reizwörter in grasmück'schen Titel widmet, so sind das Angebote, die mit Niveau des ganzen Projekts weniger zu tun haben, als mit der Lust zu experimentieren und nicht alles stromlinienförmig zu gestalten.

Das sind Angebote, die man so als Leser mögen oder nicht mögen kann (und man soll uns das Gefallen oder Nicht-Gefallen auch mitteilen, denn  dafür gibt es die Kommentarfunktion). Das sind aber auch Angebote auf die wir nicht verzichten wollen. Und das muss jedem klar sein. Wenn da einer sagt, dass senke das Niveau oder das gehöre nicht in den Zauberspiegel, so liegt er/sie/es generell falsch. Im Zauberspiegel ist Platz für jedwede Art von Text, der - auch mal im weiteren Sinne - unser Themenfeld berührt.

Ich habe im Laufe der Jahre und Jahrzehnte nur wenige Texte abgelehnt. Das hatte aber niemals mit deren grundsätzlicher Ausrichtung zu tun, sondern die waren vielmehr in der Regel schwach geschrieben. Aber die Frage des Niveaus des Gesamtprojekts spielte niemals eine Rolle. Erschien mir/uns oder einem zuständigen Redakteur hinreichend intere4ssant, war er drin.

Wir ahben die Erfahrung gemacht, dass nämlich Autoren dann besonders motiviert sind wenn sie schreiben können was ihnen Spaß macht und sie nicht in wie auch immer gestricktes Konzept gepackt werden. Die Freiheit sich Freiheiten bei der Ausgestaltung nehmen zu können ist für viele unserer Autoren wichtig. Unsere - Bettinas und meine - Aufgabe ist es, es den Autoren zu ermöglich Spaß an ihren Texten für den Zauberspiegel zu haben. Das ist - für den Zauberspiegel - viel wichtiger als ein - wie auch immer geartetes - Niveau.

Das ganze muss spannend, vielfältig und überraschend sein. Das ist ach wichtiger als Niveau. Daran arbeiten all unsere Autoren. Und so entsteht das einzigartige Projekt Zauberspiegel.

Und so werden wir es auch weiterhin halten ... Komme was da wolle.

Kommentare  

#1 Toni 2015-12-04 17:06
Das Niveau keine Creme ist, ist ja allseits bekannt, aber dennoch ein sehr dehnbarer Begriff.
Ich bin der Auffassung, dass, solange niemand beleidigt oder persönlich angegriffen wird, vieles möglich ist. Ob man sich mit seinen Beiträgen lächerlich macht oder bei anderen Fremdschämen auslöst, bleibt ein Restrisiko ( ich gehe dieses Risiko jedesmal ein - gibt zusätzliche Lacher bei Grammatik und Zeichensetzung) :lol:
Ich möchte nur sagen, Schlomos (oder ähnliche Beiträge) muss ja niemand lesen, der es nicht möchte. Beim Zauberspiegel gibt es ja genug Auswahl, finde ich...

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