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Geschichte ist meine Leidenschaft...

Teestunde mit Rolf Auch Deine Leidenschaft für Geschichte floss in Deine PZ-Romane ein. Die Zeitabenteuer sind legendär „Rückkehr des Pharao“, Rom und Troja Warum waren das nur Abenteuer, so ganz ohne Bezug zur Gegenwart des Professors?

Geschichte ist meine Leidenschaft...

Ja, die Geschichte der Welt von der Urzeit bis zum heutigen Tag ist meine große Leidenschaft, seit mir mein Vater damals das Jugend-Buch über Hannibal mitbrachte.

Mein Großonkel und geistiger Mentor Josef Funke, Altphilologe und Lehrer in Göttingen hat das, so lange er lebte, unterstützt und mir Wege gewiesen. „Lies nicht nur ein Buch über ein bestimmtes Ereignis oder eine Person, sondern mindestens drei Bücher. Und mindestens eins davon sollte von einem Zeitgenossen geschrieben sein. Und dann – versuche alles, aus der damaligen Zeit und ihrer Vorstellung zu begreifen und bilde dir deine eigene Meinung.“

Ja, und das habe ich getan und meine im Verlauf der Jahre recht ordentliche Bibliothek zeugt davon, dass ich diese Lehre beherzigt habe. Und deshalb bezeichne ich mich auch gelegentlich als „Historiker“, wenn auch von eigenen Gnaden und ohne den Segen einer Universität. Aber ohne Abitur hat man in einem solchen Tempel der Gelehrsamkeit nichts zu suchen. Aber wenn’s drauf ankommt, kann ich mich schon ganz gut mit Professoren unterhalten. Und weder meine im Hardcover herausgekommene „Chattensaga“ (Wartberg Verlag) von meine „Rittergeschichten aus Nordhessen“ (Wartberg Verlag) wurden von der offiziellen „Wissenschaft“ beanstandet.
 
Natürlich habe ich in der Weltgeschichte meine „Spezialgebiete“ und in anderen weiß ich auf Kommando auch nicht alles zu sagen. Aber so ist das auch mit den echten Wissenschaftlern. Die haben ein Spezialgebiet wie z.B. der von mir sehr hoch verehrte Golo Mann den Dreißigjährigen Krieg und speziell die Person Wallensteins. Bei mir ist das die römische Antike, speziell das Julisch-Claudische Kaiserhaus und da wieder speziell (alte Zamorraleser wissen das) der Kaiser Nero, von dem man wie Schiller über Wallenstein sagen könnte: „Von der Parteien Gunst und Hass verzerrt – schwankt sein Charakterbild in der Geschichte“.

Dass Nero den Brand nicht gelegt haben kann, stellte ich fest, als ich zum ersten Mal in Rom war und das ganze Stadtbild der Antike zu Fuß abgraste und so meine Recherchen anstellte. Wer mehr wissen will, ich habe das alles in den Text vom Zamorra-Band „Der Flammengürtel“ einfließen lassen. Übrigens habe ich auch W.K. Giesa zweimal in Rom durch die antiken Ruinen geführt – und auch in Pompeji. Ja, dann wäre da noch die Kurzepisode jenes 13. Oktober, wo wir abends in einem Hotel in Rom Kaiser Neros Thronbesteigung gefeiert haben. Den Abend „feuchtfröhlich“ zu nennen wäre weit untertrieben. Was so alles geschah, konnten wir beiden aus der Erinnerung nicht mehr rekonstruieren. Aber es existiert ein Foto mit Lorbeerkranz…ahem…Bacchus war uns sehr gnädig und wir haben seine Gabe auch ausgiebig zu uns genommen….

Klar, vom Wein wird man nicht besoffen – sagte Jahre später mal eine hier nicht genannte Persönlichkeit, die seinerzeit nördlich von Hamburg beheimatet war. Dass dem nicht so ist, hatte ich schon an jener Memorialfeier für Nero festgestellt – die vorgenannte Person anlässlich der Stunden vor einer Geburtstagsfeier in Kaltern in Südtirol. Da haben wir den Likörwein aus Karaffen gekübelt…na ja, um eben festzustellen, wie es unseren germanischen Vorfahren ging, die so ab der Zeit des Augustus in verstärktem Maße als militärische Gastarbeiter nach Italien auswanderten (um für diesen Ausflug alter Erinnerungen mal wieder aufs Thema „Geschichte“ zu kommen…).

