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Anfänge und Wurzeln in der Terra Press, Hefte im Umdruck-Verfahren, Matrizen und Rechtsausleger

Teestunde mit RolfDu wolltest gerade am Ende Deiner letzten Teestunde mit WKG’s legendärer TERRA-PRESS beginnen, als Du unterbrochen hast. Lass mal hören, was ist und wie war denn das?

Anfänge und Wurzeln in der Terra Press, Hefte im Umdruck-Verfahren, Matrizen und Rechtsausleger

“Terra-Press“!

Ein Name! Eine Legende!

Und bevor die Legende der Vergessenheit anheim fällt, will ich hier einiges davon erzählen. Leider sind das auch nur Bruchstücke, die mir in Erinnerung geblieben sind. Niemand hat damals angenommen, dass diese Dinge irgendwann einmal wichtig werden können. Und wie konnte ich ahnen, dass ich mehr als dreißig Jahre später mal über Terra-Press aus meinen Gehirnwindungen die letzten Erinnerungen rauskramen würde, um sie für die Nachwelt fest zu halten. 

 

Was wir damals als recht belanglos angesehen haben ist heute, wenn wir versuchen wollen, die Anfangszeiten des Schriftstellers Werner Kurt Giesa der Nachwelt nahe zu bringen, von äußerster Wichtigkeit.

Unter dem Namen „Terra-Press“ führte Werner Kurt Giesa einen nicht kommerziellen Verlag, in dem eine Vielzahl von Autoren und Zeichnern aus dem damaligen aktiven Fandom tätig waren.

Die Zahl der Autoren und sonstigen Mitarbeiter reduzierte sich allerdings gewaltig, wenn man bedenkt, dass es bei diesem nichtkommerziellen Verlags viele Namen für ein und dieselbe Person gab. Und zwar in Personalunion eben die Person des Redakteurs, Druckers, Versenders und Herausgebers. Und natürlich auch des Schriftstellers, von dem die meisten Stories erschienen.
 
Aber wie ich bereits in der letzten Teestunde berichtet habe, wussten auch wir in Kassel erst mal nichts davon, dass Werner Kurt Giesa hier meiner Erinnerung nach ungefähr zwanzig Pseudonyme hatte, unter denen er schrieb.

Bei vielen Pseudos hat er übrigens abgestritten, diese Person zu sei. Beispielsweise bei dem Namen „Kurt Carstens“. Angeblich war das ein alter Schulfreund von ihm, der jetzt in Hamm wohne und ansonsten mit der Sache nichts zu tun haben wolle.

Möglich – vielleicht gab es tatsächlich einen Kurt Carstens. Aber der Stil, in dem  die Stories geschrieben wurde,  das war ganz zweifelsfrei W.K. Giesa. Und der Name „Kurt“ erinnert natürlich genau so an Werners vergöttertest Vorbild Kurt Brand wie dessen Pseudonym „C.R.Munro“ für die Namensfindung des Titelhelden seiner Science-Fiction-Serie „Yan Munro“

Außer Gregor Stephanowitsch Illjuschyn, Tex Clifford und Tanja Rion habe ich aber von den ganzen Giesa-schen Pseudos keine mehr in Erinnerung. Übrigens – unter  „Tanja Rion“ hat er dann einige Liebesromane zur Serie „Jennifer“ geschrieben. Das Pseudo kam von einer „Tatjana“ aus der TV-Serie „Raumpatroullie Orion“.   

Natürlich hatte er auch seine früheren Freunde aus Lippstadt mit im Autoren-Team. Bei einigen Serien hat Hans Klipp damals geschrieben – und auch die legendäten Geschichten „Feste in Helleb“ und „Die Meistersinger von Helleb“.

Bei den Terra-Presse- Serien, Crom mag heute noch wissen, für welche Serien Hans damals schrieb, benutzte er die beiden Pseudonyme „William C.Siccine“ und „Roger Benjamin Stanton“. Beide Namen wurden irgendwann mal kurzfristig Figuren innerhalb der Zamorra Serie.

