Cons, Freundinnen, Signaturen und Autoren
Moin Rolf,
Cons, Freundinnen, Signaturen und Autoren
Wir hätten uns damals über Schwerter unterhalten, schrieb sie mir. Nun ja, das ist für mich ein Thema, das mich eben so fasziniert, dass ich mich nicht gerne unterbrechen lasse. Vermutlich habe ich Gus deshalb damals so etwas rüde zurückgewiesen, was mir heute noch leid tut.
Das ist zwar alles vergeben aber ich finde es im Rückblick schön, wenn das alles der Wahrheit entsprechend erzählt wird. Auch wenn ich da die Angelegenheit nicht mehr so im Kopf habe genau so wenig wie die Frau auf dem Bild (wenn auch nur von achtern), die heute zu denen gehört, die ich als gute Freundin bezeichne. Umso schöner zu hören, dass sich unsere Wege viele Jahre vorher schon einmal gekreuzt haben.
Was ist das der Unterschied bei mir zwischen Freundin und guter Freundin. Von den guten Freundinnen habe ich grob geschätzt fünf oder sechs, mit denen ich mehr oder weniger regelmäßig persönlichen, telefonischen oder schriftlichen Kontakt habe.
Und der Unterschied zu einer Freundin? Ganz einfach bei einer Freundin ist bei mir Sex mit inbegriffen. Bei einer guten Freundin werden sexuelle Dinge aus verschiedenen Gründen von Anfang an ausgeschlossen. Da sind es gemeinsame Interessen oder Leidenschaften, die Grundlage für die Verbindung sind.
Das geht über alte Geschichte und sonstige Historie zu Fantasy und Action-Literatur, zu den literarischen Klassikern, zu Oper, Konzert oder sonstigem Theater, zur Esoterik, zum Zirkus, zu Tieren allgemein und Katzen aller Größe im Besonderen... ich habe ja recht viele Interessengebiete. Und jene Frau mit dem Blondhaar auf dem Bild die hat bis auf wenige Ausnahmen fast meine gesamte Interessen-Palette. Außerdem schreibt sie wunderbare Kurzgeschichten aus verschiedenen Bereichen, die sogar Hermann gefallen - und das will Einiges heißen - und sie in verschiedenen Anthologien veröffentlicht wurden.
Interessant ist, dass ich mit eben jener Frau aus einem ganz anderen Grund, den ich heute vergessen habe, wieder in Kontakt bin. Wir haben uns auch gegenseitig besucht und mailen uns oder telefonieren ohne dass da mehr draus wird. Obwohl natürlich in meinem wie in ihrem Dorf die Gerüchteküche zu dampfen beginnt, wenn wir uns besuchen. Besonders bei ihr, als wir uns mal so verplaudert haben, dass ich den Rest der Nacht im Wohnzimmer auf der Couch verbracht habe. Eben genau so, als wenn ich bei einem meiner Freunde aus der früheren Zeit war, dort Bier getrunken habe und mich zu einem Nachtlager auf den Sitzmöbeln des Wohnzimmers bequemen muss. Auch wenn dich nicht Orwells Großer Bruder beobachtet die Leute im Dorf tun es doch. Und du kannst tun, was du willst die Leute reden.
Übrigens kann aus einer Freundin irgendwann mal eine gute Freundin werden, wie dies im Fall meiner Ex-Frau ist. Ich habe ja schon mal erzählt, dass sie aus dem Fandom kam und angedeutet, wie wir zusammen kamen. Die Alt-Fans kennen sie noch persönlich das ich ihren Namen hier nicht nenne, liegt daran, dass sie das nicht möchte. Und das muss respektiert werden.
Einigen Jahre nach unserer Scheidung bekamen wir wieder Kontakt, weil wir ja doch jede Menge gemeinsame Interessen hatten. Und wir waren eben beide der Meinung, dass man nach einem verlorenen Spiel zwar überlegen kann, was jeder verkehrt gemacht hat - auch wenn es in diesem unserem Ehe genannten Spiel eigentlich keinen Sieger gab aber dass es deshalb ja keine Feindschaft geben muss.
Zumal wir uns damals an der Tür vor dem Scheidungsgericht so schön und locker unterhalten haben, wie all die Jahre nicht, als wir zwar eine gemeinsame Wohnung hatten, aber jeder von uns geistig seine eigene Wege ging.
Als uns der Richter so angeregt plaudern sah es ging los über unsere gemeinsamen Katzen, von denen ich Merlin und Sina und sie Gizmo und Indiana-Jones behielt - glaubte der Richter schon, auf die Verhandlung verzichten zu können. Es wurde dann auch eine schnelle und harmonische Scheidungs-Verhandlung, die dem Richter die Chance bot, pünktlich zum Mittag-Essen zu kommen. Schmutzige Wäsche gab es nicht zu waschen. Wir hatten beide einen Anwalt, was die Kosten der Scheidung in Grenzen hielt. Und nachdem unsere Ehe dann auch vor dem Gesetz formell geschieden war, rauchten noch eine Zigarette (ich einen Zigarillo) vor dem Gerichtsgebäude, bevor jeder seine eigenen Wege ging.
