Dystopia – drei Spielfilme über die nahe Zukunft im ZDF

ZDFDystopia – drei Spielfilme über nahe Zukunft: Film war immer schon Resonanzraum für Zukunftsszenarien – Science-Fiction-Filme und Dystopien entwerfen Orte der Zukunft, die mal Angst und mal Spaß machen, dabei aber immer auch philosophische Konzepte in die Luft werfen. Dass das Genre noch voller Überraschungen steckt, zeigt die Redaktion Das kleine Fernsehspiel aktuell anhand von drei Filmen junger Regietalente, die ganz unterschiedliche Gesellschaftsformen in einer Welt von morgen zeichnen.

ZDF, ab Montag, 15. November 2021, 0.05 Uhr
ZDFmediathek, alle Filme ab Montag, 8. November 2021

Sandra Wollners experimenteller Science-Fiction "Vom Nachteil geboren zu sein" handelt von einem Roboter-Mädchen, das für einen Mann seine verlorene Tochter ersetzen soll. In Mario Sixtus' Near-Future-Thriller "Hyperland" übernimmt ein Social Credit-System die Kontrolle über unser Zusammenleben. Und Willi Kubicas Science-Fiction "Endjährig" führt in eine nicht allzu ferne Zukunft, in der die Gesellschaft überaltert ist, und die Regierung beschließt, das Ableben der Bürger durch eine Zwangssterbehilfe ab 80 zu terminieren.

Alle drei Filme unserer Dystopia-Reihe spielen in der (nahen) Zukunft, nehmen dabei aber aktuelle Entwicklungen als Basis und stimulieren auf unterschiedliche Weise unsere Vorstellungskraft.

Statement der Redaktion

Hyperlandt
Der Near-Future-Thriller "Hyperland" spielt in einem System, das die Beliebtheit und Kreditwürdigkeit eines jeden Menschen nicht nur ständig für alle sichtbar, sondern auch durch existenzbedrohende Schmutzkampagnen manipulierbar macht.

In einer utopischen Welt ist der gute Ruf eines jeden Menschen durch einen "Carma Count" mess- und sichtbar – er entscheidet über Job, Wohnung und soziales Umfeld. Künstler-Scout Cee gerät in eine existenzbedrohende Schmutzkampagne und entdeckt: Im Verborgenen arbeiten bezahlte Experten daran, die Reputation ihrer Kunden aufzupolieren oder den Ruf von Widersachern zu zerstören.

Empörungswellen, öffentliche Zweifel, anonyme Beschuldigungen, Like-Paraden und Jubel-Blogger – alles ist geplant, gesteuert und gelenkt. Als Cee eines dieser Spezialisten-Teams zur Selbstverteidigung anheuert, gerät die Situation außer Kontrolle.

"Hyperland" wird Ende Oktober bei den Internationalen Filmtagen in Hof Premiere haben.

Endjährig
Deutschland, Mitte des 21. Jahrhunderts. Die Überalterung des Landes ist dramatisch. Als Ausweg wird die sogenannte "Endjährigkeit" eingeführt: die Zwangssterbehilfe mit 80. Karl arbeitet in einer Kreisleitstelle des BJD – des Bündnis Jungbrunnen Deutschland –, das die Macht im Staat übernommen hat. Dieses hat sich der radikalen Verjüngung des überalterten Landes verschrieben. Karl berät junge Paare bei der massiv geförderten Familienplanung. Das ist die scheinbar schöne Seite der neuen Politik. Die Kehrseite sind immer drastischere Kürzungen von Renten und Sozialleistungen für alte Menschen. Kosten für Medikamente oder Operationen werden kaum noch übernommen, Sterbehilfe funktioniert beinahe auf Zuruf.

Als Karls pflegebedürftiger Vater Milo nicht mehr weiß, wie er überleben soll, überredet er Karl, mit ihm vor dem Irrsinn des BJD-Systems zu fliehen. Bei der Arbeit in der Behörde versucht Karl, an für das riskante Vorhaben nützliche Informationen zu kommen. Dabei wird seine Chefin Lena, die fest hinter dem BJD steht, auf Karl aufmerksam. Lena ist schon Mitte Dreißig und müsste laut der herrschenden Doktrin schon längst Kinder haben. Immer mehr scheint sie Karl als möglichen Partner und Kindsvater zu sehen. Da Karl hofft, Lenas Einfluss und Kontakte nutzen zu können, um die Flucht mit seinem Vater möglich zu machen, lässt er sich auf ein gefährliches Spiel ein.

Vom Nachteil. geboren zu sein
"Vom Nachteil geboren zu sein" ist ein experimenteller Science-Fiction über einen Mann, dessen Welt auseinanderfällt, eine Tochter, die nie wieder auftauchen wird und einen Roboter in Gestalt eines Mädchens, dem das alles egal ist.

Elli lebt mit einem Mann namens Georg, den sie ihren Vater nennt. Sie treiben durch den Sommer, schwimmen im Pool, nachts bringt er sie ins Bett. Elli sieht aus wie ein Mädchen, aber sie ist eine Maschine. Sie macht Georg glücklich, dazu ist sie da. Er hat sie nach einer Erinnerung erschaffen – eine Erinnerung, die ihr nichts und ihm alles bedeutet. Für sie ist es lediglich eine Programmierung, der sie folgt. Doch eines Nachts macht sie sich auf den Weg in den Wald und folgt einem verklingenden Echo. Eine neue Identität wartet auf sie, eine neue Existenz – als Projektionsfläche für den Verlust des Paradieses der Kindheit. Die Geschichte einer Maschine und der Geister, die wir alle in uns tragen.

 Bild: ZDF-Logo aus der Wikipedia

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