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Volkswagen, Kleinwagen und Autos (Teil 2)

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, weier geht’s mit den Anekdoten rund um W.K. und die Autos. Dann lass mal hören. Der Tee ist serviert …

Volkswagen, Kleinwagen und Autos
(Teil 2)

Werner Kurt Giesa und der Begriff ›Auto‹ - das kann wahrlich eine unendliche Geschichte werden - mit der er uns oft genug unsere Nerven strapaziert hat.

Dabei waren wir uns nie so ganz sicher, was er davon scherzhaft meinte - und was sein voller Ernst war.


Der damalige Spruch: »Der Sprit müsste fünf Mark kosten!« kam meistens dann, wenn er sich über ›Klein- oder Volkswagen‹ aufgeregt hatte, die ihm den Weg versperrten und ihm keine Chance zum Überholen ließen.

Bei diesem Satz müssen wir jedoch bedenken, dass ich über die Zeiten schreibe, als Werner sehr viel Geld hatte - und es mit vollen Händen ausgeben konnte. Er wohnte ja bei seinen Eltern mietfrei und was er fürs Essen abgegeben hat, war auch nicht sonderlich viel. Er schrieb grob geschätzt drei Hefte im Monat und zwei Hefte waren so ungefähr das, was ich als Obersekretär im Rathaus verdiente. Nur dass ich eben die Miete und die Kosten für Lebensunterhalt samt teurer Krankenkasse, Versicherungen aller Art etc. hatte.

Na schön, ich schrieb ja auch und gelegentlich bekam auch die Band noch mal ein Geschäft, das nebenher auch noch so einiges rein kam, dass ich, was Werners damaligen Lebensstil anging, in etwa mithalten konnte. Bei mir änderte sich das nach meiner Hochzeit Anno 1984 verbunden mit einem Umzug in eine viel größere Wohnung innerhalb des Hauses in Ahnatal, die mich sehr, sehr viel Geld gekostet hat. Aber ich war ja der Meinung, mit den ›Großen‹ d.h. mit Jürgen Grasmück und Werner und ihrem Lebensstil mithalten zu können. Die Clubleiter des organisierten Fandoms, die damals während des Zelt-Cons in Ahnatal die Wohnung gesehen haben wissen, was ich meine.

Die Ernüchterung, was das finanzielle anging, kam bei mir schon während meiner Ehe - und bei Werner wäre sie danach auch dann gekommen, wenn es die weiteren Ereignisse das Jahres 1986 nicht gegeben hätte. Immerhin hatte W.K.Giesa in Altenstadt ein Haus am Wald mit großem Garten etc. angemietet, das von außen mehr erwarten ließ, als innen drin zu sehen war. Immerhin hatten wir bei Werners Umzug von Lippstadt zwar jede Menge Bücher und Hefte mitgebracht - aber wenig Möbel.

Da meine Frau und ich dann in die Stadt zurück umzogen und die Frau auch unbedingt eine Waschmaschine mit Trockner wollte, konnten Werner und Heike wenigstens die Waschmaschine und unsere Kühltruhe haben - die konnten wir in unserer Wohnung nicht mehr stellen. Der Mercedes war schon lange verkauft und dafür ein Fiat-Uno-Diesel angeschafft worden. Das war dann auch die Zeit, wo Werner seinen Lebensstandard zurückschrauben musste. Wie ich so mitbekommen habe, sind dann so nach und nach auch eine ganze Reihe teurer Western-Kleidungsstücke verkauft worden - bei mir sind sie ja dann im Circus gelandet. Es gab eben für alles seine Zeit. Ich denke gerne dran zurück ohne mich zu ärgern, für was für Kinkerlitzchen ich seinerzeit die Kohle raus geworfen habe. Und die Sache mit der Western-Kleidung, das wird mal eine extra Teestunde.

Und mit den Autos ging es bei Werner eben los, als die Honorar-Schecks ins Haus flatterten - die Western-Kleidung kam später. Ein armer Student, der sich vorher gerade so eben mal einen fahrbaren Untersatz leisten konnte und ihn mit blauer Innenwandfarbe um streichen wollte - wie wir es in einem Kommentar von Kaffee-Charly zur letzten Teestunde lesen konnten - das war vorbei, nachdem die ersten Honorar-Schecks des Bastei-Verlages eintrudelten.

