Gangster's Paradise

Gangster's ParadiseGangster's Paradise
(Jerusalema)

Lucky Kunene betrachtet sich als moderner Robin Hood von Johannesburg. In den Elendsvierteln der gefährlichsten Stadt der Welt "erlöst" er weiße Immobilienbesitzer von der Last ihrer verwahrlosten Mietskasernen, vertreibt das ansässige menschliche Ungeziefer und halbiert die Mieten. Die beträchtlichen Einnahmen machen ihn bald zum großen "Slumlord". Aber Lucky Kunene hat sich mit seinen Geschäftspraktiken Feinde geschaffen. Ein nigerianischer Drogen-Boss fühlt sich in seinen Unternehmungen empfindlich gestört, und auch Detective Swart, als weißer Cop von seinem Machtverlust nach dem Ende der Apartheid frustriert, hat etwas gegen den kriminellen Einfallsreichtum von Lucky ...

Ohne größere Erwartungen bin ich an dieses Werk von Ralph Ziman herangegangen und musste doch ziemlich schnell feststellen, dass mit dieser durch wahre Ereignisse inspirierten Geschichte weitaus mehr als nur ein kurzweilig unterhaltender Film vorliegt. Vielmehr hat Regisseur Ziman hier eine actiongeladene und äußerst authentische Milieustudie gezeichnet, die dem Zuschauer nicht nur den Werdegang des kriminellen Lucky Kunene aufzeigt, sondern gleichzeitig auch ein realistisches Bild über die Zustände in Südafrika kurz nach Ende der Apartheid wiedergibt. So löst die erzählte Geschichte auch von Beginn an eine gewisse Beklemmung beim Betrachter aus, fühlt man sich doch praktisch in eine vollkommen andere Welt versetzt, die mit dem Leben bei uns in Europa doch ziemlich wenig zu tun hat. Es wirkt schockierend und gleichzeitig auch deprimierend, wenn man die ärmlichen Verhältnisse sieht, in denen hier die schwarze Bevölkerung leben muss, die trotz der Aufhebung der Rassentrennung in fast unzumutbaren Lebensumständen hausen müssen.

In dieser Welt lebt auch der junge Lucky, dessen größter Wunsch es eigentlich ist, eine Universität zu besuchen, um zu studieren. Da er allerdings das Geld für das Studium nicht aufbringen kann, wird mit der Zeit ein Kleinkrimineller aus ihm, der sich durch Beschaffungskriminalität über Wasser hält. So stiehlt er zusammen mit seinem besten Freund Zakes Autos, um sie an eine Bande zu verkaufen und beteiligt sich mit der Zeit auch an diversen Raubüberfällen, wodurch er immer tiefer in den Teufelskreis des Verbrechens hineingezogen wird. Insbesondere diese Passagen des Filmes, in denen die Jugendjahre von Lucky bearbeitet werden, hat Ralph Ziman auch mit einer ordentlichen Portion Humor angereichert, die aufgrund der Ereignisse schon eine leicht absurde Note beinhaltet. Wird man doch beispielsweise Zeuge eines Autodiebstahls, bei dem Lucky und Zakes feststellen, dass sie ja gar kein Auto fahren können und ihnen der gerade bestohlene Besitzer des Wagens das Fahren beibringen muss. Diese Szenen wirken schon fast skurril, heitern aber das ansonsten sehr ernste Geschehen doch erheblich auf und lassen für einen Moment die Tristesse und Hofnungslosigkeit vergessen, die ansonsten vom Geschehen ausgeht.

