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Savage Dragon 1

Cover Savage DragonSavage Dragon 1

Die Superschurken Chicagos schließen sich unter der Führung Overlords zum Vicious Circle zusammen und überfluten die Stadt mit Überfällen. Bei einem Angriff kommt der berühmteste Superheld der Stadt ums Leben.

Frank Darling ist Lieutnant bei der städtischen Polizei und versucht den Savage Dragon für die Arbeit bei der Polizei zu gewinnen.

Dragon leidet unter Amnesie und kann sich nicht an seine Herkunft erinnern. Er kann sich weder erklären, wie er zu seinen Kräften gekommen ist, noch, worin die Gründe für sein verändertes Äußeres bestehen. Er hat starke Körperkräfte und verfügt über Selbstheilungsfähigkeiten. Seine Haut ist grün und auf seinem Kopf prangt eine drachenähnliche Finne. Darling hatte ihn in der Nacht zuvor in einem brennenden Haus bewusstlos gefunden und ihn retten können.

Dragon lehnt eine Zusammenarbeit zuerst ab, besinnt sich aber eines Besseren, als er selbst Beteiligter eines Superschurkenangriffes wird. Er tritt der Polizei bei und avanciert bereits am ersten Tag zum Medienstar, als er sich den Schurken öffentlichkeitswirksam entgegenstellt. Overlord ist erzürnt über den Widerstand und beendet die Zusammenarbeit mit der Schurkenorganisation Cyberdata. Cyberdata hatte versucht, die städtischen Behörden erfolglos mit verschiedenen Maßnahmen zu sabotieren. Unter anderem reaktivieren und manipulieren sie einen alten Superhelden, der sich Dragon entgegenstellt, den Kampf aber verliert. Nun will Overlord den Kampf gegen Dragon selbst in die Hand nehmen.

Dragon bezieht eine eigene Wohnung und verliebt sich in die Nachbarin Debbie, mit der er schließlich die Nacht verbringt. Am folgenden Morgen öffnet Debbie Dragons Tür und ein Killer schießt ihre eine Kugel in den Kopf. Der Schütze richtet daraufhin die Waffe gegen sich selbst und bringt sich um. Dragon ist am Boden zerstört und ist vorerst nicht dazu in der Lage, seinen Dienst weiter zu verrichten.

Savage Dragon SeiteFazit:

Erik Larsen ist der Texter, Zeichner und Erfinder des Savage Dragon. Die Grundzüge des Charakters entwickelt er bereits in jungen Jahren, woraufhin die Entwürfe erstmal für eine lange Zeit in der Schublade verschwinden. Larsen bekommt in den 80er Jahren erste Arbeiten in der Comicindustrie angeboten und startet seine Karriere, wie so viele anderen Kreative, bei den Giganten Marvel und DC. Anfang der der 90er Jahre wird er bei Spider-Man zum regulären Zeichner und tritt die Nachfolge von Todd McFarlane an. McFarlane ist zu dieser Zeit bereits ein gefeierter Superstar und Marvel schneidert ihm eine eigene Spider-Man Serie zurecht, in der er Texter und Zeichner gleichermaßen ist und die volle Kontrolle über den kreativen Prozess erhält. Das ist zu dieser Zeit noch recht ungewöhnlich, da die durch Stan Lee eingeführte Arbeitsteilung bis dahin Bestand hat. Monatlich soll verlässlich eine Ausgabe einer Serie erscheinen und so werden die Aufgaben auf Texter, Zeichner, Tuscher und Kolorist aufgeteilt.

Als McFarlane die Serie verlässt, wird Larsen auch hier sein Nachfolger. Bereits zu Beginn der 90er Jahre fordern die Zeichner immer mehr Mitspracherecht bei der Gestaltung ihrer Serien ein. Darüber hinaus ist es üblich, dass die Rechte an neuentwickelten Charakteren nicht den Künstlern gehören, sondern den Verlagen. 1992 verlassen sieben Künstler Marvel und DC, um einen Comicverlag aus der Taufe zu heben, bei dem die Rechte der Figuren bei deren Erfindern liegen; und der Image Verlag ist geboren. Zwei dieser Zeichner sind Todd McFarlane und Erik Larsen. Die beiden gestalten Charaktere, deren Reihen bis heute erfolgreich laufen. Spawn hat bei Erstellung dieses Artikels die Nummer 347 erreicht und Savage Dragon die Nummer 266. Savage Dragon ist damit die zweitlanglebigste Comicserie, die je bei Image erschienen ist.

