JAMES KELLY 01 - Verlorene Seelen
JAMES KELLY’S PROLOG:
„JAMES KELLY“
VERLORENE SEELEN
Die Nacht hatte sich, einem Leichentuch gleich, über das weite Land gelegt. James Kelly zog die verrostete Pforte auf und das durchdringende Geräusch, das entstand, als sich das alte Gusseisen bewegte, fuhr ihm durch Mark und Bein.
Fast kam es ihm so vor, als begehe er eine Todsünde an der Stille der Nacht. Doch leider war das nicht zu ändern!
Der einsame Mann überschritt die unsichtbare Grenze, die das Reich der Toten von der fast ungebändigten Natur der Umgebung des Friedhofs abteilte.
Sogleich überkam ihn dieses altbekannte und zwiespältige Gefühl. Zum einen mochte James Kelly Friedhöfe! Ja tatsächlich, genauso war es. Obwohl er in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Okkultismusexperte und Dämonenjäger viele, eigentlich sogar zu viele dieser Stätten hatte betreten müssen, um darauf unheimliche Erlebnisse mitzuverfolgen, fühlte er sich dennoch auf ihnen wohl, sofern sie nicht von finsteren Mächten entweiht und für deren heimtückischen Pläne missbraucht wurden.
Sie strahlten eine tröstliche Ruhe aus, die auf die gepeinigte Seele von James Kelly sehr wohltuend wirkte. Doch das Gefühl, das ihn in dieser Nacht beschlich, überwog viel mehr in eine andere Richtung. Kelly verspürte Unbehagen das ihn bewog seine Umgebung – so gut es nur ging – im Auge zu behalten.
Leise knirschten Sand und Steine unter Kellys Schuhen, wie er den von wild wucherndem Unkraut flankierten Weg entlang schritt. Der hoch am Himmel stehende Vollmond erleuchtete eine von leichten Nebelschwaden erfüllte Szene, aus der sich die Umrisse von imposanten Grabsteinen hervorschälten, gerade so, als halte eine Armee von verkrüppelten Gestalten Wache. Ein kurzer Schauer rann über Kellys Rücken, als er diese stummen Wächter des Totenreichs passierte. Der Dämonenjäger versuchte nicht die Inschriften zu lesen, denn das wäre bei den bescheidenen Lichtverhältnissen die hier herrschten mißlungen.
Ein untrüglicher Sinn lenkte die Schritte des nächtlichen Wanderers. Obwohl Kelly noch nie zuvor hier gewesen war, bewegte er sich so, als würde er wissen, wohin er zu gehen und in welche Richtung er sich zu orientieren hatte. Der Dämonenjäger wusste, dass es durchaus sein konnte, dass gewisse Kräfte versuchen würden ihn daran zu hindern sein Ziel zu erreichen.
Kelly war mit Sicherheit nicht frei von Furcht, doch nach unzähligen Auseinandersetzungen mit Vampiren, Werwölfen, Zombies und anderem finsteren Gezücht, hatte er gelernt seine Furcht zu kontrollieren und sie sogar für sich nutzbar zu machen. Er hatte dem Tod schon mehrfach ins Antlitz gesehen und irgendwo in seinem Innersten, verborgen vor denen die ihn kannten und schätzten, aber auch vor denen die ihn fürchteten und hassten, gab es etwas, dass den Tod in all seiner schrecklichen Einzigartigkeit freudig begrüßt hätte.
Kelly verdrängte die düsteren Gedanken und blieb abermals stehen. Er hob seinen Blick, schob seinen breitkrempigen Hut mit einer schnellen Bewegung in den Nacken und sah sich aufmerksam um. Kein Lüftchen regte sich und somit schienen die kahlen Äste der ringsum aufragenden, knorrigen Bäume wie erstarrt zu sein.
Kahl?
Kellys Augen verengten sich misstrauisch und gleichzeitig fühlten seine Finger in der Manteltasche nach einem kleinen, metallenen Gegenstand, den er bei Ausflügen wie diesem, immer mit sich führte. Es war eigenartig, dass die Äste der Bäume hier auf dem Friedhof kahl waren. Immerhin hatte der Frühling bereits vor mehreren Wochen Einzug gehalten und rings um und im nahegelegenen Scavington blühte es. Nein, das die Bäume hier kahl waren und missgestaltet dem Himmel entgegenragten war bestimmt kein gutes Omen!
Kelly hatte gelernt auf solche Anzeichen genau zu achten. Kahle oder verkümmerte Pflanzen und eine unnatürlich wirkende Stille waren für ihn so gut wie Signallampen, die auf ein riesiges Schild mit der Aufschrift „VORSICHT! HIER LAUERT ETWAS ÜBERNATÜRLICHES!“ leuchteten.
Langsam zog er seine rechte Hand aus der Tasche. Den fingerlangen zylindrischen Ausrüstungsgegenstand hielt er fest umschlossen. Jetzt spürte Kelly es genau! Es begann, wie es schon an zahlreichen anderen Plätzen in der Vergangenheit begonnen hatte.
Da!
Ein Lufthauch glitt über das Feld, aus dem die Grabsteine und Kreuze wie steinerne oder eiserne Pflanzen der Vergänglichkeit emporzuwachsen schienen.
Und nun!
Ein leises, fast nicht vernehmbares Wispern ertönte und mischte sich in einen zweiten Hauch der, etwas stärker als der erste, den Körper des einsamen Dämonenjägers streifte.
Kelly wusste, dass dies nur die ersten Anzeichen der bevorstehenden Aktivität aus dem jenseitigen Reich waren und stellte sich innerlich darauf ein zu reagieren. Nun ließ er die Hand einfach herabsinken. Die Finger verbargen den kleinen Zylinder.
„Dann kann es losgehen“, flüsterte Kelly leise und schon strich ein dritter Hauch über sein Gesicht. Dieses Mal noch stärker als die vorangegangenen und wesentlich kühler.
Er fühlte, dass sich die Kräfte, die für diese Erscheinungen verantwortlich waren, zu sammeln begannen. Im nächsten Augenblick würde es zu einer ungleich machtvolleren Demonstration kommen.
„Nicht so schnell, Freunde.“
Kellys rechter Arm streckte sich blitzschnell und zwischen seinen Fingern ragte nun der Gegenstand hervor, den er aus seiner Tasche geholt hatte. Der Daumen übte leichten Druck auf einen kleinen silbernen Knopf aus und ein blau leuchtender, greller Lichtstrahl stach in die Finsternis hinaus. Der Strahl weitete sich nach wenigen Zentimetern zu einem Kegel aus, der immer breiter und höher wurde.Eigentlich hätte der Lichtkegel nur einige der Grabsteine deutlicher erkennbar machen dürfen.
Doch jetzt wurde etwas anderes sichtbar. Eine menschliche Gestalt, durchscheinend und umgeben von einem trüben, grauen Schimmer, ragte keine fünf Meter vor ihm auf und blinzelte ihn verwundert an.
