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Zwei mal Atlantis, Reinkarnationen und eine Hexenkönigin

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, Atlantis mal zwei. Erklär das mal. Wir haben Tee und Zeit...

Zwei mal Atlantis, Reinkarnationen und eine Hexenkönigin

Ja, wie kann es nur kommen, dass im Hintergrund der Zamorra-Serie Atlantis als Reich des Amun-Re so gar nicht mit Platos Ideenwelt identisch ist. Und wie ist das zu versehen, dass dieser Kontinent zwei mal unter gegangen ist.

Das liegt daran, dass es eben einmal das Atlantis von Plato gibt – und auch ein Atlantis in den Romanen und Novellen von Robert Ervin Howard.

Ich wollte eben unbedingt beide Atlantis-Schilderungen als Hintergrund für meine Fantasy-Story haben. Und zwar für den „Gunnar mit den zwei Schwertern“. Von der Serie „Professor Zamorra und das hier mal eine Verbindung zu Atlantis gezogen würde, war ich weit entfernt.

 

Als ich das Gunnar-Konzept dann in den „Kraken-Götzen“ mit übernahm war es bereits so fertig, dass ich es nicht mehr ändern konnte – und auch nicht ändern wollte.

Heute würde ich sicher Vieles, wenn nicht sogar Alles anders machen. Aber damals war ich ja auch voll auf der Suche nach der „Wahrheit“ des Geheimwissens um Magie und verlorene Kontinente. Ich las alle Arten von Pseuo-Archäologischen Bücher über die versunkenen Reiche von Atlantis, Antillia, Mu und Lemuria, das Bermuda-Dreieck, die geheimnisvollen Tempel im Himalaya und von versunkenen Dschungelstädten.

Besonders die Bücher von Robert Charroux waren für mich faszinierend. In einigen Sachen habe ich beim Zamorra auf die phantastischen Spekulationen von Robert Charroux aufgebaut. Denn er ging mit seinen Theorien und Mutmaßungen da weiter, wo Erich von Dänicken aufhörte.  

In einigen Büchern über Atlantis wurde tatsächlich die Theorie vertreten, dass Atlantis mehrfach unter gegangen sei. Na bitte sehr, da hatte ich meinen Hintergrund, den ich brauchte, um beide Atlantis-Fassungen in meine damals mehr angedachte als nieder geschriebene Fantasy rein zu bringen.

Und viel weiter als über den Anfang und grobe Zusammenfassungen über das Ende bin ich ja beim „Gunnar mit den zwei Schwertern“ auch nicht gekommen. Der Plan, diese Sache als großen Fantasy-Epos mit Vergangenheits-Abenteuern Zamorras im Hintergrund der Serie laufen zu lassen, konnte ja nicht weiter verfolgt werden.

In meinem letzten Roman „Wolfsmond über Dorset“, den ich mittendrin abgebrochen habe, weil das Seriensterben begann und ich Werner den Zamorra alleine überlassen habe, erkennt Carsten Möbius, dass er die Re-Inkarnation Rostans, des Wissenden, ist. Genau so wie sein Freund Michael Ullich eben in den früheren Tagen „Gunnar mit den zwei Schwertern“ war. Und im 666er entwickelt sich das Mädchen Kerstin zur Hexenprinzessin Moniema.

Der „Wolfsmond“ ist übrigens nur in dem Sonder-Magazin „Fantasia“ erschienen, dass der „Erste Deutsche Fantasy Club“ zum 500sten Zamorra heraus gegeben hat. Also für den heutigen Leser kaum zu bekommen.

Damals, als Werner damit beschäftigt war, die Serie „Ren Dhark“ für eine Neuauflage bereit zu machen, sah es so aus, als ob wir unsere gemeinsame Arbeit am Zamorra fortsetzen könnten, weil er ja dann mit Ren Dhark voll im Geschäft wäre. Und Kurt Brands Serie „Ren Dhark“ das war für Werner das, was für mich „Conan“ oder der „Kampf um Rom“ ist.

Damals wollte ich eigentlich den „halb angefressenen“ Wolfsmond fertig schreiben. Aber Werner hatte einige Briefe erhalten, die unbedingt die Fahrten des Odysseus lesen wollten. Zumal ich in dem damals letzten Roman 330 „Der Seelen-Wächter“ ein kurzes Treffen vom Zamorra mit Odysseus in der Scheol mit drin hatte.

