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# 73: Die Söhne zaud ... äh zaubern

As Time Goes By# 73: Die Söhne zaud ... äh  zaubern

Nach der Pleite mit der Aktionsgruppe 2000 des Dan Shocker's Fantastik Club 'Marlos', wollten wir es nun endlich richtig machen und eiferten (zur Abwechslung mal) allen anderen nach. Denn irgendwo mussten wir unsere süddeutschen, westdeutschen und fast norddeutschen Interessenten denn ja nun unterbringen. Was machten alle anderen? Sie gründeten Clubs. Was die konnten, machten wir doch erst recht und dann mit links. Eben ganz lässig und entspannt. Denn: Wir konnten alles sowieso besser. Oh Gott, was waren wir dumm! So richtig blöde! Und das Nahe liegende übersahen wir einfach erstmal so.


Norbert und ich gründeten demzufolge den HFC (=Horror und Fantasy Club) Söhne der Zauberer. Es sollte ja auch so richtig großkotzig klingen. Und es sollte alles in sich aufnehmen, was wir wollten. Da nahmen wir gleich mal alles in Angriff. Jörg Rohfeld malte diesmal das Wappen und los gings. Der Herbst 1982 begann und nun konnten sie aus aller Welt zu uns kommen. Wir hatten uns, wie es heute so schön neudeutsch heißt, breit aufgestellt.

Heinrich Dammann war mittlerweile gafia, weil sein bester Freund bei einem Unfall ums Leben gekommen war und seit dem Fiasko mit der Feldforschung in Sachen Frankenstein war auch Jörn Drögemöller aus dem Team sang- und klanglos verschwunden. Somit waren wir im Kern nur zu zweit und es zeichneten Jörg Ropers aus der Nähe von Stade (ein Norddeutscher!!!) und Jörg Rohfeld (damals Düsseldorf) für uns. Gelegentlich kam etwas von Externen oder Mitgliedern rein, aber das meiste produzierten der gute Norbert und ich allein. Aber he. Das schüttelten wir doch aus dem Ärmel und manchmal auch nicht (vgl. AS TIME GOES BY #28).

Nun gut, der Zauberspiegel 3 wurde gemacht und erschien im Januar 1983, die Ausgabe 4 dann 3 Monate später mit dem Ehrenzauberer, es folgte die Nummer 5 im Sommer zum Zeltcon. Alles lief perfekt und wie geschmiert. Wir hatten 60 (zumeist bei uns inaktive Mitglieder). Wir wurden von Nummer zu Nummer besser und routinierter. Aber irgendwas stimmte nicht. Weder Norbert noch ich waren wirklich glücklich. Und das obwohl wir Beifall aus (fast) allen Richtungen erhielten. Wir sollten uns fühlen wie Könige der Welt, aber ...

Was war los? Wir gaben das einflußreichste Zine raus. Man eiferte uns nach. Nahezu alle anderen Clubleiter waren Mitglied in unserem Haufen. Wir machte die Fahrt vor. Waren BNF (Big Name Fans). Was stimmte also nicht. Der Zeltcon war doch letztlich, trotz einiger Pannen ein echter Erfolg geworden. Die Zusammenarbeit mit Feuerriegel lief gut an. So würden wir noch mehr Einfluß gewinnen. Wir bewegten was, waren umstritten mit unseren Thesen, durchsetzungsfähig und fürs Horrorfandom enorm eloquent. Kurzum: Geniale Typen. Aber etwas fühlte sich nicht richtig an, war wie ein Kater nach dem hektischen Genuß von Bier und Jägermeister (auch Kommodenlack genannt).

Was war, bei Croms blutiger Hölle, los? Sogar der erste Sonderband, "Jagor der Schädelspalter" eine Sword & Sorcery-Erzählung von Peter Michael war erschienen. Eine Themenausgabe zu Tolkien in Vorbereitung. Ideen ohne Ende, Möglichkeiten ohne Zahl. Rolf Michael hatte exklusiv für uns geschrieben Geschichten und einen Artikel zum geplanten Tolkien-Band). Auch Werner Kurt Giesa steuerte mit den "Hexen Hermanns Horror Hühner" Exklusivmaterial bei. Wir hatten einen großen Erfolg mit dem A .F. Morland-Interview (vgl. AS TIME GOES BY #6). Sogar einen Förderer hatten wir, der uns monatlich 50,00 DM für Druck und Porto überwies. Das ganze lief doch auf der kreativen Seite hervorragend.

Aha!!! Heureka!!! (wie Archimedes rief, bevor ein römischer Soldat ihn umnietete)

Und da war dann endlich das Problem. Endlich hatten wir den Finger in der Wunde. Das Machen der Fanzines war Spaß. Das Verwalten des Clubs und die damit verbundenen Aufgaben war lästig und wie ein verdammter Klotz am Bein. Norbert und ich fackelten da nicht lang. Das war nie unsere Art gewesen. Die Oktober Nummer war die letzte Nummer des Zauberspiegel unter dem Dach eines Clubs. Die Nummer sechs konnten wir (wegen unseres Mäzens) kosten los herausbringen und uns so von unseren Mitgliedern verabschieden. Ein Jahr war ins Land gegangen und wir versenkten das frisch vom Stapel gelaufene Schiff HFC Söhne der Zauberer und brauchten nicht mal einen Eisberg dafür.

Dann bereitete insbesondere ich das Dasein als freies Magazin vor und Norbert blieb lustlos, bis er bei einem Essen in einer Pizzeria nach dem Marlos-Con 1984 sagte, daß er auch nicht mehr Herausgeber sein wolle. Aber das war dann seine ganz persönliche Initialzündung. Er war alles losgeworden, was ihn behinderte, ihn störte. Und genauso habe ich ihn auch zur Mitarbeit an Zauberspiegel überreden können. Er soll einfach nur schreiben. Alles andere erledigen andere für ihn. Er muß sich nicht einmal mehr ums Layout kümmern.

Und so kann ich jedem nur raten, dessen Seeligkeit nicht von der Administration und der Verwaltung abhängt, sich solche Fesseln ans Bein zu binden, die lähmen, sondern sich ein Platz zu suchen, wo Kreativität entfaltet werden kann. Etwas, daß hier für den Zauberspiegel versucht wird. Und das seit mittlerweile einem halben (mehr oder weniger) ...


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