Umso erstaunlicher ist es, dass der Dragon dem deutschen Comicleser nicht so bekannt ist, wie der Offizier aus der Höllenarmee. Der Infinity Verlag begann 1997 mit der Veröffentlichung der Spawn-Comics und Panini führt die Reihe bis heute weiter fort. Simeon Hrissmomallis erzählt in der vorliegenden Ausgabe eine Anekdote, in der er vor über 20 Jahren mit den Verantwortlichen bei Infinity über eine Veröffentlichung von Savage Dragon gesprochen habe. Leider habe man sich gegen eine Veröffentlichung entschieden. Es gab vor einiger Zeit eine halbherzige Veröffentlichung des Dragon in den Hit Comics, die nach einiger Zeit wieder eingestellt wurden. Nun hat Simeon Hrissmomallis endlich die Möglichkeit, die Abenteuer des Drachenpolizisten in seinem eigenen Verlag zu veröffentlichen und der Figur dem deutschen Publikum vertraut zu machen.

Die deutsche Ausgabe steigt mit der ersten Miniserie The Dragon ein, die im Original erstmalig in drei Heften im Jahr 1992 erschien und 1996 zu einem Fünfteiler ausgebaut worden ist. Das Heft kommt damit auf einen unglaublichen Umfang von 132 Seiten und kostet dem Leser nur 9,99€. Der Preis ist, ebenso wie bei den anderen Zaubersternprodukten, unschlagbar. Ab der zweiten deutschen Ausgabe werden chronologisch die US-Ausgaben veröffentlicht. Im Editorial wird angekündigt, dass bei Erfolg der Serie auch alle Specials und Miniserien gebracht werden.
Die Ausgabe hat drei Seiten, auf denen es einige Informationen zu Erik Larsen und der Entwicklung der amerikanischen Savage Dragon Serie gibt. In zukünftigen Ausgaben sollen an dieser Stelle Leserbriefe erscheinen, zu denen Thomas Rippert Stellung nimmt. Rippert ist der zuständige Redakteur, der neben der Übersetzung für das Layout und das Lettering zuständig ist. Das Layout der Zauberstern-Ausgabe gestaltet sich äußerst großzügig. Wie gewohnt erscheint die Serie im A4-Format und die Originalseiten sind auf das Format hochgezogen. So lassen sich Larsons gute Zeichnungen noch besser betrachten, als in den US-Ausgaben.

Die ersten Serien des Image Verlages sind für ihre ausufernden Layouts bekannt, von denen auch Erik Larsen ausreichlich Gebrauch macht. Die Kampfszenen sind sehr dynamisch und erstrecken sich zum Teil über eine Doppelseite. Man merkt deutlich, dass die Zeichnungen aus den beginnenden 90er Jahren stammen. Bereits in den 80er Jahren wurden die Zeichnungen in Superheldencomics kantiger, was ihnen einen höheren Realismus verschaffte. Heutzutage sind die Rundungen und Kanten flüssiger und wirken etwas weicher. Wer, wie der Schreiber dieser Zeilen, den etwas kantigeren Stil mag, ist mit den alten Dragon-Sachen bestens bedient. Es bleibt zu hoffen, dass die Serie ihre Leserschaft findet. Verdient hat es sie alle Mal.

Savage Dragon ist ein Actioncomic und trotzdem kommt die Charakterzeichnung nicht zu kurz. In der ersten Storyline wird allerdings erst einmal das Setting gesetzt, um die Figur der Leserschaft vorzustellen, aber trotzdem sind schon kritische Themen zu erkennen. An seinem ersten Arbeitstag als Polizist lernt er im Revier seine zukünftigen Kollegen kennen. Unter ihnen befindet sich ein offensichtlich rassistischer Polizist. Er behandelt Dragon wegen seines Äußeren ungemein abfällig. Außerdem raunt ihm ein anderer Polizist zu, dass er vor kurzen einen unschuldigen Schwarzen schwer verletzt habe. Alle im Revier wissen davon und scheinen ihn zu decken. Als Dragon mit ihm allein ist, bringt er ihn mit einem kräftigen Griff zwischen die Beine zum Boden.

Larsen nutzt ein Stilmittel, das bereits Frank Miller einige Jahre zuvor in „Die Rückkehr des dunklen Ritters“ und auch Todd McFarlane in Spawn genutzt haben. Die Aktionen Dragons erscheinen in den Nachrichten und der Leser wird in die Rolle des Zuschauers versetzt. Darin kommen Personen in Umfragen zu Wort, die die Aktionen Dragons bewerten. Dafür werden Stereotypien und Zerrbilder genutzt, um der Leserschaft einen Spiegel vorzuhalten: Der weiße, rassistische Spießer oder der um seine Finanzen besorgte Mittelständler sowie die schwärmende, weibliche Anhängerin.