Jahre später mailte sie mich im Internet an. Es ging um germanische Runen und einen Runenwurf. Sie wollte das Ergebnis einer Tarot-Legung auf diese Art noch mal bestätigt haben oder eben nicht. Ja, und so sind wir wieder in Kontakt gekommen. Und der ist über die Jahr dann nicht wieder abgebrochen, so dass wir uns gelegentlich auch persönlich besuchen oder mal zusammen ins Kino gehen.
Ich habe ihr letzthin beim Umzug geholfen und sie ist schon ganz wild drauf, meine neue Wohnung zu sehen, um mir bei gewissen Neueinrichtungen, die durch die veränderte Wohnungsstruktur notwendig ist , beratend und nach den Umständen mit helfender Hand beiseite zu stehen.
Ja, vermutlich Ende des Jahres werde ich meine Residenz verlegen. Allerdings innerhalb von Nassenerfurth und nur etwa 20 Meter entfernt. Auf der anderen Seite vom Dorfgemeinschaftshaus steht ein Haus, das seit einigen Jahren schon keine Mieter mehr hat, weil es eben so ein DGH so an sich, das dort gelegentlich sehr lautstark gefeiert wird. Welche Familie mit Kindern macht so was mit? Wenn dann die Party abgeht ist vor morgens um vier Uhr keine Ruhe.
Mich berührt das eigentlich wenig weil ich auf der anderen Seite von DGH wohne und mein Schlafzimmer genau die selbe Schallentwicklung abbekommt. Und wenn ich müde bin, schlafe ich das habe ich bei der Bundeswehr selbst im fahrenden und schießenden Schützenpanzer fertig gebracht.
Doch das ist kein Witz. Jetzt soll aber keiner rufen, dass ich deswegen sicher die Voraussetzungen hatte, Beamter zu werden. Wie ich das bei dem zweitägigen Eignungstest bei ca. 150 Bewerbern mit acht freien Stellen geschafft habe, das ist mir heute noch ein Rätsel.
Für mich ist die neue Wohnung schon deshalb ideal, weil ich alleine in diesem Haus bin und somit keine Nachbarn habe, die sich über meine Katzen aufregen oder lamentieren, wenn ich mich ans Keyboard stelle und mir etwas vorsinge. De facto bin ich also Hausbesitzer.
Vermutlich mit Beginn des neuen Jahres werden die notwendigen Renovierungsarbeiten abgeschlossen sein. Dann singen wir das schöne Lied: »Mit Trägern und Askari Heia Safari« und ich gehe aus einer anderen Richtung ins EDEKA einkaufen. Das Haus, in dem ich derzeit noch wohne, ist verkauft also zieht die Karawane noch mal weiter. Und eins kann ich versichern. Schlechter wohnen als hier tue ich in meiner neuen Residenz auch nicht. Dazu kommt, dass der Preis ist in etwa gleich ist. Herz, was verlangst du mehr. Nur die Katzen müssen sich neue Jagdreviere suchen da werden sie wohl öfter zerrupft heimkommen.
So, das war es also über meine guten Freundinnen - und mit jeder von denen würde ich den Amazonas runter rudern oder durch die afrikanische Steppe reiten. Geistiger Austausch mit ihnen hat mir schon viel geholfen, über den Tellerrand der Männlichkeit hinweg zu gucken und die Sachen mit den Augen des schönen Geschlechts etwas mehr global zu sehen.
Und nun, nach dieser etwas langen Ouvertüre zurück zu dem Con, wo die Kontakte zum Fandom für mich eigentlich begannen.
Ich kann heute nicht mal mehr rekonstruieren, ob ich vorher schon von dem geschilderten Marlos-Treffen in Frankfurt einmal abgesehen. Wenn ich mit war, dann segelte ich in Werners Schatten. Er war der Star und von mir nahm man an, dass ich einer seiner Kumpels war, der eben mal mitgekommen war. Auf den Zamorra-Romanen stand ja Robert Lamont, woher sollten die Fans das wissen, dass ich auch einige geschrieben hatte.
Wobei ich ja in der Teestunde schon erzählt habe, das ich nach dem Kraken-Götzen echte Probleme hatte, einen Anschluss-Treffer zu landen. Der Rom-Zyklus war erstens für einen Heftroman zu lang das betrifft jeden Band und zweitens stilistisch zu bombastisch. Auch Versuche, Einzel-Stories für den »Gespenster-Krimi« zu schreiben, wurden nicht das, was ich mir vorstellte. Ich brach sie nach einigen Seiten ab und nahm später Fragmente dieser Ideen wieder in den Zamorra, als ich mich da fest etabliert hatte. Der »Disco-Vampir«, mein Schicksals-Roman, sei hier nur als Beispiel genannt. Das Konzept hatte ich Jahre vorher schon und brauche es dann nur noch in die aktuelle Szenerie der damaligen Disco-Welt einzubauen.
