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Die kenne ich doch, oder? - Perry Rhodan, Bände 2519 - 2520

Perry Rhodan ... das Universum und ichDie kenne ich doch, oder?
Von Problemen, die sich aus einem Konzept ergeben, bei dem Vielfalt groß geschrieben wird
Perry Rhodan, Bände 2519 - 2520

Ob in einzelnen Romanen bzw. Filmen, in mehr oder weniger umfangreichen Reihen oder gar kompletten Serien, ich bin ein Freund von Vielfalt und Abwechslung. Ich liebe es, wenn die Macher einer Geschichte mir eine große Bandbreite an unterschiedlichen Storylines, ein gewaltiges Setting, bei dem es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt, und ein vielschichtiges Figurenensemble bieten. Nichts gegen Storys, in deren Mittelpunkt einzelne Helden stehen oder die sich hinsichtlich der Handlung auf ein oder zwei wesentliche Storylines beschränken. Im Grunde sind mir komplexere Geschichten aber merklich lieber.

 

Was wohl eine der Ursachen dafür ist, warum mich PR so fasziniert. Im Laufe der Jahre hat das Team hinter der SF-Serie einen gewaltigen Kosmos mit unzähligen teils interessanten, teils eher blassen Figuren aufgebaut. Einige Storylines und Charaktere werden von den Exposéautoren entwickelt, andere kreieren die Verfasser der jeweiligen Romane in Eigenregie. So kommt es, dass das Perryversum eines der vielschichtigsten Settings besitzt, die ich kenne (was, zugegebenermaßen, zu einem nicht unerheblichen Teil natürlich auch an der langen Laufzeit der Serie sowie der Vielzahl an Spin-Offs liegt).

Die Vielfalt der Serie hat unzählige Vorteile. Etwa den, dass Geschehnisse im Perryversum immer aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Blickwinkel betrachtet werden. Oder den, dass es eben nicht immer Rhodan alleine ist, der um das Schicksal des Universums kämpft, sondern dass ihm stets eine ganze Reihe von Protagonisten zur Seite stehen, die ihn unterstützen und dabei ihre ganz eigenen Abenteuer erleben. Auch dem Sense of Wonder tut die Art und Weise, wie bei PR Geschichten erzählt werden, ungemein gut, taucht der Leser doch ständig in die Gedankenwelt neuer Völker und neuer Protagonisten ein und erlebt die Handlung aus ihren ganz speziellen Perspektiven.

Die hier begonnene Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Doch mir geht es an dieser Stelle nicht darum, auf die vielen positiven Aspekte hinzuweisen, die das Vielfalts-Konzept von PR (wie ich es in Ermangelung eines besseren Ausdrucks einmal nennen möchte) mit sich bringt. Stattdessen möchte ich auf einen Nachteil des Modells aufmerksam machen, der sich erstklassig an Hubert Haensels Roman »Grenzgängerin des Schleiers« festmachen lässt.

Wer die Rezensionen am Ende dieses Artikels bereits gelesen hat, der weiß, wie sehr mir Huberts jüngster Beitrag zugesagt hat. Und doch hatte stellenweise meine Probleme mit dem Roman.

Woran lag das? Richtig, am Vielfalts-Konzept.

Nach mehr als 2500 Heften (um mal nur bei der EA zu bleiben) verfügt PR über einen ungeheuer ausladenden Serienkosmos. Im Laufe der Zeit wurden Abertausende von Settings geschildert, betraten unzählige Protagonisten das Feld. Von letzteren verschwanden die meisten nach wenigen Romanen rasch wieder in der Versenkung, bei weitem jedoch nicht alle. Atlan, Gucky, ES, Timber F. Whistler, Senego Trainz – ein geradezu unüberschaubarer Wust an für die Handlung mehr oder weniger relevanten Figuren bevölkert heutzutage den Rhodanschen Kosmos, nicht mitgerechnet all jene Charaktere, die einzelne Autoren ganz speziell für in sich geschlossene Handlungsstränge entwickeln und die von keinem anderen Autor sonst aufgegriffen werden.