„William C. Siccine“ war Commander des amerikanischen Kreuzers „Antares“, den Colonel Balder Odinsson immer mal einsetzte. Übrigens – der Name kommt von einem der „Interstellaren Händler“ aus SF-Romanen von Hans Kneifel.

Woher der Name Roger Benjamin Stanton kommt, weiß ich nicht. Jedenfalls hatte ihn Werner schon beim Zamorra eingeführt und deshalb habe ich die Figur auch bei meiner Südamerika-Trologie benutzt.

Ja, warum hat Hans Klipp eigentlich nicht weiter geschrieben – jedenfalls warum keine Romane? Immerhin ist er heute ein sehr erfolgreicher Texter der volkstümlichen und der deutschen Schlagerbranche. Seine Terra-Press-Geschichten waren schließlich gut angekommen.

Hier muss ich etwas vorgreifen – um dann diese „Nebenhandlung“ abschließen zu können. Als Werner seine ersten Romane veröffentlicht hatte, war ich nicht der Einzige, der sinngemäß sagte: „Das kann ich auch!“ Und Werner sagte ja dann den berühmten Satz: „Dann macht mal!“

Also habe nicht nur ich „gemacht“ - sondern auch Hans. Er machte ein großes Geheimnis um seine Idee und dass die das absolut Neuste und Größte auf dem Gebiet der Horror-Literatur sei.  Wen ich mich Recht erinnere, ging es da um den Geist einer Frau, die von der Kino-Leinwand herab in eine Person eindringt – oder so was. Selbst ich hätte Hans damals sagen können, dass dies ein alter Hut war.

Werner sagte es ihm mit dem Charme eines Verlags-Lektors. Selbst Hexen-Hermann hätte es nicht kritischer und vor allen Dingen beißender formulieren können. Hans ist ja alles gewöhnt, aber keine Kritik an seinen Werken. Zumal da nicht nur die Idee sondern auch die Ausführung vom Stil und vom Spannungsaufbau her eine gnadenlose und vernichtende Kritik bekam.

Der „Chef“ schluckte, sagte Nichts – und seit diesem Tag war die Schriftstellerei für ihn Vergangenheit. Bis er dann irgendwann anfing, im Stil der Öko- und Demo-Zeit der 70er „engagierte Song-Texte“ zu schreiben und auch zu komponieren. Später  schreib er dann weniger „engagierte“ Texte als lustige und romantische Schlager, die mein früherer Organist Harry Harper, besser bekannt als der „Hausvampir vom Turm des Schreckens“ vertonte und im eigenen Studio aufnahm. Dank der Technik konnte Harry alles  selbst machen und die Sachen wurden damals unter dem Label „Vampir-Music“  auf Tonband-Cassetten vertrieben.

Die Branche wurde aufmerksam und nachdem sich Hans von Harry wegen Differenzen getrennt hatte, kam er mit Profi-Komponisten zusammen und ist auf sehr vielen CDs der volkstümlichen Szene mit Texten vertreten.  Der Grund der Trennung war, weil Harry damals in die Neo-Nazi-Szene abglitt. Deshalb habe ich damals auch trotz jahrzehntelanger Freundschaft auf allen Bühnen mit Harry gebrochen und jeglichen Kontakt zu ihm verloren.   

Aber jetzt zurück zu W.K.Giesa und „Terra-Press“.

Auch Christian Worch, bekannt und berüchtigt als unbeleherbarer Neo-Nazi, war seinerzeit bei „Terra-Press“ bei „Rhys Saris“ vertreten und ich erinnere mich auch, für Rhys Saris auch einige „Romane“ gemacht zu haben.  Die Serie Rhys Saris haben Worch und Werner zusammen entwickelt. Deshalb konnte Werner auch die Handlung dieser Serie nicht, wie er es bei vielen anderen seiner Terra-Press-Ideen getan hat, sie voll in den Zamorra integrieren. Dann hätte ihm Christian mit einer Copyright.Klage wegen seinem Anteil am Urheber-Rechet kommen können.