Ich habe mehrfach erzählt, dass der Film »Jäger des verlorenen Schatzes« bei mir den Klick auslöste, wie ich Heftromane schreiben wollte und das der im Bann dieses Filmes geschriebene »Herr der Grünen Hölle« eben nicht in der Feuerreserve landete, sondern sofort mit in die laufenden Erscheinungen mit einbezogen wurde. In diesem Roman habe ich dann auch zum ersten Mal das Amulett etwas entmachtet, so dass sich der Professor nicht mehr so richtig drauf verlassen konnte.
Es dauerte etwas, bis Werner diese Unsicherheit in der vorherigen Allzweckwaffe akzeptierte doch dann übernahm er die Idee mit in seine Gedankengänge, die dann zum legendären 250er Zyklus führte, wo Merlins Stern völlig entmachtet dem aus der Hölle zurück gekehrten Leonardo de Montagne in die Hände fällt und Professor Zamorra fliehen muss. Das war aber der Zeitpunkt, wo ich schon voll in der Serie mit drin war und mit dem Ju-Ju-Stab und dem Schwert Gwaiyur andere Waffen eingebracht hatte, mit denen sich der Professor auch zu gegen seine höllischen Feinde zur Wehr setzen konnte.
Doch das lag alles zur Zeit des Cons, von dem ich erzähle, noch im Schoß der Zukunft. Ich hatte unmittelbar nach dem Ankauf vom »Herrn der Grünen Hölle« (natürlich war damit der Regenwald am Amazonas und nicht die Zentrale einer gewissen politischen Partei gemeint) vom Zamorra-Redakteur die Erlaubnis bekommen, Titelbildbeschreibungen einzureichen. Diese wurden dann zum damaligen Zamorra-Zeichener Sebastia Boada weiter gegeben, um dort aus dem in Worte gesetztes Denken ein sichtbares Bild zu schaffen, dass den Leser anreizen soll, das Heft zu kaufen auch wenn er kein Stammleser oder Sammler ist.
Ich liebe die Bilder der damaligen Zeit heiß und innig speziell eben die von Sebastia Boada und freute mich, wenn er die Figuren in etwas so getroffen hatte, wie ich sie mir vorstellte. Sie waren irgendwie warm und lebendig und zeigten mehr Bewegung an, als die seelenlosen Computer-Graphiken, die man heute auf die Hefte setzt. Aber das ist eben der Zeitgeist und natürlich der Zwang in den Verlagen, überall zu sparen.
Wie man in der Musik früher richtige Musiker brauchte und heute eben alles von irgendwelchen Tontechnikern mit Synthesizern zusammen mischen lässt, so wird heute der Künstler mit Pinsel und Farbe durch den Programmierer ersetzt. Das mag dem Geschmack der heutigen Generation entsprechen muss mir aber nicht gefallen.
Kurz gesagt, der Folgeband »Der Steinriese erwacht« hatte schon ein Titelbild von Boada nach meiner Vorgabe. Dass der dort beschriebene und tatsächlich vorhandene Steinriese von Cerne Abbas nicht dem Bild entspricht, interessiert nur am Rand. Ich war jedenfalls unglaublich fasziniert, wie der Maler meine kurze Bildbeschreibung umgesetzt hatte.
Als der Con, von dem ich erzähle, kam, war gerade der Zamorra-Roman »Rückkehr des Pharao« erschienen. Hermann bezeichnet ihn heute als meinen Spannendsten und Jason Dark wollte ihn als Redakteur erst ablehnen, weil ich am Beginn eine lustige Episode mit eingebaut hatte, in der Professor Zamorra, verärgert über das Krähen des Burghahns Caruso das Federvieh in gewisser Weise baden will um anschließend eine Hühnersuppe zu haben.
Solche lustigen Episoden, in denen der Romanheld mir einer von der Wand genommenen Streitaxt vergeblich einen Gockelhahn jagt, gehören ja nun wirklich nicht in einen Horror-Roman des Bastei-Verlages. Sie ging auch nur deshalb durch, weil der Roman eben schon eingeplant war aber für die Leser (jedenfalls die aus dem Fandom) war es was Besonderes und sie liebten gerade diese kurze Passage.
Der Con fand irgendwo im Ruhrpott stand. Vielleicht Essen - ich weiß es nicht mehr genau. Ich weiß nur, das Werner und ich mal zu einem Con nach Essen eingeladen waren, was ich mit den Worten: »Ich liebe Essen« kommentierte und damit zusagte. Und etwas weiter dahinter bemerkte: »Besonders die chinesische Küche«.
Nein, doch nicht Essen. Es muss wohl Düsseldorf, Erkrath oder Meerbusch gewesen sein, weil die dort anwesenden Autoren ja noch in die Privat-Wohnung von Dieter Hoven eingeladen waren. Das war damals so eine Art Clubleiter aller Clubleiter, dem Hermann in seiner Kolumne »As times goes bye« schon einige Erinnerungen gewidmet hat, so dass ich darauf nicht weiter eingehen will.
Siehe Hermanns Erzählung über die Arie von den »Reitenden Leichen des Adminstrators von Erkrath« innerhalb der gigantischen Pseudo-Oper »Der Pferdeknecht«, die auf verschiedenen Cons durch das semiprofessionelle Ensemble WK.Giesa als der Graf, Hexen Hermann als Pferdeknecht und meine Schönheit als Diener Johann aufgeführt wurde.