„Hab keine Furcht! Ich bin nicht gekommen, um dir zu schaden“, sagte der Okkultismusexperte zu der Erscheinung, die zusammengezuckt war, als das Licht sie umschlossen hatte. Ihre Haltung entspannte sich, nachdem Kelly diese Worte ausgesprochen hatte. Deutlich erkannte Kelly, trotz der immer noch unzureichenden Sicht, wie sich Erstaunen und Verwunderung auf die schimmernden Gesichtszüge der Gestalt legten.
„Ich will dir nichts tun“, fügte er hinzu. Gleichzeitig schwenkte er das Licht herum und sogleich schälten sich weitere Gestalten aus dem Nichts.
„Und genauso wenig will ich euch etwas tun. Ich bin hier, um ein altes Drama zu beenden.“
Kelly drehte sich, während er diese Worte sprach, langsam um seine eigene Achse und das ausgesandte Licht traf in rascher Folge immer mehr Erscheinungen, die sich um ihn herum versammelt hatten.
„Ich möchte euch bitten, euch mir nicht in den Weg zu stellen, sondern mir freies Geleit zu gewähren. Ich suche nach einem bestimmten Grab, und ich glaube, ihr wisst, welches ich meine.“
Der Lichtkegel hatte wieder jene Erscheinung erreicht, die Kelly als erste angestrahlt hatte. Je länger der Schein auf ihr verweilte, desto deutlicher und klarer traten die Gesichtszüge und andere Einzelheiten hervor und zeichneten ein immer genaueres Bild. Es war ohne jeden Zweifel eine Frau, oder besser der Geist einer Frau, die das ganz profan als „Geisterlicht“ bezeichnete Gerät James Kellys, wie eine unheimliche Projektion in diese Welt geholt hatte.
Vor vielen Jahren hatte Kelly das „Geisterlicht“ von einem befreundeten Wissenschaftler erhalten. Der Wissenschaftler war mittlerweile schon lange tot, doch Kelly besaß das kleine, leistungsstarke Gerät immer noch, auch wenn es mittlerweile modifiziert worden war.
In seiner ursprünglichen Form hatte das „Geisterlicht“ die Größe und den Umfang eines altmodischen Fotoapparates besessen. Nun sah es aus, wie ein zu kurz geratener, metallener Bleistift und wurde von einer einfachen Monozelle mit Energie gespeist. Kelly war damit in der Lage Geistererscheinungen, die für das normale Auge unsichtbar waren, sichtbar werden zu lassen.
Gleichzeitig bewirkte das Licht bei den Geistern die angestrahlt wurden, dass sie ihrerseits die Sterblichen deutlicher wahrnahmen, denn durch das unvollständige Hinübergleiten ins Jenseits, verschob sich die Wahrnehmung der Geister ihrerseits und Sterbliche erschienen ihnen oftmals unklar und häufig sogar bedrohlich.
Somit waren Auseinandersetzungen zwischen Geistern und den Lebenden vorprogrammiert.
„Bitte! Zeig mir den Weg zu dem Grab dass ich suche, damit ich helfen kann.“
In Kellys Stimme lag ein flehentlicher Ton. Manchmal waren Geister nicht in der Lage die Sterblichen zu vernehmen und konnten ihrerseits auch nicht gehört werden, doch hier und jetzt schien das „Geisterlicht“ zu bewirken, dass die Stimme des Dämonenjägers in die jenseitige Region vordrang.
Das Geistgeschöpf, welches sich im Kegel des „Geisterlichts“ zeigte, schien einen kurzen Moment abzuwägen, nickte dann jedoch und gab Kelly ein unmissverständliches Zeichen ihm zu folgen.
Er atmete tief durch. Die erste Hürde war genommen!
Doch weitere würden folgen, dessen war er sich sicher. Er schritt hinter der Geisterfrau her und war dabei bemüht sie immer im Lichtkegel zu halten, damit er sie nicht aus den Augen verlor. Die Erscheinung vor ihm ging nicht, nein sie trieb einfach so über den staubigen Boden dahin, glitt durch Grabsteine hindurch und manchmal auch durch Büsche, die Kelly entweder umständlich umrunden oder durchqueren musste.
Plötzlich verharrte die Erscheinung und senkte den Blick. Kelly blieb neben dem Geist stehen, hielt weiterhin gewissenhaft das „Geisterlicht“ auf ihn gerichtet und schaute in dieselbe Richtung.Vor ihnen erhob sich bis in Hüfthöhe, ein uralt wirkender, grauer Grabstein, der von der Form her sehr unscheinbar wirkte und dessen Oberfläche mittlerweile stumpf erschien.
Kelly versuchte die Inschrift zu lesen und konnte dabei nur den Namen entziffern, der in den Stein graviert worden war.
„JANETTE DELL“, flüsterte er leise.
Dies war nicht das Grab, zu dem er gebracht werden wollte, aber dennoch war es von Bedeutung.
„Es ist dein Grab, nicht wahr?“, fragte Kelly nach einigen Augenblicken, in denen er schweigend neben dem Geist gestanden hatte.
Die Erscheinung nickte traurig! Ohne weiter zu zögern, setzte sie ihren Weg fort und Kelly fühlte sich elend.
Geister waren zumeist die Seelen von Verstorbenen, dass wusste beinahe jedes Kind. Aber jene Erscheinungen, die für lange, lange Zeit auf Erden wandelten, bestimmte Orte – hier vor allem Grüfte und Friedhöfe – besiedelten und manchmal auch unsicher machten, waren die unglücklichsten von ihnen.
Sie hatten den Weg ins Jenseits nur zur Hälfte oder noch weniger beschritten und hingen demzufolge zwischen ihrem verlorenen Leben und ihrem endgültigen Zielpunkt fest.
Viele weilten weiterhin auf Erden, weil unerledigte Dinge oder Furcht sie hier festhielten. Andere blieben, erfüllt von Boshaftigkeit und Zorn, in jener Welt, zu der sie eigentlich gar nicht mehr gehörten. Es gab auch einige die wurden von Unglück und Verwirrung daran gehindert jenen letzten und entscheidenden Weg zu beschreiten!
Kelly konnte nur mutmaßen, weshalb Janette Dell immer noch auf Erden weilte. Aber er wusste etwas anderes sehr genau! Er hatte eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, und zwar noch heute Nacht.
Irgendwann registrierte der Dämonenjäger, dass er Janette bereits einige Minuten lang gefolgt war und erkannte, dass der Friedhof größer war, als er es sich vorgestellt hatte.
Gelegentlich ließ Kelly das „Geisterlicht“ herumkreisen, um nachzusehen, ob noch andere Geister in der Nähe waren, doch offensichtlich waren er und Janette allein.Was aber nicht unbedingt stimmen musste!
Kelly war sich sicher! Er würde in dieser Nacht noch mit etwas wirklich Schrecklichem konfrontiert werden. Er war in eine böse, sehr böse Geschichte geschliddert und musste nun die Suppe auslöffeln, die er sich selber eingebrockt hatte.
„Oh Quentin, wieso musste es bloß soweit kommen?“, fragte Kelly sich leise.
Plötzlich blieb Janette „stehen“. Der Dämonenjäger schritt beinahe durch sie hindurch, konnte es gerade noch verhindern (es gab wirklich Angenehmeres, als durch einen Geist hindurchzugehen).
