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Die Rückkehr des Doktors: Die neuen klassischen Folgen

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDie Rückkehr des Doktors:
Die neuen klassischen Folgen

Es tut sich was in Deutschland in Richtung Doctor Who. Das klingt zunächst wie eine Plattitüde, denn seit Christopher Ecclestone zum ersten Mal im deutschen Privatfernsehen zu sehen war hat die TARDIS einige Runden gedreht. Sie wechselte ins Pay-TV, fand mit Doctor Nummer Elf dort erstmal ein Zuhause. Dann fanden nach und nach die anderen modernen Doctoren sich im deutschen Fernsehen ein.

Momentan scheint er passenderweise bei ONE seinen Platz gefunden zu haben.

Wobei - ob das Format immer zwei Folgen nacheinander zu senden wirklich so gut ist, bleibt die Frage. Jedenfalls aber kann der Fan, der die neuen Doctoren sehen möchte auf eine Fülle von DVD-Veröffentlichungen zurückgreifen oder einzelne Folgen bei iTunes kaufen - und sogar bei Netflix in Deutschland findet sich momentan die neunte Staffel des New Who. Im Handel auf DVD sogar schon das Weihnachtsspecial, das den Ersten mit dem Dreizehnten Doctor verbindet.

Ein passender Anlass also auf Etwas aufmerksam zu machen, was eigentlich die meisten deutschen Fans schon kennen, aber vielleicht noch nicht so im Blick haben - denn vor langer, langer Zeit liefen auf einem deutschen Privatsender namens RTLplus, so raunen die Fabeln, morgens die Folgen eines Außerirdischen mit einem merkwürdigen Raumschiff, der aufregende Abenteuer erlebte... Warum man damals in Deutschland ausgerechnet mit dem Sechsten Doktor - um mal hier auch optisch zwischen Neu und Klassisch zu trennen - begann und dessen Folgen synchronisierte bleibt das Geheimnis von RTLplus. Allerdings konnte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehen, wie kurz die Karriere des Sechsten Doktors sein würde... Wer bis vor einigen Jahren diese klassischen Abenteuer ansehen wollte musste wohl oder übel auf die übelbeleumdeten Ecken des Internets zurückgreifen, wenn er die deutsche Synchro zum Verstehen brauchte. Doch dann geschah das Unerwartete...

Wie immer eigentlich bei der Serie: Kürzere Pausen, Formatänderungen der Folgenlängen, dann die lange Pause in den Achtzigern, der Versuch des US-Senders FOX das Format für die USA zu übertragen - was fundamental daneben ging und dann war lange, lange Zeit Sendepause bis... Aber das ist eine andere Geschichte. Hierzulande waren also die klassischen Abenteuer nicht auf DVD erhältlich - aber dann öffnete pandastorm pictures das Archiv und nach und nach kamen Sammelboxen für Doktor Sechs und Sieben heraus. Es gab noch eine deutsche Synchro des Jubiläums-Specials Die Fünf Doktoren aus der Ära des fünften Doktors - aber dann richteten sich die Fans auf ein Ende ein. Ja, okay, der Achte Doktor, ja, den gabs auch mit deutschen Tonspur schon. 

Denn das Problem, das Farscape-Fans bis heute übrigens kennen - es gibt Wunden, die nie verheilen, schnüff - ist: Solange eine Serie wegen der deutschen TV-Ausstrahlung eine deutsche Tonspur hat, ist das Archivieren auf DVD kein Thema. Allerdings - wenn eine Serie abgesetzt, dann erneuert, dann wieder abgesetzt und als Film-Special erscheint, welches dann wiederum für Deutschland synchronisiert wird ... dann fehlt halt den deutschen Farscape-Fans bis heute im Schrank die komplette vierte Staffel. Die wäre notwendig um den synchronisierten deutschen Film, der die Serie abschließt, zu verstehen. Die Anfragen der Fans an das Label der deutschen DVDs, ob die restlichen Folgen nicht denn auch - man ahnt es: Nein. Aber hier geht es nicht um die großartige Serie eines einstigen SF-Senders namens SciFi, heute mit Y.

Zurück zum Doktor, denn da gibts Etliches - hüstel - ich meine Unmassen von Material, dass es nie über den Kanal geschafft hat. Und ich rede hier NUR von den klassischen TV-Folgen. Nicht von dem, was z.B. Big Finish macht oder den Romanen - hierzulande erschienen bei Cross-Cult übrigens. Nei-hei-hein... Es gibt TV-Spinoffs, klar. Es gibt Hörspiele, Hörbücher, es gibt Hörbücher auf Basis von Romanen, es gibt neue Romane auf Basis von alten Folgen. Es gibt sogar so Etwas, bitte setzten und gut festhalten... Falls jemand die Folge des Siebten Doktoren mit den Daleks und Davros gesehen hat: Die Militär-Charaktere, mit denen der Doktor dort zusammenarbeitet haben eine - eigene - Hörspiel-Serie - Counter Measures - plus - einem - eigenen - SPIN-OFF... Kein Wunder, dass der englische Fan ein eigenes Magazin braucht, um all das Material zu sichten und durchzublicken.