Der mit der blauen Innenwandfarbe, das muss wohl W.K.G.s erster Wagen gewesen sein - ich erinnere mich düster, dass er mit so was mal erzählte. Der ›Sokrates‹ war der zweite Wagen - ich kann mich allerdings nur an den ›Fenrir‹ erinnern, einen maus- oder wolfsgrauen Opel-Kadett ›B-Modell‹ (den hatte ich auch mal, die saharagelbe ›Stormbringer‹). Danach kam für Werner die ›Veronique‹, bei der ich das letzte Mal abgebrochen habe. Was das für eine Farbe war, mit der Werner den Wagen selbst schwarz gestrichen hatte - und die Chromteile vergoldet - weiß ich nicht. Jedenfalls war es kein glänzender Autolack.

Es dauerte dann auch gar nicht lange, bis Werner als neuen Wagen die ›Charraua‹ hatte. Crom weiß, woher Werner den Namen hatte - ich habs vergessen. Vermutlich eine Figur aus Ren Dhark, vielleicht einer der insektenartigen Nogks. Diesen Wagen (und die völlig identische ›Excalibur‹) hat im Kommentar zur letzten Teestunde c.r.hays erwähnt. Natürlich links auf der Beifahrerseite das ›Reichswappen von Helleb‹, auf der Fahrerseite das Wappen Werners. Gekreuzt Schwert und Schreibfeder - darüber eine Fledermaus. Das Schwert hat jeder der Tafelrunde im Wappen. Dazu waren die Wagen von Werner - und als ich den Daimler hatte (die ›Glarelion‹) auch mein Wagen, mit schwarzem Zierband verschönt, dass es auffälliger nicht mehr ging.

Die ›Charraua‹ und die ›Excalibur‹ waren echte ›Zwillinge‹. Sandfarbene Fahrzeuge der Marke Opel-Diplomat mit schwarzem Venyl-Dach - und absolute Raketen. Was die so unter der Haube hatte, habe ich vergessen und mich auch nie drum gekümmert. Werners normale ›Reisegeschwindigkeit‹ war so um 180km/h. Fuhr er vorsichtig, waren es 160 km/h.

Das waren so die Geschwindigkeiten auf Fahrten zu Cons oder nach Kaltern. Wir fuhren ja meistens Nachts - und das war eben die Zeit, wo Werner voll drauf war, während ich ja berufsbedingt Tag-Mensch sein musste. Ich bin dann irgendwann während der Fahrt nach Kaltern meistens eingeschlafen und irgendwann in den Alpen wach geworden. Da Werner zudem auch noch begeisterter Autofahrer war, habe ich ihm lieber eine Benzinbeteiligung gegeben und mich kutschieren lassen. Als ich dann nach meiner Scheidung noch ein paar Touren mit Hermann gemacht habe, wurde das beibehalten.

Je nachdem, wo der Con war, hat mich Werner in Ahnatal eingesammelt oder ich bin nach Lippstadt gebrettert und wir sind von dort mit einem Auto weiter gefahren. Und dann gab es die schöne Episode, die ich schon mal erzählt habe.

Auf der Fahrt von einem Con fuhren auf einer zweispurigen Autobahn zwei blaue VW-Käfer schön brav nebeneinander. Wenn ich mich nicht irre, hielten sie sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 120 - was Werner wenig interessierte (damals jedenfalls - da konnte man noch nicht so rasch wegen einiger Punkte die Fahrkarte verlieren). W.K. ›flog‹ also mit der ›Charraua‹ oder der ›Excalibur‹, das weiß ich heute nicht mehr, in seiner üblichen Geschwindigkeit und gab per Lichthupe das zu erkennen, was Schiller im ›Wilhelm Tell‹ mit »Patz! Platz dem Landvogt!« umschreibt. Passender wäre das schöne Adventslied: »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Es kommt der Herr der Herrlichkeit!«

Ich habe Werner selten so lästerlich fluchen hören, als er dann voll in die Eisen steigen musste, damit sein edler Renner vor der Schande mit der Berührung von zwei ›Parias der Straße‹ verschont blieb. Dafür dröhnte das ›akkustische Signal‹, als Werner wie ein Wilder auf die Hupe hämmerte und die Lichthupe gleichzeitig wie die Phaser der ›Enterprise‹ beim Angriff der Klingonen in kürzesten Intervallen aufleuchtete. Dazu fluchte, schimpfte und wetterte er wie ein Doppelsöldner aus Wallensteins Lager.