Die Macher von PR stehen jetzt vor der schwierigen Aufgabe, jede dieser Figuren immer mal wieder in der Handlung auftauchen zu lassen. Das wird unter anderem dadurch gelöst, dass sich durch die Reihe zwar ein roter Faden zieht, die Serie aber über eine Vielzahl von Romanheften verfügt, die mehr an Einzelabenteuer denn an Werke erinnern, die in einen allumfassenden Rahmen eingebaut sind.

So kommt es etwa, dass man zuletzt in Band 2511, »Schatten im Paradies«, etwas von Perry Rhodan gehört hat. In diesem Roman schilderte Hubert die Ankunft des Terraners im Stardust-System. Die folgenden Romane blendeten um zu anderen Schauplätzen und schilderten die Abenteuer von Atlan, Bully und Co im Kampf gegen die Frequenz-Monarchie. Erst mit Band 2520 ging es wieder zurück ins Stardust-System.

Der ein oder andere mag sich nun fragen, wo das Problem liegt. Dass der Schauplatz der Perry-Romane für eine gewisse Zeit wechselt, gehört schließlich zur Serie dazu. Eine Zeitlang erlebt man eben Seite an Seite mit anderen Haupt- bzw. Nebencharaktere diverse Abenteuer, bevor es wieder an den ersten Schauplatz zurückgeht. Dieser Ansicht kann ich nur beipflichten. Und solange sich die Autoren ausschließlich auf die zentralen Protagonisten der Reihe konzentrieren, die dem Leser bestens bekannt sind, entsteht im Grunde auch gar kein Problem.

Schwierigkeiten ergeben sich in dem Moment, wenn Autoren auf Figuren zurückgreifen, die dem Leser aus vorangegangenen Romanen vertraut sein sollte, mit denen er allerdings partout nichts anfangen kann. Sehr gut lässt sich das an den Stardust-Romanen Band 2511 und Band 2520 von Hubert illustrieren.

Wichtig ist: Im Grund bilden beide Romane eine Einheit. Zwischen der Lektüre der beiden vergingen für einen Leser, der die Beiträge der EA regelmäßig liest, allerdings rund zwei Monate. In dieser Zeit hat man sich häufig mit anderen Dingen als mit dem Perryversum beschäftigt. Insofern weiß man zu Beginn von PR Band 2520 zwar vermutlich noch, dass Perry, Icho Tolot und Mondra bei ihrem letzten Auftritt ins Stardust-System gekommen sind, doch viele der anderen Entwicklungen aus Band 2511 hat man größtenteils vergessen. Insbesondere all jene Storylines, in deren Mittelpunkt Figuren standen, die man vor Band 2511 nicht gekannt hat.

Nun ist es, wie gesagt, so, dass »Grenzgängerin der Schleiers« die unmittelbare Fortsetzung von »Schatten im Paradies« ist. Hubert greift in seinem neusten Roman auf viel von dem zurück, was er in Band 2511 geschildert hat, unter anderem eben auch auf die dort auftauchenden Protagonisten. Vielleicht mag es Euch bei der Lektüre anders gehen bzw. anders gegangen sein, doch ich hatte reichlich Probleme, Gestalten wie Kom Agonis oder den Unither Makron ins Geschehen einzuordnen. Bei Makron erinnerte ich mich irgendwann dunkel, bei Agonis dagegen blieb mir schlussendlich nichts anderes übrig, als »Schatten im Paradies« erneut zur Hand zu nehmen und nachzulesen, was genau es mit dieser Figur auf sich hat.

Das Vielfalts-Konzept fordert hier seine Opfer. Die Fülle an Personen und die gleichzeitige Eigenart von PR, einen Schauplatz für eine gewisse Zeit auszublenden und erst später wieder dorthin zurückzukehren, sorgt dafür, dass man als Leser schnell mal den Überblick verliert und gelegentlich Mühe hat, alle Ereignisse unter einen Hut zu bekommen. Vieles geht einfach in der Masse an Informationen und Geschehnissen sowie aufgrund der Tatsache, dass PR eben wöchentlich erscheint und man im allgemeinen nicht drei Dutzend Hefte auf einmal liest, sondern Woche für Woche einen einzigen Roman goutiert, verloren. Das ist schade, besonders dann, wenn man eine Geschichte nicht richtig auskosten kann, weil man mit verschiedenen Protagonisten nicht mehr wirklich etwas anfangen und daher auch nur schwerlich mit ihnen mitfühlen kann. Siehe etwa Agonis.