„Was ist? Hier ist kein Grab in der Nähe.“
Tatsächlich befanden sie sich wohl auf einem eher wenig genutzten Teil des Totenackers, denn ringsum erhoben sich keine Grabmale. Hier gab es nur dünnes Gras und Sand.
Janette deutete voraus und Kelly verstand.
„Du willst nicht weiter, richtig?“
Er blickte in die Richtung, in die Janette deutete und erkannte undeutlich eine Ansammlung von Grabsteinen, die sich in der Nähe einiger besonders hoch gewachsener Bäume befanden.
Ja, dorthin musste er. Dort erwartete ihn die Aufgabe, die er zu erfüllen versprochen hatte.
Verdammter Quentin! Hast mir diesen Schwur am Totenbett abgerungen!
Kelly verdrängte den ärgerlichen Gedanken und wandte sich an Janette.
„Ist in Ordnung! Ich werde allein weitergehen. Danke für deine Hilfe!“
Im Schein des Lichtkegels zeigte sich ein schmales, fast scheues Lächeln des Geistwesens.
„Wenn ich das hier alles überleben sollte, dann werde ich für die Erlösung deiner Seele beten und nach einem Weg suchen, wie ich dir helfen kann. Versprochen!“
Janette Dell senkte dankend den Kopf, drehte sich um und entschwand aus dem Schein des „Geisterlichts“. Kelly löschte die kleine Lampe und ließ sie wieder in seiner Manteltasche verschwinden.
Er näherte sich den Gräbern, auf die Janette gerade noch gedeutet hatte. Seine linke Hand glitt nun unter den Mantel und tastete nach einer der vielen Taschen, die sich an seinem Spezialgürtel befanden und zielsicher umfassten ihre Finger einen weiteren Gegenstand, den Kelly in seiner Funktion als Dämonenjäger und Okkultismusexperte mit sich führte.
Es war ein Amulett, an dem eine dünne, aber widerstandfähige Kette befestigt war. Eigentlich war es eine Münze, die vor mehreren Jahrhunderten im Auftrag der Katholischen Kirche geschmiedet worden war, und die der damalige Papst persönlich weihte und segnete.
Sie war im Gedenken an einen eher unbekannten Heiligen geschaffen worden und sollte an seine vielen guten Taten erinnern. Erst später hatte sich herausgestellt, dass während der Herstellung Segenssprüche aus verschiedenen Religionen eingeflossen waren und ein naher Untergebener dieses speziellen Papstes akribisch geplant hatte, mit diesem Amulett eine Waffe im Kampf gegen die Mächte der Finsternis zu schaffen.
Das Amulett war auf verschlungenen und geheimnisvollen Pfaden von einem Besitzer zum anderen weitergereicht worden, doch irgendwann war es in den Besitz eines Zigeunerfürsten gelangt, der James Kellys Weg gekreuzt hatte und ihn um Beistand im Kampf gegen einen mächtigen Vampir gebeten hatte.
Kelly hatte dem Fürsten geholfen seine Kinder zu beschützen und als Belohnung für diese Tat, war ihm das Amulett angeboten worden. Der Dämonenjäger hatte diese Belohnung sehr gerne angenommen und in dem Fürsten – bis zu dessen Tode im Jahre 1905 – einen treuen Freund gefunden.
Nun zog Kelly das Amulett aus der Gürteltasche hervor, schlang die goldene Kette mehrfach um seine Hand und streckte den Arm vor sich, als wolle er einen Angriff abwehren. Ohne zu zögern, schritt er weiterhin den Gräbern entgegen.
Wieder begann Kelly etwas zu spüren, doch dieses Mal war es kein undeutliches oder zwiespältiges Gefühl, sondern eine glasklare Empfindung.
Hier lauerte etwas Böses! Etwas sehr Böses sogar!
Kellys Lippen bewegten sich, während er alte Formeln und Gebete formulierte, die lautlos ausgesprochen wurden. Über lange Jahre hinweg hatte James Kelly Einblick in viele, sehr viele Bücher und Werke der Magie nehmen können. Er hatte sich unzählige der alten Zeilen, Formeln und Sprüche gemerkt und setzte sie dann und wann ein, wenn es erforderlich wurde.
Manchmal war das Wort tatsächlich mächtiger als das Schwert. Besonders im Umgang mit übernatürlichen Geschöpfen jedweder Art, war dies eine unwiderlegbare Weisheit.
Immer neue Wortfolgen flossen über Kellys Lippen und loteten die Kräfte aus, die an diesem Ort lauerten.
Oder provozierten sie!
Mit einem Mal war es vorbei mit der unheilvollen Stille, die Kelly wie ein düsterer Mantel umgeben hatte. Ein flammendes Rot strahlte gleißend vor Kelly auf und hämmerte einen mächtigen Blitz unter Donnern und Tosen direkt in das Zentrum des vorgestreckten Amuletts.
Kelly kam zu keiner Reaktion! Es ging einfach zu schnell und die Wirkung war wie die eines Faustschlags.
Kelly wurde regelrecht ausgehebelt, verlor den Fußbodenkontakt und jagte rückwärts davon, ehe er niederging und auf dem Boden aufschlug. Mit einem wütenden Zischen ließ er das Amulett los, welches rot leuchtete und immens heiß geworden war.
„Shit“, entfuhr es ihm. Er hatte mit einer Reaktion auf sich und das Amulett gerechnet, aber nicht, dass diese so heftig ausfallen würde.Nun ja, auch ein sehr versierter und erfahrener Dämonenjäger irrte sich mal.
Und so blieb Kelly erst einmal nichts anderes übrig, als sich keuchend zu erheben, wobei er das Amulett schön liegen ließ, damit es abkühlte, seinen Hut zurecht zu rücken (das gute Stück!!!) und zornig funkelnd in die Richtung zu blicken, aus der die Attacke anscheinend gekommen war.
Nämlich dorthin, wo die Gräber lagen.
„Ihr elenden …“, begann Kelly, doch er kam nicht dazu auszusprechen.
„Beschimpfe nicht die Verkehrten, Kelly!“
Der Dämonenjäger ließ seinen Blick umherjagen, doch nirgends konnte er den Sprecher entdecken. Die Stimme, die aus dem flammenden Rot erklungen war, welches sich wie der Widerschein eines Großbrandes über einen weiten Teil des Himmels erstreckte, kam Kelly leider nur allzu vertraut vor.
Es war schon eine ganze Weile her, seit er sie zum letzten Mal vernommen hatte, aber sie war dennoch ganz unverkennbar. Überdeutlich erinnerte er sich an die schrecklichen Geschehnisse in Paris, bei denen er mit dem Besitzer dieser Stimme konfrontiert worden war, und die mehr als zwei Dutzend Leben gefordert hatte.
„Zeig dich Schatz“, zischte Kelly wütend und verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. Mit vielen, sehr vielen Dingen hatte er gerechnet, aber nicht damit, in dieser Nacht einem seiner ältesten und ärgsten Feinde über den Weg zu laufen.
