»Kaffee Charly«, Leserseite und Bemerkungen zum Leitartikel
Moin Rolf,
»Kaffee Charly«, Leserseite und Bemerkungen zum Leitartikel
Ich hatte für den Russen deshalb auch ein Fläschchen Wodka bereitgestellt, die der Iwan auch zum größten Teil ausleerte und meine Wohnung with a little help from his friends verließ. Erst als ich dann Grüße an W.K.Giesa bestellte, dessen SF-Stories ich ebenfalls sehr schätzte, wurde ich sanft aufgeklärt.
Ziemlich peinlich, aber so war das erste Zusammentreffen mit Werner. Über die alten Geschichten mit der Aktivgruppe Science Fiction, kurz AGSF genannt, habe ich schon in der Teestunde geschrieben. Und die Allianz zwischen Kassel und Lippstadt bildete dann innerhalb des Clubgeschehens einen starken Block, der eine ganze Menge bewegte und auch einige Male dafür gesorgt hat, dass der ganze Verein nicht total zerstritten auseinander lief. Von den beiden Cons in Kassel und anderen Dingen habe ich bisher nur grob berichtet, weil sie Werner zwar im Fandom bekannt gemacht haben, aber eigentlich alle vor seinem ersten Roman liegen.
Kaffee-Charly ist aber für diese Jahre mit Zeit-Zeuge und war so ziemlich überall mit dabei. Dass sich die Lippstädter Gruppe dann auflöste, hatte ganz natürliche Gründe. Einige fanden die Frau fürs Leben und andere, wie eben Kaffee-Charly, mussten auf Grund Ihres Berufs von Lippstadt weg. Und danach saß Werner in Lippstadt ziemlich alleine und es war klar, dass er sich dann eben nach Kassel hingezogen fühlte, wo Leute hausten, die mit ihm einen Geistes waren wie wir im Fürstentum Helleb sagen.
Und dieses Fürstentum hatte ja in der Form, wie es bekannt ist, damals den Anfang. Nämlich indem Hans Klipp und ich ihn in einer kleinen Zeremonie damals in meinem Appartement im Turm des Schreckens zum Baron von Helleb machten..und somit ganz offiziell in unseren Freundeskreis aufnahmen. Das ganze natürlich mit Schwertern, improvisierten Gewändern und einer Urkunde, die ich entworfen und geschrieben habe. Es gibt ja Dinge, die der Herrscher immer auf den Statthalter delegiert hat. Als ich unlängst mal meine Fotoalben wieder durchsah, habe ich sogar noch ein Bild von dieser Zeremonie gefunden. Ihr würdet Werner nicht wieder erkennen . mich auch nicht....damals noch ohne Haarprobleme..
Vielleicht macht Charly ja mal eine Kaffestunde... und erzählt so ein wenig über Erlebnisse und Abenteuer mit Werner Kurt Giesa, bevor er Robert Lamont wurde. Denn das war auch der Moment, wo Werner n nicht nur seinen Eigen-Verlag Terra-Press einstellte, sondern sich auch größtenteils aus dem zeitaufwändigen Fandom-Geschehen rausgezogen hat. Er hatte wichtigere Sachen zu schreiben als den kleinkarierten Hick-Hack, der auch heute noch zu beobachten ist. Als sich das Horror-Fandom dann aber heraus kristallisierte hat sich Werner für diese Sparte voll mit ins Zeug gelegt und auch für kleine Zines Stories und Artikel geschrieben.
Aber dazu kommen wir noch. Es sei nur noch gesagt, dass wir schon zu unserer Zeit, also lange bevor sie mit Zamorra Band 500 realisiert wurde, für die Serie eine Leserkontaktseite wollten. Werner und ich wollten sie gestalten so dass unser ohnehin durch seinen John Sinclair übergebelasteten Redakteur damit keine Arbeit hatte. Es wäre dann, wie damals die LKS bei Mythor oder auch die Seiten bei Dragon-Söhne von Atlantis eine Werbung für das aktiver Fandom geworden. Ohne die Werbeseite in DRAGON wären wir nie darauf aufmerksam geworden, dass es noch andere Leute gibt, die Fantasy lasen und auch dazu standen. Wir dachten immer, das wir die einzigen Spinner wären, die wilde Barbarenfeste feiern oder sich dafür interessieren, was an allen Grenzwissenschaften Dichtung und Wahrheit ist.
Aber der Bastei-Verlag wollte damals nicht... und deshalb gab es die LKS erst so spät. Wie ich eben gesagt hätte, es hätte den Bastei-Verlag keine rostige Kopeke gekostet...während sonst Autoren, wie zu hören war, die Beantwortung von Leserbriefen auch honoriert bekamen.
Ja, und dann ist da Hermanns Artikel, der so geschrieben war, wie ich mich gar nicht zu schreiben wagte. Dass ich wie die Katze um den heißen Brei gegangen bin und auch schon in früheren Teestunden nur von Werners Krankheit geredet habe, auch einmal von der Krankheit, die er selbst herbei geführt hat, das war nicht wegen meiner persönlichen Note oder um etwas zu dramatisieren. Jeder, der sehen wollte und auch in internen Kreisen hören wollte, wusste, was los war.
Als ich damals mit der Teestunde anfing und so einige Sachen erzählte, die sich zwar mit mathematischer Genauigkeit durch Dokumente und auch Zeugenaussagen belegen lassen, ging ja der Proteststurm los. Es gab Leute, die betrachteten das, was ich erzählt habe, als eine Art Leichenschändung. Sie wollten Werner eben so haben, wie sie ihn gesehen haben. Vielleicht mehrfach... vielleicht nur einmal. Aber so jovial Werner sich Fans oder Fremden gegenüber gab es war immer ein Schauspiel. Denn wer sich seinen Lesern persönlich stellt, der steht auf einer Bühne. Und der versucht dann meistens, den Leuten die Figur zu präsentieren, die sie sich vorgestellt haben... oder die sie akzeptieren.
Immerhin haben die Leute auf Vorträgen, die Karl May gehalten hat, ihm den Old Shatterhand oder Kara ben Nemsi abgenommen. Ein einziger kräftig geführter Jagdhieb hätte dieses Schauspiel in die Realität gebracht. Es hätte auch nur jemand halbwegs arabisch zu sprechen brauchen.
