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Filme, Spione, Ehefrauen und die Dynastie...

Teestunde mit RolfSo, nun aber zurück zur Dynastie. Wie ging denn das weiter mit der Entstehung der Dynastie? Da war das Drehbuch Deiner Frau und anderes mehr. Plauder mal, ich hol den Tee...

Filme, Spione, Ehefrauen und die Dynastie...

Es wird Zeit, sich nach einigen Erinnerungen an Werner Kurt Giesa wieder der eigentlichen Thematik zuzuwenden. Dass dabei weitere Episoden aus meiner Zeit mit WKG erzählt werden, liegt in der Natur der Sache. Manche Dinge hatte ich eigentlich fast vergessen, weil die Sache ja eigentlich meiner Meinung nach fast fünfundzwanzige Jahre später niemanden mehr interessierte. Außerdem hatte ich alle Kontakte zur Szene verloren. Seit ich auf dem letzten Con, den ich so vor acht Jahren besucht habe, den Spruch: „Er läuft dem Ruhm seiner vergangenen Jahre nach“ hörte, bin ich nirgendwo bei Phantastik-Events mehr aufgekreuzt – von unseren „Löwen-Treffen im Rahmen von FOLLOW mal abgesehen. Aber das ist auch etwas anderes…

 
Ich hatte Werner zwar mal am Telefon gesagt, dass ich dann wieder einen Con besuchen würde, wenn mir jemand telefonisch oder schriftlich erklärt, dass er sich freuen würde, wenn ich mal wieder bei einem solchen Treffen aufkreuzte. Das hat aber niemand getan – auch Werner nicht, obwohl das eigentlich ein Wink mit dem Zaunpfahl war. Und so bin ich eben zu Hause geblieben, obwohl ich die Termine genau kannte – es lebe das Internet. Dazu kommt, dass Marburg meinem Wohnsitz in Borken fast vor der Haustür ist. Und auch Frankfurt liegt nicht auf einem fernen Planeten. Das nur mal zu der Frage: „Warum taucht der Kerl jetzt erst wieder auf und hat nicht vorher schon mal was von sich hören lassen?“

Wie sagte der von mir hochgeschätzte Philosoph Epikur sinngemäß: „Lebe glücklich im Verborgenen und kümmere dich um nichts, was um dich vorgeht.“ Natürlich hatte ich das Fandom niemals vergessen und war besonders an den Tagen des Marburg-Cons immer auf dem Sprung, dass vielleicht ein Anruf von Werner gekommen wäre – oder von sonst jemandem. Weder meine Adresse noch mein Telefon betrachte ich als Staatsgeheimnis. Man braucht nur auf meine Web-Seite zu sehen.

 

Aber so Ende Oktober 2007 ist mir Hermann dann ganz zufällig oder durch eine besondere Schicksalsfügung direkt in der Kasseler Innenstadt wieder über den Weg gelaufen. Es dürfte bekannt sein, dass wir seit Ende 1998 getrennte Wege gegangen sind. Warum – geht keinen was an – nicht mal Hermanns Lebensgefährtin Bettina weiß die Gründe. Und für Hermann und mich sind diese  fast zehn Jahre alte Gründe völlig überholt und nicht mehr existent. Die Zeit ist darüber hinweg gegangen. Also haben Hermann und ich da wieder angeknüpft, wo wir geendet haben, als ich zu meiner Lebensgefährtin Rosi nach Rhünda gezogen bin – und da bin ich wieder.

 

Ursprünglich sollte das, was wir hier „Teestunde“ nennen, ein Interview von zwei oder drei Seiten werden. Aber dann bin ich, wie üblich, ins Plaudern gekommen. Alte Erinnerungen kochten hoch, die mich jedenfalls interessiert hätten, wenn ich jetzt im Fandom wäre. Ich weiß das – weil ich ja schließlich aus dem Fandom komme.

 

Ja, und deshalb wird hier Einiges, was so vor 25 bis 30 Jahren abgelaufen ist, für die „Nachgeborenen“ etwas ausführlicher erzählt – und die Leute, die damals dabei waren, milde und wissend lächeln lässt. Doch, doch -  da gibt es noch einige – an erster Stelle Hermann, der immer ganz, ganz hart mit am Kurs segelte und sehr viel Insiderwissen aus der damaligen Zeit hat.