Ein meckerndes Lachen, dessen Ursprung nicht zu orten war, schallte ihm stattdessen entgegen und abermals flammte ein Blitz auf. Kelly machte einen raschen Satz zu Seite, schrie ein Wort der Macht und wurde jäh von einem Strudel aus knisternden Entladungen umgeben, die ihn zwar nicht zu grillen vermochten, wie es wohl vorgesehen gewesen war, ihn aber dennoch heftig durchschüttelten und peinigten.
Er stieß einen kurzen Schrei aus, taumelte zur Seite, aus dem Netz der Entladungen heraus, und fiel dann auf die Knie.
„Oh, sehr gut. So gefällt mir das. Der große James Kelly am Boden.“
Kellys Oberkörper sackte nach vorne und im letzten Moment konnte er sich mit seinen Händen abstützen und verhindern, dass er der Länge nach auf dem unfruchtbaren Boden zu liegen kam.
„Verdammt, Schatz, lass die dummen Spiele und zeig dich endlich“, presste Kelly zwischen seinen Lippen hervor.
„Sehr gerne! Hier bin ich!“
Tatsächlich schälten sich urplötzlich menschliche Konturen, keine fünf Meter vor James Kelly, aus dem Nichts hervor und materialisierten sich zu einer eher kümmerlichen Gestalt.Schatz präsentierte sich so, wie Kelly ihn in Erinnerung behalten hatte.
Ihre letzte Auseinandersetzung lag nun schon fast zehn Jahre zurück, aber der Gegner des Dämonenjägers trug immer noch denselben abgetragenen Anzug, der sogar zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon unmodern gewesen war. Schatz’ pechschwarzes Haar lag immer noch streng zurückgekämmt auf dem kantigen Schädel und kleine, dunkle Augen musterten Kelly ausdruckslos, gerade so, als wären es die Augen eines Haifischs.
Es war kaum zu glauben, aber Leonhard Schatz war eigentlich ein stinknormaler Mensch. Jedoch hatte er drei Tage nach seinem 43sten Geburtstag – genau am 21. Juni 1887 – entschieden seine, bis dahin eher harmlosen, magischen und okkulten Spielereien sein zu lassen und ernst zu machen.
Der in jener Zeit eher mäßig erfolgreiche Illusionist und Zauberer, war durch Zufall über ein dämonisches Manifest gestolpert, welches ihm ein entfernter Onkel hinterlassen hatte. Mit Hilfe dieses Schreibens war Schatz Herr über eine Horde von Geistern geworden, die jeden seiner Befehle aufs Genaueste befolgt hatte.
Und so hatte die dämonische Karriere dieses mickrigen Mannes begonnen. Als erstes hatte er seine Frau und seine drei Kinder von den Geistern töten lassen, ehe er sich daranmachte die Jenseitsgeschöpfe für Einbrüche und andere brutale Raubzüge zu nutzen.
Nachdem er ein Jahr lang Reden von sich hatte machen können, war er am 17. Juli 1888 unweit von Hamburg, zum ersten Mal auf James Kelly getroffen, der sechs seiner sieben Geister hatte vernichten können.
Die Energien des siebten Geistes jedoch hatte Schatz auf sich übertragen können, um sich damit aus dem Staub zu machen. Und seither war Schatz immer auf der Suche nach noch mehr Macht und noch mehr Einfluss.
Sehr zum Leidwesen Kellys, war es ihm immer mal wieder gelungen, sich etwas davon anzueignen.
In diesem Augenblick, handelte Kelly blitzschnell. Er kam aus seiner vorgebeugten Haltung hoch, riss dabei seine Arme empor und schmetterte ein schier unausprechlich klingendes Wort in die Nacht hinaus.
Sogleich waren seine Hände von grünem, strahlenden Licht umgeben, welches in Form von gleißenden Kugeln losschoss und Schatz entgegenraste.
Kelly stieß einen Schrei des Triumphs aus, denn er rechnete damit, dass diese Attacke reichen würde, um seinen Feind zu vernichten oder doch zumindest anzuschlagen. Aber nichts dergleichen geschah.
Viel mehr verpufften die beiden grünen Lichtkugeln, noch ehe sie Schatz’ Körper erreicht hatten und lösten sich binnen eines Sekundenbruchteils auf.
Kellys Mundwinkel sanken nach unten.
„Das war gar keine schlechte Idee, diese Armbänder einzusetzen. Hat aber nicht funktioniert.“
Schatz’ Stimme klang eher beiläufig und erweckte den Eindruck, als rede er über das Wetter.
„Wie …?“
Mehr kam einfach nicht über Kellys Lippen, während er begann den Kopf zu schütteln. Bei ihrem letzten Treffen hätte die Macht der Armbänder ausgereicht, um Schatz zu vernichten, aber jetzt …?
Schatz lächelte, was aufgrund der Blässe seiner dünnen Lippen kaum auffiel.
„Du hast deine Hausaufgaben nicht besonders gut gemacht, Kelly. Ich habe mich weiter entwickelt.“
Kelly erhob sich nun, ließ dabei Schatz nicht eine Sekunde aus den Augen. Eine schreckliche Ahnung stieg in dem Dämonenjäger auf.
Sollte es Schatz gelungen sein, sich in den Stand eines Dämons erheben zu lassen, so wie es bereits seit 121 Jahren sein Ziel war?
Hatte er es in den vergangenen zehn Jahren irgendwie geschafft einen Großmächtigen der Hölle zu bestechen oder anders zu überreden, damit ihm diese zweifelhafte Ehre zuteil wurde?
Kelly schluckte hart. Wenn die Antwort auf diese Fragen ja lautete, musste er sich auf ganz erheblichen Ärger einstellen. Einen Ärger, bei dem es durchaus passieren konnte, dass er ihn nicht überlebte.
Sein Blick fiel auf die beiden dünnen, silbrig-goldenen Armbänder, die er seit knapp fünf Jahren besaß, und die ihm als effektive Angriffswaffen zur Verfügung standen. Mit Hilfe dieser beiden lemurischen Armbänder der Königswache, konnte er magische Energien sammeln und in Form dieser Kugeln abfeuern.
Nur Menschen mit einer magischen Begabung vermochten sie einsetzen, bei anderen, die magisch „blind“ und „taub“ waren, tat sich überhaupt nichts, wenn sie sie überstreiften.
Seit Kelly diese Armbänder besaß, hatte er sie schon mehrfach als letzte Rettung einsetzen können, und bislang hatten sie nie versagt.
Bislang!
In der heutigen Nacht hatte sich das geändert.
„Wie kommt es, dass du Kretin so stark geworden bist?“
Schatz’ Grinsen gefror in den Mundwinkeln. Auf Beleidigungen hatte er in der Vergangenheit schon nicht besonders gut reagiert. Und wegen dieser Unbeherrschtheit war er auch in einigen Auseinandersetzungen mit Kelly unterlegen gewesen, obwohl er manchmal die besseren Karten in den Händen gehalten hatte.
Da brauchte der Dämonenjäger nur an Budapest 1952 zu denken.
„Ich habe mich fortgebildet und einiges Interessantes über meinen besonderen Zustand erfahren, Kelly“, erklärte er nun und verschränkte seine Arme hinter dem Rücken.