Und es ist ganz klar, dass er in all den Jahren über diese Dinge, die ich in der Teestunde zur Sprache gebracht habe, nicht geredet hat. Erstens waren sie schon Jahre her...zum Schluss fast zwanzig Jahre.
So, da habt ihr in knappen Sätzen noch mal die gewünschten Fakten - Fakten- Fakten nach denen gerufen wurde. Auch wenn ich in verschiedenen Teestunden darüber geschrieben habe, dann meistens so vorsichtig und so umschreibend, um denen, die Werners Angedenken die Lorbeer umwickeln wie brave Bayern das Kruzifix mit Blumen, nicht weh zu tun. Das ist auch der Grund, warum ich nicht von Werners Alkoholismus geschrieben habe, sondern von der Krankheit.
Aber jetzt, wo das Wort einmal gefallen ist und diese Kröte offensichtlich auch von den Hardlinern geschluckt wurde, kann ich ja Fakten Fakten - Fakten zur Sprache bringen und es mir von der Seele schreiben. Jedenfalls soweit ich das selbst gesehen und erlebt habe. Den Rest kann ich mir jedoch zusammen reimen, weil ich, wie bereits berichtet, einen Arbeitskollegen hatte, der es geschafft hat, vom Alkohol loszukommen und aktiv im Blaukreuz mitgearbeitet hat. Von daher sind mir gewisse Symptome dieser Suchtkrankheit bekannt.
Und als ehemaliger Raucher, der es zwei Mal geschafft hat aufzuhören weiß ich auch, wie schwer es ist, sich von Dingen loszusagen, die der Körper so braucht.
Ich gehöre ja selbst zu den Leuten, die keinem guten Trunk aus dem Wege gegangen sind. Als wir damals mit unserem Zine ANTARES anfingen, belohnte ich mich nach jeder zehnten Seite der Story, die ich geschrieben hatte, mit einem Whisky. Schnell wurden die Seiten weniger und der Whisky mehr. Durch meinen Kollegen mit gewissen Dingen vertraut erkannte ich den Weg abwärts. Und seit dieser Zeit gab es weder nach einem erfolgreichen Schreibabend noch nach der Vollendung eines Romans mehr einen Whisky. Und das ist bis heute so geblieben.
Ich habe früher gern einen getrunken, das ganze Fandom weiß das aber nur in Gesellschaft. Und seit ich dann geheiratet habe, ging der Pegel in Sachen Bier und sonstiger Alkoholika fast auf Null. Und da ist er bis heute geblieben.
Als ich Werner kennen lernte war er Student. Und die verstehen bekanntermaßen zu trinken. Ich war zwar kein Student, aber bei der Bundeswehr Panzergrenadier in einer Kampfeinheit. Die verstehen nicht nur zu trinken, die können saufen wie Kamele. Also gehörten wir beide nicht zu den Antialkoholikern.
Aber es gab Grenzen. Wenn wir wussten, dass wir Auto fahren mussten, was schon am Abend vorher Cola oder so was angesagt. In der Zeit in Ahnatal war das meist der Sonntag, weil ich Montags früh ins Amt fuhr und Werner, wenn er irgendwann Mittags wach wurde, heim nach Lippstadt. Und selbst, als Werner mit Heike auf meinem 50sten Geburtstag in Rhünda war, hat er nur Cola getrunken....Heike musste ja nicht fahren.
Nun, ich wollte ja kurz die Fakten bringen obwohl sie schon in früheren Teestunden nachzulesen sind.
Schon in Terra-Press-Zeiten erzählte mir Werner, dass er so pro Schreibabend ein halbes Fläschche Wodka tränke. Das wäre ja nicht schlimm, Ernest Hemmingway hätte ja auch zur Inspiration immer mal gern einen genommen.
Dann war er mal krank und danach hat er eine sehr lange Zeit so vermutlich um zwei Jahre - gar nichts Alkoholisches mehr getrunken. Dennoch konnte man hiers chon sehen, dass da schon mal der Weg zum Alkoholismus beschritten war. Damals ist er dem Teufel Alkohol noch von der Schippe gesprungen und er aht sich selbst diszipliniert. In der Zeit in Ahnatal, was so unsere Hoch-Zeiten waren, gab es die legendären Bier-Konferenzen. Und da konnte es schon mal passieren, das wir beiden im Verlauf einer Nacht ein Kästchen Bier weggezogen haben.
Es gab auch mal einen Whisky... Aber nur, wenn Western mit John Wayne im Fernsehen (damals 3 Programme) zu sehen waren. Dann saßen wir beide mit voller Cowboy-Montur und umgeschnalltem Holster mit den 45er vor dem Fernseher und tranken auf das Andenken des Duke. Aber maximal zwei Gläser, handbreit voll, weil Feuerwasser nicht gut für Indianer ist, wie sich Werner immer ausdrückte. Ich schreibe das deshalb so genau um klar zu stellen, dass zu unserer Zeit, also bis 1986, noch kein echter Alkoholismus bei Werner zu erkennen war.
Für den künftigen Autoren einer Werner-Kurt-Giesa -Biographie sind im Verlauf der Teestunden genügend Anhaltspunkte zu finden, wie sich nach meinen Kenntnissen über diese Krankheiten die Sache weiter entwickelt haben mag. Ich war nach dem Umzug von Lippstadt nach Altentadt ins Malerhaus, den Werner und ich alleine gemacht haben, nur noch zwei Mal bei ihnen. Einmal mit meinem Hund Charly und einmal zu einer Geburtstagsfeier. Auf eben dieser Feier gab es die ersten Anzeichen von Alkoholismus, die ich so bemerkt habe.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Den ersten Umzug von Lippstadt nach Altenstadt, da haben Werner und ich alleine alles geschleppt. Der kleine Möbelwagen, den Werner fuhr und mein damaliger Daimler waren randvoll. Aber wir haben alles rein bekommen. Damals hatte ich noch kein Asthma, jedenfalls nicht in dieser heute so schweren Art und Werner war auch noch voll da und kräftig.