 

Und die „Auserwählten“ und Zamorra-Enthusiasten, die damals mit zu einem gewissen Kreis gehörten, den Werner und ich um uns gebildet hatten, erinnern sich auch ganz sicher noch daran,  was für ein Staatsgeheimnis Werner und ich seinerzeit seit Ende des 250er Zyklus, als Leonardo de Montagne kurzfristig das völlig entmachtete Amulett in seine Gewalt gebracht hatte,  für ein Geheimnis um die „Dynastie der Ewigen“ gemacht haben.

 

Fast jedem, der bis Band 300 nachfolgenden Roman gab es offene oder versteckte Andeutungen über die „Dynastie“. Das steigerte die Spannung und das organisierte Fandom wollte aber unbedingt mehr wissen.

 

Wer von den Clubleitern und Fanzineherausgebern auch nur einen halbwegs guten Draht zu Werner und mir hatte, gab sich alle Mühe, das Geheimnis um jene unbekannte Macht aus den Tiefen des Alls zu knacken. Eine Bedrohung, gegen deren Gewalt die „Meeghs“ eine Horde Ungeziefer und die „Mächtigen“ ein Damenkränchen waren. Aber Werner und ich haben tatsächlich trotz unserer manchmal „Schwatzhaftigkeit“, wenn wir mit Fans so in lockerer Runde zusammen saßen, dicht gehalten.

 

Natürlich, einige wenige Auserwählte wurden ins Vertrauen gezogen. Ob Hermann dabei war, weiss ich heute nicht mehr – es ist aber zu vermuten. Denn er war auch der erste, der das Geheimnis des „Magier“ geknackt hat – und zu schweigen wusste. Das tut er in diversen Sachen übrigens heute noch. Und das ist gut so.

 

Denn die Wahrheit – das ist wie der Schleier über dem Standbild der Isis von Sais. Wer diesen Schleier lüftet, so die alten Lehren, der sieht die Wahrheit. Doch der einzige Kühne, der diesen Schleier herabzog starb wenig später im Wahnsinn. Friedrich Schiller hat daraus eine Ballade gemacht.

 

Also, ich erzähle hier in der Teestunde schon viel – aber längst nicht alles. Nur das, was mit der Schriftstellerei und dem Fandom zusammen hängt. Persönliches wird nur dann berichtet, wenn es sich vor der Öffentlichkeit abspielte und wenigstens damals allgemein bekannt war. Das sei nur mal im Hinblick auf das, was folgt, voran gesetzt. Denn das, von dem ich jetzt etwas erzählen muss, war so ziemlich der Hauptgrund, warum Werner und ich uns langsam und allmählich, aber doch immer weiter, voneinander entfernten.

 

Wir heirateten nämlich recht schnell hintereinander. Und unsere beiden Frauen kamen aus dem Fandom. Und der „Ehevermittler“ für mich war – Professor Zamorra und die Dynastie der Ewigen.

 

Denn jetzt kommen wir zu einem Fall, der schon sehr früh über die Dynastie Bescheid wusste. Denn der hätte vielleicht später auch was mit einer Dynastie zu tun haben können.

 

Da schrieb mir nämlich ein Zamorra-Club aus Hannover einen Brief. Bei der Menge meiner damaligen Leserpost (so bis zu 10 Briefe waren es in der Woche, Werner hatte noch mehr) habe den Namen nicht richtig gelesen und als „Peter Wrobel“ erst mal beiseite gelegt. Denn zu der Zeit, als der Brief mich erreichte,  haben Werner und ich zusammen mit Hermann den ersten Zelt-Con in Ahnatal vorbereiteten, bei dem auch ein Teil unseres Zamorra-Films gedreht wurde. Meinen Artikel über die Filme wird der Zauberspiegel demnächst ungekürzt bringen, dass ich da nicht viel drüber reden muss.  Also, da ich Werner und Hermann eine geschlagene Woche in Ahnatal zu Gast hatte (davon mal später mehr) , war keine Zeit für Post – zumal bekannt war, dass zum Zelt-Con so viele Fans anrollen würden, dass ich manchen Brief mündlich beantworten konnte.