Savage Dragon ist Teil des Image Universe, kann aber ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Einige Charaktere anderer Image-Serien erhalten Auftritte, wohl auch, um den Lesern damals zu zeigen, dass hier eine neue Comicwelt entsteht. In einer Szene ist der in einen Mantel gehüllte Spawn zu erkennen. Kinder wollen einen neuen Helden erkannt haben, aber nicht ihn, sondern den Dragon hinter ihm, der auf einem TV-Bildschirm in einem Schaufenster zu erkennen ist.

In einem Kampf tritt Dragon gegen Badrock an. Badrock ist Mitglied der Youngbloods, einem Team der ersten Stunde von Image, das von Mitgründer Rob Liefeld entwickelt wurde. In Savage Dragon wird aus Badrock der Name Bedrock. Vermutlich handelt es sich um eine Verballhornung Badrocks, da der Charakter etwas dümmlich dargestellt wird. Badrock versucht eigentlich den Dragon für Youngblood zu rekrutieren, geht dabei aber ziemlich ungeschickt vor.

Savage Dragon 1
Erscheinungsdatum: November 2023
Preis: 9,99€

Autor, Zeichner, Inker: Erik Larsen
Farben: Gregory Whright, Steve Oliff, Reuben Rude

Zauberstern Comics

Kommentare  

#1 Des Romero 2023-12-13 12:42
Erfreulich, dass der Dragon es nach dreißig Jahren endlich nach Deutschland geschafft hat. Erik Larsen hat da wirklich eine komplexe, (anfangs) gut gezeichnete und richtig blutige Serie erschaffen.

Kleine Korrektur: 1992 erschien als Auftakt zur nachfolgenden Serie lediglich ein Dreiteiler, der erst 1996 zum Fünfteiler ausgebaut wurde und eine Menge neues Material enthält. Ich habe beide Versionen im Original vorliegen.

Leider hat Larsen sehr viel später neue Zeichentechniken und auch Materialien ausprobiert, die einigen Heften geschadet haben. Und irgendwann nach Nummer 200 meinte er wohl, pornografische Elemente einbauen zu müssen.

Na ja ...

Die ersten etwa 70 Bände haben mir am besten Gefallen. Der "Viscious Circle" war wirklich eine üble Horde mit bizarren Gegnern. Mit der neuen Timeline ab Band 75 konnte ich jetzt nicht so viel anfangen, aber interessant waren die Comics allemal. Und da die Serie in Echtzeit spielt, dürfen wir auch die Kinder des Dragon heranwachsen sehen. Sohn Malcolm hat schon lange die Serie übernommen.

Dummerweise konnte ich nach Band 117 kaum noch Dragon-Hefte bekommen, sodass meine Sammlung ab da recht löchrig ist. Die Jubiläumsbände 200 und 250 hat mein Comic-Shop gar nicht erst erhalten. Auf Börsen konnte ich sie bisher auch nicht auftreiben.

Ich bleibe aber dran :lol:
#2 Ganthet 2023-12-14 20:21
zitiere Des Romero:


Kleine Korrektur: 1992 erschien als Auftakt zur nachfolgenden Serie lediglich ein Dreiteiler, der erst 1996 zum Fünfteiler ausgebaut wurde und eine Menge neues Material enthält. Ich habe beide Versionen im Original vorliegen.


Danke für den Hinweis. Ich habe den Text entsprechend korrigiert.
#3 Ringo Hienstorfer 2023-12-15 12:32
Hatte der Dragon nicht auch einige Gastauftritte in den deutschen Image-Comics des Splitter-Verlags? Mir kommt diese Figur so bekannt vor.
#4 Des Romero 2023-12-15 13:10
Mir ist nur bekannt, dass der Dragon einige Auftritte im HIT Comics Magazin (1998 bis 2006) hatte.
#5 Ringo Hienstorfer 2023-12-15 14:01
zitiere Des Romero:
Mir ist nur bekannt, dass der Dragon einige Auftritte im HIT Comics Magazin (1998 bis 2006) hatte.

Vielleicht kenne ich ihn von dort. Danke!
#6 Des Romero 2023-12-15 19:04
Schaut mal!
Hier ist ein recht aktuelles Interview mit Erik Larsen über die ersten drei Ausgaben von "Savage Dragon".
Die kompletten Ausgaben werden live durchgeblättert und interessante Details besprochen.
www.youtube.com/watch?v=dlBnogtPiiM
#7 Ganthet 2023-12-16 12:20
Starke Arbeit, die die beiden da abliefern. Ich habe selten eine derart detaillierte Besprechung gesehen. Den Kanal kannte ich gar nicht.
Es ist toll, dass sich Larsen soviel Zeit nimmt.

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