Die Geheimnisse des Verheissenen Garten
Die Geheimnisse des Verheissenen Gartens
Ich blickte mich um. Ich fand mich im Schatten eines gewaltigen Baumes. Das Licht der Sonne blendete mich.
Nach und nach gewöhnte ich mich wieder an das Licht und erkannte, dass ich mich in einem Rosengarten befand. Emsig arbeiteten die Gärtner, jäteten hier, gossen da und hegten und pflegten die Blumen. Ich hatte noch nie einen so schönen Rosengarten gesehen.
Die perfekte Harmonie aus Natur und Kultur. Mir war, als bildeten die blühenden Blumen ein Muster, als wäre jede einzelne Blüte von den Gärtnern genau vorherbestimmt. Ich nahm die Farben in mich auf.
Ein alter, bärtiger Mann, den ich zu kennen glaubte, sah zu mir rüber. Als er mich wach und bei Sinnen fand, unterbrach er seine Arbeit und kam zu mir hinüber, wie noch einige der anderen, während andere unbeeindruckt weiter arbeiteten.
Ich setzte mich auf und lehnte mich an den Baum. Die Gärtner setzten sich um mich herum und sahen mich an. Nur das Gesicht des bärtigen Alten war mir vertraut. "Du bist erwacht", sagte er zu mir.
Ich kannte diesen Mann und seine Stimme. In Zeiten höchster Verwirrung hatte er mich gerettet und mich in die Obhut eines anderen gegeben.
Zuletzt war da ein Schiff und sie waren auf dem Weg in ein blaues Leuchten. Aber die Stimme des Alten war in mir und sagte: "Das ist nicht dein Weg."
An mehr konnte ich mich jedoch nicht erinnern. Geschlafen und geträumt hatte ich in meinen Träumen diese Stimme gehört, die die macht des Rings über mich gebrochen, nein nicht gebrochen, aber gemildert hatte. Es war jetzt nur noch eine ferne Sehnsucht nach ihm da. Wie das Missen eines lieben Freundes, eines Verwandten.
"Ich bin wach und danke dir", entgegnete ich. "Harantor Adandil Errandir zu deinen und deiner Sippe Diensten."
"Rurerrunhor tar'darrunarretar Taburararrh'egnar gar'rh Norrorrhbar, Agmar Raharr'bar'ar'gham der Sery'de von E'sch T'hut Wiyr zu deinen Diensten", entgegnete der Alte. Das sind die Elheri des Konzils. Ihre Namen und Gestalten sind für Dich Schall und Rauch. Sie zu kennen, ist nicht wichtig für dich."
Nun, wenn die Nmaen nicht von Bedeutung waren, dann waren sie das. Zum Zeichen des Einverständnisses nickte ich.
"Wo bin ich hier?" fragte ich.
"Auf E'sch T'hut Wiyr", war die lapidare Antwort. "Dort wo wir unsere Heimat, den Frieden und den Schlag führen.", meinte der Alte nur.
Ich verstand kein Wort, aber es war mir egal. Mehr noch als dem Alten zuzuhören, nahm ich die Bilder des Gartens in mich auf. Es war ein besonderer Ort. Ich fühlte Reinheit, Ordnung und Freude.
"Der Garten gibt uns das Leben", sagte der Agmar nur. "Es ist mehr als nur ein Ort der Arbeit. Hier finden wir unsere Freude ..."
Der Alte verstummte.
Ich sah ihn an. Konnte sehen, dass er mit sich rang und sich fragte, ob er mir dies anvertrauen konnte oder nicht. Ich blickte in die Gesichter der anderen. Die Elheri zeigten nichts. Ihre Mienen waren ausdruckslos und schienen dem Alten nicht zu helfen.
Dann festigte sich der Ausdruck des Agmars, als habe er eine Etscheidung getroffen.
Er hob eine Kristallkugel, die er in seinem Gewand verborgen hatte. Als das Licht der Sonne darauf fiel, wallten augenblicklich Nebel auf und das Gesicht einer Frau erschien und dann wirbelte der Nebel aus dem Kristall und aus der Frau wurde ein Drachen, der in der Sonne verging.