 

Als ich den Brief aus Hannover nach den „tollen Tagen“ dann wieder auf meinem Schreitisch ausgrub, wurde der „Peter“ zu einer „Petra“.

 

Toll, eine Frau, die Vorsitzende eines PZ-Clubs ist und mir schreibt. Und dieser Petra hat mein „Disco-Vampir“ gefallen – eins jener literarischen Experimente, die beim Redakteur nicht gut, aber dafür beim Leser ankamen. Eigentlich habe ich diesen Roman als eine Art Liebeserklärung für ein goldhaariges und blauäugiges Feenwesen geschrieben, das ich unter dem etwas abgewandelten Namen „Regina Stubbe“ zeitweilig als Randfigur in den Zamorra eingebracht habe – jetzt aber wurde der „Disco-Vampir“ für mich zu einer Art Schicksals-Roman. 

 

Nach einigen Briefen hin und her, habe ich jene Petra Wrobel nämlich nach Ahnatal eingeladen – und – sie sagte zu. Petra kannte Kassel recht gut, weil sie Kontakte mit Erik Schreiber hatte, der damals den Kasseler Phantastik-Club leitete. Petra war bei ihm und seiner Frau öfters zu Gast gewesen war.

 

Und dieser Erik Schreiber – Eric Skribent in latinisierter Form – den Leuten, welche den Dynastie-Zyklus gelesen haben, werden sicher jetzt schon alle Kronleuchter explodieren – hat Petra natürlich einige Anweisungen erteilt, um diverse Geheimnisse zu lüften. Wenn sie schon mal Zutritt in das Allerheiligste eines Heftroman-Autoren bekam, sollte sie das Geheimnis der No-Name-Serie „Der Magier“, die offiziell unter „Aus Dan Shockers Grusel-Truhe“ kam, lüften. Und natürlich auch das Geheimnis der mysteriösen „Dynastie der Ewigen“ beim Zamorra erforschen.

 

Für Erik Schreibers Fanzine wäre eine solche Enthüllung der absolute Knaller gewesen. Und ein ordentlicher Skandal natürlich auch. Aber auf so was waren alle Zine-Herausgeber damals scharf.

 

Und so kam jene Petra Wrobel, damals unscheinbar wie ein graues Mäuschen, als eine Art Agentin des organisierten Fandoms mit der Lizenz zum Rumschnüffeln in meine Wohnung.

 

Ich hatte dieses Wochenende „frei“, weil Werner mit einer gewissen Gabi (eine aus unserer Lauf-Truppe) für eine Woche in Rom war, um ihr die Stadt zu zeigen. Zu seiner Ehrenrettung sei auch gesagt – mehr als ihr die Ewige Stadt zu zeigen hat Werner auch nicht gemacht. Und die Gabi hat sich im internen Kreis der Girlies unserer Lauf-Truppe sehr darüber beklagt.

 

Wie gesagt – Werner ist Sternzeichen Jungfrau… Allerdings hat er damals nicht geahnt, dass ihm das Schicksal nur noch etwas mehr als ein Jahr seine Freiheit belassen würde – doch das ist eine andere Geschichte…

 

Halt, bevor jetzt Spekulationen über Werners Seelenleben und sein Verhältnis zu Frauen aufkommen. Immerhin war WK ja dafür bekannt, dass er recht feizügige Bilder mit wunderschönen Mädchen malte, die im allgemeinen wenig bis nichts anhatten. Er hat auch niemals einen Hehl daraus gemacht, dass er seine Modelle aus erotischen Zeitschriften hatte, die er sammelte wie seine Modellautos. Aber ein Frauenheld und Verführer wie sein Wunschbild, der Druide Gryf, war er nicht.