Und so hat Werner zwar irgendwann einen Lord Saris ap Llewellyn in den Zamorra mit eingebaut – aber viele mehr als der Name und die Unsterblichkeit des Clans ist nicht mit rüber gekommen.  In der Serie „Rhys Saris“ hatte übrigens der Druide und Vampir-Jäger Gryf seine ersten Auftritte. Wie verschiedene andere spätere Giesa-Helden hat sich Werner in der Figur des Gryf selbst gesehen – und genau so unbekümmert wie Gryf, so war Werner damals auch. Interessanterweise hat die Figur des Gryf auch in all den Jahren keine gravierenden Veränderungen durchgemacht.

Über mein und Werners  Verhältnis zu Christian Worch habe ich schon geschrieben.  In einer Zeit, wo die linksgerichtete RAF ihre Attentate verübte und jede Demonstrationen durch die  militanten Kreise der Linken von Gewalt überschattet wurde, war es völlig absurd, wen ein sechzehnjähriges Jüngelchen sich als „Nazi“ bezeichnet. Nicht mal die die Leute der damaligen NPD wollten mit diesem Ausdruck was zu tun haben und wiesen ihn weit von sich. Nach dem Bomben-Attentat eines Neo-Nazis auf dem Oktoberfest in München im Jahr 1980 haben Werner und ich gleichzeitig Christian Worch die Freundschaft gekündigt. Beide wollten wir mit Nazis nichts zu tun haben und obwohl wir nächtelang mit Christian Worch diskutiert haben war er von seinem „Weg“ nicht abzubringen.  

Seit dieser Zeit gibt es nicht mehr den geringsten Kontakt und über Christian Worch weiß ich nur noch , was in der Zeitung steht. Aber eins kann ich ihm hier bescheinigen – gib dem Teufel sein Recht – er war ein Autor, der von den Ideen und vom Stil her gesehen ohne Frage an das Potential heran reichte, das Werner hatte – und ich vermutlich auch.  

Als gelernter Anwaltsgehilfe hatte Worch so reden gelernt, dass man ihn in Nazi-Kreisen „der kleine Göbbels“ nennt. Selbst mit meiner Revolverschnauze war ich ihm nicht gewachsen und er hätte wahrscheinlich den Eskimos Kühlschränke verkauft. Außerdem war Christian Worch ein brillanter Schach-Spieler, dem selbst ein W.K. Giesa nicht gewachsen war – und der spielte schon ein vorzügliches Brett.

Im Zamorra Band 158 „Der Panther-Mann“ hat ihm Werner eine Art Denkmal gesetzt. Damals wusste jeder, wer mit dem Panther-Menschen „Chworch“ gemeint war. Das kam daher, weil seine Fantasy-Identität „Lord Bagheera – der schwarze Panther“ war. Und das wiederum war weniger an Kiplings „Dschungelbuch“ angelehnt, wie man von Namen her vermuten müsste, sondern an der Figur „Ubali, der Panther“, den Hugh Walker für die damals erscheinende Serie „Dragon – Söhne von Atlantis“ geschaffen hat.

So – und damit ist auch diese Thematik abgehandelt, es sei denn, wir kommen noch mal auf die Zeit der AGSF zurück. Da waren Werner und Christian Worch die großen Gegner – die jedoch Achtung voreinander hatten und immer fair miteinander umgegangen sind.

