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Die Phantom-Sammlerausgabe Band 3 von 12

Die Phantom-Sammlerausgabe
Edition TAFALLA
Band 3 von 12

In der dritten Ausgabe der Phantomreihe aus dem Wick Verlag befinden sich zwei von Tafalla gezeichnete und von Peter Mennigen verfasste Episoden. In der ersten, bisher unveröffentlichten, Geschichte verhindert das Phantom den Raub der Kronjuwelen aus dem London Tower. In der zweiten Story wird Kit Walker des Mordes für schuldig befunden und auf eine Gefängnisinsel verurteilt.
Im Vorwort berichtet Herausgeber Ulrich Wick, dass die Tafalla-Edition ein voller Erfolg ist. Die ersten beiden Ausgaben mit einer Auflage von jeweils 700 Exemplaren ist komplett verkauft und nur noch zu hohen Preisen auf dem Sammlermarkt erhältlich. Nachdrucke sind leider nicht möglich.

Der Umschlag dieser Ausgabe ist auf stabilen Karton gedruckt und die schwarze Farbe springt dem Leser gut ins Auge. Das Magazin macht insgesamt einen hochwertigen Eindruck. Ulrich Wick bezeichnet das Format der Reihe als Heft. Ich bin versucht, es wegen seiner Aufmachung als Album zu bezeichnen.

Inhaltlich abgerundet wird die Ausgabe mit einem informativen Vorwort und einem Impressum, das alle erforderlichen Daten zu den beiden Geschichten bereithält. Auf den letzten Seiten dieser Ausgabe befindet sich der erste Teil eines Interviews mit Jose Ortiz Tafalla, das in Band 4 fortgesetzt wird. Das Interview wurde im Jahr 2019 geführt und 2020 in dem Fanmagazin MUNDO MASTERS erstmals veröffentlicht.

Die beiden Geschichten sind nicht koloriert. Tafalla zeichnet seine Hintergründe ziemlich detailliert aus und spart nicht an Tuschezeichnungen, die den Panels damit eine unheimliche Dynamik verleihen. Eine Kolorierung würde die Zeichnungen völlig überladen. Wick weist im Vorwort bereits darauf hin, dass in einer der nächsten Ausgabe eine kolorierte Geschichte erscheinen wird.

In kolorierten Zeichnungen muss sich der Künstler mit den Details und Tuschezeichnungen entsprechend zurückhalten, um der Farbgebung ausreichend Raum zu lassen. Es wird interessant, die Zeichnungen beider Geschichten miteinander zu vergleichen.

Die Kronjuwelen
Steven Knight ist der leitende Wächter über die Kronjuwelen im Tower of London. Auf dem Weg nach Hause wird er entführt, denn die Entführer wollen an die Deaktivierungscodes der Alarmanlage des Towers gelangen. Die Entführer versenken einen Wagen in der Themse, um von ihrer Spur abzulenken. Einer der Entführer gibt sich als Stevens Freund aus und berichtet der Polizei, er sei in dem Wagen in den Fluss gerauscht. Stevens Frau Faye misstraut dem vermeintlichen Freund und bittet das Phantom um Hilfe.

Die Entführer dringen unter einem Vorwand in Stevens Wohnung ein und können den Wachablöseplan mit sich nehmen. Nach wie vor fehlen ihnen die Codes, die sie versuchen aus Steven herauszupressen. Die Entführer haben Faye ebenfalls gefangen genommen, die aber vom Phantom befreit werden kann.

Kit Walker beginnt in der Londoner Unterwelt zu ermitteln, um den entführten Steven zu finden. Tatsächlich gelingt es ihm, sich in die Entführerbande einzuschleusen. Den Entführern gelingt es schließlich, die Codes aus Steven herauszupressen. Sie führen ihm Faye vor und drohen sie zu töten. Es stellt sich heraus, dass die verhüllte Frau nicht seine Frau ist, sondern ein Mitglied der Bande. Nun sind sie im Besitz aller notwendigen Informationen und können bis zu den Kronjuwelen im Tower vorrücken. Dort erwartet sie allerdings das Phantom und besiegt die Bande im Kampf.

Fazit
Bei der Geschichte „Die Kronjuwelen“ handelt es sich um eine deutsche Erstveröffentlichung. Tafalla hatte die Zeichnungen 1983 angefertigt, die Texte aber sind verloren gegangen. Peter Mennigen kann sich nicht erinnern, ob er selbst die Geschichte geschrieben hat oder jemand anderes. Daher hat er die Texte für dieses Geschichte komplett neu verfasst.

Die Geschichte besteht aus den üblichen Zutaten einer Phantomgeschichte. Es geschieht ein Verbrechen und Faye verschickt einen Brief an den wandelnden Geist und bittet um Hilfe. Ein Totenkopf auf dem Umschlag reicht aus und jeder Postmitarbeiter auf der Erde weiß, dass der Brief dem Phantom nach Bangalla zugestellt werden muss.

