Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Jack Slade Band 1000: Rubys Rächer

CoverJack Slade Band 1000: Rubys Rächer

In der Hauptgeschichte erleichtert ein Rancher einen Farmer um sein Land und bringt ihn um. Seiner Witwe und deren Töchter händigt er 500$ aus und lässt sie ziehen. Die Frauen geben sich mit dem Geld nicht zufrieden und sinnen auf Rache für den ermordeten Vater und Ehemann. Sie bekommen die Unterstützung eines ehemaligen Sheriffs und starten einen grausamen Rachefeldzug. Eine zusätzliche Kurzgeschichte erzählt, wie der der junge Jack Slade bei einem Fuhrunternehmen arbeitet und auf einen wohlbekannten Westernhelden trifft.

 

 

 

Rubys Rächer

Der Rancher Greywood will das Land des Farmers Jake Palmer kaufen. Der widersteht dem Kaufangeboten und wird schließlich vom Rancher umgebracht. Die Ehefrau Ruby und deren beide Töchter verschont er. Er gibt Ihnen 500$ und vertreibt sie von ihrem Land. Der Rancher hat den hiesigen Sheriff auf seiner Lohnliste stehen und damit bleibt den Frauen vorerst keine andere Möglichkeit, als aus der Gegend zu verschwinden.

Ruby sucht einen alten Freund ihres Mannes auf. Gabe ist vor vielen Sheriff einer Stadt gewesen und von ihm erhofft sie sich Hilfe. Der ist zuerst wenig von dieser Idee angetan. Er hat seit Jahren keine Waffe mehr angefasst, da er als Sheriffs in eine Schießerei verwickelt war, in der er versehentlich die Frau niederschoss, in der er sich verliebt hatte.

Ruby offenbart Gabe, dass er der Vater ihrer jüngeren Tochter Abigale ist. Die beiden hatten vor Jahren ein geheimes Verhältnis und so gelingt es ihr, Gabe für ihr Vorhaben zu gewinnen, sich an Greywood zu rächen. Derweil verführt die jüngere Tochter Ada Gabes Ziehsohn Shane und auch er schließt sich der Gruppe an.

Es kommt zu Konfrontation mit Greywood. Zuerst gelingt es dem Rancher noch, Gabe unter einer falschen Anschuldigung ins Gefängnis zu bringen. Die Frauen aber lassen sich nicht entmutigen und reiten zu ihrer alten Farm zurück. Es kommt zu einer Schießerei, da die Frauen das Grab Jake Palmers zu entdecken drohen. Gabe konnte sich mittlerweile aus dem Gefängnis befreien und mit den Frauen und Shane gelingt es ihm, Greywood und seine Männer niederzuschießen.

Gabe und Ruby werden ein Paar und der Ziehsohn geht eine Beziehung mit Abigale ein, der Tochter des ehemaligen Sheriffs.

Fazit

Einen Band 1000 erreichen nur wenige Heftromanserien und daher ist dies eine gute Gelegenheit in die Serie hineinzuschauen. Die Hauptgeschichte ist von Michael Schauer verfasst und die Kurzgeschichte von Walter Appel, die er unter seinem Pseudonym Earl Warren veröffentlicht. Im Heft befindet sich außerdem ein Interview mit Appel.

Jack Slade ist ein Sammelpseudonym mehrerer Autoren, das in den 60er Jahren für die Serie Lassiter entwickelt worden ist. Als die Serie in Deutschland erscheint, werden in den ersten Ausgaben noch die Übersetzungen amerikanischer Geschichten veröffentlicht und als Autor wird Jack Slade genannt. Später werden Storys deutscher Autoren erscheinen und das Sammelpseudonym wird einfach weiter übernommen. Lassiter wird ein großer Erfolg und zu einer der langlebigsten Westernreihen in Deutschland, was wohl auch mit dem hohen Anteil an Erotik zu tun haben dürfte. Explizit werden die Sexszenen beschrieben, von denen der wackere Held eine Menge erleben darf.

Im Jahr 1999 startet der Bastei Verlag die Serie Jack Slade, in der unter dem Sammelpseudonym deutsche Autoren Westerngeschichten veröffentlichen. In der Regel handelt es sich hierbei um Einzelromane, allerdings erscheinen auch einige wenige Subserien, wie Steve Sanders oder Gunn. Der Erotikanteil ist hoch und auch Jack Slade entwickelt sich zu einem Erfolg und überschreitet nun die 1000er Nummer.

Jake Palmer wird ermordet und seine Witwe und deren Töchter Ada und Abigale werden von dem Mörder Greywood verschont. Die Frauen wollen die Tat nicht einfach auf sich beruhen lassen und rächen sich an dem Mörder. Ruby erinnert sich an Gabe, mit dem sie vor vielen Jahren ein Verhältnis hatte und aus deren Liaison die gemeinsame Tochter Abigale entstanden ist. Gabe war sich der Vaterschaft nicht bewusst und so lässt er sich zu dem Rachefeldzug überreden.

Gabe hat mit einer mittlerweile verstorbenen Indianerin zusammengelebt. Deren Sohn Shane lebt nun als sein Ziehsohn bei dem ehemaligen Sheriff. Die jüngere Tochter Ada verführt den jungen Mann und auch er schließt sich der Gruppe an.

Am Ende des Romans finden sich die Paare. Ruby und Gabe finden zueinander und Shane entwickelt Gefühle für Gabes Tochter Abigale. Die Story folgt damit den üblichen Pfaden, wie sie in unzähligen Western zu finden sind. Der Bösewicht wird besiegt und die Liebenden finden am Ende zusammen. So weit, so gut.