Vielleicht findet sich unter den Teestunden-Freunden jemand, der sich an diesen Con, von dem ich jetzt erzählen will, genauer erinnert und mehr darüber sagen kann, weil er eben auf seine Art was ganz Besonderes war.
Außer Werner und mir waren nämlich Jason Dark und A.F.Morland, also Helmut Rellergerd und sein Freund Fritz Tenkrat anwesend. Fritz hatte gerade ein paar Tage Urlaub in Deutschland gemacht und Helmut Rellergerd hat ein sehr großes Haus, wo man schon mal gute Bekannte und Freunde unterbringen kann. Irgendwo in einer Teestunde habe ich mal geschrieben, dass ich auch mal das Haus vom geistigen Vater des Geister jagenden Oberinspektors von innen gesehen habe.
Für mich war dieser Con schon von daher wichtig, weil ich nun endlich mal unseren Zamorra-Redakteur von Angesicht zu Angesicht treffen sollte. Vorher konnte ich mir kein Bild von ihm machen weil ich nie eins gesehen hatte. Werner erklärte mir nur, er wäre in Ordnung. Was ich bestätigen kann heute noch, unser Kontakt besteht heute noch, wenn auch recht locker. Und Fritz Tenkrat hat auf mich auch Eindruck gemacht er gehört zu dem Typ Mensch, die man einfach gern haben muss. Leider haben wir nur wenig Zeit gehabt und konnten nur einige Wort wechseln.
Natürlich waren die beiden auch die Stars des Abends. Jason Dark kam selten auf Cons, A.F. Morland so gut wie nie, weil er ja in der Gegend von Wien zu Hause ist und es weder Teleport-Kammern zum Beamen noch Regenbogenblumen gibt, um einen Transport in Null-Zeit durchzuführen.
Werner Kurt Giesa stand somit in der zweiten Reihe. Ihn hatte man ja auch recht oft auf einem Con zu Gast, wie es sich im Fandom rumgesprochen hatte. W.K. hatte damals etwas mehr als hundert Romane geschrieben was sich mit der Masse an Heften, die vor Jason Dark zum signieren lagen, nicht messen ließ. Zumal damals John Sinclair eine Auflage hatte wie vermutlich alle heutige Action-Serien einschließlich Cotton- und Unger-Western zusammen nicht.
Der »Professor Zamorra« war eine Serie, die zwar nicht die Massen anzog wie John Sinclair, sich aber mehr und mehr zu der Kult-Serie entwickelte, die sie heute noch ist. Was allerdings nicht darauf zurück zu führen war, dass Werner so oft auf Cons auftauchte. Das tat er, weil er eben selbst aus dem Fandom kam. Das Fandom, das jahrelang vorher geistig und gefühlsmäßig ein Teil von Werners innerer Heimat war.
Das aktive Horror-oder heute Phantastik-Fandom, was also regelmäßig Hefte kaufte, war schätzungsweise auch zu jener Zeit nicht größer als 500, maximal aber nicht mehr als 600 Seelen. Also damals nicht mal genug, um in einem Verlag bei einer zur Debatte stehenden Einstellung einer Serie als Zünglein an der Waage zu gelten. Dass die richtigen Fans das damals und heute noch viel mehr völlig andere sehen, ist eine Tatsache. Aber das hat jedoch die wirtschaftlichen Entscheidungen eines Verlages weder damals noch heute auch nur im geringsten Maße beeinflusst.
Damals rechnete man noch mit anderen Auflagen und ich habe an anderer Stelle in der Teestunde mal so ein wenig die Karten aufgedeckt, in welchen Bereichen sie sich beim Zamorra befanden, als ich die Serie zusammen mit W.K.Giesa und Manfred Weinland gemacht habe und wie sie sich dann später entwickelt. Zur Zeit des Cons, von dem ich hier erzähle, wäre die Zamorra-Serie dann schon wie so viele andere Bastei-Serien Geschichte gewesen. Gerüchte um die Einstellung hat es immer und zu jeder Zeit gegeben und trotzdem ist das eigentliche Flaggschiff, der Gespenster-Krimi, vorher gesunken. Und Professor Zamorra geht heute noch fast dreißig Jahre danach immer noch auf Dämonen-Jagd.
Ja, viel kann ich mich an den Anfang des Cons nicht erinnern. Ich saß eben achtern, also ziemlich weit hinten und trank mein Bier, weil Werner damals ja immer gefahren ist und hoffte, irgendwann am Schluss eben mit meinem Redakteur noch ein paar Worte wechseln zu können. Das war schließlich der Grund warum ich mitgekommen war und nicht das damals seltene Wochenende, wo es kein Musik-Geschäft gegeben hatte, mal in Ruhe vor dem Fernseher zu verbringen.
Ich ging erst gar nicht mit nach vorne, als Werner den Signier-Stift zückte weil ich ohne mit ihm darüber zu sprechen vermutete, dass Werner meine Romane eben mit signierte. Das wäre seinerzeit sinnvoll gewesen, um keine Unsicherheiten über das Verlags-Pseudonym Robert Lamont entstehen zu lassen.