Schon mal vorausschauend sei gesagt, dass „Terra Press“ sehr abrupt alle Produktionen einstellte, als es Werner gelang, in der Profi-Schreibe Fuß zu fassen und ab dato ein anderes Betätigungsfeld hatte. Den immensen Zeitaufwand für Null und Nase-Verdienst konnte er sich da nicht mehr leisten. Allerdings – da hatte Terra-Press auch seinen Zweck erfüllt. Man war auf Werner aufmerksam geworden und übersetzte eine Reihe seiner Terra-Press-Werke ins Flämische, um sie in Holland zu präsentieren.  Auf dieser Art bekam Werner als Kontaktadresse die „Romanagentur Grasmück“ hinter der sich bekanntlich der „Grusel-Papst“ Dan Shocker verbarg.  Un durch Vermittlung dieser Agentur bekam Werner die  Möglichkeit, als „Mike Shadow“ mit dem Roman „Die Burg des Unheils“ im Bastei-Gespenster-Krimi den ersten Schritt als Profi-Autor zu machen. Aber – dazu kommen wir noch....

In einem Leserbrief, der unlängst an Mike Rennickes Kolumne über die „Straße der Götter“ angehängt war stand sinngemäß zu lesen, dass es heute keine Mensch  mehr braucht, dass über alten Dinge geschrieben wird.  Nach heutigen Gesichtspunkt liegt das, was ich hier erzähle, tatsächlich im Jurassic-Park des Phantastik-Heftomans.  Die Zeit, in der ich mitmachte, kann man da getrost als das Tertiär betrachten.

Natürlich hat der Kritik-Schreiber  damit genau so recht wie die Leute, die der Meinung sind, man könne jedes Museum abreißen und den alten Schrott in die Mülle schmeißen. Kein Mensch braucht es, sich die uralten Artefakte vergangener Jahrtausende anzusehen.  Wen interessieren schon alte Knochen, Ritterrüstungen oder sonst was wenn die Bits und Bytes die Gestaltung des Lebens bestimmen.

In der Musik wird das von einigen Leuten genau so betrachtet. Was ein halbes Jahr alt ist, das  gehört auf den Müll.  Nur was neu und aktuell ist, das ist gefragt. Von diesen Leuten wenigstens.

Übrigens – mit der Schriftstellerei ist es genau so. Wer von den „neuen Leuten“ erinnert sich wirklich noch an Dan Shocker, oder A.F.Morland. Von anderen damals bekannten Autoren wie Bruce Coffin mal ganz zu schweigen. Und auch Mike Shadow würde diesen Leuten gar nichts sagen, hätte ich nicht eben erzählt, dass es  das Pseudo von W.K:Giesa war. Übrigens – aus „Henry Wolf“ ist dann unwiderruflich  wieder Wolfgang Hohlbein geworden.

Und ich bin mal gespannt, wer in fünf oder sechs Jahren auf der sich verjüngten Phantastik-Szene dann noch W.K.Giesa kennt.  Dass einige Leute mich und meine Romane über 25 Jahre nicht vergessen haben, wird mir ohnehin ein ewiges Rätsel bleiben.

Hätten Sie es gewusst, Herr Kritiker? Oder all diese, die bei seinen Worten beifällig genickt haben.  Den genau für diese Leute, die das nicht wissen, die es aber dennoch interessiert, schreibe ich diese Teestunde – anstelle hier meine Katzen zu streicheln, was die sicher bevorzugen würden.  Und für diese Leute macht ja Mike Rennicke auch die Zamorra-Kolumne mit der Betrachtung der aktuell erschienenen Romane.

Wer sich dafür interessiert, der mag kostenlos in dieses vom „Zauberspiegel“ eingerichtete „Museum“ eintreten. Und wen das eben nicht interessiert – der bleibt ganz einfach draußen.  Denn für die setze ich mich hier ja auch nicht hin und verplempere meine Zeit, die ich wesentlich sinnvoller nutzen könnte.

Es ist nun einmal so, dass man bei „historischen Dingen“ etwas weiter ausholen muss, um nicht nur Fakten zu bringen, sondern die Sache zu verinnerlichen und  begreiflich zu machen.

Denn – wer die Geschichte von der Ethik des Menschen erzählen will, der muss bei den Höhlenmalereien von Altamira anfangen. Und wer den technischen Fortschritt der menschlichen Rasse erklären will, der muss beim Feuer – spätestens aber bei der Erfindung des Rades anfangen.    