 

Werner hatte, was das weibliche Geschlecht anging, tief in sich drin einen strengen Ehrenkodex. Vergleichbar mit dem des „guten Cowboys“ im Western, der das Erbe der Rancherstochter verteidigt und dann, ohne Dank zu fordern, dem Sonnenuntergang entgegen reitet, während irgendein anderer Typ die Rancherstochter heiratet. In unserem damaligen Kreis, grob gesagt unserer Langläufertruppe, die Hans Klipp damals aufgebaut hatte, war er an den Wochenende mit präsent  und bei allen Mädels als guter Freund sehr beliebt.

 

Im Gegensatz zu anderen Leuten respektierte Werner die Frauen so wie sie waren und sich gaben. Undenkbar, dass er jemals eine dieser „plumpen Anmachen“ versucht hätte. In seinem Inneren war das der „Ritter des Heiligen Gral“, der „rein“ durchs Leben gehen muss“.

 

So ein ganz klein wenig habe ich diese Sache ja auch in mir, aber nicht ganz so ausgeprägt. Zwar habe ich auch immer ein „Nein“ akzeptiert – aber auch genommen, was so geboten wurde oder was man mit einiger „Anstrengung“ bekommen konnte. Von daher gesehen hatte ich Werner einiges voraus – und ihm im Bezug auf die Damenwelt auch mehrfach gute Tipps gegeben. Aber Werner wollte das nicht hören. Er war fest davon überzeugt, dass es einmal so kommen würde, wie es kommen muss und dass er dann nichts dazu tun müsse, weil das eben alles so bestimmt sei.

 

Ja, so ist es dann schlussendlich auch gekommen.

 

Es sollte eben alle so sein, dass ich mit Petra zusammenkam – und dass wir wenigstens in der damaligen Phase eine solche geistige Seelenverwandtschaft hatten, wie wir sie heute wieder haben, nachdem auch die zweiten Versuche bei uns beiden schief gegangen sind. Allerdings – es bleibt bei der Seelenverwandtschaft – für andere Dinge haben uns die etwas mehr als sechs Jahre Ehe gereicht. 

 

Aber ohne diese Ehe hätte  Werner vielleicht gar nicht geheiratet. Klar, Heike wollte ihn, seit sie ihn 1984 beim Halloween auf Burg Frankenstein richtig kennen gelernt hatte. Aber Werner war ja äußerst prüde und hinzu kam, dass Heike damals mit einem seiner Freunde aus dem Fandom zusammen war.

 

Aber wofür hat man als Frau denn gute Freundinnen und mit ihnen Brief- und Telefonkontakt Und Petra, damals etwas über ein halbes Jahr meine Frau, hat die Sache dann arrangiert, dass Werner und Heike zusammen kamen.

 

Also, wenn jene Gabi damals in Rom Werner wirklich was vorhatte, dann hätte sie ihm mächtig entgegen kommen müssen. Unbegreiflich, warum sie dann keine besonderen Register gezogen hat. Sie kannte Werner ja schon lange zeit und wusste um seine Mentalität und Eigenheiten.

 

Wenn es jener Gabi gelungen wäre, WKG zu kapern, vielleicht wäre Werner dann sogar früher als ich verheiratet gewesen – oder es hätte eine Doppelhochzeit gegeben. Aber eins ist auch gewiss. Mit dieser Gabi wäre Werner niemals glücklich gewesen. Mit seiner Heike hat er für sich das große Los gezogen – und nur das zählt. Vielleicht sind sie jetzt auf den Inseln der Seligen wieder beisammen und wandeln auf der Asphodeloswiese.

 

Und vielleicht – sind sie jetzt in den Sphären, wo sie sich gefunden haben mögen, tatsächlich das, was sie im Grunde ihres Herzens immer sein wollten – Professor Zamorra und Nicole Duval.

 

Zurück zu jenem 4. November 1983, als Petra das erste Mal aus Hannover kam und ich sie vom Kasseler Hauptbahnhof abholte. Den Termin weiß ich übrigens noch, weil wir auf den Tag genau ein halbes Jahr später geheiratet haben.

