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Splitter (II)

Perry, (Action) und ich - Mein Rhodan-TagebuchSplitter (II)
Anmerkungen zu verschiedenen Aspekten aus »Trabant der Opulu«

Manches mal sind es nicht die großen Dinge in einem Roman, die übergeordneten Handlungsstränge oder die ausgiebig beschriebenen Charakterentwicklungen, die einen zum nachdenken bringen. Es sind viel mehr kleine, eher nebensächliche Aspekte, die einem beim Lesen auffallen und zum innehalten bringen.

So ging es mir etwa bei der Lektüre von»Trabant der Opulu«. Achim Mehnert hat eine Menge äußerst interessanter Elemente in sein Werk integriert, die einer näheren Betrachtung lohnen und die ich nicht unkommentiert vorbeiziehen lassen will. Daher gibt es diesmal neben der obligatorischen Rezension (die ihr an anderer Stelle finden solltet) keinen großen Artikel zu einem bestimmten Thema zu lesen, sondern (kürzere) Anmerkungen zu verschiedenen Auffälligkeiten des 15. PRA-Romans.

Splitter 1: Demetria
So mancher mag geglaubt haben, dass die Akte „Demetria“ mit Band zwölf von PRA geschlossen worden sei. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass die Sache mit den Regenten der Energie noch lange nicht ausgestanden ist. Mal ehrlich: Lok-Aurazin soll tot sein?!? Nach dem Abgang???

Ich meine: Hätte man seine Leiche gefunden, sie obduziert und den Tod von ein Dutzend unabhängiger, staatlich anerkannter Mediziner bestätigen lassen, dann hätte ich das vielleicht geglaubt. Ist aber alles nicht passiert. Rhodan und der Rest des Solaren Imperiums haben ja nicht mal die angebliche Leiche des Regenten zu Gesicht bekommen, geschweige denn auf einen Untersuchungstisch. Und jeder, der hin und wieder Filme eines gewissen Genres guckt, weiß: Wenn der Böse keine Leiche hinterlässt (in diesem Falle am besten seine eigene), dann ist er auch nicht tot.
 
Ich bin mir daher sicher: Wir werden noch von den Regenten der Energie zu hören bekommen.
In »Trabant der Opulu« gab es nun jedenfalls die erste Anspielung auf den »Demetria-Zyklus«: Als Rhodan und Tanisha auf dem Kristallmond nach Hinweisen und Hilfsmitteln suchen, die ihnen bei der Flucht von dem Tod bringenden Gestirn behilflich sein könnten, macht der Großadministrator eine verblüffende Entdeckung: Er findet Hellquarze auf der Oberfläche des Mondes. Diese Gesteine sind in der ersten Staffel PRA von enormer Bedeutung gewesen, waren es doch gerade diese Kristalle, denen die Magadonen ihre Macht verdankten.
 
Und nun tauchen diese Steine also im Tarkalon-System auf... Na, wenn das mal kein Zufall ist!
 
Doch was heißt das nun? Hat den Verantwortlichen die Kristall-Mythologie einfach so gut gefallen, dass sie sie nun weiter ausbauen wollen? Ich glaube nicht. Viel eher scheint es so, dass gewisse Elemente, die schon im ersten Zyklus von Bedeutung waren, auch in dieser Staffel eine Rolle spielen werden.
 
Fragt sich nur welche das sein werden, und welches Ausmaß ihre Rolle annimmt. Sollten auf Tarkalon weitere Robotgarden der Regenten versteckt sein? Ist gar Lok-Aurazin auch in dieser Staffel wieder der Oberfiesling, der diesmal die Posbis für seine Rache missbraucht? Hier wurde auf jeden Fall der Grundstein für eine interessante Entwicklung gelegt, die ich in den kommenden Wochen genau im Auge behalten werde.
 
Und es würde mich nicht wundern, in nächster Zeit auf einen alten, tot geglaubten Bekannten zu treffen...

Splitter 2: Von Raumschiffen und Formen
Gibt es einen Unterschied zwischen Science Fiction in Form von Film und Fernsehserien und in Form geschriebener Werke? Eine Frage, die genau genommen überflüssig ist, denn natürlich gibt es den. Man nehme nur mal die Darstellung außerirdischer Lebewesen. Während sie im Bereich filmischer Medien im Allgemeinen humanoide Form haben, kommen in der Literatur die bizarresten und absonderlichsten Geschöpfe vor, die man sich nur vorstellen kann. Als eifrigen PR-Lesern ist euch das mit Sicherheit geläufig, so dass ich auf ausführliche Beispiele verzichten kann.

Ein weiterer, überraschend selten angesprochene Unterschied betrifft die Darstellung der Raumschiffe. Ist euch schon mal aufgefallen, dass Raumkreuzer aus Romanen und Romanheften ganz anders beschrieben werden als solche aus Filmen und Serien?
 