"Harantor Adandil Errandir begann er förmlich. Kaum einer hatte meinen vollen Namen in den letzten tausend Jahren ausgesprochen, ja nicht einmal Elrod hatte mich je so genannt. "Dieser Garten ist mehr als nur ein Ort, wo wir unsere Freude finden. Das Geheimnis soll dir aber verschlossen bleiben. Einmal, ein einziges Mal haben wir zu sehr vertraut und zu früh zuviel enthüllt. Wir gewannen einen Feind für die Ewigkeit."
Ich nickte. Ich verstand. Es war kein Misstrauen gegen mich, sondern nur Vorsicht.
"Doch wir bitten dich in unsere Dienste zu treten. Vorerst nur für unseren Dank ..."
Der Agmar gab seinen Elheri einen Wink. Einer reichte mir etwas, das ich lange missen musste. Fein säuberlich, in Papyrus eingerollt, sah ich fein geschnittenes Pfeifenkraut. Es war nahezu nachtschwarz, wie ich es schätzte und liebte.
Ich griff nach dem Röllchen und vor mir entstand aus dem Nichts eine Flamme. Ich hielt das Röllchen daran, sog an der Yulepse und inhalierte den Rauch.
Die Sery'de vor mir vor zogen Pfeifen aus ihren Gewändern, aus den im gleichen Moment Rauch aufzusteigen begann.
"Du hast dieses ganz spezielle Kraut zu uns gebracht. Nur woher, kann ich nicht erkennen."
Ich wollte antworten. Klar, es kam von ... aus meiner Heimat, dem Ausgangspunkt meiner ewigen Wanderschaft. Aus ... aus ...
Bei der Finsternis! Woher? Ich hatte es vergessen.
"Auch du weißt es nicht mehr?" fragte mich der Alte erstaunt.
Ich schüttelte nur den Kopf.
"Welch höhere Macht mag da eingegriffen haben. Die Götter der Völker mögen es wissen oder Erádumahl selbst."
Ich schüttelte die verlorenen Gedanken an die vergessene Heimat ab. Och war auf Magira und musste dort bleiben.
Und ich würde in die Dienste der der Sery'de von E'sch T'hut Wiyr treten.
"Was soll ich für Euch tun?" und fügte probeweise hinzu "Herr?"
"Du brauchst mich nicht als Deinen Herren zu betrachten", sagte Rurerrunhor tar'darrunarretar Taburararrh'egnar gar'rh Norrorrhbar milde lächelnd. "Diene uns aus freien Stücken, wie du es willst, diene der Sache des Lichts, aber nicht aus Danbkbarkeit oder weil du einen Herrn willst."
"In Ordnung", stimmte ich ihm zu und war froh. Er war in mancherlei Hinsicht wie Elrod. der auch nicht ein Herr war. Das gefiel mir.
"Aber was ist meine Aufgabe?" fragte ich erneut und sog an meiner Yulepse und nahm den Rauch in mich auf.
"Geh und suche deine Tochter. Finde heraus, ob in ihr das Licht schlummert. Finde heraus, ob es bei ihrem Volk Wesen gibt, in denen das Licht schlummert und die bereit sind mit uns für das Licht zu streiten.
Die Erinnerung n meine Tochter bereitete mir Schmerzen. Ich hatte sie kaum gesehen. Würde sie überhaupt mit mir sprechen?
Bilder von ihrer Mutter und der kleinen stiegen in mir auf.
"ich werde sie suchen, finden und mit ihr sprechen", sagte ich schließlich entschlossen.
"Gut", sagte der Agmar. "Aber erhol dich erst ein paar Tage bei uns. Und vielleicht, vielleicht ergründest du das Geheimnis des Gartens ...", sagte er und lähelte.
Stade, Oktober 2004
Copyright © by Horst von Allwörden
Copyright © by Horst von Allwörden
Nachbemerkung