Und damit zu einer Serie mit historischem Hintergrund, die als einzige die Eliminierung aller meiner Heftromane überlebt hat und heute noch nicht nur gehegt und gepflegt, sondern gelegentlich in Teilen heute auch noch mal zur Entspannung gelesen wird. Ich meine natürlich die legendäre „Zeit-Kugel“, die damals neue Maßstäbe setzte. Ich weiß noch genau, wie ich bei meinem ersten Treffen mit Horst Hübner, der die Serie damals redaktionell betreute, besonders den Autoren P. Eisenhuth hervorgehoben habe. Dessen Romane waren am besten recherchiert und nicht nur am spannendsten – sondern auch in seiner Interpretierungen feststehender Ereignisse geniale Einfälle hatte. Horst lächelte hintergründig, andere Leute grinsten hinterhältig – und nur ich wusste nicht, dass ich eigentlich mit P. Eisenhuth redete. Ja, und das war das zweite Mal in meinem Leben, dass ich einen erwachsenen Mann umarmt habe (das erste Mal war nach meinem ersten Marathonlauf Hans Klipp, der schon einige zeit vorher im Ziel angekommen war). Und bevor böse Gerüchte aufkommen – ansonsten habe ich immer nur Frauen umarmt – gelegentlich waren sie auch ganz hübsch…ja, natürlich, eine davon war für mich auch schön – ist sie für mich eigentlich heute noch…immerhin sind wir trotz eines mehr als sechsjährigen Desasters, formaljuristisch „Ehe“ genannt, heute als Single die besten Freunde. Aber das gehört mal wieder nicht hierher…

So eine Serie wie die „Zeit-Kugel“ – an der hätte ich gern mitgeschrieben. Aber damals war ich noch nicht so weit – das war noch vor der Zeit unseres Fanzines ANTARES. Im Gespräch habe ich Horst Hübner auf seine Bemerkung, dass die Weltgeschichte nach 100 Bänden ausgereizt war, erklärt, dass man in vielen Episoden unnötig alles Pulver verschossen hatte. Ja, wäre die Serie damals noch gelaufen, wäre ich lt. Horst mit drin gewesen.

Die Vergangenheits-Abenteuer, die ich im Zamorra einfließen ließ, sei es die Dinosaurierzeit, die römische Antike, den Kampf um Troja oder das alte Ägypten war für mich eigentlich nur der Anfang. Ich hatte da noch viel mehr vor – hatte das teilweise auch schon eingesteuert, indem Zamorra in einem Gespräch mit Luzifuge Rofocale im Bezug auf den berühmt-berüchtigten Dr. Faust zu hören bekommt, dass er ja damals zusammen mit jenem Onkel Doktor die Hölle bekämpft hat, indem er sich einen der großen Höllenfürsten durch seinen Pakt einen Verbündeten geschaffen hat. Der liebe Mephisto ist mit diesem Pakt nämlich reingelegt worden und musste durch sein Insiderwissen wie auch durch persönliche Hilfe Dr. Faust und Zamorra bei ihrem Kampf gegen Luzifers Reich assistieren.

Diese Romane habt ihr nicht gelesen? Stimmt, davor hat euch W.K. Giesa bewahrt. Die Geschichten stehen alle bei mir im Hinterkopf – und da werden sie auch bleiben. Ach ja, der Maler Hieronymus Bosch wäre auch mit dabei gewesen. Das hätte zwar zeitlich um einige Jahre nicht gestimmt – aber Boschs malerische Höllenvisionen hätten gute Hintergründe abgegeben. Eigentlich schade um die Idee, aber vielleicht steckt da Asmodis dahinter und will nicht, dass von mir zu viele Details über das Reich der Schwefelklüfte bekannt gemacht werden.

Werner hat lange nach meinem Ausscheiden aus der Serie mal in Fan-Kreisen erkläret, dass meine Vergangenheits-Abenteuer bei den Verlagsleuten nicht so gut angekommen werden. Stimmt nicht ganz – ist aber auch nicht ganz unwahr.

Die guten Leute gingen von der bekannten, klassischen Strukturierung einer Zeitreise im Heftroman aus. Und dort lief ein Teil der Handlung in der aktuellen Zeit und ein Teil in der Vergangenheit – wobei am Schluss beide Fäden zusammen gefügt wurden bzw. das Vergangene Bedeutung für das Gegenwärtige erlangte. Das war aber mit W. K. nicht zu machen.

Praktisch würde das so aussehen, dass Nicole Duval durch ein in unserer Zeit unbekanntes Gift kurz vor der Abreise in die Ewigen Jagdgründe steht und Zamorra als letzte Chance eine Vergangenheitsreise zu der größten Giftmischerin aller Zeiten, hier mal die aus meinem Rom-Zyklus bekannte Locusta, machen muss. Während aus Gründen der Spannungssteigerung oder dem Auffüllen eines Manuskripts mangels zusätzlicher Einfälle immer wieder kurze Passagen in der aktuellen Zeit, wo sich Nicole bereits macht, dem Nehmer der Seelen gegenüber zu treten, stolpert Zamorra durch Rom, hat hier und da Probleme mit wilden Gladiatoren oder bornierten Prätorianern mit Polizeigewalt und schafft es, weil man dann schon auf Seite 60 ist, geradewegs zur Hölle auf dem Aventin, wo Locusta sofort das Gegenmittel findet und Zamorra es gerade noch vor Nicoles Abtransport in die Jenseitswelt schafft, um ihr den Fusel einzuflößen und sie zu retten.