Um bei letzteren zu bleiben: Wer kennt sie nicht, die unverwechselbaren Designs der Schiffe aus Serien wie »Andromeda« oder »Star Trek«, aus teuren Kinofilmen wie der »Star Wars«-Reihe oder aus Computer- bzw. Konsolenspielen wie »Halo«? Die verantwortlichen Designer und Effektschmieden geben sich alle Mühe, einzigartige und beeindruckende Kreuzer zu erschaffen, deren Anblick man so schnell nicht mehr vergisst und die mindestens ebenso charakteristisch für das dargebotene SF-Programm sind wie seine Protagonisten.
 
Ja, ja, mit der Hilfe von Zeichenblocks, Modellen und gewitzten Computerprogrammen ist in visueller Hinsicht einiges möglich.
 
Genau hier liegt ein fundamentales Problem von Romanen und anderen, auf dem geschriebenen Wort basierenden Medien begraben: Es fehlen die optischen Darstellungsmöglichkeiten. Wenn er nicht gerade eine Zeichnung beifügen will (eine undankbare Aufgabe, das kann ich euch sagen!), dann hat der Autor keine andere Möglichkeit, als das in seiner Geschichte jeweils auftauchende Raumschiff mit Worten und Sätzen zu beschreiben. Eine Aufgabe, die fast noch undankbarer ist als die, eine Zeichnung anzufertigen.
 
Ihr habt eure Zweifel? Schaut euch einfach mal einen SF-Film an und versucht dann jemandem, der den Film nicht gesehen hat, die dort vorkommenden Raumschiffe zu beschreiben. Viel Spaß dabei, denn bei allem anderen als einem Borg-Kubus dürfte das reichlich schwer fallen.
 
„Kubus“ ist aber ein tolles Stichwort. Als Autor muss man sich schließlich zu helfen wissen. Man kann dem Leser ja schlecht sagen: „Nun taucht ein Raumschiff auf, das sehr ungewöhnlich wirkt.“, nur um dann weiteren Umschreibungen aus dem Weg zu gehen. So was mögen Leser nämlich gar nicht. Genauso wenig sollte man unzählige Seiten zur bloßen Beschreibung verwenden; so was wird schnell langweilig. Also muss ein Schriftsteller auf Dinge zurückgreifen, die dem Leser bekannt sind und anhand derer er die Raumschiffe kurz und schmerzlos vergleichend beschreiben kann.
 
Das wohl am häufigsten genutzte Mittel dabei verwendet auch Achim Mehnert in seinem neusten PRA-Beitrag: geometrische Formen. Als sich der irdische Raumer HONGKONG dem Kristallmond nähert, tauchen wie aus dem nichts zwei Schiffe auf, eines davon kegelförmig, das andere einem Zylinder ähnelnd.
 
Schwupp, so einfach geht das. Schon kann man sich beim Lesen ein Bild von den Fahrzeugen machen, die da so unvermittelt in die Handlung gestolpert sind. Ohne sich sprachlich zu verrenken ist es dem Autor gelungen, ein äußerst komplexes Gebilde mit nur wenigen Worten zu beschreiben.
Warum erwähne ich diesen Aspekt gerade jetzt? Nun, beim Lesen von »Trabant der Opulu« bin ich an gerade erwähnter Stelle hängen geblieben. Vermutlich lag es einfach daran, dass die urplötzlich erscheinenden Raumschiffe unvermittelt im Zentrum der Handlung standen, aber mir ist zum ersten mal wirklich bewusst geworden, wie oft in PR und PRA, aber auch in anderer SF-Literatur, Raumschiffe mit Hilfe geometrischer Grundformen beschrieben werden.
 
Ein interessantes Phänomen, wie ich finde, aber durchaus verständlich. So, wie es Filmemachern nur mit viel (finanziellem) Aufwand möglich ist, nicht-humanoide Aliens auf die Leinwand zu bringen, ist es Autoren nur bedingt möglich, in einer kurzen und knackigen Beschreibung ein Raumschiff darzulegen, dem nicht gewisse geometrische Formen zu Grunde liegen. Kein Wunder also, dass es in der SF-Literatur so häufig Kugelraumer, Diskusschiffe und ähnliche Raumschiffe gibt.
 
Trotzdem bin ich mal gespannt, ob in PRA in Zukunft auch Raumer auftauchen, die mit diesem Prinzip brechen, und wenn ja, wie gut es dem jeweiligen Autor gelingt, diese Schiffe zu beschreiben, ohne dafür allzu viele Absätze zu verbrauchen oder den Leser komplett zu verwirren. Denn ob man den Vergleich von Raumern mit geometrischen Grundfiguren nun mag oder nicht, eines muss man doch zugeben: Diese Darstellung ist enorm hilfreich, wenn es darum geht, sich besagtes Raumschiff einmal vorzustellen.
 