 

Da wir uns nicht kannten, war das Schwenken des neusten Zamorra-Romans als Erkennungszeichen vereinbart worden. Aber das war dann gar nicht nötig. Irgendwie haben wir uns auch so gegenseitig erkannt – und sofort miteinander geredet, als würde unsere Bekanntschaft schon Jahre währen. Und da mich diese Frau, trotz ihres damaligen unscheinbaren Aussehens echt faszinierte, musste ich natürlich die „Heldenrolle“ spielen und mich überlegen und weltmännisch geben. Wie schon gesagt: „Der Jäger passt sich dem Wild an“.

 

Klar, meine „Glarlion“ ein 200er Daimler aus den 70ern, dem Werner wie auch seinen eigenen Autos mit Aufklebern und Zierbändern die Optik einer hochherrschaftlichen Bonzenschleuder verliehen hatte, mit so einem fahrbaren Polstergarnitur konnte man einer Frau schon mal imponieren. Und auch, dass ich Petra natürlich erst mal in die „Goldquelle“ einlud. Das war unser damaligen „Stamm-Chinesen“, bei dem Werner und ich wie liebe Söhne aus und ein gingen und wo man vorzüglich speiste.

 

Ja, bei mir zu Hause lagen grade versehentlich einige Magier-Belegexemplare rum (es lebe meine Schlampigkeit in solchen Sachen) und selbst wenn ich hätte lügen wollen, es lag auf der Hand, dass ich was mit der Serie zu tun hatte. Also habe ich Petra das Geheimnis des „Magier“ gelüftet – und auch das der Dynastie – und noch einige andere. Petra hat dann auch als Erste die noch vorerst nur mit Musik unterlegte Fassung unseres Zamorra-Films gesehen.

 

Dass Erik Schreiber nichts von den Geheimnissen erfahren hat lag daran, dass die „Jane Bond“ als Agentin des Fandoms von der „Gegenseite“ umgedreht wurde.  

 

Den am nächsten Tag gehörten Petra und ich zusammen. Und meine Mutter hat einen ganz schönen Schreck bekommen, als ich ihr am folgenden Montag ein Polaroidbild zeigte und ihr sagte: „Diese Frau werde ich heiraten.“

 

Was ich dann auch, am 4. Mai 1984 getan habe. Dass meine Hochzeitsgäste (u.a. Kurt Brand, Dan Shocker mit Frau, Hans Klipp, W.K. Giesa sowieso und ‚Tina Berner’) heimlich gewettet haben, wie lange die Ehe hält, hat man mir erst an der „Day-after-Party“ erzählt – dem Tag nach meiner Scheidung Anfang 1991.

 

Übrigens sind Petra und ich heute, wie ich bereits erwähnte, nach einer weiteren gescheiterten Ehe bei ihr und einer gescheiterten Lebenspartnerschaft bei mir, die besten Freunde. Wir hätten damals einfach nicht heiraten dürfen…oder aber…doch das gehört nicht hierher…denn es würde unter die Rubrik „Schlamm werfen“ fallen…und außerdem ist über die ganze Sache längst Gras gewachsen…da will ich nicht das Kamel sein, dass dieses Gras abknabbert Wie dem auch immer – es waren „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ – und eigentlich bestens geeignet für Drehbüchern zu diesem TV-Produkt der Anti-Schauspieler…

 

Im Gegensatz zu mir hat Werner eine echte Liebesheirat gemacht – und wenn ich ihn für irgendetwas „glücklich“ nennen sollte, dann nur dafür. Insider wissen übrigens, dass Petra, wie ich bereits andeutete, diese Ehe gewissermaßen arrangiert hat.

 

Heike hatte nämlich, seit sie dem Halloween auf Burg Frankenstein im Herbst 1984 Werner richtig kennen gelernt hatte, in den Kopf gesetzt, mit ihm zusammen zu kommen. Logo, dass man sich dann an eine gute Freundin wendet, an deren Haushalt Werner fast an jedem Wochenende mit am Tisch sitzt.

