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# 147: Kreative Pausen

As Time Goes By# 147: Kreative Pausen

Der Zauberspiegel wird am 30. März 2012 30 Jahre alt und nur zwei Monate später ist er fünf Jahre online. Grund genug, sich einige Begebenheiten in Erinnerung zu rufen aus Tagen, als das Haar noch voll und der Bauch noch nicht so gewaltig war. 

 Was wir 2012 allerdings nicht feiern werden, sind 30 Jahre ununterbrochene Publikation. Im Gegenteil: Wir sind die Meister der kreativen Pausen, die wir uns immer wieder genommen haben. Und die längste von ihnen währte 17 Jahre ...

Nach Adam Riese waren wir von 30 Jahren des Bestehens nur 13 aktiv (sprich haben wir auf die eine oder andere Weise publiziert). Von März 1982 - März 1990 im Form von fotokopierten gehefteten und/oder gelumbackten Ausgaben und seit 2007 eben als Online-Edition in den Weiten des weltweiten Netzes. Dazwischen gab es zum Ende des Jahrtausends den Versuch den Zauberspiegel nochmal in gedruckter Form als Jahrbuch wiederzubeleben und zeitgleich online etwas zu machen. Da sollte es insbesondere um Rezensionen und aktuelle Inhalte (unter anderem Nachrichten) gehen, die in einem Jahrbuch (das dem Rückblick und dem Resümee dient) deplatziert wirken (weil diese Inhalte eben der Aktualität geschuldet sind). Aber da war es noch nicht soweit. Die Zeit für ein Comeback war noch nicht reif, Webspace war noch zu teuer und dergleichen mehr. Daher legten wir das Projekt nach einiger Planung wieder zu den Akten.
 
Erst 2006 wurde ich durch das halbe Jahr beim Geisterspiegel wieder angefixt. Das müßige Posten im Sinclair-Forum führte auf direktem Wege dahin. Ich übte beim Geisterspiegel ein wenig (für diese Möglichkeit bedanke ich mich bei Michael Soyke und dem Ehepaar Brandt), fand großen Gefallen an Online-Medien und den Möglichkeiten, die da geboten wurden und wusste: Jetzt muss der Zauberspiegel wie Phönix aus der Asche wieder auf der Bildfläche (bzw. den Bildschirm) erscheinen. Und er erschien! Die kreative Pause war vorbei, weil die Herausforderungen wieder da waren. Die Lust was zu machen war wieder da. Das Internet war die Plattform für den Zauberspiegel und seine vielfältigen Ansätze. Der Ausruf: »Heureka!« lag nahe. Zum Glück blieb mir das Schicksal des Ausrufers (bisher) erspart ...
 
Wir waren also wie der Vesuv, bevor er Pompeji auslöschte. Lange ruhig und als inaktiv geltend, um dann wieder auszubrechen und - in unserem Fall - kreativ aktiv zu werden. Das machen wir nun bald fünf Jahre und dürften dann knapp vor unserem 10.000sten Artikel stehen (oder diese gewaltige Zahl schon hinter uns gelassen haben). Das ist schon eine Leistung, um ein bißchen damit anzugeben.

Nun gut ... Das war schon eine lange Pause. Manche unserer Mitarbeiter sind nicht so lange auf der Welt wie unsere Pause währte.

Aber: Dieser sehr langen kreativen Pause ging so manch kürzere voraus. Denn um immer wieder Höchstleistung zu bringen, ist manchmal auch ein Atemholen von Nöten. Nicht immer, aber manchmal schon. Gerade wenn man Dinge (oder ein Zine) entwickeln will. Gelegentlich sollte man einen Schritt zurücktreten, auf das Geschaffene schauen und es neu bewerten. Das hilft, um aus Sackgassen herauszukommen (davon hatten wir hin und wieder diese oder jene). Daher war das halbe Jahr Geisterspiegel wichtig, denn das Übertragen der Struktur des gedruckten Zauberspiegel auf das Onlinezine funktionierte nicht so recht (da der gedruckte Zauberspiegel in seinem Aufbau auf handelnde Personen, sprich einen Teil seiner Autoren und deren spezielle Interessen, zugeschnitten war, so dass es Brüche gab). Daher habe ich mir für die Anpassung der Struktur des Zauberspiegel dann auch (fast) ein halbes Jahr Zeit genommen.
 