Dass diese Romane mal die Namen oder Pseudos der individuellen Autoren aufzeigen würden, wie heute, daran war seinerzeit gar nicht zu denken. Genau so wie eine Leser-Kontaktseite, um die Werner und ich beim Verlag kämpften und die wir auch kostenlos gestalten wollten, um das durchzusetzen.
Die LKS wurde beim Professor Zamorra dann erst mit Band 500 eingeführt was sich die heutigen Leser wohl kaum vorstellen können. Denn eine LKS ist grade bei so einer Serie sehr wichtig, von den Lesern durch die Briefe zu erfahren, was gefällt, was man weiter aufbauen und entwickeln kann oder welche Projekte und Ideen man lieber irgendwie beenden sollte. Die heutige Internet-Generation kann sich das kaum vorstellen, weil es ja im Netz jede Menge Web-Seiten gibt.
Das Netz war seinerzeit aber noch Perry-Rhodan-Science-Fiction, wie mir mein Vorgesetzter bei der Beschaffungsstelle im Kasseler Rathaus sagte, als ich versucht ihm klar zu machen, wie sich das Computer-Wesen entwickelte und dass die Schreibmaschine als nur ein Relikt fürs Museum sei. Der Computer-Raum des Rathauses für die Stadtkasse umfasste drei Zimmer. Keine zehn Jahre später ich war schon beim Ordnungsamt war Perry Rhodan auch im Kasseler Rathaus Realität geworden.
Aber in der Zeit, von der ich berichte, was auch bei uns in der Schreibe-Branche an diese Computer-Revolution nicht zu denken. Werner hatte seinerzeit zwei Adler-Kugelkopf-Maschinen, eine davon als Reiseschreibmaschine. Und ich hatte mir von meinem ersten Honorar eine Olympia-Monika, also eine kleine Reiseschreibmaschine mit Typenhebeln zugelegt.
Damals, als es im Zamorra noch keine LKS gab und die Computer noch mit Lochkarten oder Bändern gefüttert wurden, waren Werner Kurt Giesa und ich und auch Manfred Weinland, der auch gelegentlich zu Cons kam, auf die Kontakte zum Fandom angewiesen, um von dort die Trends zu erforschen und dann unser Marschrichtung festzulegen. Und so gelang es uns, mit dem »Professor Zamorra« immer hart am Wind zu segeln und alle Interessen und Trends der damaligen Zeit mit in die Serie zu integrieren. Was schlussendlich einen großen Teil dessen ausgemacht hat, dass sie Serie heute noch existiert.
Es war bereits nach dem offiziellen Teil des Cons, bei dem sich Jason Dark schon die Hände wund geschrieben hatte, weil man ihm ständig neue Heftstapel oder Taschenbücher vorlegte. Allerdings er schrieb immer quer über das Titelbild, was manche Fans gar nicht so gerne hatten. Aber zu mucken wagte keiner sonst hätte der Meister die Hefte nämlich zurück geschoben weil genug Nachschub vorhanden war. Ein von Jason Dark signierter John Sinclair, damit ließen sich schließlich in gewissen Kreisen wie Schule, Jugendheim oder sonst was, auch ganz gute Geschäfte machen. So was treibt die Preise nach oben.
Werner hat nie auf die Titelbilder geschrieben, sondern innen auf die Titelseite. Mit seiner sehr kleinen Schrift passten sein Name und einige individuelle Worte ganz gut zwischen Titel und Text. Meist schrieb er dann »Zur Erinnerung an unser Treffen ...« und Datum und Ort des Cons. So hatte der Besitzer des Heftes dann auch einen Beweis, dass er den Autoren auch persönlich kennen gelernt hatte. Das ging allerdings damals auch nur weil er eben nicht so gigantische Heft-Stapel wie Jason Dark abzuarbeiten hatte.
Ich habe das individuelle Signieren von Werner mit einigen persönlichen Worten für den jeweiligen Fan übernommen. Wenn ich heute noch mal Hefte und Tbs zugeschickt bekomme, ist sogar ein Adressen-Aufkleber mit dabei derzeit mit einem Bild, wo ich mit Tiger-Dame Jill drauf bin. Für die Fans waren solche Signaturen dann was besonderes und das hat die Popularität von Werner und mir im Fandom mächtig in die Höhe getrieben.
Werner war als von nicht so vielen Fans umringt wie Jason Dark oder A.F. Morland, aber es waren doch eine ganze Reihe von Leuten, die Zamorra-Romane in der Hand hatten. Ich trank mein Bier und hoffte, dass die Show bald vorbei sein würde, weil in meinem Inneren der Hunger-Drache zu nagen begann.
Plötzlich wurde ich durch Werners Stimme aufgeschreckt, der einen Roman hoch hielt, den ich auch auf eine gewisse Entfernung als »Die Rückkehr des Pharao« identifizieren konnte.
»Nein, der Roman ist nicht von mir!« klang Werners Stimme. »Der ist von dem da hinten mit dem Bart. Meinem Freund Erlik von Twerne. Der hat ihn geschrieben. Und auch noch andere....«
Ja, so ungefähr waren seine Worte. Und wie Suchscheinwerfer sah ich die Blicke der anwesenden Zamorra-Fans. Ja, und ab dieser Minute war ich wer und wurde ich als Schriftsteller bekannt.
