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Infiziert - Ein Mitarbeiter berichtet

Uwe WeiherInfiziert
Ein Mitarbeiter berichtet

Im Zuge des Jubiläumsjahres beim Zauberspiegel tauchte vonseiten des Users Postman die Frage auf, wie das denn eigentlich so ist, wenn man für das Fanzine als Mitarbeiter schreibt. Hier mal der Versuch, einiges dazu zu sagen.

Wie so häufig im Leben begann alles ganz harmlos. Bei Bastei gab es eine neue SF-Serie. Bad Earth war nach Jahren die erste neue Romanserie; da musste ich einfach zugreifen. Kein Problem, oder?


Als die Serie dann nach circa zwei Jahren beendet wurde, las ich im Anschluss weiter bei Sternenfaust. Nach anfänglicher Skepsis wurde ich doch warm mit Dana Frost und ihrer Besatzung. Ab und an warf ich im Internet einen Blick auf die entsprechenden Bastei-Seiten. Und nach zwei Jahren juckte es mich einfach, dort einmal im Forum zu posten. Kein Problem, oder?

Tja, und dann begann das Verhängnis. Es gab einen neuen Sternenfaustautoren mit Namen Volker Krämer, der auch im Forum schrieb. Seine Romane gefielen mir und ich merkte schnell, dass er auch im Zamorra-Team dabei war. Aus Neugier kaufte ich mir einen seiner Zamorra-Romane und dann ein paar Wochen später wieder einen. Immer noch harmlos, sagt ihr?

Ein paar Monate später verstarb W. K. Giesa, der Hauptautor von Zamorra. Susanne Picard übernahm als Lektor die Serie. Und schon bald begann ein regelrechter Glaubenskrieg im Forum. Heiß wurde darüber diskutiert, wie es mit der Serie nun weitergehen sollte. Und da machte ich einen großen Fehler! Ich steuerte ein Posting bei.

Es kam, wie es kommen musste! Ein gewisser "Harantor" meldete sich bei mir und bot mir an, meine Meinung noch einmal in einem längeren Statement im "Zauberspiegel" zu wiederholen. Ahnungslos stimmte ich zu. Der Herausgeber schien zufrieden und bot mir an, doch auch noch zu anderen Themen zu schreiben und machte mich sofort zum "Mitarbeiter". Und dieser Zauberspiegel hatte mir eigentlich auch ganz gut gefallen. Diese Wundertüte aus Artikeln zu Film, Hörspiel und Buch mit der Themenvielfalt Horror, Science Fiction, Fantasy, Krimi, Western usw. Einen letzten Rest von gesundem Menschenverstand bewahrte ich zunächst noch und lehnte das bald darauf erfolgende Angebot ab, eine eigene Kolumne zu schreiben. Da war es schon um mich geschehen!

Ich hatte Blut geleckt. Einen Artikel nach dem anderen steuerte ich bei. Sternenfaust, Zeitkugel und anderes mehr. Nach ein paar Artikeln zu alten Romanserien wie Terra, Commander Scott und Raumschiff Promet, meldete sich der Herausgeber und klopfte den letzten Nagel in meinen Sarg! Willst Du nicht mal was zu den alten SF-Autoren wie Scheer, Darlton usw. schreiben, fragte er. Stammleser wissen, daraus entstand dann "Männer der Zukunft" mit insgesamt 56 Artikeln.

Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, ich bin infiziert. Immer wieder treibt es mich an die Tastatur. Nach einigen Telefonaten habe ich mittlerweile auch Horst Hermann von Allwörden und Bettina Meister einmal persönlich kennenlernen dürfen. Ihr profundes Wissen und das schier unglaubliche Engagement für ihr Fanzine haben mich sehr beeindruckt. Die anderen Mitarbeiter kenne ich nur aus den Artikeln bzw. aus ein paar kurzen Mails.  

Das Zauberspiegelkonzept, nur den Rahmen abzustecken und jedem Mitarbeiter ansonsten freie Hand zu lassen, kommt mir sehr entgegen. Inzwischen habe ich auch noch freiwillig (!) meine Kolumne bekommmen (Flieg, Ikarus, flieg!). Es gibt etliche Artikel, auf die ich auch heute noch gerne zurückblicke, etwa über Abenteuer im Heftroman, oder darüber, was Spannung eigentlich ausmacht. Besonders viel Freude haben mir die Interviews bereitet. Wann bekommt man sonst schon mal die Gelegenheit, Marianne Ehrig, Uschi Zietsch oder Andreas Brandhorst (die Reihe ließe sich noch um etliche Namen verlängern) Fragen zu stellen? Besonderen Reiz haben auch die Kontakte mit Autoren und Machern aus der Szene Kleinverlage gehabt.   

Bei aller Begeisterung müssen aber auch ein paar Fakten festgehalten werden. Ein Team im eigentlichen Sinne gibt es beim Zauberspiegel nicht. Jeder werkelt vor sich hin, gemeinsame Projekte gibt es (zurzeit) fast gar nicht. Wie vor Kurzem von Horst von Allwörden geschildert, geht der Zauberspiegel ursprünglich auf ein Fanzine im Bereich Horror-Romane zurück. Viele der alten Kämpen stammen aus dieser Zeit. Hier ist der Schwerpunkt des Zauberspiegels, hier liegt eine Kernkompentenz. Hier und im Heftroman, bei beiden Themen ist der Zauberspiegel beinahe konkurrenzlos. "Männer der Zukunft" haben mir auch eigene Grenzen aufgezeigt. Es ist in Phasen stärkerer beruflicher Belastung nur schwer möglich, kontinuierlich an bestimmten Themen zu arbeiten.

Bleibt noch das Thema Leser. Bei vielen Artikeln gibt es keine Kommentare, als einziger Anhaltspunkt bleibt die Zugriffszahl. Daraus lässt sich zwar ablesen, wie viel Zuspruch ein Thema findet, mehr aber eigentlich auch nicht. Hier würde ich mir manchmal mehr Resonanz wünschen. Andererseits, wo im Netz gibt es sonst so hitzige Diskussionen? Wo sonst melden sich Leser, Fans, Autoren und Macher zu Wort? Wie steril und leblos wirkt im Vergleich zum Zauberspiegel z. B. der Geisterspiegel! Der Zauberspiegel ist kein trockenes wissenschaftliches Fachmagazin, aber auch kein Krawallforum, wo selbst ernannte Fans sich in Endlosschleifen die Köpfe heiß schreiben. Er liegt gewissermaßen in der "goldenen Mitte".

Auch thematisch ist der Zauberspiegel wohl momentan einzigartig. Wo sonst werden so viele Facetten der Fantastik aufgegriffen und behandelt? Wo sonst gibt es einen so bunten Strauß aus Artikeln, Rezensionen und Interviews? Wo sonst geht es um Romane, Bücher, Hörspiele, Film und Fernsehen?   

Bleibt zu hoffen, dass dieses einzigartige Fanzine uns noch etliche Jahre erhalten bleibt!

Mach weiter, Horst!

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