 

Und Petra hat Heike dann nicht schriftlich nur alle möglichen Tipps gegeben, wie man sich Werner „an Land ziehen muss“, sondern auch ein schönes Wochenende bei uns in Ahnatal arrangiert. Nur – diesmal wurde es eben nichts mit unserer Couch, die Werner sonst immer fest gebucht hatte. Dieses Möbel hätte ja auch keinen Platz für Zwei gehabt. Es wurde im Hotel einige Häuser weiter ein Zimmer vorgebucht…ach Verzeihung…ein Doppelzimmer…wie peinlich auch…ja, so ist das wenn Frauen planen.

 

Jedenfalls ging die Rechnung beider Damen auf. Werner holte Heike vom Bahnhof Kassel ab, sie sagten bei uns in der Wohnung kurz „Hallo“ und gingen zum Einchecken ins Hotel. Nach drei oder vier Stunden waren sie wieder da, Werner mit wonnig verklärter Miene und Heike mit dem strahlenden Lächeln eines siegreichen Triumphators.

 

Der Rest ist bekannt – so Mitte 1986 haben sie in Altenstadt geheiratet – und so kam ich nicht nur in den Genuss, Trauzeuge zu sein, sondern auch mal einen silbergrauen 500er Daimler mit dem Namen „Imperator“ zu fahren – und das, obwohl ich damals schon meine „Bonzenschleuder“ gegen einen wesentlich billigeren Fiat-Uno (also kein „Auto“ im Giesa’schen Sinne – aber dafür sehr billig im Spritverbrauch) getauscht hatte. Die Feier fand im Schloss von Altenstadt statt, der zweite Trauzeuge war wieder Dan Shocker – wie damals auch bei mir. Nur war bei mir Werner Trauzeuge gewesen – wir hatten also nur die Plätze getauscht.     

 

Ja, und danach wurde der Kontakt zwischen Werner und mir zwangsläufig immer spärlicher.  Jeder hatte so seine „häuslichen Verpflichtungen“, zumal als ich dann nach meinem „Sabbath-Jahr 1986“ zum Ordnungsamt kam, wo mir die Arbeit wesentlich besser gefiel, obwohl ich fast an jedem Wochenende Außendienst hatte.

 

Da aber auch mit der Schriftstellerei nichts mehr los war, gab es auch keine Gründe mehr für regelmäßige Treffs. Werner schrieb den Zamorra alleine und hatte in seinem Umkreis einen neuen Freundeskreis gefunden.

 

Aber damit bin ich schon wieder in der Zeit vorgeprescht. Doch um alles zu verstehen ist es wichtig, dass manche Dinge vorher berichtet werden bzw. Dinge, die in einem inneren Zusammenhang stehen wie unsere beiden Eheschließungen, nacheinander erzählt werden.

 

Zurück also zu den ersten Wochenenden, als Petra dann regelmäßig an jedem Wochenende nach Ahnatal kam – genau so wie übrigens Werner. Der hat gar nicht begriffen, dass er manchmal störte. So sensibel er sonst innerlich war – für solche Sachen hatte Werner absolut keinen Draht. Dass zwischen Mann und Frau mehr sein kann als gemeinsames Essen und Gespräche – das hat er sich in siner damaligen kindlichen Unschuld vermutlich niemals verinnerlicht.

 

Der Zamorra-Film, den sie schon in der Rohfassung sehen durfte, hat Petra damals richtig beeindruckt. Filme mit diversen Schauspielern hatten es ihr angetan – und das ist heute noch so. Damals war es Harrison Ford als Indiana-Jones und Han Solo – heute ist es Sha-Rukh-Khan und alles was in Bollywood so  produziert wird. Mal sehn, wer das Objekt ihrer inneren Anbetung wird, wenn dieser nette Herr aus Indien die ersten Altersfalten zeigt…

 

Am nächsten Wochenende war Petra wieder da – natürlich Werner auch. Und  er war mächtig pikiert, dass er, statt wie üblich auf der zweiten Hälfte meines bequemen Doppelbettes zu nächtigen, auf die Couch im Wohnzimmer ausquartiert wurde. Nach seinen damaligen Vorstellungen hätten wir beide ihm Wohnzimmer schlafen müssen, damit es die Frau im Doppelbett richtig bequem hat.

