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Die Physis und die Psyche - Der aktuelle Atlan und sein Extrasinn

1Die Physis und die Psyche
Der aktuelle Atlan und sein Extrasinn

Atlan ist Atlan, oder etwa nicht?

Jüngst wird er  innerhalb der Hauptserie immer mit seinem kürzesten, vollen Titel als Atlan da Gonozal angesprochen. Sicher nicht falsch … aber ungewohnt und sehr hölzern wirkend. Früher genügte auch einfach „Atlan“. Selbst als Lordadmiral usw.

Na schön, da war er noch kein Ritter der Tiefe, Orakel von Krandhor, ES-Sanitäter und Thez-Universums-Zerspalter und was der vielen Titelchen mehr sind, mit denen er sich überhäufen könnte. „Atlan“ allein genügt mir allerdings auch … wie schon weiland in seiner  erfrischenden Heftserie, wo (natürlich einfacher geschrieben als heute) dieser klare Name noch genügte.

Aber es geht hier nicht ums Meckern, jedenfalls nicht nur. Der „neue“ Atlan kommt schon ganz gut herüber. Bis jetzt fehlt ihm die Schwerfälligkeit seiner Thez-Zeit, als  er sich mit Vogel und Lua in den jenseitigen Landen herumärgern musste. Der jetzige Atlan ist klarer, geradliniger und zielgerichteter dargestellt. Die aktuellen Abenteuer, so kleinteilig sie auch sein mögen, amüsieren schon und nicht nur Leo Lukas gelingt es sehr gut, den Arkoniden herüberzubringen. Insbesondere der Extrasinn wird ja zunehmend eingesetzt. War er früher nur einmal für eine logische (oder sarkastische) Bemerkung in der Handlung gut, weil er eben nur ein „Sinn“ war, so geschildert jedenfalls, kein eigenes Seitenbewußtsein besitzend, so wird er nun als eigenständige Persönlichkeit geschildert, die, anstatt nur hie und da Bemerkungen zu machen über Atlans eventuell törichte Handlungsweise, so ganz andere Funktionen besitzt.

So wird dieser lästernde Nebensinn zunehmend als eigenes Persönlichkeit dargestellt. Das muss ganz schön frustrierend für Atlan sein, das er sich so Jekyll-Hide-mäßig im  schizophrenen Zwiespalt befindet. Früher, um das Unwort zu gebrauchen, half er dem Arkoniden manchmal aus einer Schockstarre oder Fernhypnose, indem er den Kristallprinzen wieder aufweckte. Der Extrasinn also war nicht nur der Warner, sondern auch der punktuelle Helfer in der Not. Heutzutage hingegen übernimmt er regelrecht elaborierte Dauerabwehraufgaben oder ist stundenlang !!! aktiv, um den leichtsinnigen Arkoniden wieder auf die rechte Bahn zu bringen. Aus der
Ark summia schien also eher eine Art Omnia zu werden, wenn dieses Wortspiel einmal gestattet ist.

Die psychischen Aufgaben des Extrasinns werden also wesentlich stärker betont als früher, da dieses Spezialhirn sich  anscheinend auch weiterentwickeln kann, um immer komplexere Aufgaben zu übernehmen. War der Arkonide also früher eher ein reiner Mann der Tat, der nur ab und zu aus dem inneren  Off in seinen Handlungen kommentiert wurde, was insbesondere Hans Kneifel gut konnte, so ist er wohl heutzutage eher halb und halb im physischen wie im psychischen Bereich unterwegs, obwohl er doch kein Mutant ist. Aber die PSI-Schiene der Serie ist ohnehin heute stärker herausgearbeitet als früher. Von geistigen Beeinflussungen, die sich über ganze Völker und sogar Superintelligenzen ergießen bis zu Bewusstseinsabtrennungen von Perry &Co bei den Tiuphoren, ist die Geistesschiene (oder sollte man Geisterschiene sagen?) stärker als früher präsent, wo das PSI-Bewusstsein fremdartiger war oder nur das Tüpfelchen auf dem I.

Ob das gut oder schlecht ist, vermag man nun nicht zu sagen. Die Serie hat ihre guten, klaren,  Außenhandlungen nach wie vor ebenso wie ihre naturgemäß stärker als früher aufgebauten Innenansichten. Der Extrasinn jedenfalls scheint eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln, nur einen eigenen Namen hat er sich noch nicht gegeben … vielleicht kommt das ja auch noch. Auch die Manipulation der Extrasinne der Ark Summia  hat es ja bereits in der Beschreibung der ARKON-Miniserie (Marc Herren) gegeben. So ein Extrasinn kann also nicht nur Gutes tun, er ist ein wirklich zweischneidiges Schwert. Zunehmend komplexer werdend und mehr Abwehr- und Abschirmaufgaben übernehmend, setzt Atlan also heute mehr auf geistige Fähigkeiten denn auf manuelle Dagor-Kämpfe oder rein physische Planetenwanderungen wie weiland.

Ob das der Serie gut tut, müssen die Leser und Käufer beurteilen. Ich selbst finde diese Möglichkeit, marginal eingesetzt, recht reizvoll, sie sollte aber kein Dauerthema werden. Atlan kam meines Erachtens immer dann am Besten herüber, wenn er sich auf Außenhandlungen konzentrierte und der Extrasinn nur seinen Senf dazu oben drauf gab. Guten Appetit!

© 2018 by H. Döring

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