Der maskierte Vigilant kommt nach London und kann den entführten Steven aus den Klauen der Verbrecher befreien und obendrein noch den Raub der Kronjuwelen aus dem Tower vereiteln.

Die Geschichte verfügt außerdem über eine kleine Rahmenhandlung. Kit besucht mit seinem Ziehsohn und dessen Freund den Tower und besichtigt die Kronjuwelen, die dort hinter gesichertem Panzerglas ausgestellt sind. Zum Ende der Geschichte stößt ein Mädchen aus Versehen gegen das Panzerglas und löst den Alarm aus.

Es macht großen Spaß, eine alte Phantom-Geschichte zu lesen, die ja doch irgendwie neu ist. Hätte Ulrich Wick im Vorwort nicht darauf hingewiesen, dass der Text jetzt erst, 40 Jahre nach den Zeichnungen Tafallas, verfasst wurde, ich hätte es nicht bemerkt.

Wunderbar führt Peter Mennigen den Leser sprachlich zurück in die 80er und lässt die Geschichte ein Dokument seiner Zeit sind. Diamanten sind noch Klunker, Gangster sind Ganoven und die Schurken haben nicht Angst vor der Polizei, sondern der Polente. Eine außerordentlich lesenswerte Geschichte, an der vor allem Nostalgiker ihre wahre Freude haben werden.

Flucht von der Teufelsinsel
Im Jahr 1815 verliebt sich Kit Walker in die junge Mary MacIntyre. Er begibt sich auf den Weg nach Schottland, um bei ihrem Vater um deren Hand anzuhalten. Der ist gar nicht über den Antrag erfreut, da er seine Tochter mit einem schottischen Adeligen verheiraten möchte. Mary macht Ihrem Verehrer Daniel MacBain klar, dass sie ihn nicht heiraten möchte. Der aber ist auf die Ehe dringend angewiesen. Er hat Spielschulden angehäuft, die er mit der Mitgift zu tilgen hofft.

In einem Streit mit MacBain stürzt Mary versehentlich eine Klippe hinunter. Es gelingt dem Adeligen, den Unfall wie einen Mord durch Kit aussehen zu lassen. Er wird vor ein Gericht gestellt und zu lebenslanger Haft in den Kerker auf der Teufelsinsel verurteilt.

In der Zelle bekommt Kit Kontakt zu einem Mitgefangenen, der sich einen Tunnel bis zu seiner Zelle gegraben hat. Leider verstirbt der kurz darauf an einen Herzinfarkt. Kit kann sich anstatt der Leiche in den Leichensack einnähen und wird von den Wärtern über die Mauer in das Meer geworfen.

Kit nimmt daraufhin die Verfolgung MacBains in der Rolle des Phantoms auf. Der will vor seinen Schuldnern ins Ausland fliehen, wird aber vom Phantom aufgehalten. In der Auseinandersetzung erfährt MacBain das gleiche Schicksal wie Mary. Er stürzt versehentlich über eine Klippe in die Tiefe und ist tot.

Fazit
Die zweite Geschichte in dieser Ausgabe wird von der zehnten Inkarnation des Phantoms zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestritten. Kit Walker verliebt sich in die schottische Adelige Mary und reist nach Schottland, um bei ihrem Vater um deren Hand anzuhalten. Mary stirbt bei einem Unfall und Kit landet im Gefängnis auf der Teufelsinsel.

Die Handlung der Geschichte zeichnet im Wesentlichen die Handlung des Romans „Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas nach. Ähnlich der literarischen Vorlage gerät Kit aufgrund falscher Anschuldigungen in den Kerker. Ein Mitgefangener gräbt einen Tunnel in seine Zelle und er kann in einem Leichensack von der Gefängnisinsel entkommen. Nach erfolgreicher Flucht rächt er sich an seinem Peiniger.

Die Handlung wird eine lange Strecke von Kit Walker ohne sein Phantomkostüm getragen. Erst auf der vorletzten Seite legt er seinen Dress an und begibt sich auf die Jagd nach MacBain. In der ersten Hälfte der Geschichte ist Kit ein Getriebener, der die Handlungen MacBains über sich ergehen lassen muss. Erst in der Zelle auf der Teufelszelle ergreift er die Initiative und wühlt sich aus seiner Passivität hinaus. Das ist ungewöhnlich, da Kit in dem meisten Phantom-Geschichten der aktive Part ist. Das sorgt für Abwechslung und macht die Geschichte unheimlich spannend.

Tafalla nutzt das Setting ausgiebig, um sein zeichnerisches Können unter Beweis zu stellen. Neben den üblichen vielen Perspektivwechseln und den abgeschrägten und mit eingeschobenen Kreisen versehenden Panels, sind es vor allem die Szenen auf der Teufelsinsel, die ins Auge fallen. Die Panelgrößen variieren und in Kombination mit der hohen Detailliertheit der Tuschezeichnungen erreichen die Zeichnungen ein hohes Ausmaß an Dynamik.