Beim Umzug aus dem Malerhaus nach Lindheim waren noch drei Leute aus Kassel dabei und haben mit angefasst. Auch Werner hatte noch zwei oder drei Leute dabei. Und spätestens da war vertieften sich die Anzeichen, dass Werner ein Alkoholproblem hatte. Warum und wie ich das feststellte das fällt unter Privat. Doch Werner und Heike hatten damals bereits ihren neuen Freundeskreis und von mir diskret auf das Problem angesprochen wurde Werner ernsthaft böse. Man hätte eben nur etwas gefeiert.
Nun, das habe ich dann akzeptiert und konnte auch gar nichts weiter tun. Der Einfluss, den ich mal auf ihn hatte, war verschwunden. Werner und Heike hatten einen anderen Freundeskreis und zudem redete ich mir ein, dass alles ja nicht so schlimm sein konnte.
Eigentlich habe ich mir das so lange eingeredet, bis die Nachricht von Heikes Tod kam. Da habe ich Werner einen seitenlangen Brief geschrieben und ihm die Beobachtungen auch genannt, die ich hier verschweige, weil sie einfach zu privat sind.
Ich habe schon erzählt, dass Werner die Sache sehr ungnädig aufgenommen hat und mit Anwalt und Gericht drohte, wenn ich Sachen, sie ich in dem Schreiben angesprochen habe, in die Öffentlichkeit kommen lasse.
Nun, dazu hatte ich keine Veranlassung und schon gar keine Gelegenheit, weil ich nach den bereits genannten Veröffentlichungen zum 666er Zamorra in diversen Fanseiten zum Fandom absolut keine Kontakte mehr hatte. Mit Hermann hatte ich ja viele Jahre keinen Kontakt mehr... und hätte ihn heute noch nicht, wenn wir uns nicht zufällig in Kassel während meiner Mittagspause auf der Königsstraße begegnet wären.
Bei Werner war ein solcher Neuansatz auch nach Heikes Tod nicht möglich. Schon von daher, weil er seinen eigenen Worten zufolge nur noch dahin wollte, wo Heike schon war. Nein, er sagte nicht, ich solle nicht kommen er erklärte mir nur immer wieder, dass er so viel zu tun habe und er seine Zeit braucht. Immerhin sei er jetzt Cheflektor beim Zamorra, müsste die neuen Autoren fit machen und die Exposes schreiben, die die dann gar nicht beachteten. Und außerdem könnten die neuen Autoren alle nicht schreiben.
Er hatte ja seine Freunde, die sich um ihn kümmerten, wie Werner mir immer wieder sagte. Und ich komme eben nur und helfe, wenn ich gerufen werde. Zudem ich immer, wenn ich irgendwo hin fahre, jemanden haben muss, der meine Katzen füttert und versorgt. Und das tut niemand umsonst.
Über unser letztes Telefongespräch habe ich schon berichtet. Er erzählte mir, dass er immer noch im Zamorra das Sagen hatte wobei ich von Hermann, den ich kurz zuvor wieder getroffen hatte, schon wusste, dass bereits eine gewisse Susanne Picard den Platz auf der Kommandobrücke eingenommen hatte.
Da ich seinerzeit immer noch mal den einen oder anderen Zamorra-Roman von Werner ganz oder auch nur quer gelesen habe war mir klar, warum es diesen Wechsel gegeben hat. Jetzt mal ganz abgesehen von den Zamorra-Romanen von Claudia Kern fand ich auch die Texte von einigen der neuen Autoren wesentlich besser als das, was Werner noch ablieferte.
Ich hatte Werner immer wieder deutlich gesagt, dass ich seine neueren Romane, außer so ungefähr jeden zehnten Band, absolut langweilig finde und darauf hingewiesen, dass ihn irgendwann mal einer oder mehrere Autoren, die er neu dazu genommen hatte, aus dem Zamorra raus schreiben könnte.
Zumal wenn es um das Geschäft geht, herrscht da echte Konkurrenz. Wie sagte mir ein ehrlicher Kollege mal sinngemäß? Wir können heute Abend einen trinken und wenn ich die Chance bekomme drücke ich dich am nächsten Tag aus der Serie. Das ist nun mal so und nicht nur unter Schriftstellern, sondern in allen Branchen, wo es Konkurrenz gibt
Ich gestehe, Werner auch diskret drauf hingewiesen zu haben, dass es nur einen Autoren gäbe, der zu seinen Gunsten wieder abdanken würde, wenn es da für ihn Probleme gäbe. Aber das waren keine Sachen, die er hören wollte. Er gab mir weder auf direkte Anfragen noch auf Andeutungen jemals eine Antwort, sondern umging die Sache einfach durch einen Themawechsel.
Natürlich hätte ich, wie es bei Karl May in Winnetou heißt, seine Dankbarkeit anrufen können. Aber schon Old Shatterhand sagt darauf: Das tut allerdings kein braver Mann!
Wobei mir bis heute unerklärlich ist, warum er nach Heikes Tod mich nicht wieder mit in den Zamorra reingenommen hat. Was vorher war und welche Gründe da zu vermuten sind das fällt für mich wieder unter Privat.
Und wie ich ihm seinerzeit mal gesagt habe: Am Tag, wo sie den Zamorra einstellen, hörst du mein Gelächter von Kassel bis Altenstadt! so sagte ich ihm bei unserem letzten Gespräch wörtlich: An dem Tag, an dem dich einer deiner neuen Leute aus dem Zamorra rausschreibt, hörst du mein satanisches Gelächter bis Altenstadt!
Ja, das satanisch war mit im Text. Und von Werner gab es ein Lachen, das würde niemals passieren. Womit er dann ja Recht behielt.
Über alles, was hätte kommen können, kann nur spekuliert werden. Dass der Zamorra auch zweiundeinhalbes Jahr nach Werners Tod immer noch läuft zeigt mir doch, dass erstens niemand unersetzlich ist und zweitens die neuen Autoren und das neue Lektorat ihre Sache gut machen. Das sie mit dem neuen Team neue Wege gehen ist verständlich. Auch Perry Rhodan ist nicht mehr das, was sich seinerzeit Kanonen-Herbert Scheer und Walter Clark Darlton Ernsting ausgedacht haben.