Die „Scheol“ ist die „Heiden-Hölle“ aus dem Talmud. Ich habe sie allerdings so übernommen, wie sie Goethe in seinem zweiten Teil des „Faust“ spekulativ angerissen hat. Also mehr die Unterwelt der alten Griechen und Römer. Ganz klar, dass Zamorra da den Odysseus schon mal treffen konnte. Nach der „Odyssee“ des Homer war der Held von Ithaka ja auch in der Unterwelt.

So wurde wenigstens dieser Handlungsstrang fertig gemacht. Weil es dann mit Ren Dhark und einer Mitarbeit von Werner bei diesem Projekt Probleme gab, über die ich nur Fragmente zu hören bekam, wurde es dann nichts für mich mit weiteren Zamorra-Romanen. Als mich Gustav Gaisbauer dann nach einem Beitrag für das Magazin bat, habe ich damals den „Wolfsmond“ fertig gemacht.

Übrigens ist in diesem Magazin außer einem Interview, von den ich schon berichtet habe auch noch eine Story in Roman-Länge von Manfred Weinland drin. Und die beiden Fantasy-Romane „Tempel der Schatten“ und „Die Sturmrösser von Khe-She“ von Werner. Auch darüber habe ich schon in der Teestunde ausführlich berichtet, als ich über „Bastei-Fantasy“ geplaudert habe. .

Was ich selbst von Atlantis halte, wollt ihr wissen?

Als ich vor über zehn Jahren auf der Insel Santorin war, schrieb ich an gewisse Leute auf die Karten „Beste Grüße von einer Reise nach Atlantis“. Ich liebe zwar Spekulationen und absonderliche Verschwörungs-Theorien als Grundlagen für Romane – aber ansonsten halte ich es doch etwas mehr mit der Wissenschaft.

Und die minoische Kultur, zu der auch Santorin gehörte, deckt sich in vieler Hinsicht mit Platons Ausführungen. Ich empfehle übrigens jedem den Atlantis-Beitrag im Zauberspiegel, weil hier alle Facetten dieser Thematik klar und deutlich beleuchtet werden.

Übrigens kann ich einen Besuch von Santorin nur empfehlen. Wir haben damals diese Insel im Rahmen meiner Kreuzfahrt angesteuert. Es war wahrhaft ein gigantisches Gefühl, durch die Felsklippen hinein in den mächtigen Kreis zu zu fahren, der den Vulkan Thera umgibt. Geistig stand ich natürlich an Bord eines Ruderschiffes mit Kurs auf den Haften von Poseidonis.

Eigentlich ist Santorin keine Insel sondern ein ganzes Archipel, dass sich um den Vulkan Thera gruppiert. Dieser Vulkan ist heute noch aktiv und kann also auch jederzeit wieder ausbrechen.

Es ist also ein echt prickelndes Gefühl, so eine „Schmiedes des Hephaistos“ in seiner unmittelbaren Nähe zu haben. Ähnlich wie man heute auch vom Vesuv heute sagt, dass ein Ausbruch irgendwann bevor stehe. Als wir damals mit Werner bei einer Fahrt nach Italien auch am Krater des Vesuvs standen, wurde uns noch gesagt, der Vulkan sei „an sich selbst erstickt“ - auch wenn überall kleine Rauchfahnen aus dem Boden kommen. Heute sieht man das etwas anders. Wie ich Geologen im Fernsehen habe sagen hören, kann es am Vesuv jeden Tag wider los gehen.

Aber der Vulkan Thera, der von vier ringförmig angeordneten Inseln umschlossen ist, wird noch als gefährlicher eingestuft. Der Überlieferung nach lag dieser Vulkan genau unter dem Tempel des Poseidon, der von Wassergräben und Rennbahnen umgeben war. Und wenn Plato schreibt, dass man die Wasser, unter denen Atlantis liegt, nicht befahren könne, dann erinnere ich daran dass unlängst an der Einfahrt ein Kreuzfahrtschiff auf einen Felsen unter Wasser aufgelaufen ist.