Was in vielen Agenten- oder Kriminalgeschichten ein schlechtes Klischee bildete, war bei Leonhard Schatz eine Tatsache, die sich der Dämonenjäger in diesen Momenten, wieder einmal, zum Vorteil machte.
Schatz war ein Schwätzer, der in den Klang seiner eigenen Stimme verliebt war und nur allzu gerne mit seinen Errungenschaften oder Plänen angab, sobald er meinte den Sieg schon davongetragen zu haben.
„Seit Juli 1888 bin ich kein richtiger Mensch mehr, sondern trage als Lebender viele der Kräfte meines damaligen Vertrauten Winglev mit mir herum.“
„Winglev und die sechs anderen waren mordgierige Wahnsinnige“, fuhr Kelly nun in die Erklärung Schatz’ und ärgerte sich noch im selben Augenblick über sich selber.
Dieses Mal hatte er die Beherrschung verloren und eventuell seinen Vorteil zunichte gemacht, indem er den Gegner unterbrochen hatte.
Aber Winglev und seine geisterhaften Spießgesellen hatten damals in Hamburg und Umgebung wirklich furchtbar gewütet und es war für Kelly sehr schwierig gewesen, ihnen Einhalt zu gebieten. Schatz jedoch sprach weiter und lächelte nun auch amüsiert.
„Das du das so sehen musst, war mir schon klar, aber nichts desto trotz hat Winglev mir mit seiner Vernichtung etwas enorm wertvolles gegeben. Seit diesem Tage altere ich nicht mehr und seit diesem Tage vermag ich die Geister in dieser Welt nicht nur zu sehen, sondern auch sie zu hören und sogar direkt mit ihnen zu kommunizieren.“
Wie schön für dich, aber sprich ruhig weiter, vielleicht fällt mir ja noch etwas ein, womit ich dich endlich zur Hölle schicken kann!
Kelly hütete sich einen Gesichtsausdruck aufzulegen, der etwas von diesen Gedanken verriet, die ihm gerade durch den Kopf gingen. Und Schatz sprach weiter.
„Was das alles bedeutet, und was ich alles zu tun in der Lage bin, erschloss sich mir aber erst sehr langsam. Zum einen entdeckte ich dass ich mich – vorübergehend – unsichtbar machen kann, wie du ja selber schon miterleben konntest.“
Kelly sagte nichts, aber er erinnerte sich an Januar 1937, als Kelly am helllichten Tag in Washington DC aufgetaucht war und einen rumänischen Gesandten getötet hatte, welcher entscheidende Informationen über das Naziregime und dessen Experimente in Sachen Okkultismus und Magie hätte weitergeben können.
Damals hatte Schatz seine Fähigkeiten als Attentäter genutzt, da er im Auftrag von Heinrich Himmler agierte.
Eine Veränderung in der unmittelbaren Umgebung, lenkte Kelly ab.
Obwohl die Gräberansammlung noch mehrere Meter von ihnen entfernt stand, konnte der Dämonenjäger erkennen, wie sich ein rötliches Leuchten aus der Erde zu arbeiten schien und sich über all die Male zu legen begann.
Gleichzeitig schoben sich durchscheinende Gestalten aus dem Untergrund so, als würden sie von einem unsichtbaren Flaschenzug emporgezogen werden.
Kelly wich unwillkürlich einen Schritt zurück.Das Leuchten intensivierte sich, ausgehend von dem guten Dutzend erschienener Geistgestalten und bildete dabei so etwas wie … es war für Kelly schwer hier die richtigen Worte zu finden, aber tatsächlich schienen es schillernde Fäden, von derselben Farbe zu sein, die allesamt zu einem Hauptstrang zusammenfanden.
Dieser wiederum mündete in Schatz’ Rücken! Und allmählich ging Kelly ein Licht auf.
„Energietransfer“, murmelte er mit belegter Stimme und es funkelte wütend in seinen Augen.
Reglos verweilten die erschienenen Gestalten zwischen ihren eigenen Ruhestätten. Sie alle schauten zu Kelly und seinem Gegner herüber, doch keiner von ihnen griff aktiv ein.
„Sie versorgen dich mit Energie, nicht wahr?“
Schatz’ Grinsen wurde breiter. Er nickte stumm.
„Sie sind verwirrt und erzürnt und du nutzt das aus, um dich an ihnen zu statt zu fressen.“
Kelly konnte nun erkennen, dass tatsächlich kurze intervallartige Lichtimpulse über die Fäden und somit auch den Hauptstrang in Schatz abgegeben wurden.
„Man findet selten eine solch eingeschworene Gruppe von Geistern, wie in diesem Fall“, erklärte Schatz und klang belustigt.
„Ihre Sorge um ihre jüngste Tochter und Schwester, also das Nesthäkchen der Familie, hat sie zusammengeschweißt und vereint. Es war ein Leichtes sie dazu zu bewegen sich mir anzuschließen. Ich habe ihnen garantiert, dass der Kleinen nichts passiert.“
Dem Dämonenjäger schossen Quentins letzte Worte durch den Kopf.
„Ihre Familie ist auch jetzt im Tode noch bei Isabel und hindert sie daran ins Licht zu treten. Die Furcht und Engstirnigkeit ihrer Familie – ganz besonders ihres Vaters – hält sie davon ab Frieden zu finden. Und das seit mehr als 60 Jahren …“
Die Geschichte der Familie Grant war wirklich traurig und Kelly empfand sehr viel Mitgefühl für Isabel, die bereits mit 23 Jahren gestorben war.
Das alles hatte sich 1945 ereignet, kurz nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs und sich zu seinem immensen Drama um Eifersucht, Missgunst und Hass entwickelt.
„Sie wollen nur das Beste für die kleine Isabel“, sagte Schatz und riss Kelly aus seinen Gedankengängen.
„Das schon, aber sie gehen den falschen Weg. Und nachdem sie Isabel bereits das Leben verdorben haben und somit für ihren viel zu frühen Tod mitverantwortlich sind, weitet sich ihr Irrglaube nun auch noch bis in die jenseitigen Sphären aus. Sie lassen Isabel nicht weiterziehen und halten sie gewaltsam zurück.“
„So wie eben nur Geister einen einzelnen Geist zurückhalten können“, fügte Schatz zufrieden hinzu.
„Und du nutzt das aus und beraubst sie ihrer Energie.“
Schatz lächelte nickend
.Kelly hatte genug. Er musste etwas tun!
Zwar konnte er seinen Feind nicht direkt angreifen, dazu war der wohl im Moment zu mächtig geworden, aber er konnte versuchen, sich an die Grants wenden.
Plötzlich flogen zwei gläserne Kugeln durch die Luft und zerplatzten direkt vor Schatz’ Füßen.
Zischend entwich grauer Dampf aus ihnen und breitete sich blitzschnell nach allen Seiten hin aus. Kelly verwendete diese magischen „Blendgranaten“ nicht häufig, doch heute kamen sie ihm sehr gelegen. Selbst wenn Schatz nur für wenige Sekunden die Orientierung verlor, konnte es schon reichen, um zu den Grants zu gelangen, die immer noch unbewegt zwischen ihren Gräbern standen.