Alles entwickelt sich weiter, wenn es eine große Rahmenhandlung im Hintergrund gibt. Und genau diese Rahmenhandlung hat Werner der Serie Professor Zamorra gegeben. Aber ebenso wenig wie man heute auf der Opern-Bühne die Regie-Anweisungen Richard Wagners noch beachtet (der diesjährige Lohengrin in Bayreuth zeigt es mal wieder) so wird man vermutlich irgendwann im Zamorra noch Werners Vorgaben für sein Zammy-versum beachten. Das ist nun mal so.
Dennoch wie man heute klassische Musik im Stil der heutigen Pop-Musik bringen kann und trotz allem Schlagzeug, Rock-Gitarre, E-Bass und Synthesizer immer noch die Musik der alten Meister klar zu erkennen ist, so hoffe ich, dass auch beim Zamorra auf den Mauern von Werners Ideen weiter aufgebaut wird, ohne dass zu viel eingerissen wird.
So, das waren die Faken, Fakten, Fakten, nach denen gerufen wurde. Und die aufmerksamen Leser der Teestunde werden feststellen, dass nichts dabei ist, was ich nicht früher schon erzählt habe. Nur immer in kleinen Einzelstücken und so, dass es den eingefleischten WKG-Fans nicht so weh tut.
Nun, wo das Wort Alkoholismus gefallen ist, wurde eben noch mal alles im Zusammenhang gebracht.
Die Sache ist etwas schwierig, weil verschiedene Bindeglieder eben in die Rubrik Privates gehören, die Leute wie Hermann zwar kennen, weil sie zum Teil dabei waren oder doch so nah dran, dass sie es mitbekommen haben. Andererseits sind Werners Ideen, seine Wünsche, sein Schaffen...und auch seine Berufung zum Geschichtenerzähler eben nur aus einer Mischung von damals allgemein Bekanntem und privaten Dingen zu erklären.
Wobei diese privaten Dinge überwiegend erst dann einsetzen, wenn aber 1984 unsere Ehefrauen mit ins Spiel kommen. Einiges habe ich auch davon erzählt... blättert mal ein paar Teestunden zurück. Für Werners künftigen Biographen wird das sehr wichtig.
Die Ahnataler Zeit, darüber kann ich weitgehend frei berichten. Wir ließen ja sogar oft genug anreisende Fans damals an unserem Leben teilhaben.... und strickten damals unsere eigene Legende. Natürlich hat es uns beiden gefallen, überall auf Cons im Mittelpunkt zu stehen und die großen Maxen dazustellen.
Nur während mir meine damalige Frau dann recht schnell den Sockel, auf den ich mein eigenes Denkmal bauen wollte, auf ziemlich brutale Art zertrümmerte und mich so auf den Boden der Tatsachen zurück holte, wurde von Heike das Standbild Werners weiter gepflegt. Und das war auch gut so, denn ich war raus aus der Schreibe-Sache und warf mich nach der Pleite von 1986 voll in meinen Beamten-Job.
Zumal ich eben beim Ordnungsamt dann genau die Arbeit zugeteilt bekam, in der ich richtig aufgehen konnte. Der Arbeitsfrust eines kleinen Beamten der Beschaffungs-Stelle, der im Dienst seinen Geist im goethe'schen Sinne in span'sche Stiefel eingeschnürt bekommt und der sich innerhalb von Heft-Romanen aus der Fesselung von achtstündiger Beamten-Tätigkeit befreit. Den hatte ich beim Ordnungsamt nicht mehr wie vorher bei der Beschaffungsstelle. Sei noch gesagt, dass ich das mit dem Jahr Beurlaubung zum Freiberufler aus kulturell literarischen Gründen, wie es hochtrabend in meinem Antrag hieß, bei der Stelle im Ordnungsamt niemals gestellt hätte.
Auch wenn ich über alle diese Sache kein Wort mehr verlieren wollte. Ihr wolltet Fakten Fakten Fakten. Jetzt habt ihr sie alle und die Karten liegen, soweit ihr sie sehen dürft, vor euch. Das ist alles was ich dazu erzählen kann und sicher weiß.
Also, die Sache mit unserer Western-Kleidung und kleinen Episoden aus dieser Zeit kann erst beim nächsten Mal kommen. Alsdann bis dann..
Ziemlich peinlich, aber so war das erste Zusammentreffen mit Werner. Über die alten Geschichten mit der Aktivgruppe Science Fiction, kurz AGSF genannt, habe ich schon in der Teestunde geschrieben. Und die Allianz zwischen Kassel und Lippstadt bildete dann innerhalb des Clubgeschehens einen starken Block, der eine ganze Menge bewegte und auch einige Male dafür gesorgt hat, dass der ganze Verein nicht total zerstritten auseinander lief. Von den beiden Cons in Kassel und anderen Dingen habe ich bisher nur grob berichtet, weil sie Werner zwar im Fandom bekannt gemacht haben, aber eigentlich alle vor seinem ersten Roman liegen.
Kaffee-Charly ist aber für diese Jahre mit Zeit-Zeuge und war so ziemlich überall mit dabei. Dass sich die Lippstädter Gruppe dann auflöste, hatte ganz natürliche Gründe. Einige fanden die Frau fürs Leben und andere, wie eben Kaffee-Charly, mussten auf Grund Ihres Berufs von Lippstadt weg. Und danach saß Werner in Lippstadt ziemlich alleine und es war klar, dass er sich dann eben nach Kassel hingezogen fühlte, wo Leute hausten, die mit ihm einen Geistes waren wie wir im Fürstentum Helleb sagen.
Und dieses Fürstentum hatte ja in der Form, wie es bekannt ist, damals den Anfang. Nämlich indem Hans Klipp und ich ihn in einer kleinen Zeremonie damals in meinem Appartement im Turm des Schreckens zum Baron von Helleb machten..und somit ganz offiziell in unseren Freundeskreis aufnahmen. Das ganze natürlich mit Schwertern, improvisierten Gewändern und einer Urkunde, die ich entworfen und geschrieben habe. Es gibt ja Dinge, die der Herrscher immer auf den Statthalter delegiert hat. Als ich unlängst mal meine Fotoalben wieder durchsah, habe ich sogar noch ein Bild von dieser Zeremonie gefunden. Ihr würdet Werner nicht wieder erkennen . mich auch nicht....damals noch ohne Haarprobleme..
