Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Schwert & Magie – Kurt Luif’s Geschichte eines Sub-Genres (Teil 9)

Schwert & Magie Liebe Fantasy-Freunde,
(9. Teil)

in der 9. Folge unserer Serie über die Entwicklung der „Schwert & Magie" beschäftigen wir uns weiter mit dem amerikanischen Fantasy-Magazin Weird Tales, das unter den so genannten „Pulps" das wohl bekannteste war. Man kann wirklich nicht behaupten, dass das berühmte Fantasy-Magazin Weird Tales von Beginn an ein Erfolg war. Genau das Gegenteil war der Fall. Es wollte und wollte sich nicht verkaufen. Dabei schrieb eine Zeitlang sogar der berühmte Zauberer Houdini (!) für Weird Tales.

Aber auch Houdinis Name konnte die Auflage nicht steigern. Es sah ganz danach aus, als würde Weird Tales nicht einmal seinen ersten Geburtstag feiern können. Der Editor Edwin Baird hatte seine Funktion zurückgelegt. Innerhalb eines Jahres hatte Weird Tales einen Verlust von 40.000 Dollar erwirtschaftet.
Weird Tales, März 1924J. C. Henneberger verkaufte  seinen Anteil an Detective Tales und College Humor an seinen Partner John Lansinger. Otis Albert Kline und Farnsworth  Wright stellten eine gewaltige Nummer zusammen, die als „May-June-July-1924-issue" erschien und drei Monate an den Zeitschriftenständen verkauft wurde. Sie war 192 Seiten stark und wurde um 50 Cent angeboten.

Aber, damit waren die Schwierigkeiten nicht behoben. Henneberger wollte H. P. Lovecraft als Chefredakteur, aber Lovecraft, der eben geheiratet hatte, war nicht interessiert, nach Chicago zu ziehen. Daraufhin bot Henneberger den Posten Farnsworth Wright an, der ihn annahm.

Henneberger einigte sich mit dem Drucker B. Cornelius, der Miteigentümer an Weird Tales wurde, das ab der 14. Ausgabe einen neuen Verleger hatte: Popular Fiction Publishing Company.

Eine weitere Ausgabe mit einer Houdini-StoryDie erste Ausgabe, die von Farnsworth Wright herausgegeben wurde, erschien im November 1924. Die einundzwanzig Geschichten waren um nichts besser als jene, die Baird gekauft hatte. Bemerkenswert an dieser Nummer waren nur zwei neue Autoren, die später für Weird Tales viel schrieben: Frank Belknap Long, ein Freund Lovecrafts, und Greye La Spina.

Außerdem gab es noch Geschichten von Otis Adelbert Kline (1891-1946) und Henry H. Whitehead (1882-1932).

Kline begann erst mit dreißig Jahren zu schreiben. Seine besten Arbeiten lieferte er dann später aber für Argosy, obzwar er noch immer für Weird Tales schrieb. Er wurde dann später ein Literarischer Agent, der die meisten der Autoren vertrat, die für Weird Tales schrieben. White, ein Geistlicher, hatte lange Zeit in Westindien gelebt und verwendete viele der dortigen Gebräuche und Sitten in seinen Stories. Seine bekannteste Veröffentlichung in Weird Tales war: The Tree Men (Feb. 1931). Seine Erzählungen kamen beim Publikum überaus gut an.

Und die dritte Ausgbae mit HoudiniHenneberger hatte mit der Wahl von Farnsworth Wright (1888 – 1940) zum Editor von Weird Tales eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Die wenigstens Leser wissen,  dass der Erfolg einer Zeitschrift oder eines Magazins mit den Fähigkeiten des Chefredakteurs steht und fällt. Er ist für die Linie der Zeitschrift verantwortlich, und er muß den richtigen Riecher haben, welche Stories beim Publikum ankommt. Von 1924 – 1940 leitete Wright Weird Tales und ich kann ruhig behaupten, dass ohne ihn die moderne Fantasy und  Horror-Literatur, wie wir sie kennen niemals entstanden wäre, da es für solche Geschichten nur Weird Tales als Abnehmer gegeben hatte. Weird Tales war ein Magazin, das von der simplen Geistererzählung über Sword & Sorcery bis zu den brutalsten Horror-Stories alles veröffentlichte. An Weird Tales konnten Autoren ihre ersten schriftstellerischen Versuche verkauften. Es dürfte nur wenigen Leuten in Deutschland bekannt sein,  dass der berühmte Dramatiker Tennessee Williams seine erste Story an WT verkaufte. Er war damals 16 Jahre alt, die Story hieß The Venegeance of Nitocris (WT August 1928) und er bekam dafür eine Honorar von 35 Dollar.

Zum größten Erstaunen für alle, die mit Weird Tales etwas zu tun hatten, konnte sich das Magazin am Markt halten. Insgesamt erschienen 279 Ausgaben. Und als es mit der September-1954-Ausgabe eingestellt wurde, hatte es alle anderen Pulp-Magazine überlebt, die es zu seiner Gründung gegeben hatte. 1973 versuchte Leo Margulies Weird Tales wiederzuerwecken, doch schon nach vier Nummern mußte er aufgeben. Weird Tales war nun wohl endgültig gestorben.