Hier geht es aber nur um die Anfänge der jetzigen Kult-Serie Professor Zamorra und um das frühe Werk meines Freundes und Autoren-Kollegen Werner Kurt Giesa. Und dennoch – auch das alles hat eine Vorgeschichte und setzt nicht erst ein, als Zamorra Band 111 „Lockruf aus dem Jenseits“ am Kiosk lag und mit ihm innerhalb der Serie die Ära „W.K.Giesa“ eingeläutet wurde.

Die Erinnerungen an Terra-Press sind aber deshalb wichtig, weil das Werners Ideen-Schmiede war. Hier aus diesen vielen und verschiedenartigen Mini-Serien hat er bis in die 800er Zamorra-Bände immer wieder seine Ideen entnommen. Meist wurden sie nur teilweise verändert und der aktuellen Zamorra-Handlung angepasst. Gelegentlich wurden die Terra-Press-Ideen mit dem Abstand von 100 und mehr Bänden leicht verändert auch schon mal im zweiten Aufguß serviert.

Das ist aber nichts Schlimmes – denn die „Aufgüsse“ hat keiner bemerkt – und die Originale aus Terra Press kannte schon zu meiner Zeit keiner mehr. Da war Werners Privat-Verlag schon genau so wie die AGSF oder unser ANTARES samt unserer zusätzlichen Zines CERVISIA und POINT OF Randnotizen der Geschichte des deutschen Phantastik-Fandoms..

Wie heute einige Leute sagen, dass es doch Blödsinn sei, sich noch mal mit diesen alten Sachen zu beschäftigen und die alten Sachen von damals aufzurühren – so war die „Giesa'sche Ideenschmiede“ damals schon eine Erinnerung an die Steinzeit – und jeder wunderte sich dann beim Zamorra über das Konzept der  „Straße der Götter“. Dass dies damals schon ein alter Hut war, der mindestens  schon fünf Jahre auf dem Buckel hatte, das hat keiner gewusst. Und bis heute hat es auch kaum einen interessiert.

Denn eins konnte ich feststellen. Schon in der Zeit, als ich noch  mit dabei war, wurde über die „Terra-Press“-Ideen nicht mehr, oder wenn, dann nur im aller engsten Kreis geredet. Allerdings erzählte Werner immer wieder, dass er vor seiner Profizeit eben mal einen nichtkommerziellen Mini-Verlag hatte, den er irgendwann wieder beleben möchte. Was übrigens im Prinzip fast gelungen wäre – wenn sich der damalige „Milton-Verlag“ durchgesetzt hätte. Da wollte Werner nämlich unter anderem seine große Space-Opera „Yan Munro“ verwirklichen.

Und - eins kann ich rückwirkend sagen. Um den Yan Munro ist es schade, dass der Milton-Verlag so sang- und klanglos und wenig ruhmvoll in der Versenkung verschwuinden ist., Der „Yan  Munro“ war wirklich gut. Ein echter Giesa – Werners absolutes Heimspiel mit einem Feuerwerk ungewöhnlicher Ideen. Eine echte Space-Opera und Science Fiction vom Feinsten. Bei Yan Munro, da hättet ihr feststellen können, wie gut W.K.Giesa wirklich war!!!
Soll das alles denn wirklich vergessen werden?  Ich denke, einige Leute werden jetzt „Nein“ sagen – und genau die sind für mich ausschlaggebend.

Wie rief Graf Mirabeau seinerzeit in der Nationalversammlung den Jakobinern zu, die grundsätzlich gegen alles waren? „Still, ihr dreißig Stimmen!“

Ich schreibe und erinnere mich hier ja hier auch nicht für die Masse, sondern für die wenigen Interessierten, die einmal wissen wollen, wie die Steine gebrochen, geglättet, geschichtet und verbunden wurden bis die „literarische Kathedrale Professor Zamorra“ entstanden ist.