Die PHANTOM-Sammlerausgabe
Edition TAFALLA

Band 3
Story und Text: Peter Mennigen
Zeichnungen: Jose Maria Ortiz Tafalla
Lettering: Ulrich Wick
Cover: Ertugrul Edirne

Episoden:
Die Kronjuwelen
Deutsche Erstveröffentlichung
Flucht von der Teufelsinsel
Erstveröffentlichung: PHANTOM 236 (08.07.1983)

Wick Comics

© Torsten Pech (10/2023)

Kommentare  

#1 William 2023-10-26 20:05
Danke für den Artikel.

Ich wurde in den 60ern zum Phantomfan und las die Ausgaben des Aller Verlages (1952-55), die aber lange vor meinem Erscheinen erschienen :lol: und die Ausgaben von Semic Press (1966-69), da war ich schon da und konnte auch schon lesen :lol: . Die 49 Ausgaben des Aller Verlages wurden von 1992 - 1996 vom Norbert Hethke Verlag neu aufgelegt und sind auch durchaus noch zu moderaten Preisen zu bekommen. Ich selbst sammle die 26 Ausgaben von Semic Press und da mir der Zustand der Hefte nicht so wichtig ist (mir geht es mehr um das lesen und um die Nostalgie), hoffe ich, sie eines Tages komplett zu haben.

Anderen Phantomgeschichten gab ich nie eine Chance, vielleicht überdenke ich das aber noch mal. :-)
#2 Des Romero 2023-10-27 21:05
Die Zeichnungen sehen richtig klasse aus. Aber ich habe keine Ahnung von der Chronologie. Und dann gibt's ja auch noch "Phantom" von Zauberstern.
Das ist sehr verwirrend ...
#3 Ganthet 2023-10-28 09:37
@ Des Romero
Bei dieser Edition aus dem Wick Verlag handelt es sich ausschließlich um Grschichten, die von Jose Tafalla gezeichnet worden sind. Die Stories sind in sich abgeschlossen und es ist egal, in welcher Reihenfolge sie gelesen werden. Die Seitenzahlen der Geschichten variieren und daher sind die Geschichten so verteilt, dass sie gut in die geplanten 12 Bände passen

Bei der Zaubersternserie werden Geschichten aus allen Epochen des Phantoms veröffentlicht. Es wird noch komplexer, da in einigen Ländern verschiedene Autoren munter an Geschichten vor sich hinschreiben. Ich bezweifele, dass es da einen einheitlichen Kanon gibt.
#4 matthias 2023-10-28 12:47
Für mich besteht eine Sammlerausgabe aber definitiv aus den originalen deutschen Ausgaben. Natürlich Erstausgabe.
Sind die zu teurer, dann gerne auch Nachdrucke, welche aber meiner Meinung nicht "Sammlerausgabe" betitelt werden sollten.

Aber alles rein subjektiv, natürlich!
#5 Ganthet 2023-10-28 13:47
zitiere matthias:
Für mich besteht eine Sammlerausgabe aber definitiv aus den originalen deutschen Ausgaben. Natürlich Erstausgabe.
Sind die zu teurer, dann gerne auch Nachdrucke, welche aber meiner Meinung nicht "Sammlerausgabe" betitelt werden sollten.

Aber alles rein subjektiv, natürlich!


Der Bastei-Verlag hat damals Aufträge an Tafalla vergeben, Phantomgeschichten zu zeichnen. Der Verlag hat Kürzungen vorgenommen, damit die Storys besser in die Hefte passen. Darüber hinaus gibt es unveröffentlichte Episoden, da Bastei Phamtom von heute auf morgen eingestellt hat.

Diese Sammlerausgabe beinhaltet nun alle vollständigen, ungekürzten und unveröffentlichten Ausgaben, die für die Phantomheftserie in Auftrag gegeben worden sind. Die Edition richtet sich daher an Leser, die die vollständigen Tafalla-Ausgaben gaben möchten, und an alle anderen Phantomleser natürlich auch :)
#6 William 2023-10-28 15:33
zitiere Des Romero:
Die Zeichnungen sehen richtig klasse aus.


Das war auch mein erster Gedanke :-) und gerade habe ich mal versucht die Bände 1 und 2 zu finden, es gab aber nur einen Treffer bei Ebay und der Anbieter wollte für die beiden Hefte 135 € ! Das ist mir (viel) zuviel und wenn mir die ersten beiden Bände fehlen - und wohl auch immer fehlen würden - dann kaufe ich leider auch nicht die anderen Ausgaben, die sich aber sicher auch ohne mein Zutun gut verkaufen werden :lol: . Schade, dass es wohl keinen Nachdruck geben wird.

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