Vielleicht macht Charly ja mal eine Kaffestunde... und erzählt so ein wenig über Erlebnisse und Abenteuer mit Werner Kurt Giesa, bevor er Robert Lamont wurde. Denn das war auch der Moment, wo Werner n nicht nur seinen Eigen-Verlag Terra-Press einstellte, sondern sich auch größtenteils aus dem zeitaufwändigen Fandom-Geschehen rausgezogen hat. Er hatte wichtigere Sachen zu schreiben als den kleinkarierten Hick-Hack, der auch heute noch zu beobachten ist. Als sich das Horror-Fandom dann aber heraus kristallisierte hat sich Werner für diese Sparte voll mit ins Zeug gelegt und auch für kleine Zines Stories und Artikel geschrieben.
Aber dazu kommen wir noch. Es sei nur noch gesagt, dass wir schon zu unserer Zeit, also lange bevor sie mit Zamorra Band 500 realisiert wurde, für die Serie eine Leserkontaktseite wollten. Werner und ich wollten sie gestalten so dass unser ohnehin durch seinen John Sinclair übergebelasteten Redakteur damit keine Arbeit hatte. Es wäre dann, wie damals die LKS bei Mythor oder auch die Seiten bei Dragon-Söhne von Atlantis eine Werbung für das aktiver Fandom geworden. Ohne die Werbeseite in DRAGON wären wir nie darauf aufmerksam geworden, dass es noch andere Leute gibt, die Fantasy lasen und auch dazu standen. Wir dachten immer, das wir die einzigen Spinner wären, die wilde Barbarenfeste feiern oder sich dafür interessieren, was an allen Grenzwissenschaften Dichtung und Wahrheit ist.
Aber der Bastei-Verlag wollte damals nicht... und deshalb gab es die LKS erst so spät. Wie ich eben gesagt hätte, es hätte den Bastei-Verlag keine rostige Kopeke gekostet...während sonst Autoren, wie zu hören war, die Beantwortung von Leserbriefen auch honoriert bekamen.
Ja, und dann ist da Hermanns Artikel, der so geschrieben war, wie ich mich gar nicht zu schreiben wagte. Dass ich wie die Katze um den heißen Brei gegangen bin und auch schon in früheren Teestunden nur von Werners Krankheit geredet habe, auch einmal von der Krankheit, die er selbst herbei geführt hat, das war nicht wegen meiner persönlichen Note oder um etwas zu dramatisieren. Jeder, der sehen wollte und auch in internen Kreisen hören wollte, wusste, was los war.
Als ich damals mit der Teestunde anfing und so einige Sachen erzählte, die sich zwar mit mathematischer Genauigkeit durch Dokumente und auch Zeugenaussagen belegen lassen, ging ja der Proteststurm los. Es gab Leute, die betrachteten das, was ich erzählt habe, als eine Art Leichenschändung. Sie wollten Werner eben so haben, wie sie ihn gesehen haben. Vielleicht mehrfach... vielleicht nur einmal. Aber so jovial Werner sich Fans oder Fremden gegenüber gab es war immer ein Schauspiel. Denn wer sich seinen Lesern persönlich stellt, der steht auf einer Bühne. Und der versucht dann meistens, den Leuten die Figur zu präsentieren, die sie sich vorgestellt haben... oder die sie akzeptieren.
Immerhin haben die Leute auf Vorträgen, die Karl May gehalten hat, ihm den Old Shatterhand oder Kara ben Nemsi abgenommen. Ein einziger kräftig geführter Jagdhieb hätte dieses Schauspiel in die Realität gebracht. Es hätte auch nur jemand halbwegs arabisch zu sprechen brauchen.
Und es ist ganz klar, dass er in all den Jahren über diese Dinge, die ich in der Teestunde zur Sprache gebracht habe, nicht geredet hat. Erstens waren sie schon Jahre her...zum Schluss fast zwanzig Jahre.
So, da habt ihr in knappen Sätzen noch mal die gewünschten Fakten - Fakten- Fakten nach denen gerufen wurde. Auch wenn ich in verschiedenen Teestunden darüber geschrieben habe, dann meistens so vorsichtig und so umschreibend, um denen, die Werners Angedenken die Lorbeer umwickeln wie brave Bayern das Kruzifix mit Blumen, nicht weh zu tun. Das ist auch der Grund, warum ich nicht von Werners Alkoholismus geschrieben habe, sondern von der Krankheit.
Aber jetzt, wo das Wort einmal gefallen ist und diese Kröte offensichtlich auch von den Hardlinern geschluckt wurde, kann ich ja Fakten Fakten - Fakten zur Sprache bringen und es mir von der Seele schreiben. Jedenfalls soweit ich das selbst gesehen und erlebt habe. Den Rest kann ich mir jedoch zusammen reimen, weil ich, wie bereits berichtet, einen Arbeitskollegen hatte, der es geschafft hat, vom Alkohol loszukommen und aktiv im Blaukreuz mitgearbeitet hat. Von daher sind mir gewisse Symptome dieser Suchtkrankheit bekannt.
Und als ehemaliger Raucher, der es zwei Mal geschafft hat aufzuhören weiß ich auch, wie schwer es ist, sich von Dingen loszusagen, die der Körper so braucht.
Ich gehöre ja selbst zu den Leuten, die keinem guten Trunk aus dem Wege gegangen sind. Als wir damals mit unserem Zine ANTARES anfingen, belohnte ich mich nach jeder zehnten Seite der Story, die ich geschrieben hatte, mit einem Whisky. Schnell wurden die Seiten weniger und der Whisky mehr. Durch meinen Kollegen mit gewissen Dingen vertraut erkannte ich den Weg abwärts. Und seit dieser Zeit gab es weder nach einem erfolgreichen Schreibabend noch nach der Vollendung eines Romans mehr einen Whisky. Und das ist bis heute so geblieben.
Ich habe früher gern einen getrunken, das ganze Fandom weiß das aber nur in Gesellschaft. Und seit ich dann geheiratet habe, ging der Pegel in Sachen Bier und sonstiger Alkoholika fast auf Null. Und da ist er bis heute geblieben.