Was weiter so geschah? Ich kann es zeitlich nicht mehr alles rekonstruieren. Aber ich denke, liebe Teestunden-Freunde, wenn ich noch etwas in diesen Erinnerungen schwelge und noch einige Episoden aus dieser wirklich schönen Zeit erzähle und die Geschichte des Islam noch etwas weiter schiebe. Immerhin gibt es ja Geschichtsbücher, wo man diese Dinge alle auch so lesen kann.
Also dann will ich mal sehen, welche lustigen Dinge mir in der nächsten Woche so in Erinnerung kommen. Man liest sich ...
Das ist zwar alles vergeben aber ich finde es im Rückblick schön, wenn das alles der Wahrheit entsprechend erzählt wird. Auch wenn ich da die Angelegenheit nicht mehr so im Kopf habe genau so wenig wie die Frau auf dem Bild (wenn auch nur von achtern), die heute zu denen gehört, die ich als gute Freundin bezeichne. Umso schöner zu hören, dass sich unsere Wege viele Jahre vorher schon einmal gekreuzt haben.
Was ist das der Unterschied bei mir zwischen Freundin und guter Freundin. Von den guten Freundinnen habe ich grob geschätzt fünf oder sechs, mit denen ich mehr oder weniger regelmäßig persönlichen, telefonischen oder schriftlichen Kontakt habe.
Und der Unterschied zu einer Freundin? Ganz einfach bei einer Freundin ist bei mir Sex mit inbegriffen. Bei einer guten Freundin werden sexuelle Dinge aus verschiedenen Gründen von Anfang an ausgeschlossen. Da sind es gemeinsame Interessen oder Leidenschaften, die Grundlage für die Verbindung sind.
Das geht über alte Geschichte und sonstige Historie zu Fantasy und Action-Literatur, zu den literarischen Klassikern, zu Oper, Konzert oder sonstigem Theater, zur Esoterik, zum Zirkus, zu Tieren allgemein und Katzen aller Größe im Besonderen... ich habe ja recht viele Interessengebiete. Und jene Frau mit dem Blondhaar auf dem Bild die hat bis auf wenige Ausnahmen fast meine gesamte Interessen-Palette. Außerdem schreibt sie wunderbare Kurzgeschichten aus verschiedenen Bereichen, die sogar Hermann gefallen - und das will Einiges heißen - und sie in verschiedenen Anthologien veröffentlicht wurden.
Interessant ist, dass ich mit eben jener Frau aus einem ganz anderen Grund, den ich heute vergessen habe, wieder in Kontakt bin. Wir haben uns auch gegenseitig besucht und mailen uns oder telefonieren ohne dass da mehr draus wird. Obwohl natürlich in meinem wie in ihrem Dorf die Gerüchteküche zu dampfen beginnt, wenn wir uns besuchen. Besonders bei ihr, als wir uns mal so verplaudert haben, dass ich den Rest der Nacht im Wohnzimmer auf der Couch verbracht habe. Eben genau so, als wenn ich bei einem meiner Freunde aus der früheren Zeit war, dort Bier getrunken habe und mich zu einem Nachtlager auf den Sitzmöbeln des Wohnzimmers bequemen muss. Auch wenn dich nicht Orwells Großer Bruder beobachtet die Leute im Dorf tun es doch. Und du kannst tun, was du willst die Leute reden.
Übrigens kann aus einer Freundin irgendwann mal eine gute Freundin werden, wie dies im Fall meiner Ex-Frau ist. Ich habe ja schon mal erzählt, dass sie aus dem Fandom kam und angedeutet, wie wir zusammen kamen. Die Alt-Fans kennen sie noch persönlich das ich ihren Namen hier nicht nenne, liegt daran, dass sie das nicht möchte. Und das muss respektiert werden.
Einigen Jahre nach unserer Scheidung bekamen wir wieder Kontakt, weil wir ja doch jede Menge gemeinsame Interessen hatten. Und wir waren eben beide der Meinung, dass man nach einem verlorenen Spiel zwar überlegen kann, was jeder verkehrt gemacht hat - auch wenn es in diesem unserem Ehe genannten Spiel eigentlich keinen Sieger gab aber dass es deshalb ja keine Feindschaft geben muss.
Zumal wir uns damals an der Tür vor dem Scheidungsgericht so schön und locker unterhalten haben, wie all die Jahre nicht, als wir zwar eine gemeinsame Wohnung hatten, aber jeder von uns geistig seine eigene Wege ging.
Als uns der Richter so angeregt plaudern sah es ging los über unsere gemeinsamen Katzen, von denen ich Merlin und Sina und sie Gizmo und Indiana-Jones behielt - glaubte der Richter schon, auf die Verhandlung verzichten zu können. Es wurde dann auch eine schnelle und harmonische Scheidungs-Verhandlung, die dem Richter die Chance bot, pünktlich zum Mittag-Essen zu kommen. Schmutzige Wäsche gab es nicht zu waschen. Wir hatten beide einen Anwalt, was die Kosten der Scheidung in Grenzen hielt. Und nachdem unsere Ehe dann auch vor dem Gesetz formell geschieden war, rauchten noch eine Zigarette (ich einen Zigarillo) vor dem Gerichtsgebäude, bevor jeder seine eigenen Wege ging.
