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Schwert & Magie – Kurt Luif’s Geschichte eines Sub-Genres (Teil 11)

Schwert & Magie Liebe Fantasy-Freunde,
(11. Teil)

in der 11 Folge der Serie über die Entwicklung der „Schwert & Magie“ geht es nochmals um Weird Tales: 1938 war Weird Tales bereits ein allgemein anerkanntes Magazin, für das die besten Autoren schrieben. Kritik wurde meist an den Titelbildern laut, denn Wright bevorzugte Bilder, auf denen eine nackte Frau zu sehen war. Der Erfolg gab ihm aber recht. Einzelne Nummern, die nur eine schaurige Titelbildszene zeigten, verkauften sich viel schlechter. Die meisten Titelbilder in der Zeit bis 1938 wurden von der Chicagoer Künstlerin Margaret Brundage gemalt, die dafür 90 Dollar erhielt.

Wright legte auch großen Wert auf Innenillustrationen, dafür konnte er den hervorragenden Künstler Virgil Finlay gewinnen, der dann auch später Titelbilder malte. Überaus beliebt war die Leserbriefseite „The Eyrie“, die oft bis zu acht Seiten lang war. Hier ging Wright oft recht ausführlich auf die vorgebrachten Kritiken und Anregungen ein.

Weird Tales - Titelstory von Henry KuttnerAber Ende 1938 änderte sich alles ziemlich drastisch. Der Miteigentümer Cornelius wollte sich aus dem Verlagsgeschäft zurückziehen. Henneberger verkaufte seinen Anteil an Delaney, einen Schuhfabrikanten, der vor einiger Zeit in die Verlagsbranche eingestiegen war. Cornelius gab einige Anteile an Wright und Sprenger ab.

Bedauerlicherweise dachte Delaney nur ans Geld. Er kürzte sofort die Honorare der Zeichner und Schriftsteller und änderte das Format von Weird Tales und druckte auf unvorstellbar schlechtem Papier. Der Preis wurde von 25 Cent auf 15 Cent gesenkt. Zusätzlich zu Weird Tales kaufte Delaney auch das Magazin Short Story. Die Chefredakteurin von Short Story, Dorothy Mcllwraith, wurde die Stellvertreterin von Farnsworth Wright.

Wrights Gesundheitszustand verschlechterte sich so sehr, dass er zurücktrat und Dorothy Mcllwraith seine Stelle übernahm. Sie hatte keine Ahnung von Fantasy, was sich auch bald bemerkbar machte.

Zwei neue Autoren waren aber zu Weird Tales gestoßen, die überaus beliebt wurden: Ray Bradbury und Theodore Sturgeon.

Ray Bradbury (*1920) war ein begeisterter SF-Fan. Als er vierzehn war, übersiedelten seine Eltern nach Los Angeles. Dort schloß sich Bradbury einer großen SF-Gruppe an. Sein größter Wunsch war es, einmal ein berühmter Schriftsteller zu werden. Henry Kuttner half ihm bei seinen ersten Arbeiten, und schließlich konnte er „The Candle" an Weird Tales verkaufen, die in der November-1942-Nummer herauskam. Bald danach hatte er es endgültig geschafft.

Theodore Sturgeons erste Geschichte für Weird Tales war Cellmate (Januar 1947), die er ursprünglich für Unknown geschrieben hatte, die aber von John Campbell abgelehnt wurde.

1949 wurde die Seitenanzahl auf 112 gesenkt, 1944 auf 96 Seiten. 1947 wurde der Preis von 15 auf 20 Cent erhöht. 1949 kostete Weird Tales wieder 25 Cent. Im September 1953 wurde das Format geändert. Weird Tales erschien nun im Digest-Format. Aber auch das konnte das Magazin nicht retten. Das Ende kam im September 1954, als die letzte Nummer erschien.

Weird Tales war tot, aber nicht die Erzählungen, die es veröffentlicht hatte. Hunderte Stories wurden in Anthologien und Kurzgeschichtensammlungen nachgedruckt.

Ohne Wright und Weird Tales wären vermutlich viele der besten Fantasy- und Horror-Geschichten nie geschrieben und veröffentlicht worden. Denn ohne die Pionierarbeit, die Weird Tales leistete, wäre es nie zur Weiterentwicklung der Fantasy gekommen.

Unser aller Dank muß daher Farnsworth Wright und J. C. Henneberger gelten.

Schwert & Magie - NachtragNachtrag Kurt Luif

Weird Tales litt stets unter finanziellen Nöten, wobei das Magazin in Konkurrenz zu Comics, dem Radio und billigen Taschenbüchern stand. Nach dem Tod von Lovecraft im Jahre 1937 und dem Ausscheiden von Wright erlebte das Magazin einen Niedergang und wurde schließlich 1954, nach 279 Ausgaben, eingestellt. Die letzten Jahre, mit Dorothy McIlwraith als Lektorin, waren gekennzeichnet durch „verschollene“ Lovecraft-Werke, die gelegentlich auftauchten, grelle Coverabbildungen und Geschichten im Stil von Lovecraft, die von dessen selbsternanntem literarischen Nachlassverwalter August Derleth verfasst wurden.

Donald A. Wollheim brachte 1947 bis 1952 achtzehn Bände des Avon Fantasy Reader heraus, in denen die besten Stories aus dem Magazin nachgedruckt wurden.
Zwischen 1954 und 1988 erlebte das Magazin mehrere kurze Wiederbelebungen.
Unter der Herausgeberschaft von George Scithers und Darrell Schweitzer begann das Magazin ab 1988 wieder regelmäßiger zu erscheinen. Das Magazin erlangte finanziellen Erfolg, da die Beiträge von angesehenen zeitgenössischen Autoren wie Tanith Lee, Brian Lumley und Thomas Ligotti stammten. Von 1998 bis 2005 wurde Weird Tales vom Verlag DNA Publications herausgegeben und dann 2005 an Wildside Press weiterverkauft. 2007 wurde das Magazin völlig umgestaltet und erhielt 2009 zum ersten Mal den Hugo Award.
Asimov auf dem CoverZum Abschluss noch ein paar Kuriositäten: 
Der später weltberühmte Krimi-Autor 

  • John D. MacDonald veröffentlichte The Great Stone Death In Weird Tales,

  • auch Robert A. Heinlein verkaufte Our Fair City an Weird Tales, die hatte John Campbell für Unknown abgelehnt.

  • Isaac Asimov bot Weird Tales zwei Stories an (1939 und 1940), die Campbell nicht gefallen hatten. Weird Tales wollte sie auch nicht … Sie wurden nie veröffentlicht.

Die ungewöhnlichste Veröffentlichung war:
Cover story by Isaac Asimov and James MacCreagh [Frederik Pohl]. This was Asimov's only appearance in Weird Tales and interestingly the cover illustrator, Bill Wayne has put Asimov on the cover sitting opposite the ghost. At this late stage in it's life Weird Tales must have found it increasingly hard to attract authors of Isaac Asimov's stature and one wonders if the ever modest Mr.Asimov might not have requested this. Probably the only instance of a contributor enjoying this honour in Weird Tales.
Copyright Kurt Luif, 1980, 2011

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