Farnsworth WrightAber unter Farnsworth Wrights Regentschaft blühte Weird Tales auf. Wright wurde in Kalifornien geboren. Er studierte an den Universitäten von Nevada und Kalifornien. Nach dem Krieg bekam er die Parkinson-Krankheit (Schüttellähmung), und im Alter von 30 Jahren war sie schon so weit fortgeschritten, dass er nicht einmal mehr seinen Namen schreiben konnte. Er war Musikkritiker beim Chicago Herald and Examiner, und auch als er Chefredakteur von Weird Tales geworden war, schrieb er weiterhin Kritiken für die Zeitung. 1929 heiratete er Marjorie Zank, ein Mädchen, das er aus seiner Schulzeit kannte. Sein Sohn Robert wurde ein Jahr später geboren. Die Krankheit verschlechterte sich so sehr, dass er die letzten Jahren nicht mehr gehen konnte und vom Geschäftsführer William Sprenger täglich in die Redaktion gefahren wurde. 1940 mußte er seinen Posten zurücklegen, doch er erholte sich nicht von seiner Operation und starb kurz darauf im Juni 1940.

Mit den Autoren, die unter seiner Regentschaft für Weird Tales schrieben und von ihm entdeckt und gefördert wurden, werde ich mich in der nächsten Folge dieser Serie beschäftigen.

Bis in einer Woche

Schwert & Magie - NachtragNachtrag zu Houdini
Als ich das 1980 schrieb, war mir bekannt, dass Lovecraft seinen Lebensunterhalt hauptsächlich durch Korrekturen anderer Autoren bestritten hatte, in  Pfade ins Unendliche, Insel Almanach auf das Jahr 1972, findet man folgenden Beitrag:  H.P. Lovecraft – Autobiographie – Bemerkungen über einen unbedeutenden Menschen. Mit Anmerkungen von August Derleth. Aber da verschweigt Lovecraft, dass er auch als Ghostwriter tätig war. Und Derleth geht in seinen Anmerkungen auf diese Tatsache nicht ein. Derleth dazu: Lovecraft führte umfangreichen Korrekturen der Werke anderer durch. Diese Korrekturen musste er machen, denn er brauchte dieses Einkommen, um sein Dasein zu fristen, und er hatte eine Lebenshaltung, welche die meisten von uns heute als weit unter dem Existenzminimum betrachten würden.  (Der Artikel erschien erstmals 1943 in Beyond the Wall of Sleep)!
 
In Folge 13 werde ich mich mit Lovecraft-Houdini beschäftigen. Da hatte ich mehr Informationen dazu bekommen.
 
Vorweg nur das:
Interesting note about those Houdini stories. Here's a quote from founding publisher Jacob Henneberger, excerpted from Robert Weinberg's great history book The Weird Tales Story:"Not long after I had inaugurated Weird Tales, I had a call by Houdini at my Chicago office; he expressed more than usual enthusiasm for the magazine and the meeting resulted in a friendship lasting until his untimely death a few years later. He often regaled me with experiences of his that rivaled anything I had ever read in books. Several of these I published but they were written in such a prosaic style that they evoked little comment. However, one day he unfolded one astounding story of a trip to Egypt that I knew only a Lovecraft could do justice to. Lovecraft did a masterful job on the outline and details I sent him but asked not to have his name associated with publication."

Adding to the above story was the fact that Lovecraft wrote the story shortly before his marriage to Sonia Greene. In best slapstick fashion, HPL managed to lose the manuscript, and to meet his deadline, the story was rewritten on his wedding night, with Sonia doing the typing.
 
Darkworlds21.blogspot.com
En.wikipedia.org

Aber ich hatte mich nie richtig mit Lovecraft beschäftigt. Ich hatte die Stories 1965 in der
Heyne Anthologie, 12: 
H.P. Lovecraft
  • 12 Grusel-Stories (C) (1965) (D) (HO)
gelesen und sie damals als sehr langweilig gefunden. Damit war für mich Lovecraft als Langweiler abgestuft. Nun da ich mich mit ihm in dieser Serie beschäftigen durfte, nahm ich mir diese Sammlung nochmals vor, las die ersten drei Stories und fand sie alles andere als langweilig. Sie faszinierten mich, besonders angetan war ich von:
  • Die Farbe aus dem All (1965) (D)
  • The colour out of space (1927) (US)
Eine wirklich beeindruckende Erzählung, die wie ich heute weiß, auch von Lovecraft als seine beste Story bezeichnet wird. Ich freue mich auf die neun anderen!
Was ziehe ich daraus für eine Lehre: Nicht vorschnell urteilen.


Nachtrag zu

Otis Adelbert Kline:


Besonders hinweisen möchte ich (ein großes Kompliment an Ingo Löchel) auf diese Serie:
Die Zauberspiegel-Kolumne Brutstätte des Phantastischen
In dieser Serie werden auch viele der Autoren, die in WT veröffentlicht haben, sehr ausführlich vorgestellt, wie diesmal:

 

 

 

Copyright Kurt Luif, 1980, 2011

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.