Der Dämonenjäger startete! Er war schnell und seinen sehnigen und durchtrainierten Körper zeichneten immense Kraft, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit aus.
Kelly schnellte an Schatz vorbei, der mit den Händen wedelnd inmitten der Rauchwolke stand, und schlug einen Haken, um in einem leichten Bogen zu den Grants zu gelangen.
Es musste ihm irgendwie gelingen zu ihnen vorzudringen, mit ihnen zu reden, ihnen klar zu machen, dass es absolut falsch war, sich mit Leonhard Schatz zu verbünden.
Er beraubte sie ihrer Energie, um sie irgendwann und irgendwo für verwerfliche und finstere Zwecke zu nutzen, während er vorgab ihnen zu helfen die Seele Isabels zu schützen.
Der Dämonenjäger sprang über einen aufgeworfenen Erdhaufen, machte danach noch einige schnelle Schritte und stand nun direkt vor den glühend roten Geistern, die so viel bedrohlicher und unheimlicher wirkten, als die Erscheinung Janette Dells.
„Hört mich an …“, brüllte er.
„Hört, was ich …“
Weiter kam Kelly nicht. Eine Eingebung überwältigte ihn jäh und zwang ihn reaktionsschnell zur Seite zu springen und sich gleichzeitig auf den Boden fallen zu lassen.
Zum dritten Mal in dieser Nacht durchzuckte ein blutroter Blitz die Luft.Kellys Haare stellten sich aufrecht, als der tödliche Gruß über ihn hinwegknisterte.
Der Dämonenjäger krümmte sich zusammen, rollte sich über seine Schultern ab und federte im selben Atemzug wieder auf die Beine. Er riss seine Arme empor und feuerte unter Ausstoßen des mächtigen lemurischen Wortes, abermals zwei Glutkugeln aus seinen Armbändern ab.Sie zerstoben wiederum am unsichtbaren Schild des Feindes, aber Kelly gewann ein paar Sekunden, in denen er sich herumwarf und wieder auf die Geister der Familie Grant zueilte.
„Lasst ab von diesem Wahnsinn … ihr dürft Schatz nicht mit Energie versorgen“, schrie er verzweifelt und blieb abrupt stehen.
Keine der Erscheinungen regte sich bei diesen Worten.Kelly wusste, dass Geister, die von sich aus sichtbar wurden, eine weit bessere Wahrnehmung von der Welt der Sterblichen besaßen, als jene, zu denen auch Janette Dell gehörte.
Hier aber kam es dem Dämonenjäger so vor, als würden sie enorm weit entrückt sein.
Die Gestalten – es waren gleichsam Männer und Frauen vertreten – regten und rührten sich nicht.
Nein, sie schienen sogar den Kampf nicht mitzuverfolgen und praktisch durch Kelly und Schatz hindurch zu sehen.
DECKUNG, schrie es mit einem Mal im Inneren von James Kelly.
Der Okkultismusexperte hechtete mit dem Kopf voran zur Seite und ein weiterer Blitz verfehlte ihn knapp.
Schwer atmend fixierte Kelly seinen Feind, der – wie nicht anders zu erwarten – die Wirkung der lemurischen Glutkugeln vollständig abgewehrt hatte und sich ihm nun mit ruhigen Schritten näherte.
Immer noch ragte der glühende Hauptstrang aus seinem Rücken, wie eine verdrehte Lanze, und immer noch fügten sich die Einzelstränge ausgehend von jedem der Geister, die so teilnahmslos dastanden, zu eben diesem Hauptstrang zusammen.
Kelly stutzte, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging.
„Natürlich“, flüsterte er und Begeisterung leuchtete in seinen Augen auf.
„Es ist endlich an der Zeit zu sterben, Alter Mann. Deine Existenz währte nun lange genug. Ich werde …“
Mitten in diese Ansprache von Schatz, wuchtete sich Kelly blitzartig vorwärts. Der heimtückische Magier und Dämonenbeschwörer wurde von dieser Aktion vollkommen überrascht und kam zu keiner Gegenwehr.
Kelly war rasend schnell heran, griff über Schatz linke Schulter und versenkte seine Finger in dem dort aufragenden, pulsierenden und glühenden Strang.
Schatz schrie wild auf und Kellys schmerzhaftes Brüllen mengte sich ebenso mit ein, wie das vielstimmige Jaulen der Geister, die schlagartig ihre Münder aufgerissen hatten.
Und dann kippte die Realität förmlich weg und entließ James Kelly in ein wildes, wogendes Zerrbild der normalen Welt. Alles schien zu brennen und von allen Seiten flackerten gewaltige Flammentürme in die Höhe und verbreiteten sengende Hitze.
Kelly kippte auf die Knie, brüllte weiterhin seinen Schmerz und seine Qual heraus, befahl aber seiner Hand weiterhin den Strang ja nicht loszulassen.
„Wer bist du?“
Kelly wand sich unter den entsetzlichen Schmerzen, vermochte im Moment nicht zu antworten, weil die Pein einfach zu groß war und stöhnte laut auf.
„Du hast Schmerzen? Wer bist du?“
Die Worte setzten sich aus unzähligen Stimmen – männlichen wie weiblichen – zusammen und mit dem letzten Rest von Vernunft, der noch in ihm zu arbeiten vermochte, überlegte Kelly, dass es wohl die Stimmen der Geister der Familie Grant waren, die er da hörte.
Die Stimmen derer, die so verbohrt waren und versuchten, selbst jetzt noch die Seele Isabels gegen alles und jeden abzublocken.
„Kein Feind … ich bin kein Feind!“, antwortete Kelly gedanklich und gleichzeitig kam es ihm so vor, als zerschmelze mehrere tausend Grad heiße Lava jedes Molekül seiner rechten Hand.
„Ich möchte euch bitten Einhalt zu gebieten, denn ihr helft einem Gesandten der Finsternis!“
Es blieb einen Moment still im Äther und Kelly spürte, das diejenigen, mit denen er hier kommunizierte, unschlüssig waren, was sie von dieser Antwort zu halten hatten.
„Ihr habt euch in eurer Absicht eure geliebte Isabel zu schützen dazu verleiten lassen, einem Handlanger des Bösen mit eurer Energie zu versorgen. Er beraubt euch, er hintergeht euch …“
„Er schwor uns, uns zu helfen Isabel zu schützen!“
Kelly empfand neben dem unsäglichen Schmerz, der nun den Eindruck vermittelte sein ganzer Arm habe sich schon atomisiert, Mitleid mit den Grants, aber er fühlte auch Zorn in sich aufsteigen.
„Ihr habt einem Mann, den ihr eigentlich gar nicht kennt, eure Macht anvertraut. Er wird Böses mit dieser Energie tun, sobald er genug von euch abgeschöpft hat. Er wird unschuldige peinigen und quälen und …“
„Uns soll es recht sein, wenn er uns weiterhin hilft Isabel zu schützen.“
Verdammt, die waren wirklich verbohrt und ließen sich nicht überreden, aber Kelly gab nicht auf, obwohl es nicht mehr lange dauern konnte, bis er einfach nicht mehr in der Lage war, den Kontakt zum Hauptstrang zu halten.