Der weitere Verlauf der Geschichte spielt sich dann einige Jahre später ab, nachdem Lucky und Zakes nach Johannesburg gegangen sind, um sich dort ein kleines Taxi-Unternehmen aufzubauen. Nachdem auch dieses Unterfangen durch die Konkurrenz zum Scheitern verurteilt ist, fasst Lucky einen Plan, der ihn in kürzester Zeit zu einer Art Robin Hood von Johannesburg macht. Er gründet eine Firma, die weiße Hausbesitzer durch Gesetzeslücken unter Druck setzen kann und kauft billig deren Mietshäuser auf, in denen er die schwarze Bevölkerung zur halben Miete leben lässt. Doch bringt ihm das nicht nur Respekt und sehr viel Geld ein, denn ein nigerianischer Drogen-Dealer und ein weißer Polizist setzen sich auf seine Fersen und machen ihm das Leben schwer. Und so entwickelt sich mit der Zeit ein fast schon gnadenloses Kriegsgeschehen, das auch etliche Tote fordert. Ziman ist es hierbei ganz ausgezeichnet gelungen, dem Zuschauer ein äußerst realistisches und authentisches Bild zu zeichnen, das keinerlei Übertreibungen beinhaltet, sondern gerade in der hier gezeigten Form einen unglaublich glaubwürdigen Eindruck hinterlässt. Dabei entfacht die Story ein sehr hohes Maß an Intensität, ist gespickt mit teilweise gnadenlos harten Passagen und beinhaltet gleichzeitig noch genügend Raum für zwischenmenschliche Gefühle, die aber zu keiner Zeit in irgendeiner Art kitschig wirken. Vielmehr beinhalten die emotionalen Momente eine gewisse Härte, die sich durch die gegebenen Lebensumstände erklären, die prägend für die Beteiligten sind und einfach keine Weichheit zulassen. Dennoch spürt man förmlich, wie hinter der rauhen Fassade der Beteiligten auch jede Menge positive Emotionen vorhanden sind, die diese allerdings durch ihr prägendes Leben nicht öffentlich zur Schau stellen können.

Getragen wird dieser absolut faszinierende Film in erster Linie durch seine hervorragenden Darsteller, die den von ihnen dargestellten Figuren eine Seele verleihen und allesamt durch herausragendes Schauspiel sehr positiv in Erinnerung bleiben. Durch die absolut authentischen Darstellungen gewinnt die Story sehr viel an Glaubwürdigkeit und kann ihre ganze Intensität entfalten. Der Film entwickelt seine ganz eigene Dynamik und besticht in erster Linie durch seine sehr flüssige Erzählstruktur, die einen die ganze Zeit über kaum Erholungspausen bietet, viel zu sehr wird man in das Geschehen involviert und verfolgt wie gebannt das interessante und gleichzeitig schockierende Geschehen, das sich einem offenbart. Der extrem hohe Realitätsfaktor, der von den Ereignissen ausgeht, vermittelt dabei nicht selten den Eindruck, dass man sich in einer erschreckend glaubwürdigen Dokumentation befindet, die einem eine gekonnte Milieustudie aufzeigt, die doch anscheinend in einer vollkommen anderen Welt stattfindet, als wie wir sie kennen. Angereichert mit der genau richtigen Portion Humor wird die Szenerie dabei auch manchmal etwas aufgeheitert und sorgt so für einige herrliche Momente, die man mit einem leichten Augenzwinkern kommentieren kann. Insgesamt gesehen hat Ralph Ziman hier einen Film kreiert, der streckenweise sehr stark unter die Haut geht und einem doch eindrucksvoll aufzeigt, wie gut es einem doch selbst geht. Spannung pur, jede Menge actiongeladener Passagen und herausragende Darsteller machen "Gangster's Paradise" zu einem absolut fantastischen Filmerlebnis, das man keinesfalls verpassen sollte.

Fazit: "Gangster's Paradise" ist ein absolut beeindruckender Film, der einem auf sehr realistische Art und Weise das Leben der schwarzen Bevölkerung in Südafrika vor Augen hält. Dabei ist die Geschichte von Lucky Kunene sicherlich nur eines von unzähligen Beispielen dafür, wie man fast schon zwangsweise in den Sog der Kriminalität gerät, aus der es kein Entrinnen gibt. Ein Leben, das man selbst unter keinen Umständen führen möchte, beinhaltet es doch nicht nur Macht und Reichtum, sondern auch täglich die Gefahr, dass es im nächsten Moment zu Ende sein kann. Das Ganze wird in in einer äußerst kurzweilig unterhaltenden Art erzählt, so dass man am Ende des Filmes mit einem sehr befriedigendem Gefühl zurückgelassen wird und für dieses Werk nur eine unbedingte Empfehlung aussprechen kann.
 
 
Daten zum Film

Darsteller: Daniel Buckland, Robert Hobbs, Kevon Kane, Eugene Khumbanyiwa, Motlatsi Mahloko, Jafta Mamabolo, Shelley Meskin, Kenneth Nkosi, Ronnie Nyakale, Louise Saint-Claire, Rapulana Seiphemo, Jeffrey Zekele
Regie: Ralph Ziman
Drehbuch: Ralph Ziman
Kamera: Nic Hofmeyer
Musik: Alan Ari Lazar
FSK 16
Südafrika / 2008

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

PhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicBackgroundImpressum

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.