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Die Bibel gegen Charles Darwin - »Wer den Wind sät – Der Brady-Skandal«

Wer den Wind sät – Der Brady-SkandalDie Bibel gegen Charles Darwin
»Wer den Wind sät – Der Brady-Skandal«

Manche Geschichten sind so faszinierend und ungewöhnlich, dass sie immer wieder erzählt werden wollen. Nicht umsonst sind beispielsweise die Stücke William Shakespeares seit Jahrhunderten von den Theaterbühnen dieser Welt nicht wegzudenken. Auch der 1925 in Dayton, Tennessee, abgehaltene Affenprozess um einen Biologielehrer, der unter Anklage stand, weil er Charles Darwins Evolutionstheorie gelehrt hatte, gehört zu diesen Evergreens in Theater, Film und Fernsehen.

Wer den Wind sät – Der Brady-SkandalDa das Staatsparlament von Tennessee damals unter Strafe gestellt hatte, an Schulen Theorien zu verbreiten, die der Evolutionslehre, wie sie in der Bibel dargestellt wird, widersprechen, geriet die Verhandlung gegen den Biologielehrer John Thomas Scopes zu einem Präzedenzfall in der US-Geschichte, der bis weit über die Grenzen des religiösen Nestes hinaus seine Wellen schlug. 1955 schufen Jerome Lawrence und Robert E. Lee aus dem Prozess das Bühnenstück „Inherit the Wind“, das bereits 1960 sehr erfolgreich als „Wer den Wind sät“ mit Spencer Tracy und Fredric March in den Hauptrollen verfilmt wurde. Im Laufe der Jahrzehnte sollten noch etliche weitere Adaptionen derselben Geschichte folgen, bereits 1965 eine für das US-Fernsehen, die es nicht nach Deutschland schaffte. Anders die Version für NBC, die 1988 von David Greene mit Jason Robards und Kirk Douglas in Szene gesetzt wurde, oder die rund ein Jahrzehnt später entstandene dritte Fernsehversion des Stoffes, „Wer Sturm sät“, die erst vor wenigen Wochen ebenfalls von Pidax auf DVD veröffentlicht worden ist.

Wer den Wind sät – Der Brady-SkandalIm Jahr 1925 erregt der Biologielehrer Bertram Cates (Kyle Secor) im verschlafenen Südstaatennest Hillsboro die Aufmerksamkeit des Bürgermeisters (Don Hood) und des gestrengen Reverend Brown (Michael Ensign), weil er seinen Schülern die Evolutionslehre Darwins näherbringt und damit gegen ein neues Gesetz des Staates verstößt. Cates wird unter Anklage gestellt, und die bibeltreue Stadt findet in dem zweimaligen US-Präsidentschaftskandidaten Matthew Harrison Brady (Kirk Douglas) einen frommen Juristen, der mit großer Überzeugung als Staatsanwalt auftritt. Doch auch für Cates‘ Verteidigung steigt ein wortgewandter Vollprofi in den Ring: Henry Drummond (Jason Robards), der bei Bradys Präsidentschaftskandidaturen noch auf dessen Seite gestanden hatte, nun aber vehement dafür eintritt, dass einem jungen Gelehrten nicht verboten werden darf, „sein Gehirn zu benutzen“. Schon bei der Auswahl der Geschworenen geraten die beiden Kontrahenten immer wieder aneinander, weil Brady nur gläubige Bürger zulassen möchte und Drummond schon hier ins Hintertreffen zu geraten scheint. Auch bei der Auswahl der wissenschaftlichen Experten, die von Drummond in den Zeugenstand geladen werden sollen, machen ihm Brady und der ebenfalls sehr fromme Richter (John Harkins) schon in einem frühen Stadium einen Strich durch die Rechnung…

Wer den Wind sät – Der Brady-SkandalDas zugrundeliegende Bühnenstück kann auch in David Greenes Verfilmung sein Potenzial voll und ganz entfalten. Es ist einfach überaus clever konstruiert und hält so manche unvorhersehbare Wendung bereit, die zu einem kontinuierlichen Spannungsaufbau beiträgt. Ohne Frage sind auch Kirk Douglas und Jason Robards ganz herausragende Schauspieler, denen die komplexen Dialoge geradezu spielerisch aus dem Mund kommen. Die 1988er Version muss sich nicht hinter den vielleicht bekannteren anderen Varianten verstecken und kann sowohl Kenner des Stoffes als auch andere Interessierte anderthalb Stunden gut unterhalten. Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) der DVD-Erstveröffentlichung ist nicht zu beanstanden und weist eine sehr ordentliche Schärfe auf. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0) ist ebenfalls der Entstehungszeit angemessen. Von den beiden existierenden deutschen Synchronfassungen ist hier die von Michael Eiler erstellte zu hören, in der u.a. Raimund Krone auf Kirk Douglas (etwas gewöhnungsbedürftig) und Hans Nitschke für Jason Robards zu hören sind.


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