van den Boom, Dirk - Eobal

Eobal - Diplomaten an die frontEobal
von Dirk van den Boom

Dirk van den Boom kann sich über mangelnde Auslastung eigentlich nicht beklagen. Rettungskreuzer Ikarus, die Tentakelserie und und Kaiserkrieger sehen auch regelmäßig neue Romane aus seiner Feder. Aber van den Boom wäre nicht van den Boom, wenn er es dabei belassen würde. Immer wieder probiert er neue Dinge aus. Mit Casimir Daxxel hat Dirk van den Boom eine neue Figur geschaffen und mit Eobal den ersten Roman für eine mögliche kleine SF-Serie geschrieben.

Nun ganz so neu ist das Szenario bei Daxxel eigentlich nicht. Keith Laumer hat in den 60er und 70er Jahren etwa ein Dutzend Romane um den Diplomaten James Retief vorgelegt. Die Romane und Kurzgeschichten um Retief waren humoristisch angelegt, genau wie Eobal. Aber die Erinnerung daran hält nicht lange an, denn eigentlich ist Eobal doch ein rechter Kriminalroman geworden. Es geht um die Ermordung des turulianischen Botschafters Henzschcot Dhloma, der der engste (und einzige) Freund von Konsul Casimir Daxxel ist. Letzterer vertritt auf der Randwelt Eobal die Interessen der Galaktischen Akte der Menschen. Dummerweise gehört diese Welt zur Einflußsphäre der Meraner, die die schärfsten Gegner der Menschen sind. Hier sind Recht und Gesetz ziemlich auf den Hund gekommen. Verbrechen und Korruption sind an der Tagesordnung. Die Menschen und ihre Vertreter erfreuen sich keiner großen Beliebtheit. Zum Glück erhält Daxxel gerade zur rechten Zeit Verstärkung in Form der Marinesoldatin Josefine von Zandt. Allein auf seinen Protokollroboter Nero angewiesen, wäre er nämlich ziemlich aufgeschmissen gewesen. Denn der Diplomat hat sich in den Kopf gesetzt, auf eigene Faust den Mord an seinem Freund dem Botschafter aufzuklären. Doch schnell gerät er ins Visier der Meraner und ihres Kalifates, die eine überaus attraktive Echsenfrau auf ihn ansetzen, und die Drogenmafia schaltet sich auch ein. Die örtliche Polizei ist nicht sehr hilfreich, sondern legt ihm eher Steine in den Weg. Während Josefine in der Folge als Pokerspielerin glänzen und an einem handfesten Raumgefecht teilnehmen darf, wird Daxxel zum hilflosen Spielball der gegnerischen Akteure. Ja, er wird sogar entführt, zum Meraner ehrenhalber erhoben und muss sich mit den immer unappetitlicherern Aspekten des turulianischen Botschafters wie Drogenhandel, Spionage und amouröse Affären auseinandersetzen.

Breiten Raum nimmt Daxxels Begegnung mit einer attraktiven Echsenfrau ein. Bei van den Boom liest sich das dann so:

"Meranische Frauen hatten im Gegensatz zu Terranerinnen keine Brüste, sie säugten ihre Jungen - hier mehr Säugetiere als Reptilien - durch eine Reihe von Zitzen, die sich über den ganzen Bauch zogen und kaum anschwollen, aber da sie relativ große Eier legten, die einem irdischen Neugeborenen an Umfang gleichkamen, verfügten sie ebenfalls über ausladende Hüften. Diesbezüglich reagierten Meraner wie Terraner auf ähnliche sexuelle Schlüsselreize ... "

(S.22) 

oder so:

"Meranische Frauen besaßen eine Ausbuchtung an ihrem Oberkörper, eine Art natürliches Ruhekissen für frisch geschlüpften Nachwuchs, der sich damit außerdem relativ bequem über weite Strecken tragen ließ. Dies war in der evolutionären Entwicklung der Meraner durchaus notwendig gewesen, und die Reste dieser Notwendigkeit besaßen zumindest eine entfernte Ähnlichkeit mit weiblichen Brüsten, wenngleich sie keine Sexualmerkmale im eigentlichen Sinne darstellen."

(S.46)

Gestutzt habe ich ein wenig, weil van den Boom die kriegerischen Meraner, die Feinde der Menschen, als Kalifat bezeichnet. Im ersten Moment vermutete ich eine Anspielung auf aktuelle Gegebenheiten, zumal die Frauen der Meraner - zumindest in der Öffentlichkeit - auch auf untergeordnete Tätigkeiten beschränkt sind. Die meisten von ihnen durften ihre Heimat gar nicht verlassen oder öffentlich auftreten. "Normalerweise lebten Meranerinnen ein abgeschirmtes Leben, isoliert von fast allen Bereichen der politischen Entscheidungsfindung." (S.20)  Im Verlauf des Romans tritt dieser Aspekt dann aber in den Hintergrund und es werden keine weiteren Paralellen aufgezeigt.

Eobal - Tja, ein durchaus amüsanter Roman, den Dirk van den Boom da vorgelegt hat. Es gibt Ironie, Gefechte und überraschende Wendungen. Langeweile kommt also nicht auf. Freunde von Dirks anderen Romanen dürfen getrost wieder zugreifen. Trotzdem will sich die ganz große Begeisterung nicht bei mir einstellen.

Daxxel gerät im Verlauf der Handlung einfach immer mehr zum Antihelden, der von einem Fettnapf ins nächste stolpert. Für einen Roman ist das sicher statthaft, aber für eine ganze Serie ist das meines Erachtens einfach nicht genug. Wenn es also weitere Bände über den Diplomaten geben soll, dann bitte nach einem anderen Muster.

Eobal
von Dirk van den Boom
170 Seiten
ISBN 978-3-941258-58-7
EUR 11,90 SC; 14,90 HC
Atlantis-Verlag 2011

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