Die Story hätte allerdings das Potential gehabt, eine etwas andere Geschichte zu erzählen: Ruby und Ada verführen die beiden Männer, um sich an Greywood zu rächen. Gabe und Shane sterben im Kampf, können Greywood aber noch töten. Die Frauen haben ihr Ziel erreicht und die beiden Männer waren nur Werkzeuge in ihrem grausamen Rachefeldzug. Diese härtere Version hätte der Geschichte etwas mehr Authentizität verliehen und hätte die reichlich vorhandenen Erotikszenen in einen sinnvollen Kontext zur Geschichte gesetzt. Die Erotikszenen wären ein Mittel gewesen, um die Männer für ihren Rachefeldzug zu motivieren. Rubys Rächer wären Rächer im wahrsten Sinne des Wortes gewesen. So bleibt nur eine gewöhnliche Westerngeschichte mit den üblichen Genrezutaten zurück, garniert mit reichlich Erotikszenen, die phasenweise etwas plakativ und deplatziert wirken.

Der Autor hat die Geschichte in einem ziemlich flotten Stil geschrieben, so dass der regelmäßige Leser wahrscheinlich zufrieden sein wird. Der starke Erotikanteil ist ein grundlegendes Konzept der Serie und scheint sich etabliert zu haben, ansonsten wäre der Band 1000 nicht erreicht worden.

Neben einer Titeliste der 1000 Bände und einem Interview mit Autor Walter Apel befindet sich eine Kurzgeschichte in dem Jubiläumsheft, die von ihm unter seinem Pseudonym Earl Warren geschrieben ist:

 Sein erstes Mal

 Der junge Jack Slade verlässt seine Heimat, um bei einem Fuhrunternehmen zu arbeiten. Sein Berufswunsch Postkutscher zu werden, erfüllt sich zunächst nicht. Er wird zu Hilfsarbeiten an einer Station eingesetzt, denn er hat das notwendige Alter eines Kutschers noch nicht erreicht.

Eines Tages ergibt sich die Möglichkeit, dass Jack als Kutscher eingesetzt wird. Eine Passagierin wird bei einem Zwischenstopp auf Jack aufmerksam und verführt ihn. Der junge Mann beginnt für Joanne Gefühle zu entwickeln. Kurz darauf wird die Kutsche überfallen und es kommt zu einer Schießerei mit einigen Banditen und einer Horde Indianern, die Interesse an den Weißen zeigen.  Ein Mann erscheint wie aus dem Nichts und hilft, die Feinde zu überwältigen. Er stellt sich Ihnen als Lassiter vor. Der Fremde bleibt bei der Reisegruppe und auch lässt sich augenscheinlich von Joanne in der ersten Nacht verführen. Als sie ihr Ziel erreichen, bietet Joanne Jack an, noch einmal mit ihr ins Bett zu gehen. Er würde auch nicht dafür bezahlen müssen, denn sie arbeitet als Prostituierte im hiesigen Bordell.

Fazit

Walter Apel schreibt eine amüsante Kurzgeschichte, in der er aus dem Sammelpseudonym Jack Slade einen Charakter macht, der in einer Geschichte mitspielt. Diese Idee hatte vor ihm bereits Horrorautor Stephen King, als der im Jahre 1970 eine Westernparodie schrieb und Jack Slade in einer Geschichte auftreten ließ.

Der Kern der vorliegenden Geschichte besteht darin, dass Jack Slade auf sein Serienvorbild Lassiter trifft. Als erster Vertreter des erotischen Westerns versteht es sich von selbst, dass der kühne Held mit der Frau ins Bett steigt, die dem jungen Jack kurz zuvor seiner Jungfräuligkeit beraubt hat. Lassiter lässt im Nachhinein von der Dame ab, bindet er sich doch nie fest an eine Frau. Man könnte die Ereignisse als lustige Methapher verstehen, in der der alte Lassiter den Staffelstab an den jungen Jack Slade weitergibt, so wie es mit den Heftromanserien geschehen ist. Die Lassiterserie erfreut sich zwar bester Gesundheit, Jack Slade könnte man aber durchaus als Spin-Off seines Vorbildes bezeichnen.

Der junge Jack Slade versucht bei Joanne erneut zu landen und muss verdutzt feststellen, dass die Dame eine Prostituierte ist. Diese scheint Gefallen an dem unerfahrenen Jüngling zu finden und bietet ihm weiteren Beischlaf an, sogar ohne dafür bezahlen zu müssen.

 

Jack Slade

Band 1000: Rubys Rächer

Autor: Michael Schauer

Erschienen: 06.01.2024

Bastei Verlag

 

© Torsten Pech 01/2024

Kommentare  

#1 Thomas1901 2024-01-30 03:26
Das Pseudonym JACK SLADE wurde in den USA auch für fünf SUNDANCE Romane sowie für die 8-bändige Western-Serie GATLING verwendet.

Im deutschen LASSITER Heft Nr. 2109 spiele Jack Slade ebenfalls selbst mit: Als 100-Jähriger im Jahr 1955 (!) erzählt er dort einem Reporter von seinen Abenteuern mit Lassiter…

An der JACK SLADE Heftserie haben 36 Autoren mitgeschlieben. Die meisten davon stammen von Walter Appel (über 200). Eine Aufschlüsselung, welche der 1000 Bände von welchem Autor sind, gibt es exklusiv hier: www.pulverrauch.de/heftserien-jack-slade/

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.