Vor uns bewegte sich gar nichts. Weder fuhr der Wagen links - also der, den wir fast gerammt hätten - schneller noch ließ sich der andere etwas zurück fallen, damit W.K.G. vorbei konnte. Die beiden fuhren so zusammen wie ein Gespann, das zusammen geschirrt ist.

Es war ja Nacht und auch wenn Werner immer mal hoffte, rechts oder links über den Grünstreifen vorbei zu kommen - es ging nicht, wollte er nicht Blech riskieren. Und so vernünftig war er dann doch. Bei Tag wäre ich mir da nicht so sicher gewesen - da hätte er in seinem Zorn sicher einen ›Stunt‹ versucht.

Aber ich glaubt, hätte Werner in dieser Situation wie James Bond im Aston Martin vorne einen Raketenwerfer oder ein Maschinengewehr drin gehabt, dann hätte Werner alle Bedenken eines ›Kriegsdienst-Verweigerers‹ vergessen - dann wären die beiden Volkswagen vor uns zerstrahlt, zerschossen oder sonstwie verschrottet worden.

So weit ich mich erinnere hat das ›Spiel‹ so an die zehn Minuten gedauert bis Werner endgültig vorbei durfte. Ich war alleine mit ihm im Wagen und kann das nur so erzählen. Aber ich habe ihn niemals so wütend gesehen. Und wenn er dann loslegte mit seinen ›Auto-Theorien‹, dann war das garantiert nicht mehr spaßig gemeint.

Ja, wenn der Sprit fünf Mark kostet, dann können es sich nur noch Leute mit ›richtigen Autos‹ leisten zu fahren. Und wer unter 200 fährt, der parkt. Diese Sprüche hat er auch später noch beibehalten - denn natürlich erzählte er mit ja auch in späteren Jahren am Telefon alles über seine neuen Wagen - dann keine Opel mehr, sondern BMW.

Die Vorliebe für diese Bayern-Marke hatte er von Kurt Brand, der ja Wagen dieser Firma fuhr. Und die von Kurt hatten alle den Namen ›Point Of‹. Der stand hinten am Wagen angeschrieben - wie damals die Namen der anderen Wagen der Helleb-Flotte auch. Nachdem wir das gesehen hatten, das Kurt Brand seinen - damals zitronengelben - BMW am ›Achterkastell‹ mit dem Namen ›Point Of‹ schmückte (das war der Abend in Lippstadt, als wir Kurt Brand kennen lernten), da verschwand dieser Name vom Audi 80 von Hans Klipp - und es kam kein neuer Name mehr auf seine künftigen Wagen.

Nach Kurts Tod übernahm Werner den Namen ›Point Of‹ für seine Fahrzeuge der Bayerischen Motor-Werke, die natürlich so dunkelblau waren wie die letzten Wagen dieser Güteklasse, die Kurt Brand fuhr - ich müsste lügen, wollte ich behaupten, es wäre auch das gleiche Modell, was Kurt gefahren hat. Ich habe von Autos so keine Ahnung - es reizt mich auch nicht sonderlich und ich habe diese ›Spinnerei‹ damals nur mitgemacht, weil sich Werner eben so daran hoch gezogen hat.

Ob W.K. Giesa in seinen letzten Lebensjahren mehr als ein Auto hatte, weiß ich nicht - zu meiner Zeit musste er mindestens zwei haben. Es konnte ja einer in der Werkstatt stehen.

Zusammen mit den beiden ›Diplomaten‹ hatte er einen Opel - Manta, das allererste Modell. Als er dann mit Heike zusammen mit kurzlebige Firma ›W.K.Design‹ auch machte, hatte er einen VW-Passat. Aber da waren wir schon so weit auseinander, das mich das nicht mehr interessiert hat, welchen Wagen er fuhr. Er hat es dann auch ganz ›cool‹ hingenommen, als ich ihm damals erklärte, dass ich jetzt einen schwarzen ›VW-Golf‹ fahre. Die ›Antares‹ fahre ich heute noch - vermutlich wird es mein letzter Wagen sein. Ich fahre ja nicht mehr viel - mal nach Borken zum Arzt oder nach Kassel, um Lisa zu holen oder zu bringen. Alles andere habe ich hier im Dorf. Warum also den Wagen aus der Garage holen?