„Aber Isabel braucht diesen Schutz nicht. Ihr haltet sie davon ab ins Jenseits zu gelangen, wo ihre gepeinigte Seele Ruhe finden kann …“
Vor Kelly erhoben sich nun pechschwarze, unförmige Gebilde, die seinen Blick daran hinderten in die von Flammen erfüllte Weite zu schauen.
„WIR SCHÜTZEN UNSERE ISABEL! SIE IST UNSERE TOCHTER UND SCHWESTER! SIE IST VERLOREN OHNE UNSEREN SCHUTZ!“
Kelly wurde durch die bloße Wucht dieser Worte durchgeschüttelt und schrie wiederum auf. Bald war es soweit und seine Finger würden sie vom Hauptstrang lösen.
Verzweifelt riss er seine Augen auf, starrte in die monströse Finsternis vor sich und … erkannte eine kleine, zierliche Gestalt darin.
Isabel?
Kelly keuchte, ihm war, als fülle Blut seinen Mund aus, doch er ließ nicht los und hielt so den Kontakt zu dieser grauenhaften Welt, zu diesem Furcht erregenden Zwischenreich.
Zwischen den Präsenzen ihrer Familie hockte Isabels Seele fein und zerbrechlich. Kelly sah ein schmales Gesicht von ätherischer Schönheit aus denen große aber von Trauer erfüllte Augen auf ihn blickten.
Isabels Lippen formten lautlos einige Wörter, die der Dämonenjäger von ihnen abzulesen in der Lage war.
„Hilf mir … bitte hilf mir …“
Kelly hätte ihr so gerne geholfen und damit auch den Schwur abgeleistet, den er vor Quentin abgelegt hatte, aber ihm fehlte die Macht.
Wenn Schatz nicht hier gewesen wäre, hätte er vielleicht gegen die Grants etwas unternehmen und Isabels Seele aus ihrem Griff befreien können.
Doch Schatz war nun einmal hier und er versammelte und bündelte die Energie dieser rast- und ruhelosen Geister sehr gekonnt.
Kelly schüttelte den Kopf, denn ihm fiel einfach nichts mehr ein … es schien alles verloren zu sein, doch da … geschah es!
Von überallher erklangen plötzlich Stimmen und mitten in die undurchdringlich erscheinende Dunkelheit der Grants stießen lichte Erscheinungen und durchbrachen die Finsternis schlagartig.
Kelly traute seinen Augen nicht, aber es war tatsächlich so.
Irgendetwas griff die geballte Macht der Grants auf dieser geistigen Ebene an und brachte sie tatsächlich zum Wanken.
„Was geschieht hier? Was … ?“
Ehe Kelly weiter sprechen konnte legte sich eine schmale Hand auf die seine und eine beruhigende Stimme erklang.
„Überlass uns das hier! Wir werden Isabel befreien!“
Kelly sah eine ihm bekannte, hell leuchtende Frauengestalt, die ihren eigenen sanften Blick auf ihn gerichtet hielt.
„Janette? Du? Was geht hier vor?“
Wortlos deutete Janette auf die Erscheinungen, die hell und pfeilschnell die übermächtige Dunkelheit durchstoßen hatten und sie immer mehr und mehr auseinander rissen, gerade so, wie Lichtstrahlen eine dichte Wolkenbank.
Kelly vergaß für einen Moment den gewaltigen Schmerz und den Zorn auf die Grants, denn was er hier zu sehen bekam war einfach nur gigantisch.
Eine kleine Armee von Geistgestalten, wie Janette eine war, tobte durch das Dunkel der Grant-Familie und trieben es weiter und weiter auseinander.
„Ich war von dir und deiner Absicht berührt! Tatsächlich spürte ich zum ersten Mal seit … ich weiß gar nicht wie lange es her ist … etwas und in mir wuchs das Verlangen dir zu helfen, James Kelly.“
Kelly wandte seine Augen wieder auf Janette, die unverändert neben ihm stand.
„Die anderen, die du vorhin auch schon gesehen hast, und noch einige mehr, ließen sich von mir überzeugen dir zu helfen. Isabel wird befreit! Ihre Seele soll Ruhe und Frieden finden und der Einfluss der Grants, die hier schon viel zu lange das Sagen hatten, soll endlich gebrochen werden.“
Ihre Stimme klang freundlich und Kelly fühlte Wärme in sich aufsteigen.
„Lass nun los, James Kelly! Wir kümmern uns um Isabel und ihre verbitterte Familie. Du aber hast in der realen Welt noch etwas zu erledigen.“
Kelly blickte sie irritiert an, doch dann verstand er.
„Schatz!“
Kellys verkrampfte Finger lösten sich von jenem Strang, der die Verbindung zwischen den Grants und Leonhard Schatz darstellte.
Schlagartig stülpte sich die wirkliche Welt über die eben noch wahrgenommene Szene der jenseitigen Sphäre und der Dämonenjäger fand sich auf dem Friedhof wieder.
WUMM!
Ein schwerer Schlag krachte in Kellys Kinnwinkel und im selben Moment, wo es ihn zurückkatapultierte, hörte er den unkontrollierten Schrei eines Mannes.
Kelly prallte auf den Boden, schüttelte benommen den Kopf und starrte dann dorthin, wo eine kleine, mickrige Erscheinung einen wahren Veitstanz aufführte.
Leonhard Schatz schrie und brüllte, sprang dabei von einem Bein auf das andere, während Tränen und Blutstropfen aus seinen Augenwinkeln quollen und Speichel umher flog.
Besonders schauerlich war der Anblick des glühenden Strangs, der, von unsichtbaren Händen gepackt, aus seinem Rücken gezogen wurde. Es gab matschige Geräusche, die Kelly die Übelkeit hochtrieben, aber er durfte jetzt nicht lockerlassen.
Schatz schrie noch einmal besonders laut auf, fast kreischte er sogar, dann war der Strang entfernt und löste sich jäh vollständig auf.
Janette und ihre Gefährten hatten die Verbindung zwischen Schatz und den Grants unterbrochen. Schlagartig wirbelte der angeschlagene Schatz herum und taumelte erstaunlich schnell davon.
Kelly presste seine Kiefer aufeinander, stemmte sich mühsam auf die Beine und sackte gleich wieder zusammen.
Dabei blickte er auf seine rechte Hand und erschrak. Seine Finger waren sowohl verbrannt, als auch über und über von Blut bedeckt. Er konnte seine Hand zwar bewegen und wahrscheinlich würden diese Verletzungen vollständig verheilen, aber der Schmerz, der bei diesem Anblick ausgelöst wurde, riss einen neuerlichen Schrei von Kellys Lippen.
Nicht schlappmachen, verdammt!
Kellys inneres Anfeuern zeigte Wirkung und so mühte der Dämonenjäger sich endlich wieder auf die Beine.
Sein Blick streifte kurz den Bereich, in dem die Gräber der Grants lagen und zufrieden stellte er fest, dass die Geister der Familienmitglieder nun ebenfalls verschwunden waren und auch das rote Leuchten in sich zusammenfiel.