Jahre später mailte sie mich im Internet an. Es ging um germanische Runen und einen Runenwurf. Sie wollte das Ergebnis einer Tarot-Legung auf diese Art noch mal bestätigt haben oder eben nicht. Ja, und so sind wir wieder in Kontakt gekommen. Und der ist über die Jahr dann nicht wieder abgebrochen, so dass wir uns gelegentlich auch persönlich besuchen oder mal zusammen ins Kino gehen.
Ich habe ihr letzthin beim Umzug geholfen und sie ist schon ganz wild drauf, meine neue Wohnung zu sehen, um mir bei gewissen Neueinrichtungen, die durch die veränderte Wohnungsstruktur notwendig ist , beratend und nach den Umständen mit helfender Hand beiseite zu stehen.
Ja, vermutlich Ende des Jahres werde ich meine Residenz verlegen. Allerdings innerhalb von Nassenerfurth und nur etwa 20 Meter entfernt. Auf der anderen Seite vom Dorfgemeinschaftshaus steht ein Haus, das seit einigen Jahren schon keine Mieter mehr hat, weil es eben so ein DGH so an sich, das dort gelegentlich sehr lautstark gefeiert wird. Welche Familie mit Kindern macht so was mit? Wenn dann die Party abgeht ist vor morgens um vier Uhr keine Ruhe.
Mich berührt das eigentlich wenig weil ich auf der anderen Seite von DGH wohne und mein Schlafzimmer genau die selbe Schallentwicklung abbekommt. Und wenn ich müde bin, schlafe ich das habe ich bei der Bundeswehr selbst im fahrenden und schießenden Schützenpanzer fertig gebracht.
Doch das ist kein Witz. Jetzt soll aber keiner rufen, dass ich deswegen sicher die Voraussetzungen hatte, Beamter zu werden. Wie ich das bei dem zweitägigen Eignungstest bei ca. 150 Bewerbern mit acht freien Stellen geschafft habe, das ist mir heute noch ein Rätsel.
Für mich ist die neue Wohnung schon deshalb ideal, weil ich alleine in diesem Haus bin und somit keine Nachbarn habe, die sich über meine Katzen aufregen oder lamentieren, wenn ich mich ans Keyboard stelle und mir etwas vorsinge. De facto bin ich also Hausbesitzer.
Vermutlich mit Beginn des neuen Jahres werden die notwendigen Renovierungsarbeiten abgeschlossen sein. Dann singen wir das schöne Lied: »Mit Trägern und Askari Heia Safari« und ich gehe aus einer anderen Richtung ins EDEKA einkaufen. Das Haus, in dem ich derzeit noch wohne, ist verkauft also zieht die Karawane noch mal weiter. Und eins kann ich versichern. Schlechter wohnen als hier tue ich in meiner neuen Residenz auch nicht. Dazu kommt, dass der Preis ist in etwa gleich ist. Herz, was verlangst du mehr. Nur die Katzen müssen sich neue Jagdreviere suchen da werden sie wohl öfter zerrupft heimkommen.
So, das war es also über meine guten Freundinnen - und mit jeder von denen würde ich den Amazonas runter rudern oder durch die afrikanische Steppe reiten. Geistiger Austausch mit ihnen hat mir schon viel geholfen, über den Tellerrand der Männlichkeit hinweg zu gucken und die Sachen mit den Augen des schönen Geschlechts etwas mehr global zu sehen.
Und nun, nach dieser etwas langen Ouvertüre zurück zu dem Con, wo die Kontakte zum Fandom für mich eigentlich begannen.
Ich kann heute nicht mal mehr rekonstruieren, ob ich vorher schon von dem geschilderten Marlos-Treffen in Frankfurt einmal abgesehen. Wenn ich mit war, dann segelte ich in Werners Schatten. Er war der Star und von mir nahm man an, dass ich einer seiner Kumpels war, der eben mal mitgekommen war. Auf den Zamorra-Romanen stand ja Robert Lamont, woher sollten die Fans das wissen, dass ich auch einige geschrieben hatte.
Wobei ich ja in der Teestunde schon erzählt habe, das ich nach dem Kraken-Götzen echte Probleme hatte, einen Anschluss-Treffer zu landen. Der Rom-Zyklus war erstens für einen Heftroman zu lang das betrifft jeden Band und zweitens stilistisch zu bombastisch. Auch Versuche, Einzel-Stories für den »Gespenster-Krimi« zu schreiben, wurden nicht das, was ich mir vorstellte. Ich brach sie nach einigen Seiten ab und nahm später Fragmente dieser Ideen wieder in den Zamorra, als ich mich da fest etabliert hatte. Der »Disco-Vampir«, mein Schicksals-Roman, sei hier nur als Beispiel genannt. Das Konzept hatte ich Jahre vorher schon und brauche es dann nur noch in die aktuelle Szenerie der damaligen Disco-Welt einzubauen.