 

An diesem Wochenende machten wir die Synchronisation für den PZ-Film und das ganze Chaos habe ich in meinem besagten Film-Artikel geschildert. Petra weigerte sich, die Parts der Teri Rheken zu sprechen. Das war notwendig, weil Regina einfach keine Zeit oder keine Lust mehr hatte. Wir haben dann improvisiert und aus der Not heraus die Alexandra zwei Rollen sprechen lassen.

 

Natürlich erkannte Petra sehr genau, welche Probleme es bei einem Film-Projekt aufwarf, kein Dialogbuch zu haben sondern die Leute improvisieren zu lassen. Jeder der den PZ- und den Magier-Film kennt weiß, dass dies die Achillesferse der beiden Streifen ist.

 

Werner plante bereits den dritten Film – die „Dynastie der Ewigen“. Und kaum hatten wir ein Wochenende später eine grobe Handlung gezimmert, die für unsere bescheidenen finanziellen Verhältnisse machbar war, da hatte Petra am Wochenende drauf ein ganzes Drehbuch fertig gestellt. Und – die beiden „großen Meister“ waren ganz erschrocken, Petra hatte unsere Handlung als eine Art „Rahmenrichtlinie“ genommen und ein eigenes Konzept entwickelt. Dieses Konzept war nicht nur sehr gut – sondern wäre auch bei unseren technischen und finanziellen Mitteln machbar gewesen.

 

Zum ersten Mal wurde mir da klar, auf was für ungewöhnliche Ideen eine Frau im Bereich der Phantastik kommen kann. Und ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass einige ganz markante Ideen aus meinen Fantasy-Romanen in ihrer Urform von Petra kreiert wurden. Ehre – wem Ehre gebührt.

 

Leider ist dieses Drehbuch, damals noch mit Schreibmaschine geschrieben, schon seit vielen Jahren verschollen und nicht mehr auffindbar. Wie im Zamorra die Kaskaden am Herkules während der Wasserspiele mit Rotfilter die Hölle mit herabstürzenden Lava-Strömen doubelte, so wäre die gleiche Kulisse auch die Heimat der Dynastie jenseits der Sterne geworden. Die Schaltzentrale im Raumschiff wäre als mächtige Mischpult vom Bürgersaal des Kasseler Rathauses geworden – damals bei der Hausverwaltung hatte ich alle Schlüssel und wir hätten am Wochenende im dortigen Technik-Raum drehen können. Schloss Wilhelmsthal hat Chateau Montagne ja schon im ersten PZ-Film glaubhaft dargestellt. Und auch die Herstellung der anderen Kulissen von Petras Handlung wären kein Problem gewesen.

 

Klar, dass Werner wieder den Zamorra und ich den Asmodis darstellen sollte. Für die Rolle der Nicole Duval hatten wir „Tina Berner“ allerdings als die Krönung aller Fehlbesetzungen ausgemustert – auch wenn Petra und Tinchen damals sehr gute Freundinnen waren.

 

Für die Rolle der Nicole  hätten wir gern Martin Dembowskys Schwester Angela gehabt. Das war blonde Girly aus dem Zamorra-Film beim Zeltcon, das mit der Kamera den angreifenden Dämon fotografiert. Ja, Manni Feuerriegel als Dämon, der dich über sie beugte, ist damals wirklich die Hand ausgeglitten – als sich unter dem Stoff ihres dünnen Shirts  zwei Erhebung wie kleine Äpfel abzeichneten – aber das ist eine andere Geschichte. Ja, die Angela wäre für Nicole Duval die ideale Traumbesetzung gewesen – weil es Claudia Schiffer damals noch nicht gab… aber sie hatte leider keine Zeit – und wir fanden auch keinen passenden Ersatz.

 

Petra wollte übrigens eine „Alpha“ der Dynastie darstellen, die in weiblicher Gestalt den Asmodis verführt. Ihre angedachten, recht erotischen Szenen waren deshalb machbar, weil wir ja verheiratet waren. So viel weiß ich ungefähr noch von der geplanten Handlung.