Mal sehn, ob sich jemand aus Werners späterem Freundeskreis findet, der kompetent und wissend genug ist, die Hintergründe  ab Zamorra-Band 350 weiter zu schreiben und die Sache so zu vollenden.  Zwar werde ich noch einiges hinten an hängen, was erwähnenswert ist wie z.B. die Co-Produktion des 666er Zyklus.

Aber Zu dieser Zeit hatte ich dann mit Werner nur noch sehr selten telefonischen Kontakt. Und weil ich ihm ja über den Weg, den er im Zamorra ging, immer meine offene Meinung gesagt habe, wurde dieses Thema dann bei unseren Gesprächen nicht mehr vertieft.

Doch dazu kommen wir noch. Wir sind jetzt noch bei Terra-Press. Und da bedeutete Hefte und Taschenbücher im Spiritus-Umdruck.

Die Hefte hatten A-5  Format. Es waren also fünf  oder sechs  A-4 Blätter, die in der Mitte gefaltet waren  und mit normalen Heftklammern zusammen geheftet wurden. Was das für eine Maloche war, brauche ich sicher keinem zu erzählen. Denn es wurde ja alles, wirklich alles, in Handarbeit gemacht.

Hinzu kam noch, dass Werner die Manuskripte, die er nicht selbst geschrieben hat, von uns geliefert bekam – aber als normales DIN-A-4- Skript. Um den Druck so zu gestalten, dass der Effekt eines Heft-Romans heraus kam, musste Werner das gute Stück selbst schreiben. Und zwar auf der quer in die Walze eingespannten Matrize – und wie im Heft wurde der Schriftsatz sogar zweispaltig durchgeführt.

Dann musste Werner nur noch aufpassen, dass die Texte so auf die Matritze kamen, dass er sich beim Blättern lesen ließ. Auf der ersten Text-Seite war die andere Hälfte sozusagen bereits der Schluss.  Auf die Rückseite, die wieder eine Einheit mit der Titelseite bildete, macht Werner dann Reklame für andere Serien – alles genau so wie die „Großen“.

Die „Taschenbücher“ waren noch eine Nummer kleiner – und auch geheftet. Aber das mit den Taschenbüchern hat Werner bald wieder gelassen. Irgendwann ist der Aufwand wirklich größer als alles, was es einbringt. Nur um sagen zu können: „Ich produziere und gebe Taschenbücher heraus.“ machte er sich diese Arbeit nur kurze Zeit. Aber, wenn ich mich nicht irre, hatte die Figur des Gryf in einem „Rhys-Saris“-Taschenbuch seinen ersten Auftritt.

Die Titelbilder und auch die Bilder im Inneren zeichnete Werner natürlich selbst .Es wird kaum jemanden wundern, dass die Mädchen auf den Bildern immer ziemlich wenig an hatten.

Aber – Werners Bilder – das ist eine eigene Betrachtung wert. Die zweite Zeichnung kam auf der Seite 2 und machte, zusammen mit dem Titel des Romans und dem Namen des Autoren die halbe Seite aus. Die Schriftzüge machte W.K. mit einer handelsüblichen Schreibschablone. Für die Zeichnungen hatte er jedoch drei Farben, was die Gestaltung und den Ausdruck interessanter machte als das, was damals in Fanzines so üblich war.

Die Grundfarbe für die Schrift und die Umrisse war immer Blau. Aber es gab auch Matritzen für die Farben  Grün und für Rot. Damit konnte Werner dann seine Zeichnungen kolorieren und damit echt auflockern. Die Farbmatritzen wurden natürlich so genutzt, dass kaum ein Fleckchen auf der Folie nicht abgerieben war. Und so kam es, dass manchmal wie Zeichnungen im Inneren, was die Farbe anging, nicht sauber auskoloriert waren. Aber – über so was regten sich damals nur Kleingeister und Ignoranten auf...