(Auch wenn ich zugeben muss, dass es mir nicht ganz leicht fällt, mir unter einem kegelförmigen Gegenstand ein flugfähiges Raumschiff vorzustellen; aber das ist dann nicht dem Autor geschuldet, sondern allenfalls meiner Phantasie, die eben nicht immer so will, wie ich es gerne hätte...)

Splitter 3: Betty Toufry und ihre Fans
Wenn es eine Sache in Achim Mehnerts Roman gibt, die mich wirklich verblüfft, aber auch zum lachen gebracht hat, dann ist es die Geschichte um die Telekinetin Betty Toufry und ihren Fanclub. Mag sein, dass diese Story bestenfalls von untergeordneter Bedeutung ist, wenn überhaupt. Nichtsdestotrotz hat sie mich aber bestens amüsiert. Warum? Tja, in Sachen PR habe ich ja mittlerweile so einiges erlebt. Tanzende Beamte, Roboter, die aussehen wie Eier auf Rädern, vorübergehend erblindende Wissenschaftler – man sollte meinen, dass ich auf alles gefasst wäre, was mir das Perryversum zu bieten hat. Die simple Tatsache, dass die Mutanten des Mutantenkorps Fans heben, hat mir aber gezeigt, dass mich PR und PRA immer wieder zu überraschen wissen.

Dabei ist die Sache doch eigentlich ganz logisch. Jeder, der heutzutage im Rampenlicht steht, hat irgendwo seine treuen Anhänger, die ihn anhimmeln und bejubeln. Fußballstars, Schauspieler, Musiker, Politiker, Wirtschaftsbosse, ja sogar so genannte „High-Society“-Sternchen – kaum jemand, der nicht von irgendwem verehrt wird. Warum sollte das in der Zukunft anders sein?
 
Dass es gerade Rhodans Mutanten sind, die dabei im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, ist wenig verwunderlich. Schließlich bilden diese besonders begabten Menschen eine Art Superhelden-Elite, ohne deren Hilfe die Erde schon oft verloren gewesen wäre. Da ist es wenig verwunderlich, dass Kinder und Jugendliche, aber auch erwachsene Männer und Frauen, begeistert sind von ihren Landsleuten, die ihnen schon so oft aus der Klemme geholfen haben. Und wenn sie dann noch so gut aussehen wie eine gewisse Telekinetin, dann ist diese Begeisterung gerade männlicher Fans nur umso verständlicher.
 
Und doch, so folgerichtig es auch sein mag, ist mir bislang im Traum nicht eingefallen, dass die Mutanten tatsächlich Fans haben könnten. Ich habe schlichtweg nicht so weit gedacht. Bis zu Achim Mehnerts »Trabant der Opulu« jedenfalls.
 
Für viele mag ein solches Detail vollkommen nebensächlich sein. Für mich ist es das nicht. Ich habe es ja schon des öfteren erwähnt, aber ich finde, man kann es gar nicht oft genug sagen: Es sind gerade diese Kleinigkeiten, die den Reiz einer Serie ausmachen.
 
Ich will damit nicht sagen, dass die Rahmenhandlung unwichtig wäre, ganz im Gegenteil. Aber gerade solche Nebensächlichkeiten wie die Erwähnung eines Fanclubs, die Achim hier mal so ganz beiläufig in die Handlung einstreut, zeigen erst, wie viel Liebe, Mühe und Sorgfalt Autoren und Macher tatsächlich in ihre Reihe investieren.
 
Dass die Sache mit den Fanclubs zudem noch äußerst amüsant war, ist ein angenehmer Bonus.
Ich hoffe darauf, dass solche Einzelheiten auch in Zukunft immer mal wieder in die Serie eingestreut werden. Zum einen tragen sie nämlich dazu bei, das Perryversum zu erweitern und die jeweiligen Protagonisten sehr viel glaubwürdiger erscheinen zu lassen, zeigt es doch, dass es auch für sie ein Leben neben den ständigen Einsätzen im Dienste der Menschheit gibt.
 
Zum anderen können solche Einsprengsel einfach ungeheuer viel Spaß machen, wie Achim Mehnert beweist. Das alleine ist schon ein guter Grund, sie immer mal wieder einzufügen.

Damit verabschiede ich mich für diesmal. Bis in zwei Wochen, wenn erneut Mark A. Herren die Federführung inne hat. Sein Roman erscheint unter dem Titel:
Tarkalons Abgrund - Perry Rhodan Action 16

Tarkalons Abgrund

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