Als ich Werner kennen lernte war er Student. Und die verstehen bekanntermaßen zu trinken. Ich war zwar kein Student, aber bei der Bundeswehr Panzergrenadier in einer Kampfeinheit. Die verstehen nicht nur zu trinken, die können saufen wie Kamele. Also gehörten wir beide nicht zu den Antialkoholikern.
Aber es gab Grenzen. Wenn wir wussten, dass wir Auto fahren mussten, was schon am Abend vorher Cola oder so was angesagt. In der Zeit in Ahnatal war das meist der Sonntag, weil ich Montags früh ins Amt fuhr und Werner, wenn er irgendwann Mittags wach wurde, heim nach Lippstadt. Und selbst, als Werner mit Heike auf meinem 50sten Geburtstag in Rhünda war, hat er nur Cola getrunken....Heike musste ja nicht fahren.
Nun, ich wollte ja kurz die Fakten bringen obwohl sie schon in früheren Teestunden nachzulesen sind.
Schon in Terra-Press-Zeiten erzählte mir Werner, dass er so pro Schreibabend ein halbes Fläschche Wodka tränke. Das wäre ja nicht schlimm, Ernest Hemmingway hätte ja auch zur Inspiration immer mal gern einen genommen.
Dann war er mal krank und danach hat er eine sehr lange Zeit so vermutlich um zwei Jahre - gar nichts Alkoholisches mehr getrunken. Dennoch konnte man hiers chon sehen, dass da schon mal der Weg zum Alkoholismus beschritten war. Damals ist er dem Teufel Alkohol noch von der Schippe gesprungen und er aht sich selbst diszipliniert. In der Zeit in Ahnatal, was so unsere Hoch-Zeiten waren, gab es die legendären Bier-Konferenzen. Und da konnte es schon mal passieren, das wir beiden im Verlauf einer Nacht ein Kästchen Bier weggezogen haben.
Es gab auch mal einen Whisky... Aber nur, wenn Western mit John Wayne im Fernsehen (damals 3 Programme) zu sehen waren. Dann saßen wir beide mit voller Cowboy-Montur und umgeschnalltem Holster mit den 45er vor dem Fernseher und tranken auf das Andenken des Duke. Aber maximal zwei Gläser, handbreit voll, weil Feuerwasser nicht gut für Indianer ist, wie sich Werner immer ausdrückte. Ich schreibe das deshalb so genau um klar zu stellen, dass zu unserer Zeit, also bis 1986, noch kein echter Alkoholismus bei Werner zu erkennen war.
Für den künftigen Autoren einer Werner-Kurt-Giesa -Biographie sind im Verlauf der Teestunden genügend Anhaltspunkte zu finden, wie sich nach meinen Kenntnissen über diese Krankheiten die Sache weiter entwickelt haben mag. Ich war nach dem Umzug von Lippstadt nach Altentadt ins Malerhaus, den Werner und ich alleine gemacht haben, nur noch zwei Mal bei ihnen. Einmal mit meinem Hund Charly und einmal zu einer Geburtstagsfeier. Auf eben dieser Feier gab es die ersten Anzeichen von Alkoholismus, die ich so bemerkt habe.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Den ersten Umzug von Lippstadt nach Altenstadt, da haben Werner und ich alleine alles geschleppt. Der kleine Möbelwagen, den Werner fuhr und mein damaliger Daimler waren randvoll. Aber wir haben alles rein bekommen. Damals hatte ich noch kein Asthma, jedenfalls nicht in dieser heute so schweren Art und Werner war auch noch voll da und kräftig.
Beim Umzug aus dem Malerhaus nach Lindheim waren noch drei Leute aus Kassel dabei und haben mit angefasst. Auch Werner hatte noch zwei oder drei Leute dabei. Und spätestens da war vertieften sich die Anzeichen, dass Werner ein Alkoholproblem hatte. Warum und wie ich das feststellte das fällt unter Privat. Doch Werner und Heike hatten damals bereits ihren neuen Freundeskreis und von mir diskret auf das Problem angesprochen wurde Werner ernsthaft böse. Man hätte eben nur etwas gefeiert.
Nun, das habe ich dann akzeptiert und konnte auch gar nichts weiter tun. Der Einfluss, den ich mal auf ihn hatte, war verschwunden. Werner und Heike hatten einen anderen Freundeskreis und zudem redete ich mir ein, dass alles ja nicht so schlimm sein konnte.
Eigentlich habe ich mir das so lange eingeredet, bis die Nachricht von Heikes Tod kam. Da habe ich Werner einen seitenlangen Brief geschrieben und ihm die Beobachtungen auch genannt, die ich hier verschweige, weil sie einfach zu privat sind.
Ich habe schon erzählt, dass Werner die Sache sehr ungnädig aufgenommen hat und mit Anwalt und Gericht drohte, wenn ich Sachen, sie ich in dem Schreiben angesprochen habe, in die Öffentlichkeit kommen lasse.
Nun, dazu hatte ich keine Veranlassung und schon gar keine Gelegenheit, weil ich nach den bereits genannten Veröffentlichungen zum 666er Zamorra in diversen Fanseiten zum Fandom absolut keine Kontakte mehr hatte. Mit Hermann hatte ich ja viele Jahre keinen Kontakt mehr... und hätte ihn heute noch nicht, wenn wir uns nicht zufällig in Kassel während meiner Mittagspause auf der Königsstraße begegnet wären.
Bei Werner war ein solcher Neuansatz auch nach Heikes Tod nicht möglich. Schon von daher, weil er seinen eigenen Worten zufolge nur noch dahin wollte, wo Heike schon war. Nein, er sagte nicht, ich solle nicht kommen er erklärte mir nur immer wieder, dass er so viel zu tun habe und er seine Zeit braucht. Immerhin sei er jetzt Cheflektor beim Zamorra, müsste die neuen Autoren fit machen und die Exposes schreiben, die die dann gar nicht beachteten. Und außerdem könnten die neuen Autoren alle nicht schreiben.
