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Befehlsketten und ihre Widrigkeiten - Order, Gegenorder, Disorder

1Befehlsketten und ihre Widrigkeiten
Order, Gegenorder, Disorder

Das frühe Perryversum ist ja militärisch geprägt … sollte man meinen. Die Solare Flotte verfügt über eindeutige Befehlsketten  … sollte man meinen. Nein, das ist aber gar nicht so. Sowohl Atlan, obwohl »nur« Lord-Admital der USO, kann einfach in die Befugnisse der Flotte eingreifen und Kommandanten von Ultraschlachtschiffen, ja ganzen Geschwadern Befehle erteilen. Mit welcher Legitimation? Keine Ahnung.

Natürlich verfügt der einistige Admiral der arkonidischen Anti-Maahkflotte über genug Lebenserfahrung auch auf strategischem Gebiet im Nebelsektor … aber das qualifiziert ihn vielleicht fachlich, aber nicht formal. Übrigens haben auch die Sonderoffiziere des Mutantenkorps, wie John Marschall Weisungsbefugnis. Das ist hier zumindest ganz richtig eingeordnet. Aber selbst Mory-Abro darf in ihrer Eigenschaft als Rhodan-Ehefrau, Befehle über Schiffe der Flotte wie die Crest II und sogar ganze Befehlsteile übernehmen. Zwar ist sie Obmann von Plophos und somit wahrscheinlich oberster Verteidigungschef der lokalen Teilflotte des Planeten bzw. Eugaul-Systems aber damit noch nicht im Range, um eine ganze terranische Flotte befehligen zu dürfen. Aber gut: schwamm drüber. Die Serie ist ja, auch in ihrer landserähnlichen Frühform, kein militärisches Handbuch (auch, wenn KHS das vielleicht gerne so gesehen hätte). Vielmehr soll sie SF im Weltall erzählen. Nä, da kommt es dann auch nicht so drauf an, wer wem denn nun Befehle erteilen darf (Gucky darf sowieso allen außer Perry ...nicht als Sonderoffizier des Mutantenkorps, sondern in seiner skurillen Ilteigenschaft als Mausbiber. Es wäre ja gelacht, wenn dem Retter des Multiversums nicht alle gehorchen müssten, da sei die Karotte davor!)

Später nach dem von Scheer und Voltz forcierten Untergang des Solaren Imperiums (gemeint ist nicht das gleichnamige TB von Ernst Vlcek; ein übrigens auch heute noch wirklich origineller Band) relativiert sich das Ganze in der LFT ja sowieso, die zuerst nicht einmal eine Flotte besitzt, sondern nur Geheimdienste. Als die Liga sich wieder eine Flotte zulegt, werden die Befehlsketten auch leger gehandhabt (der Großteil der Autoren war ja dann bereits erneuert, nicht beim Bund oder der Zeitgeist hatte sich bereits gedreht in Richtung fanatisch linkem Anti-Militarismus). Also konnte auch hier munter quer durch die Bank befehligt werden. Mitunter wurde zwar versucht, diese Sache etwas zu begradigen; eine sehr erwünschte Angelegenheit, damit die Flotte überzeugend herüberkommt und nicht als Lachnummer von freien Individualisten. Diese gab es auch in der Frühzeit der Serie, doch da kannte sie noch ihre Pflicht und lebten sich nur in ihrer (spärlichen) Freizeit aus. Männer wie Redhorse, Tratlo, Henderson etc. waren nicht weniger individualistisch als die späteren, so bunt geschilderten „Offiziere“ der LFT, aber sie stellten jedenfalls Pflicht vor Neigung als Flottenoffizier (Jedenfalls meistens. Redhorse etwa war da sehr kreativ im Interpretieren von Befehlen, insbesondere bei Voltz-Abenteuern). Jedenfalls lebten sie ihre Neigungen nicht in der Zentrale aus oder im Funkraum. (Von gewissen Ertrusern, die immer ein Ochsenviertelchen mit herumschleppen mussten, 'mal abgesehen).

Aber auch egal, ob das nun ein Vorschlag war oder ein Befehl. Ob man sich nun hinsetzt und die Sache ausdiskutiert (während der Feind bereits feuert). Irgendwann kriegt es der Schwarm (nicht der von den Cynos) dann doch hin, sich dazu zu bequemen, die Befehle auszuführen. Ja, sogar in der LFT klappen nicht nur die Türen. Mitunter funktioniert sogar die Flotte und ihre Befehlskette. Zum Glück hat man ja noch die Posbis oder automatische Multi-Schiffsanlagen wie PRÄTORIA. Da genügt dann meistens ein einziger Befehl und alle gehorchen. Das ist immerhin in Notfällen auch von Nutzen.

So kann Terra sich also auch dann retten, wenn alle mal wieder beim Kosmopsychologen  (Eysbert?) zum Sit-In versammelt sind ..., ihre inneren Befindlichkeiten öffentlich machen  ... und darüber diskutieren, wer denn nun den letzten Vurguzz trinken darf.

In diesem Sinne: Bringen Sie 'mal den Mülleimer' raus, Sergeant! Das war ein Befehl, kein Vorschlag!

© 2018 by H. Döring

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