 

Petra kaufte Dessertschalen aus Plastik, strick sie von innen mit blauer Farbe an und legte mit Batterie und kleiner Birne Licht rein – schon war die Gürtelschnalle mit dem Dhyarra-Kristall fertig. Im Stoffhaus  fanden wir Stoffe in Silber und Blau, die metallisch schimmerten und Werner kaufte genug für mindestens fünf Dynastie-Kombinationen. Unnötig zu sagen, dass Petra bereits für diese Kombinationen das Schnittmuster entworfen und sich von ihrer Tante Hilde aus Hannover die Nähmaschine ausgeliehen hatte.

 

Niemals wurde von uns ein Film besser und perfekter vorgeplant. Alle Einstellungen waren mit Dialogen festgehalten. Allerdings sollten die Dreharbeiten erst im Jahr darauf beginnen, weil das Laub schon von den Bäumen gefallen war.

 

Ja – und im Jahr darauf war Werner mit Heike zusammen, sie planten die Heirat und für solche Kinkerklitzchen wie ein Film war kein Geld mehr da. Die Produktionskosten hätten geschätzt bei 1000 bis 1500 Mark gelegen und Werner hätte sie, wie bei seinen anderen Filmen auch, alleine aufbringen müssen.

 

Aber jetzt wurden im neuen Hause „Giesa“ andere Prioritäten gesetzt – was völlig verständlich ist. Und deswegen wurde die „Dynastie der Ewigen“ ebenso wenig verfilmt wie ein „Ren Dhark“- Film produziert wurde.

 

Heute mit Video-Kameras ist das Filmen einfach geworden. Aber damals mit Super-Acht und Tonspur war das ein verdammt teures Vergnügen.

 

Nun müssen wir einen kurzen Zeitsprung machen. Petra und ich waren in die große Wohnung im Haus umgezogen, ein echt repräsentativer Palast der im Winter kalt wie ein Eiskeller war und sich nicht richtig heizen ließ. Aber im Sommer war das mit Garten und Freisitz eine echte Hütte zum repräsentieren.

 

Der Dynastie-Film war, wie gesagt, geplant – aber die Produktion auf das folgende Jahr verschoben. Dafür wurde es langsam Zeit, das Konzept für den achtbändigen Zyklus zu machen. Ich hatte gerade den 299er „Das Lagunen-Monstrum“ in der Maschine, das am Anfang eins unserer Erlebnisse in Venedig beschreibt. Das war, als wir Dan Shocker mit Rollstuhl quer durch die Stadt geschoben haben und uns „Larry Brent“ (ja – innerlich war Jürgen Larry Brent) auf der Piazza San Marco zum Kaffee einlud.

 

Das Jürgen dann für sechs Kaffee schlappe 150 Mark bezahlte, war selbst für Deutschlands Grusel-Autoren Nummer 1 der echte Horror. Aber dafür hatte er natürlich auch einen Stehgeiger in der Nähe. Und ich war natürlich der Typ im Roman, dem die Tauben die Hand bis auf den Knochen abpicken, selbst.  Die Knochenhand - das Symbol von Dan Shocker übrigens. In Wirklichkeit hatte ich gekauftes Körnerfutter in beiden Händen und war vollständig mit Tauben bedeckt, die mir die lieben Tierchen aus der Hand fraßen. Die Umstehenden riefen etwas vom „Santo Fancesco“ – nun, mit meiner damals noch wallenden Dichtermähne und Vollbart sah ich vielleicht tatsächlich aus wie der heilige Franz von Assisi – und der Bauch, den der asketische Heilige garantiert nicht gehabt hat,  war ja nicht zu sehen – da saßen die Tauben drauf.

 

Ich erwähne den 299er eigentlich nur, weil da am Schluss das Gespräch des Asmodis vor der Flammenwand ist – und das ursprünglich  als „Dienstanweisung“ für Asmodis zu verstehen war. Denn jeder wusste – im nächsten Band lüftet sich endlich der Verhang, der das Geheimnis so lange verborgen hatte…

 

Ja, und da ich eben ein Schwein bin, nein, konkret gesagt, nur „Ehrenschwein“, lüfte ich diesen Vorhang auch erst in der nächsten Woche.

 

Man sieht oder liest sich bei der nächsten Teestunde…

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