Er hatte ja seine Freunde, die sich um ihn kümmerten, wie Werner mir immer wieder sagte. Und ich komme eben nur und helfe, wenn ich gerufen werde. Zudem ich immer, wenn ich irgendwo hin fahre, jemanden haben muss, der meine Katzen füttert und versorgt. Und das tut niemand umsonst.
Über unser letztes Telefongespräch habe ich schon berichtet. Er erzählte mir, dass er immer noch im Zamorra das Sagen hatte wobei ich von Hermann, den ich kurz zuvor wieder getroffen hatte, schon wusste, dass bereits eine gewisse Susanne Picard den Platz auf der Kommandobrücke eingenommen hatte.
Da ich seinerzeit immer noch mal den einen oder anderen Zamorra-Roman von Werner ganz oder auch nur quer gelesen habe war mir klar, warum es diesen Wechsel gegeben hat. Jetzt mal ganz abgesehen von den Zamorra-Romanen von Claudia Kern fand ich auch die Texte von einigen der neuen Autoren wesentlich besser als das, was Werner noch ablieferte.
Ich hatte Werner immer wieder deutlich gesagt, dass ich seine neueren Romane, außer so ungefähr jeden zehnten Band, absolut langweilig finde und darauf hingewiesen, dass ihn irgendwann mal einer oder mehrere Autoren, die er neu dazu genommen hatte, aus dem Zamorra raus schreiben könnte.
Zumal wenn es um das Geschäft geht, herrscht da echte Konkurrenz. Wie sagte mir ein ehrlicher Kollege mal sinngemäß? Wir können heute Abend einen trinken und wenn ich die Chance bekomme drücke ich dich am nächsten Tag aus der Serie. Das ist nun mal so und nicht nur unter Schriftstellern, sondern in allen Branchen, wo es Konkurrenz gibt
Ich gestehe, Werner auch diskret drauf hingewiesen zu haben, dass es nur einen Autoren gäbe, der zu seinen Gunsten wieder abdanken würde, wenn es da für ihn Probleme gäbe. Aber das waren keine Sachen, die er hören wollte. Er gab mir weder auf direkte Anfragen noch auf Andeutungen jemals eine Antwort, sondern umging die Sache einfach durch einen Themawechsel.
Natürlich hätte ich, wie es bei Karl May in Winnetou heißt, seine Dankbarkeit anrufen können. Aber schon Old Shatterhand sagt darauf: Das tut allerdings kein braver Mann!
Wobei mir bis heute unerklärlich ist, warum er nach Heikes Tod mich nicht wieder mit in den Zamorra reingenommen hat. Was vorher war und welche Gründe da zu vermuten sind das fällt für mich wieder unter Privat.
Und wie ich ihm seinerzeit mal gesagt habe: Am Tag, wo sie den Zamorra einstellen, hörst du mein Gelächter von Kassel bis Altenstadt! so sagte ich ihm bei unserem letzten Gespräch wörtlich: An dem Tag, an dem dich einer deiner neuen Leute aus dem Zamorra rausschreibt, hörst du mein satanisches Gelächter bis Altenstadt!
Ja, das satanisch war mit im Text. Und von Werner gab es ein Lachen, das würde niemals passieren. Womit er dann ja Recht behielt.
Über alles, was hätte kommen können, kann nur spekuliert werden. Dass der Zamorra auch zweiundeinhalbes Jahr nach Werners Tod immer noch läuft zeigt mir doch, dass erstens niemand unersetzlich ist und zweitens die neuen Autoren und das neue Lektorat ihre Sache gut machen. Das sie mit dem neuen Team neue Wege gehen ist verständlich. Auch Perry Rhodan ist nicht mehr das, was sich seinerzeit Kanonen-Herbert Scheer und Walter Clark Darlton Ernsting ausgedacht haben.
Alles entwickelt sich weiter, wenn es eine große Rahmenhandlung im Hintergrund gibt. Und genau diese Rahmenhandlung hat Werner der Serie Professor Zamorra gegeben. Aber ebenso wenig wie man heute auf der Opern-Bühne die Regie-Anweisungen Richard Wagners noch beachtet (der diesjährige Lohengrin in Bayreuth zeigt es mal wieder) so wird man vermutlich irgendwann im Zamorra noch Werners Vorgaben für sein Zammy-versum beachten. Das ist nun mal so.
Dennoch wie man heute klassische Musik im Stil der heutigen Pop-Musik bringen kann und trotz allem Schlagzeug, Rock-Gitarre, E-Bass und Synthesizer immer noch die Musik der alten Meister klar zu erkennen ist, so hoffe ich, dass auch beim Zamorra auf den Mauern von Werners Ideen weiter aufgebaut wird, ohne dass zu viel eingerissen wird.
So, das waren die Faken, Fakten, Fakten, nach denen gerufen wurde. Und die aufmerksamen Leser der Teestunde werden feststellen, dass nichts dabei ist, was ich nicht früher schon erzählt habe. Nur immer in kleinen Einzelstücken und so, dass es den eingefleischten WKG-Fans nicht so weh tut.
Nun, wo das Wort Alkoholismus gefallen ist, wurde eben noch mal alles im Zusammenhang gebracht.
Die Sache ist etwas schwierig, weil verschiedene Bindeglieder eben in die Rubrik Privates gehören, die Leute wie Hermann zwar kennen, weil sie zum Teil dabei waren oder doch so nah dran, dass sie es mitbekommen haben. Andererseits sind Werners Ideen, seine Wünsche, sein Schaffen...und auch seine Berufung zum Geschichtenerzähler eben nur aus einer Mischung von damals allgemein Bekanntem und privaten Dingen zu erklären.
Wobei diese privaten Dinge überwiegend erst dann einsetzen, wenn aber 1984 unsere Ehefrauen mit ins Spiel kommen. Einiges habe ich auch davon erzählt... blättert mal ein paar Teestunden zurück. Für Werners künftigen Biographen wird das sehr wichtig.
Die Ahnataler Zeit, darüber kann ich weitgehend frei berichten. Wir ließen ja sogar oft genug anreisende Fans damals an unserem Leben teilhaben.... und strickten damals unsere eigene Legende. Natürlich hat es uns beiden gefallen, überall auf Cons im Mittelpunkt zu stehen und die großen Maxen dazustellen.