Das war bei meinen Zeit-Abenteuern so nicht möglich – weil das, was dort passierte, zu unserer Zeit keinen Bezug hatte. Doch den hätte man herstellen können, aber W.K. wollte nicht, weil das nicht seine Welten waren. Vorbild hierfür ist der Dämonenkiller.

Allerdings – einmal war es nötig, Vergangenheit und Gegenwart zu verbinden. Das war damals beim „Troja“-Zyklus,  als Zamorra und Carsten Möbius von Troja zurück sprangen, um auf der Insel Murano bei Venedig einen Kristall im Stil eines Dhyarra-Kristalls fertigen zu lassen. Dieser Band gehört zwar zu der „Troja“-Sache, ist aber eigentlich recht eigenständig.

Hätte ich gewusst, was die Verlagsherrschaften wollten, hätte ich eben Geschichten konstruiert, in denen so was möglich war. Man muss die „Kundschaft“ ja immer zufrieden stellen.  Aber mir  hat man damals ja so was nicht gesagt. Abgesehen davon, dass es Probleme gegeben hätte, wenn ich kurzfristig einen Anruf von Werner bekommen hätte, dass er die nächsten zwei oder drei Romane braucht, um das nötige Kleingeld zu haben und ich dann das Problem hatte, ein fließende Handlung zwangsweise für eine unbestimmte Zeit zu unterbrechen. Leute, die seinerzeit die Serie verfolgt haben, werden wissen, was ich meine.

Ich hatte vor, noch viele Zeitabenteuer in die Serie einfließen zu lassen. Das Konzept war, dass die Hölle in der Vergangenheit versucht, die Gegenwart zu manipulieren. Was wäre, wenn jemand Napoleon oder Hitler im Kinderbett tötet? Dann liefe vermutlich die ganze Geschichte anders. Oder doch nicht? Weil nämlich Blücher mit seinen Preußen in Waterloo durch die verfolgenden französischen Truppen geschlagen und die Schlacht einen ganz anderen Verlauf genommen hätte. Napoleon hätte dann in seinen letzten Lebensjahren ein einiges Europa geschafft – so wie es heute nach zwei Weltkriegen im Entstehen ist. Bei Bonaparte allerdings unter der Vorherrschaft Frankreichs.

Ja, und was wäre gewesen, wenn dieser andere Herr, der ein vereinigtes Europa mit Russland unter der Vorherrschaft Deutschlands angestrebt hat, seinerzeit vor der Feldherrnhalle in München nicht am Arm verletzt wurde, sondern einen glatten Kopfschuss erhalten hätte? Der Welt wäre viel erspart geblieben. Aber vielleicht ist ja ausgerechnet der Polizist, der diese Kugel abgegeben hätte, vorher von einer Kugel, die einer der Nazis abgefeuert hat, erwischt worden.

Wie man so sieht, so einfach hingeworfene Sachen – und man könnte mit dieser neuen Interpretation tatsächlich feststehender Ereignisse ganze Romane draus machen. So ähnlich hat man das ja bei der Zeit-Kugel gemacht – und der Leser war mit den drei Helden immer ganz nah am Geschehen. Über Kleinigkeiten und Flüchtigkeitsfehler, wie z.B. dass „Hermann“ im Teutoburger Wald mit freiem Oberkörper und einer Keule bewaffnet  auf die Römer einprügelte, muss man einfach hinweg sehen. Arminius war römischer Ritter und mindestens im Rang eines Kriegtribunen. Mehr muss ich da eigentlich nicht sagen…

Ja, ich hatte in Sachen Zeitabenteuern beim Zamorra noch viel vor. Die Ereignisse von 1986 und zuletzt W.K.Giesa’s Entscheidung für andere co-Autoren beim Zamorra haben die Welt davor bewahrt.

Übrigens – in meiner Schublade schlummert das voll ausgearbeitete Konzept eine Zeitabenteuerserie mit dem Ausgangspunkt des Philadelphia-Experimentes – wo ja lt. Film und diversen Büchern schon mal ein amerikanisches Kriegsschiff in die Vergangenheit versetzt wurde.

„Sandra Flynn – Gefangene der Zeit“ ist der Titel.

Aber Zeit-Abenteuer sind heute nicht mehr gefragt. Vor einigen Jahren habe ich es noch mal vorgelegt und die vorstehende Antwort erhalten.

Also liegt das ganze Zeug in einem Karton.

Es ist ja schon mal das Werk eines Autoren Jahrzehnte später in einem Karton wieder entdeckt und zu Weltbestsellern geworden.

Falls aber jemand zu meinem Lebzeiten noch Interesse an der „Sandra Flynn“ hat – nur zu. Kontakte über den Zauberspiegel sind jederzeit möglich….

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