Es deckte sich, was die Lage von Santorin und den Ausbruch des Vulkans Thera ca. 1.500 v. Chr. Angeht, schon eine ganze Menge mit der Überlieferung von Platos Atlantis. Das war einer der Gründe, warum ich hier unbedingt einmal hin wollte. Meine Kreuzfahrt im Mittelmeer, die mich damals auch nach Jerusalem brachte, machte auch den Besuch von „Atlantis“ möglich.  

Wenn man sich also vorstellt, dass Santorin mit Atlantis in Verbindung zu bringen ist, dann kann man sich vorstellen, was für ein erhebendes Gefühl es für mich war, die Stadt Akrotiri auf der Hauptinsel zu besichtigen. Genannt nach dem gleichnamigen Dorf in der Nähe ist diese Stadt aus der Minoerzeit ungefähr 3.500 Jahre als und durch einen Vulkanausbruch verschüttet worden. In dieser Zeit hatte die Stadt ihre höchste Blüte. Die ersten Besiedlungsspuren gehen jedoch bis ins fünfte Jahrtausend vor Christus zurück.

Weil in den Ausgrabungen bis jetzt jedoch außer dem Resten eines Schweins keine Menschen zu finden sind, muss man davon ausgehen, dass es hier anno 1.500 v. Chr. nicht das übliche, filmreife Katastrophen-Szenario gegeben hat, sondern dass die Menschen sich rechtzeitig auf Schiffen in Sicherheit brachten. Aber die Häuser und die Wandmalereien sind fast so gut wie in Pompeji erhalten.

Die Zahl der Einwohner von Akrotiri , die von der Wissenschaft angenommen wird, schwankt zwischen zweitausend und neuntausend Menschen. Konkret kann man nichts sagen, weil keiner weiß, wie weit sich das Areal dieser Stadt unter dem umliegenden Viehweiden noch ausdehnt. Es gab sogar gepflasterte Straßen und abgedeckte Abwasserkanäle.

Die Stadt wurde erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckt und ist nur zum teil ausgegraben Um die vorhandenen Wandmalereien vor Ort zu erhalten wurde die Ausgrabungsstelle sofort mit einer Halle aus Stahlträgern und Wellblechdach über baut. Da ein Teil dieses Daches im Jahr 2005 eingestürzt ist und auch Touristen getötet und verletzt wurden, sind die Ausgrabungen von Akrotiri derzeit nicht zu besichtigen.

Wer mehr wissen will, dem empfehle ich, unter dem Stichwort „Akrotiri“ im Wikipedia zu suchen. Es lohnt sich wirklich. Nur – das Gefühl, dort gewesen und „durch die Straßen und Häuser von Atlantis gegangen zu sein“ ersetzt es nicht. Das war für mich eine der Sternstunden meines Lebens.

Ansonsten halte ich Atlantis eben für eine Staatstheorie Platos, die er aufgrund einer alten Saga entwickelte, die ägyptische Priester dem weisen Athener Solon erzählten. Denn die Sieben Könige von Atlantis, das Besiegen eines Stiers und das Opfer des Tieres zu Ehren Poseidons durch die Könige und die daran anschließende Ratsversammlung, das zeigt an, dass Plato hier abseits von den bekannten Staatsformen eine neue entwickeln wollte.

Die Katastrophe von Santorin, die in ihrem Ausmaß nicht nur Flutwellen über Kreta trieb sondern wie wir heute wissen bis nach Ägypten hin Auswirkungen zeigte, sie bot ihm nur einen Hintergrund für seinen Ideal-Staat. Und was die Lage angeht, gibt es auch in der Ägäis genug Inseln mit vorspringenden Felsen, die ohne weiteres wie Säulen aussehen, wie ein Halbgott wie Herakles ins Meer hinausragen ließ.

Die Theorien von Robert Charroux und anderen eigenen sich vorzüglich als Hintergründe für Romane aller Art. Aber mit den nüchternen Blick des in historischer Hinsicht etwas wissenschaftlich denkenden Menschen sehe ich das Santorin-Archipel, das es ja damals schon gab, als die „Vorlage“ für den Atlantis-Mythos an.

Von Daher war ich also im Dezember 1999 in Atlantis.

Von den anderen Atlantis – dem des Amun.-Re – aber erzähle ich in der nächsten Teestunde einiges. Und auch das komplette Konzept, wieso im Zamorra-Hintergrund Atlantis zwei mal unter gegangen ist.

Also, wir sehen uns dann in einer Woche...

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