Was heißt das nun? Das Vielfalts-Konzept ist zweifelsohne eine Stärke des Perryversums, sorgt es doch für Abwechslung und ein umfangreiches Figurenensemble, dessen Mitglieder tatsächlich auch was zu tun bekommen und nicht nur alle Jubeljahre mal erwähnt werden. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass man ein wenig die Übersicht verliert und mitunter Mühe hat, bestimmte Figuren oder Handlungsbögen einzuordnen.

Will man das Vielfalts-Konzept beibehalten (wofür ich in jedem Falle plädiere!), gleichzeitig aber dem Leser das Rätselraten ob der Bedeutung verschiedener Handlungselemente ersparen, dann sollten sich die Macher vielleicht überlegen, das Glossar etwas auszuweiten und den „Was-bisher-geschah“-Teil etwas ausführlicher und möglichst punktgenau auf den jeweiligen Roman zurechtgeschnitten zu gestalten. Das wäre in jedem Falle eine Erleichterung und würde definitiv dazu beitragen, dass man als Leser einen Roman in seiner ganzen Breite auskosten kann. Selbst dann, wenn zwischen diesem und seinem handlungsmäßigen Vorgänger schon eine ganze Weile liegt.

Die Romane im Überblick
Die Sonnen-JustiererPR Band 2519, »Die Sonnen-Justierer«, von Arndt Ellmer
Die Crew der JULES VERNE ist bemüht, den Sonnentransmitter Holoin zu reaktivieren, was allerdings mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist. Während die Arbeiten nur schleppend vorangehen, unternehmen die Galaktiker weitere Vorstöße ins Herz der Andromeda-Galaxie, wovon sie sich neue Erkenntnisse über die Frequenz-Monarchie und die Lage in der Galaxis im Allgemeinen erhoffen.

So richtig warm geworden bin ich mit »Die Sonnen-Justierer« nicht. Arndt Ellmer liefert erneut einen gut geschriebenen Roman ab, der allerdings storytechnisch sehr dünn daherkommt.

Es gibt reichlich Leerlauf, was sich erst gegen Ende ändert. Echte Spannung kommt erst ganz zum Schluss auf, wenn das Heft seine Leser mit einem fiesen Cliffhanger zurücklässt.

Fazit: Trotz einiger Längen ein nettes SF-Abenteuer, dem leider der echte Biss fehlt. Durchaus unterhaltsam, aber nichts wirklich Besonderes.

Grenzgängerin des SchleiersPR Band 2520, »Grenzgängerin des Schleiers«, von Hubert Haensel
Endlich ist Perry Rhodan im Stardust-System angekommen. Dort sehen sich die Nachkommen der einstigen TRAITOR-Flüchtlinge mit der größten Herausforderung ihres Lebens konfrontiert: Der Sextadim-Schleier bricht zusammen und öffnet den Truppen der Frequenz-Monarchie einen Weg ins Herz der Galaxis

Ein großartiger Roman! Hubert Haensel sorgt für ordentlich Trubel und bringt Leben in die Bude, wie es so schön heißt. Gleichzeitig erreichen Rhodan und die Frequenz-Monarchie das Stardust-System und stellen den bisherigen Status Quo in Windeseile auf den Kopf. Hubert schildert dies in einem gelungenen Mix aus packenden Actionszenen und überzeugenden Charaktermomenten. Das Ganze ist garniert mit einer Menge Rätsel und Fragen, die sich für Rhodan, Whistler und Co auftun und die reichlich Anlass für Spekulationen geben, was den Fortgang der Rahmenhandlung anbelangt.

Spannung, Dramatik und jede Menge überraschender Entwicklungen – ein PR-Roman ganz nach meinem Geschmack!

Kommentare  

#1 Laurin 2009-12-05 00:33
Nur gut, das ich beide Romane noch vor mir habe und du mich bezüglichst der Protangonisten vorgewarnt hast. An Unither kann ich mich noch gut erinnern, wenn mir auch der Name Makron gerade nichts sagt, aber Kom Agonis kann ich im Moment auch nirgendwo einortnen. Somit bin ich vorgewarnt und kann nochmal schnell nachschlagen und mein Kleinhirn wieder auf den neuesten Stand bringen :lol: .

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