Im letzten Aufflackern dieses Leuchtens erkannte Kelly eine huschende Bewegung vor sich und konnte den flüchtenden Schatz ausmachen.
Und nun gab es kein Halten mehr für den Dämonenjäger.
Er rannte los, holte alles aus seinem geschundenen Leib, ignorierte den mörderischen Schmerz in seiner rechten Hand, sprang über niedrige Grabsteine, huschte an schief stehenden Kreuzen vorbei und holte tatsächlich langsam auf.
Er war zwar angeschlagen, aber das war Schatz auch und nebenbei hatte der auch noch wesentlich kürzere Beine. Irgendwann sah Kelly im Licht des Mondes vor sich die Friedhofsmauer aufragen, die an dieser Stelle jedoch stark beschädigt war. Hier hatte Schatz sich hinüberflüchten können und der Dämonenjäger setzte mit einem kraftvollen Sprung hinterher.
Hinter der Mauer ging es steil in die Tiefe und Kelly musste aufpassen, dabei nicht gegen irgendwelche Bäume zu prallen. Dann, endlich, nach einer Ewigkeit wie es schien, in der ihm andauernd irgendwelche Äste ins Gesicht gepeitscht waren und er sich an borkigen Rinden zahlreiche Abschürfungen geholt hatte, gelangte er auf einen breiten Pfad, der an einem kleinen Bächlein entlang führte.
Schwer atmend blieb Kelly stehen, um sich zu orientieren, doch ein Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Es war das Geräusch eines startenden Automotors.
„Nein“, entfuhr es ihm und er rannte in die Richtung, aus der das Geräusch zu kommen schien.
Bitte nein, lass ihn hier keinen Fluchtwagen vorbereitet haben, bitte, bitte, lass mich ihn endlich erwischen und ein für alle Mal dingfest machen.
Immer wieder orgelte der Motor und Kelly hatte die Hoffnung, dass der Wagen nicht ansprang, weil Schatz eventuell schon viel zu lange auf diesem Friedhof gehaust hatte.
Jetzt, da ihn die Macht der Grants nicht weiter speiste, war er wieder zu einer festen Form manifestiert worden und konnte sich nicht auf „geisterhafte“ Weise aus dem Staub machen.
Innerlich flehend rannte Kelly weiter, umrundete eine Wegbiegung und sah … den Wagen, der just in diesem Moment stockend zum Leben erwachte.
Der Motor röhrte, es gab ein entsetzliches Geräusch, als Schatz den Gang einlegte und schon schoss der Wagen – Kelly konnte das Fabrikat nicht erkennen – nach vorne und jagte davon.
Kelly verlangsamte seine Schritte und blieb keuchend stehen. Vor ihm flammten nun die Rücklichter des Wagens auf und schon entschwand er endgültig in der Ferne.
„Verdammte Scheiße!“, machte Kelly sich ärgerlich Luft. Heute war er – wieder einmal – leer ausgegangen und Schatz hatte sich absetzen können.
Doch er würde eine weitere Chance erhalten. Und dann würde er nicht versagen!
Es dauerte ungleich länger zum Friedhof zurückzukehren! Immer wieder musste Kelly kurze Pausen machen, als er den steilen Weg nun in entgegensetzte Richtung emporstieg. Die Schmerzen in seiner Hand nahmen zu, aber endlich kam er an seinem Ziel an und fand den Totenacker leer und dunkel vor, nur vom Licht des Mondes ein klein wenig erhellt.
Nichts erinnerte daran, dass hier vor wenigen Minuten ein Krieg um Leben, Tod und Freiheit stattgefunden hatte.
Alles wirkte ruhig, verlassen und totenstill. So wie ein Friedhof eben mitten in der Nacht auch wirken sollte.
Allerdings hatte sich doch etwas verändert! Die Grabsteine der Grants waren verwüstet worden und lagen als rauchende Trümmer vor Kelly, mit Ausnahme des Steins von Isabel.
Janette Dells Geisterarmee hatte auf diese Weise wohl ein Zeichen setzen wollen.
Beim Gedanken an Janette und Isabel spürte Kelly ein unangenehmes Ziehen in seiner Brust, denn er hätte gerne zugesehen, wie die Jüngste der Grants befreit worden war, um endlich ins Jenseits zu gelangen, wo Quentin Porter wahrscheinlich schon auf sie wartete, um die Ewigkeit mit ihr zu verbringen.
Kelly nahm das Amulett, welches mittlerweile wieder vollkommen abgekühlt war, an sich und steckte es in die entsprechende Gürteltasche zurück. Dann förderte er ein großes, sauberes Taschentuch zutage und verband seine Hand notdürftig.
Auch wenn er es nicht hatte mit ansehen können, so war er sich doch sicher, dass Isabel nun ihren Weg gefunden hatte.
Plötzlich zuckte er zusammen, denn ein kurzer Windhauch war über sein erhitztes Gesicht gestrichen und unbewusst holte Kelly das „Geisterlicht“ hervor und knipste es an.
Vor ihm wurden zwei Erscheinungen aus dem Dunkel gehoben.Zwei Frauengestalten, die von leuchtendem Licht umgeben waren.
Die eine strahlte nun sogar heller auf, als die andere und Kelly verstand.
Isabel kehrte heim!
Von der Last ihrer verblendeten Sippe befreit, die wahrscheinlich ihre geisterhaften Wunden leckten, konnte sie endlich ins Licht treten und die diesseitige Sphäre verlassen.
„Hab Dank, James Kelly! Hab Dank!“
Isabels Stimme erklang gedämpft, aber doch verständlich und erlosch zeitgleich mit ihren Konturen, die vom Strahlen aufgesogen wurden.
Zurück blieben James Kelly und Janette Dell, deren Erscheinung immer noch im „Geisterlicht“ zu erkennen war.
Sie wandte sich dem Dämonenjäger zu und er erkannte ein Lächeln in ihrem durchscheinenden Gesicht, erfüllt von neu gewonnener Zuversicht.
„Du bist zufrieden, nicht wahr?“
Janette nickte.
„Du hast Isabel und mir sehr geholfen, und dafür danke ich dir.“
Kelly spürte einen Kloß in seinem Hals und räusperte sich.
„Bitte übermittle meinen Dank auch an deine tapferen Freunde. Ich werde mein Versprechen einhalten und für euch beten und nach einem Weg suchen, der euch ebenfalls ins Licht führt.“
Janettes Lippen formten lautlos ein „Danke“.
Noch einmal trafen sich ihre Blicke, dann entschwand sie aus dem Kegel des „Geisterlichts“ und James Kelly blieb allein zurück.
Er hockte sich auf die Erde und blieb einfach stumm sitzen, um seinem toten Freund Quentin Porter zu gedenken.
Ich habe mein Versprechen gehalten und deine Jugendliebe befreit, aber ohne Hilfe hätte ich versagt!
Als die Sonne aufging, erhob er sich und verließ den Friedhof, um nach Scavington zurückzukehren.
Vielleicht würde er dort einige Tage bleiben, um auszuruhen und sich zu erholen.
Aber irgendwann würde er weiterziehen, denn die nächste Aufgabe wartete mit Sicherheit schon auf ihn.