Die Zeichnungen, das war für W.K.Giesa die Entspannung zwischen dem Schreiben.
Natürlich hauptsächlich dann, wenn es darum ging, hübsche Mädchen auf dem Papier zum „Leben“ zu erwecken. Girlies, das waren schon immer Werners Lieblingsthemen. Egal ob er sie mit Raumschiffen, Vampiren oder mit Drachen darstellte. Oder später nackt nur mit Cowboy-Stiefel und einem Hut bekleidet, was mich mal zu einem „Jack-Slade“-Western animierte, der aber bis heute unvollendet ist, wie die Serie „voll ist“. Aber – zu Lebzeiten hat sich Werner gefreut, wie ich seine Zeichnung umgesetzt habe. Die Story ist auch wirklich „rattenscharf“ geworden.

Aber damit mag es für heute erst mal genug sein. Hermann jammert schon wegen der Teestunde wie ein Wüstenwanderer nach dem ersten Glas Bier....

Und ich bin doch eben erst aus Holland zurück gekommen, wo ich meine  jetzt nicht mehr ganz so kleine Tiger-Freundin Chayenne besucht habe. Inzwischen ist sie wesentlich größer als ein Bernhardiner.

Natürlich – Janine und Sascha auch – und die großen Tiger. Es gab wieder eine mächtige Begrüßungs-Zeremonie. Man soll es gar nicht glauben, was ein Tiger , wenn er sich freut, für seltsame Töne von sich gibt. Und natürlich wurde die Hand geschlabbert und es gab Küsschen durchs Gitter.

Draußen im Auslaufkäfig hat sie mich aber erst mal wieder  angsprungen. Das ist Spiel und  Wiedersehensfreude, kann aber mächtig weh tun, wenn sie zubeißt. Allerdings weiß ich, wie ich ihre Zärtlichkeiten abwehren muss und nach einer gewissen Zeit spielen wir dann ganz normal – wie man eben zwischen Mensch und Tiger so spielt.

Allerdings kann man kaum noch jemanden anderen zu Chayenne lassen, wenn sie frei im Käfig ist. Einer Frau von einem anderen Circus, die zu Besuch war und unbedingt die Königin des Dschungels geben wollte, hat die „Kleine“ das Shirt zerrissen und ihr einen mächtigen Knutschfleck in die „Jahresringe“ verpasst.  Tiger sind da blitzschnell und bis ich dran  war und Chayenne zurück reißen konnte, war es schon geschehen. Die Dame war dann auch schnell aus dem Käfig wieder draußen.   

Merke – du kannst den Tiger aus dem Dschungel holen – aber niemals den Dschungel aus dem Tiger....

Das hier jetzt keiner was von Tarzan und Jane murmelt. Ich sehe weder von der körperlichen Optik noch von der langsam schwindenden Haarpracht her wie John Clayton Lord Greystoke aus. Und aus der Dame hätte man Jane und Cheeta machen können – vielleicht wäre noch was für „Boy“ übrig geblieben.

Und jetzt freut sich Chayenne schon drauf, dass ich im August wieder komme und ihr das Leibgericht Hähnchenschenkel mitbringe.

Und ihr könnt euch schon auf nächste Woche freuen. Denn da schreibe ich die wahre und vollständige Story der „Straße der Götter“.

Also – man sieht sich... oder liest sich....

 

Kommentare  

#1 Thomas Backus 2009-06-25 08:43
Hi Rolf,
Du hast Recht, diese Geschichten braucht keiner - aber dennoch bereichern sie einem das Leben, wie so viele andere "unnütze" Sachen auch. Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein...
Mach weiter so! Ich freue mich auf jede neue Teestunde mit Dir!
Phantastische Grüße
GUS
#2 Mikail_the_Bard 2009-06-26 00:33
Mit Geschichten die keiner braucht ist es meistens so, dass man irgenwann hört: Warum hats niemand erzählt oder aufgeschrieben. Das ist genau so mit den Keilschrifttontafel auf denen steht wieviel Säcke Getreide der Könige im Monat brauchte - für Histroiker very intresting, für normale Leute: Wen interssierts.
Ich freue mich auf nächste Mal in der Straße der Götter

Michael

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