So war es zu allen Zeiten der Existenz des Zauberspiegel: Immer wieder galt es das Geschaffene zu überprüfen, um den Kurs so zu bestimmen, dass das Ganze dann auch funktionierte.

Schon zwischen der Nummer 2 und 3 des Zauberspiegel fiel der geplanten Vierteljahres-Rhythmus zum ersten Mal ins Wasser. Im Oktober kam erstmal nichts. Die ersten beiden Nummern hatten uns gelehrt, dass wir auf regionaler Basis (vgl. die # 38 dieser Kolumne) nicht genug Leser und erst recht Mitarbeiter bekamen. Es ging ans Reißbrett und heraus kam: Der HFC (was Horror- und Fantasy-Club meint) »Söhne der Zauberer« erschien auf der Bildfläche. Aber schon nach einem Jahr erwies dieser längst nicht als der Weisheit letzter Schluß. Er hatte eine andere Aufgabe, nämlich den, Norbert und mich zu lehren, dass Clubs und deren Leitung absolut nicht unser Ding waren.

Aber das mussten wir erst einmal lernen. Die Nummer 3 erschien dann im Januar und die Nummern 4 - 6 wurden wieder wie geplant nachgeschoben. In der 73. Ausgabe von »As Times Goes By« habe das alles schon geschildert. Daher gings wieder zurück ans Reißbrett ... Es waren erneut Veränderungen nötig, um den Zauberspiegel voranzubringen.

Heraus kam die siebte Nummer des Zauberspiegels, aber zwischen der 6 und der 7 vergingen fast 11 Monate. Aber in dieser Zeit wurde der Zauberspiegel in die Struktur gebracht, die 21 Jahre später dann Verwendung im Geisterspiegel fand. Aber noch wichtiger war, dass die Fesseln von Aktionsgruppen und Clubs abgeschüttelt wurden und der Zauberspiegel zum freien Fanzine wurde. Befreit von der Last der Clubleitung kam der bis dahin dickste Zauberspiegel von 80 Seiten heraus. Zudem war er der bis dahin inhaltlich beste.
 
Aber zwischen der 7 und 8 gab es wieder eine kreative Pause von etwa einem Jahr. Da entschied sich Co-Herausgeber Norbert Aichele dafür, dass er eben das nicht mehr sein wollte. Er war sich sicher (und das hat er dann eindrucksvoll bestätigt), dass er als Autor deutlich mehr für den Zauberspiegel leisten konnte.
 
Was dann folgte war die produktivste Phase. Konzeptionell waren wir am Ziel und bis 1990 lief als wie am Schnürchen. Wir feilten am Inhalt und hatten eine Mannschaft, die wirklich gut war. Doch dann ging nach und nach die Motivation flöten. Es fehlte unter anderem die Herausforderung. Die kam dann im Laufe der Jahre, als man das Internet entdeckte ...

Was vor nunmehr fast 30 Jahren begann, zieht seine Lebendigkeit gerade aus den bisherigen Pausen.
 
Im Moment sind keine Pausen nötig. Der tägliche Rhythmus fordert heraus, bringt Ideen hervor. Ich darf auch sagen, dass die Mannschaft fleißig ist und fröhlich vor sich hin werkelt. Da fließen tägliche Arbeit und konzeptionelles Denken zusammen. Das Internet ist die Plattform, die wir immer gebraucht haben. Daher ist damit zu rechnen, dass der Zauberspiegel locker weitergeht.

Wir sind längst nicht am Ziel. Es liegen noch viele Pläne in der Schublade und wir brauchen noch jede Menge Mitarbeiter, um all das umzusetzen was wir noch vorhaben. Gerade weil wir noch soviel auf dem Zettel haben, brauchen wir keine Pausen. Täglich online zu publizieren und die Möglichkeiten des Netzes auszuloten ist so motivierend. Denn wie lautete einst die Werbebotschaft des weltgrößten Mineralölkonzerns? »Packen wir's an«!
 

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