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Das letzte Kapitel ist geschrieben

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“Halbwertszeittheorem und Ramschtisch -
Lesen im "Fast-Food-Buch-Zeitalter"
Januar 2008 - ein "Add-on"

Erst vor wenigen Tagen ist er erschienen - der Leitartikel des Zauberspiegel über den Buchmarkt, den Verdrängungswettbewerb, Ramschtische und Gartencenter. Inzwischen gibt es in Kassel ein Opfer dieser Entwicklung zu vermelden.

Ich bin keine Wirtschaftsexpertin, ich kenne die Geschäfte der Buchhandlung Lometsch - denn genau um die geht es - nicht. Ich kann nicht beurteilen in welchem Maß welche Gründe zum Niedergang dieser alten lokalen bedeutenden Buchhandlung beigetragen haben. Aus diesem Grund kommentiere ich auch die diversen Gründe nicht, die in verschiedenen Artikeln und Blogs zu diesem Thema geschrieben wurden.

Die Buchhandlung Lometsch gehörte für mich zu Kassel - ebenso wie der Himmelsstürmer, die Baustellen auf der Frankfurter Straße oder der nackte Königsplatz. Ich bin immer wieder dort herum gestreift, habe mich am Sortiment erfreut, die Kalender und Kunstbuchauswahl im oberen Stockwerk bewundert und dann doch hin und wieder das eine oder andere Buch mitgenommen. Und ich war auch noch einmal da, als alle da waren - beim Ausverkauf.

"Erst" am dritten Tag des Ausverkaufs waren wir da. Die Regale sahen traurig aus - die Mitarbeiter ebenfalls. Leer geräumte Regale, auf denen noch ein paar Bücherreste saßen - wie Mauerblümchen beim Tanzstundenball. Und jede Menge Käufer, die sich durch den Gang rechts und links von der Treppe drückten. Und wir packten uns die Arme voll. Ja, wir hätten öfter dort kaufen sollen ... und ja, wir sind traurig deswegen. Kassel hat nicht nur einfach ein Geschäft verloren.

Lometsch - MutterhausDas letzte Kapitel ist geschrieben

Die Buchhandlung Lometsch hat dichtgemacht - Der Beginn geht bis auf das Jahr 1882 zurück

 

KASSEL. "Es ist erschütternd. Auf einmal ist alles weg." Klaus Lometsch, früherer Eigentümer der gleichnamigen Buchhandlung, schaut betroffen drein. Die Buchhandlung Lometsch ist ausgeräumt. Ein Stück Familiengeschichte ist endgültig zu Ende - nach 126 Jahren.

Die Buchhandlung musste im Januar aus wirtschaftlichen Gründen schließen (wir berichteten). Das unter anderem auf Kunstbücher und Kunstdrucke spezialisierte Geschäft an der Ecke Kölnische Straße / Wolfsschlucht konnte den übermächtigen Branchenriesen Buch Habel, Hugendubel und zuletzt Thalia nicht mehr die Stirn bieten. Vor 13 Jahren hatte der kinderlose Klaus Lometsch mit damals 63 Jahren einen Schnitt gemacht und das Unternehmen an seine fünf Mitarbeiter verkauft. "Meine Nachfolger waren sehr motiviert. Ihr Elan und ihre Einsatzfreude haben mir damals den Entschluss erleichtert, mich aus dem Geschäft zurückzuziehen", sagt Lometsch. Der 76-Jährige erinnert sich gerne an die Jahre zurück, in denen Lometsch oberhalb des Königsplatzes die erste Buchhandels-Adresse war. Zusammen mit seinem Vater Fritz führte er den Laden mit der Galerie im oberen Stockwerk. In der Nachkriegszeit gab es ein großes Nachholbedürfnis, und viele Menschen waren aufs Lesen erpicht. Der eine oder andere musste sogar vertröstet werden, denn die Bücher wurden den Buchhandlungen zugeteilt. Thomas Mann, Hermann Hesse, Werner Bergengruen, Ernst Wiechert gehörten damals zu den meistgelesenen Autoren, erinnert sich Lometsch.

Geschichte einer Buchhandlung: Seit 1910 befand sich die Buchhandlung Lometsch in der Kölnischen Straße 5. Am 22. Oktober 1943 wurde das Haus (vorn) im Zweiten Weltkrieg bei dem schwersten Bombenangriff auf Kassel dem Erdboden gleichgemacht.

In den 1980er- und 1990er-Jahren florierte das Unternehmen, das in seinen besten Zeiten 15 Mitarbeiter hatte. Lometsch hat sich immer als Ausbildungsbetrieb verstanden. Im Laufe seines 40-jährigen Berufslebens hat Klaus Lometsch immerhin 50 Lehrlinge ausgebildet. Die gehobene Bürgerschicht hatte sich in dem Geschäft die Klinke in die Hand gegeben, darunter auch viele Freunde der Kunst sowie Theologen. Lometsch ist auf die lange Geschichte des Familienunternehmens stolz. 1882 ist die Firma von Hermann Löwenthal in der Hohentorstraße 23 an der Martinskirche gegründet worden. Ernst Röttger übernimmt die Buchhandlung vier Jahre später. Friedrich Lometsch ist sein Lehrling und später sein Schwager. Er wird Teilhaber und übernimmt die Firma 1903. Sieben Jahre später werden die Geschäftsräume in die Kölnische Straße 5 verlegt - wo sie sich bis heute befinden.

Dessen Sohn Fritz tritt 1924 in das Unternehmen ein. 1943 wird das Geschäftshaus völlig zerstört. Der Buchverkauf wird provisorisch im Privathaus in Kassel-Wilhelmshöhe weitergeführt, bis der Laden 1948 vorübergehend im "Merkur"-Haus in der Oberen Königsstraße eine neue Bleibe findet. 1967 eröffnet Lometsch auf zwei Geschossen im neu erbauten Hochhaus am alten Platz. Das alles ist nun Geschichte. Die Buchhandlung Lometsch gibt es nicht mehr. "Das ist traurig, denn da hängt Herzblut dran", sagt der Ex-Inhaber.

Von Beate Eder

(Quelle: HNA-online)

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