Ja, Werner und seine Autos. Und seine Geschwindigkeiten. Nur Kurt hat ihn locker überboten und auch Karin Grasmück fuhr ›einen heißen Reifen‹. Uwe Schnabel hat ja unlängst in einem Beitrag die kleine Episode von Amsterdam erzählt. Nur war sie, was die Rückfahrt und Kurts kleines Abenteuer mit der holländischen Autobahn-Polizei abnbetrifft, etwas anders - so hat er uns dann später erzählt.

Kurt Brand sah ja rein von der Optik aus wie der ›Pate von Palermo‹ und hatte auch ein italienisches Kennzeichen. Übrigens auch einen italienischen Führerschein - denn sein deutscher Führerschein lag bei der deutschen Behörde - warum weiß ich nicht, kann es mit aber denken. Kaltern gehört ja zu Italien - auch wenn dort in Südtirol nur die ›Walschen‹ italienisch sprechen - und Kurt kannte eben den aus Süditalien kommenden Polizei-Chef sehr gut. Und da er nun mal ständig in Italien wohnte, war klar, dass er auch einen italienischen Führerschein brauchte. Unter Freunden hilft man sich ja ...

Die holländische ›Reichs-Polizei‹ fährt Porsche und da kann auch der BMW nicht mit. Also einige Kilometer vor der Grenze wurde Kurt Brand auf die Seite gewunken. Er stieg aus, zornig wie ein beleidigter Gott, und sprach ›italienisch‹. Das konnte Kurt zwar nicht - außer italienisch fluchen - und ich vermute, es wird auch etwas ungarisch dabei gewesen sein - was man ja, wenn man als ›Janos Vereb‹ Grusel-Romane schreibt, sicher auch kann. Wer Kurt Brand mal im Zorn - echten oder gespielten - erlebt hat, der weiß, was ich meine. Ein blitzeschleudernder Zeus ist eine lahme Nummer dagegen...

Für die beiden Mijnheers aus dem Tulpen-Ländle konnte die Antwort auf das, was Kurt Brand da abließ, nur ›Kannitverstan‹ lauten. Die braven Netherland-Polizisten versuchten es mit Englisch, Deutsch und auch mit Französisch. Nur verstand sie der ›Italiener‹ nicht - nicht eine dieser Sprachen. Die Grenze war nicht weit entfernt und ich kann mir vorstellen, dass die beiden Beamten den Verkehrssünder lieber entnervt weiterfahren ließen als das Gezetere noch auch der Wache zu haben. Kurt Brand hat sich aber diebisch gefreut, als er uns das erzählte. Das scheint bei ihm nicht das erste Mal gewesen zu sein.

Leider habe ich mir damals keine Notizen gemacht, wenn Kurt Brand so in lockerer Runde ›von früher‹ erzählte, als noch Leihbücher geschrieben wurden und wen er damals alles so kannte. Namen, die heute Legenden sind. Aber wer hat seinerzeit daran gedacht, dass sich mal jemand für diese Dinge interessieren würde.

Wenn ich hier so die Teestunden schreibe, dann tauchen all diese Sachen in meinen Erinnerungen wieder auf. Die Wohnung von Kurt und Maria Brand unten im Untergeschoss eines Hauses am Hang. Zwei Poltergarnituren standen dort Rücken an Rücken. Wir saßen immer an der Hinteren - beim Bücherregal. Auf einem recht kleinen Schreibmaschinentisch stand seine dunkelrote Kugelkopf- Maschine - Computer hat er keinen mehr gebraucht. Hans Klipp hat den Teppich, auf dem er all die Jahre mit dem Stuhl gesessen hat wenn er schrieb. Ich habe sein besticktes Ungarn-Hemd, das Kurt sehr oft trug.

Ach, es waren unvergessliche Stunden, die wir da erleben durften und sicher wird mit in den Teestunden immer noch die eine oder andere Episode einfallen. Bei den letzten Besuchen war auch Hermann mit dabei - als Zeitzeuge.

Werner Kurt Giesa und seine Autos - ein unerschöpfliches Thema, was ich aber hier und jetzt so weit beenden möchte, damit wir mit unserem Interview bei Gustav Gaisbauer weiter kommen. Und wenn mir noch Auto-Episoden einfallen, finde ich sicher Gelegenheit, sie irgendwo dazwischen zu schieben.

Jetzt wünsche ich euch erst mal eine wunderschöne Woche. Man liest sich...zumal ja jetzt noch das neue ›Chrysaltas‹-Kapitel auf euch wartet...

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