Nur während mir meine damalige Frau dann recht schnell den Sockel, auf den ich mein eigenes Denkmal bauen wollte, auf ziemlich brutale Art zertrümmerte und mich so auf den Boden der Tatsachen zurück holte, wurde von Heike das Standbild Werners weiter gepflegt. Und das war auch gut so, denn ich war raus aus der Schreibe-Sache und warf mich nach der Pleite von 1986 voll in meinen Beamten-Job.
Zumal ich eben beim Ordnungsamt dann genau die Arbeit zugeteilt bekam, in der ich richtig aufgehen konnte. Der Arbeitsfrust eines kleinen Beamten der Beschaffungs-Stelle, der im Dienst seinen Geist im goethe'schen Sinne in span'sche Stiefel eingeschnürt bekommt und der sich innerhalb von Heft-Romanen aus der Fesselung von achtstündiger Beamten-Tätigkeit befreit. Den hatte ich beim Ordnungsamt nicht mehr wie vorher bei der Beschaffungsstelle. Sei noch gesagt, dass ich das mit dem Jahr Beurlaubung zum Freiberufler aus kulturell literarischen Gründen, wie es hochtrabend in meinem Antrag hieß, bei der Stelle im Ordnungsamt niemals gestellt hätte.
Auch wenn ich über alle diese Sache kein Wort mehr verlieren wollte. Ihr wolltet Fakten Fakten Fakten. Jetzt habt ihr sie alle und die Karten liegen, soweit ihr sie sehen dürft, vor euch. Das ist alles was ich dazu erzählen kann und sicher weiß.
Also, die Sache mit unserer Western-Kleidung und kleinen Episoden aus dieser Zeit kann erst beim nächsten Mal kommen. Alsdann bis dann..
Kommentare
"Wobei mir bis heute unerklärlich ist, warum er nach Heikes Tod mich nicht wieder mit in den Zamorra reingenommen hat".
Darauf willst Du doch nicht ernsthaft ne Antwort? Bzw. die kannst Du Dir beinahe selbst geben. Wer solche "Freunde" hat.....
Zitat Rolf Michael
Und wie ich ihm seinerzeit mal gesagt habe: ?Am Tag, wo sie den Zamorra einstellen, hörst du mein Gelächter von Kassel bis Altenstadt!? so sagte ich ihm bei unserem letzten Gespräch wörtlich: ?An dem Tag, an dem dich einer deiner neuen Leute aus dem Zamorra rausschreibt, hörst du mein satanisches Gelächter bis Altenstadt!?
Deswegen das ganze hier? Weil DU rausgeschrieben wurdest Rolf und bis heute keinen Fuß mehr in den Zamorra oder sonstwo rein bekommst?!
Und mal abgesehen davon, wer von Euch (Horst oder Du), irgendwann mal als erster den Löffel abgibt, bin ich jetzt schon gespannt, was der eine dann über den anderen schreibt.............
Ich kann mich meinem Vorredner insofern anschließen, als der Satz "Wer solche Freunde hat.." mir auch durch den Kopf ging.
Ich kann Werners Reaktion nach diesem Brief auch durchaus nachvollziehen.
Habe selbst auch schon einen mir sehr nah stehenden Menschen durch die "Krankheit" begleitet. Man beachte das letzte Wort...
Wer einem Suchtkranken helfen will, der sollte den Respekt vor ihm bewahren und mit der "Hilfe" sollte man sehr vorsichtig sein. Letzten Endes kann der entscheidende Schritt nur von dem Betreffenden selbst gemacht werden. Wenn der Wille nicht da ist, nutzen auch Briefe nichts.
Aber so ist das mit Süchtigen, das eine Problem ist, dass sie ihrer Gesundheit schaden das andere, dass die Sucht soziale Beziehungen zerrüttet oder gar zerstört.
Meine Familie ist auch daran kaputt gegangen und von daher kann ich absolut nachempfinden, was Rolf so denkt.
Dass er von sich als Schreiber überzeugt ist, wird man ihm wohl kaum vorwerfen können. Das Argument zählt für mich gar nicht. Zamorra hat ihm Spaß gemacht zu schreiben. Aber es gab wohl auch noch ein paar Argumente mehr von Seiten des Verlages gegen ihn. Ich glaube nicht, dass das alleine Werners Entscheidung war. Mit Susanne Picard musste er sich ja auch abfinden und mit den ganzen Autoren, "die nicht schreiben können". Wie ich nicht müde werde zu betonen, hat das letzte Wort vor allem immer der Verlag. Oder, Rolf?
#1 Michl: Na wir wollen mal beiden nicht wünschen das sie den Löffel abgeben, daß wär ja gemein. Aber eines muß ich schon sagen zu Rolf (nicht böse sein), aber die Zitate die Michl hier hervor hebt lassen schon auf eine gewisse Verbitterung schließen, was jetzt kein Vorwurf sein soll.
Ansonsten hätte ich mir eben diese offene Sprache schon vorher gewünscht (eben die klare Benennung der Fakten) aber das hast du ja hier nachgeholt und alles was da "Privat" war zwischen Rolf und Werner muß auch nicht an die breite Masse herangetragen werden. Und sollte wie oben benannt etwas Verbitterung mit dabei sein, nun ja, wo Licht ist, da ist auch Schatten und ich nehm es einfach mal so hin weil das Leben bekanntlich kein Ponyhof ist!
Und was nun Fans von W.K. Giesa angeht (von seinen Romanen oder gar seiner Person), da gehe ich mal von aus das sie mit Realitäten umgehen können und letztendlich auch müssen. Diese Erkenntnis macht seine Romane nicht schlechter und W.K. Giesa als Mensch letztendlich auch nicht. Wenn man das erstmal begreift ist das schon die halbe Miete.
Nee nee - dafür hab' ich keine Zeit. Um das alles zu erzählen, würde ich Jahre brauchen.
Wer ein bisschen etwas über die Fan-Arbeit der Lippstädter Gruppe erfahren möchte, der wird hier fündig:
www.charlys-phantastik-cafe.de/fandom/LP-SF-Fan-Galerie/LP-Fan-Galerie.html
Viel Spaß beim Schauen.
Kaffee-Charly