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Die Ambivalenz einer Kurzserie - Perry Rhodan Olymp

1Die Ambivalenz einer Kurzserie
Perry Rhodan Olymp

Auch dieses Spin-Off krankt wie so viele an seiner überdehnten Länge. Ein doch recht kurzes Handlungsthema auf zwölf Bände zu bringen, wo im Allgemeinen acht Hefte ausreichen würden, ist nicht immer leicht. Zu wenig Butter auf zuviel Brot verstrichen, könnte man sagen ...

Das ist nicht alles. Von Anfang an startet die Serie mit einem Logikfehler. Wo ist die Olympische Flotte?

Deshalb können sich die Schiffe der Tefroder ausbreiten und Olymp abriegeln. Einige dieser Schiffe wurden einige Bände später als Roboter geoutet … und Gucky kann sie umprogrammieren im Sinne der Terraner, ein netter Gag. Überhaupt: nicht alles ist schlecht. Prospektorenabenteuer kommen vor, spannend und gut erzählt. Perry und Sichu Dorksteiger tauchen auf, vom Lausbiber ganz zu schweigen.

Dieser Allroundmutant wird aber wieder einmal durch äußere Zwänge in seinen Entfaltungen gehindert. s Problem ändert sich allerdings von Band zu Band, je nachdem, wo der Ilt sich aufhält. Auf Shoraz, der Prospektorenwelt ist er gehandicapt, in der Nähe der Shozidenbox auch. Um diese Box dreht sich ein ganzes Hauptthema. Das andere Handlungsschema ist die gewollte Eroberung Olymps durch die Vetris-Molaud-Tefroder.

Das soll nicht direkt gewaltsam geschehen durch Okkupation, sondern vielmehr halblegal, mit Hilfe eines erzwungenen Vertrages. Der herrschende Argyris auf Olymp wird sehr zeitgeistnah beschrieben wie ein halbverrückter Despot, auch nahe an real existierende, amerikanische Präsidenten ist er stark angelehnt. Das amüsiert zunächst einen Band lang, wird dann aber rasch langweilig. Die Stärke der Serie liegt in den Nebenfiguren, die überzeugend herausgearbeitet werden. Der kleine Diener des  Olympischen Planetengottes kommt hier ebenso klar konturiert herüber wie die Nebenfiguren auf dem Gefängnisplaneten, in den Rhodan sich dummerweise hat verschleppen lassen. Überhaupt Rhodan: Das Manko dieser Kurzserie an sich. Er ist viel zu passiv aufgestellt, läßt sich herumschubsen, wird in Zwänge hineingedrängt; auch das passt zum Zeitgeist, der ihn nicht mehr, wie früher, als direkt handelnde und vorausplanende Person zeigt,nicht als der aktive, vorwärts drängende und stürmende Akteur, sondern nur als passiven Passagier der voranschreitenden Handlung. Herumgeschoben und reagierend, nicht selbst wirklich aktiv.

Es gibt Lichtblicke in dieser Serie; einige Autoren schreiben locker leicht und bauen kleine, gepflegte Gags ein, die man erst beim zweiten Darüberlesen entdeckt. Das ist immerhin nett gedacht und gemacht. Dennoch wären acht Bände oder mehr Handlung besser gewesen. Das hätte die Geschehnisse wesentlich stärker verdichtet. Auf eine Kritik einzelner Autoren will ich jetzt verzichten, denn die Serie soll in ihrer Gesamtschau betrachtet werden. Wie immer bei Perry-Kurzserien liegt ein Gemisch von wohletablierten Autoren vor, mit Neuen, die nur selten oder noch gar nicht für den Perry geschrieben haben. Miniserien sind eben ein Biotop zum Ausprobieren von Schreibern. Das ist ein legitimes Werkzeug.Wenn nur diese Shozidenbox mich nicht so sehr an andere Dinge erinnern würde (Hellraiser etwa).


Begleitet wird diese Minireihe von einer fast tagesaktuellen Facebook-Seite. Hier wird Kritik und Lob gezeigt, auch Fragen werden beantwortet, die Bindung an den Leser ist da und auch effektiv. Denn selbst auftretende Kritikpunkte, die im Rahmen der Bände erscheinen, werden mitunter nachträglich  begründet in die Folgebände aufgenommen, so weit das zeitlich  möglich ist, um die Logikfehler abzudecken, wenn natürlich auch marginal. Aber Susan Schwartz, die diese Reihe entworfen hat, ist nah am Leser und steuert einen recht geradlinigen Kurs durch das Hauptthema.Wie üblich bei der Expokratur von Minserien steuert sie dabei den ersten und den letzten Band routiniert bei. Hier eröffnen und schließen sich also die Handlungsfäden zu einem zwar recht zufriedenstellenden Bild … doch kommt dem Leser (also mir) die Gesamthandlung dann doch vor wie ein Sturm im Wasserglas. Galaxisweite Bedrohungen lagen jedenfalls nicht vor; auch die LFG war nicht wirklich in ihrer Existenz bedroht. Ein kleines Problem also nur, dieser olympische Vorfall, auch recht kleinteilig gelöst. Einzelne Bände, insbesondere dort, wo Prospektorenabenteuer auftraten, fand ich spannend und habe sie gern, schnell und ohne Gähnen gelsesn, das war so etwa in der  ersten Hälfte des Minizyklus. Hier wirkte der Sense of Wonder und brachte wirklich nette Szenen.

Damit zeigt Susan Schwartz wieder ihre Vorliebe für aufregende, geheimnisvolle Schätze uralter galaktischer Völker, die verloren im Sand unbekannter Planeten liegen.Das ist zunächst spannend. Somit schließt sie beinahe thematisch an eines ihrer frühen Taschenbücher der Planetenromane an.(Welt der Prospektoren). Schwächen in diesem Kleinzyklus sind also nicht zu übersehen, aber die Gesamtheit kommt dennoch kompakt herüber. Für eine vielleicht angedachte Buchausgabe würde ich aber dennoch einige Füllsel streichen oder die Handlung hier dichter darstellen. Offiziell gibt es ja keine Füllromane, aber manche Handlungen ließen sich dichter, präziser und komprimierter besser fassen anstatt auf manchmal so überflüssige Länge ausgewalzt  werden zu müssen. Zu guter Letzt taucht (natürlich nach quengelnder Kritik) auch endlich die olympische Flotte auf und das alte, ehemalige Kaiserpaar, das wir aus der Hauptserie ja bereits kennen, wird wieder in Amt und Würden gesetzt.

 Am Ende also alles in galaktischer Muuhrt-Butter. Das Umrühren der Milchstraße ist beendet.Alles geht gut aus, sogar Perry wird befreit und der tefrodische Mutant läuft zur guten Seite über, der der Terraner natürlich. Die Titelbilder sind alle sehr gut von Arndt Drechsler in Szene gesetzt, in einem einheitlichen Rotton, der die Bilder der Gesamtserie daher sehr gut miteinander verknüpft.Auch die Motive selbst sind anregend anzusehen. Hier ist eine wirklich gute Optik gelungen. Kritik könnte man hingegen üben an der Darstellung des Schriftbildes bzw. dem textlichen Layout mit seinen grauen Strichen, die wirklich überflüssig wirken.Vielleicht soll das Grau ja Silber sein ...

Fazit:
Teilweise amüsiert gelesen, teilweise sehr spannend, dann aber wieder kaugummiartig sich ziehend in der unnötigen Länge, kommt die Handlung zu einem Ende, das acht Bänden gut angestanden hätte.Für zwölf Hefte zu wenig. Aber immerhin: lesenswert.

© 2018 by H. Döring

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