Aber zurück zur TV-Serie: Deutsche Fans glaubten, kein neues Material mehr zu bekommen oder sich mit von Fan erstellten Untertiteln für alte Folgen zufrieden geben müssen. Aber wenn pandastorm pictures wohl eines sind, dann genau diese Art von Hardcore-Fans. Denn offen gestanden: Wen interessiert in Deutschland denn schon die Geschichte einer Serie, wenn komplett neues Material erscheint? Und demnächst sogar eine Doktorin das Ruder der TARDIS übernehmen wird? Das sind Nischenfans oder bekanntermaßen wie Namensvetter Christian Humbert sei bezeichnet: NERDS. Ja, verdammt, NERDS. Nicht das, was die Big-Bang-Theorie einem vorgaukelt, nein, Fans, die wirklich die Serie lieben und alles von ihr besitzen mögen. Bis vielleicht auf einen Plüsch-Dalek, das Merchandising in den UK ist wahnsinnig bisweilen. Vertraut mir. Oder gebt auf eBay mal Doctor Who ein...

Es ist also ein verdammtes Risiko hinzugehen und genau das zu machen, was man bei Farscape - schnüff - nicht gemacht hat: Alte Folgen neu für Deutschland zu synchronisieren. Denn genau das passiert in diesem Jahr des Herrn Zweitausendachtzehn: Bisher unveröffentlichte Folgen erscheinen in Deutschland. Mit deutscher Synchro. Lohnt sich das Wagnis hierzulande? Eine gute Frage, weswegen sich das Label erstmal auf Folgen fokussiert hat, die einen gewissen Kultstatus unter den Fans besitzen.

Nehmen wir als Beispiel Doktor Nummer Fünf - dem deutschen Publikum übrigens bekannt aus der lange im WDR laufenden Serie Der Doktor und das liebe Vieh als Tristan - tritt mit Castrovalva auf die Bühne, erlebt ein schreckliches Ereignis in Erdstoß. Die Nachfolge dieser besondren Folge kann man heute kaum nachvollziehen aber... Nun, keine Spoiler, richtig, River, danke. Natürlich muss eine Folge mit den Daleks dabeisein, weil die Daleks und die Kybermänner - man konnte auf Deutsch halt nichts mit Cyber anfangen damals, William Gibson kam meine ich erst später mit seinem Begriff Cyberspace nach Deutschland, ich mag mich irren und Kybernetik war DER heiße Scheiß damals in der Wissenschaft - die bekanntesten Feinde des Doktors sind. In den Höhlen von Androzani schließt sich der Kreis und direkt danach kann man dann mit Doktor Nummer Sechs weitermachen. Als nächste DVD ist Feuerplanet angekündigt.

So weit, so schön: Aber wie rechnet sich das für ein kleines Label? Nun, es gibt zum Einen die normalen DVDs und dann die limitieren Sammler-Editionen. Und wenn Hardcore-Fans eines Lieben - und das meine ich liebevoll - dann Dinge, die man sich nicht nur im Fernsehen gut anschauen kann sondern die auch im Regal wunderbar ausschauen. So wie kleine Bücher sehen die limitierten Sammler-Editionen aus und sind wirklich schick. Momentan habe ich Castrovalva hier, weil ich tatsächlich auch nicht alle Folgen von Doktor Who kenne und auch nie sehen werde, weil... Ähm. Es sind nicht alle alten Folgen erhalten. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden. Auf diese Weise bedient man zwei Zielgruppen: Auf der einen Seite diejenigen Fans, die halt mit den normalen DVD-Boxen zufrieden sind. Und wer das Besondere schätzt und Hardcore-Fan ist, der greift zur Limitierten Edition. Die dann - das ist im Buchhandel nun mit den Bestsellern nicht anders - wohl dann die Kosten für die normalen DVDs mit im Zaum halten dürften. Denke ich mal. Momentan bin ich nicht bei der Bonus-DVD angekommen und kann nicht sagen, ob die von der BBC im Original schon stets mit reichem Material versehenen DVDs oder Blurays noch zusätzliches Material bekommen haben. Ich tippe aber auf einen Blick hinter die Kulissen der deutschen Synchro oder so. Näheres dazu dann ab Minute Zweiundzwanzig, denn der Cliffhanger naht und... Ähm. Nun.

Jedenfalls merkt man anhand der Texte des Booklets, dass da Fans beim Label am Werke sind. Denn in den Credits bedankt man sich bei wem? Bei den deutschen Fans, die immer noch neben Facebook und Co sich in Who-Foren im Internet herumtreiben. Teilweise sind das Fans, die schon immer die alten Folgen kannten und sich auf die neuen freuten oder die sich in der Ecclestone-Era für diesen merkwürdigen Außerirdischen in einer Box interessierten, die - und jetzt alle - drinnen größer ist als außen... Alles richtig gemacht, Respekt, ich ziehe meinen Fedora vor euch.

Und in der nächsten Woche dann werde ich mir die Castrovalva-Limited-DVD-Edition anschauen. Die - das muss man heute ja im Zeitalter von Instagram sagen - folgende Hashtags besitzen wird. #NotSponsored #Werbung #Selbsgekauft #Begeisterung...

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