Ich habe mehrfach erzählt, dass der Film »Jäger des verlorenen Schatzes« bei mir den Klick auslöste, wie ich Heftromane schreiben wollte und das der im Bann dieses Filmes geschriebene »Herr der Grünen Hölle« eben nicht in der Feuerreserve landete, sondern sofort mit in die laufenden Erscheinungen mit einbezogen wurde. In diesem Roman habe ich dann auch zum ersten Mal das Amulett etwas entmachtet, so dass sich der Professor nicht mehr so richtig drauf verlassen konnte.
Es dauerte etwas, bis Werner diese Unsicherheit in der vorherigen Allzweckwaffe akzeptierte doch dann übernahm er die Idee mit in seine Gedankengänge, die dann zum legendären 250er Zyklus führte, wo Merlins Stern völlig entmachtet dem aus der Hölle zurück gekehrten Leonardo de Montagne in die Hände fällt und Professor Zamorra fliehen muss. Das war aber der Zeitpunkt, wo ich schon voll in der Serie mit drin war und mit dem Ju-Ju-Stab und dem Schwert Gwaiyur andere Waffen eingebracht hatte, mit denen sich der Professor auch zu gegen seine höllischen Feinde zur Wehr setzen konnte.
Doch das lag alles zur Zeit des Cons, von dem ich erzähle, noch im Schoß der Zukunft. Ich hatte unmittelbar nach dem Ankauf vom »Herrn der Grünen Hölle« (natürlich war damit der Regenwald am Amazonas und nicht die Zentrale einer gewissen politischen Partei gemeint) vom Zamorra-Redakteur die Erlaubnis bekommen, Titelbildbeschreibungen einzureichen. Diese wurden dann zum damaligen Zamorra-Zeichener Sebastia Boada weiter gegeben, um dort aus dem in Worte gesetztes Denken ein sichtbares Bild zu schaffen, dass den Leser anreizen soll, das Heft zu kaufen auch wenn er kein Stammleser oder Sammler ist.
Ich liebe die Bilder der damaligen Zeit heiß und innig speziell eben die von Sebastia Boada und freute mich, wenn er die Figuren in etwas so getroffen hatte, wie ich sie mir vorstellte. Sie waren irgendwie warm und lebendig und zeigten mehr Bewegung an, als die seelenlosen Computer-Graphiken, die man heute auf die Hefte setzt. Aber das ist eben der Zeitgeist und natürlich der Zwang in den Verlagen, überall zu sparen.
Wie man in der Musik früher richtige Musiker brauchte und heute eben alles von irgendwelchen Tontechnikern mit Synthesizern zusammen mischen lässt, so wird heute der Künstler mit Pinsel und Farbe durch den Programmierer ersetzt. Das mag dem Geschmack der heutigen Generation entsprechen muss mir aber nicht gefallen.
Kurz gesagt, der Folgeband »Der Steinriese erwacht« hatte schon ein Titelbild von Boada nach meiner Vorgabe. Dass der dort beschriebene und tatsächlich vorhandene Steinriese von Cerne Abbas nicht dem Bild entspricht, interessiert nur am Rand. Ich war jedenfalls unglaublich fasziniert, wie der Maler meine kurze Bildbeschreibung umgesetzt hatte.
Als der Con, von dem ich erzähle, kam, war gerade der Zamorra-Roman »Rückkehr des Pharao« erschienen. Hermann bezeichnet ihn heute als meinen Spannendsten und Jason Dark wollte ihn als Redakteur erst ablehnen, weil ich am Beginn eine lustige Episode mit eingebaut hatte, in der Professor Zamorra, verärgert über das Krähen des Burghahns Caruso das Federvieh in gewisser Weise baden will um anschließend eine Hühnersuppe zu haben.
Solche lustigen Episoden, in denen der Romanheld mir einer von der Wand genommenen Streitaxt vergeblich einen Gockelhahn jagt, gehören ja nun wirklich nicht in einen Horror-Roman des Bastei-Verlages. Sie ging auch nur deshalb durch, weil der Roman eben schon eingeplant war aber für die Leser (jedenfalls die aus dem Fandom) war es was Besonderes und sie liebten gerade diese kurze Passage.
Der Con fand irgendwo im Ruhrpott stand. Vielleicht Essen - ich weiß es nicht mehr genau. Ich weiß nur, das Werner und ich mal zu einem Con nach Essen eingeladen waren, was ich mit den Worten: »Ich liebe Essen« kommentierte und damit zusagte. Und etwas weiter dahinter bemerkte: »Besonders die chinesische Küche«.
Nein, doch nicht Essen. Es muss wohl Düsseldorf, Erkrath oder Meerbusch gewesen sein, weil die dort anwesenden Autoren ja noch in die Privat-Wohnung von Dieter Hoven eingeladen waren. Das war damals so eine Art Clubleiter aller Clubleiter, dem Hermann in seiner Kolumne »As times goes bye« schon einige Erinnerungen gewidmet hat, so dass ich darauf nicht weiter eingehen will.
Siehe Hermanns Erzählung über die Arie von den »Reitenden Leichen des Adminstrators von Erkrath« innerhalb der gigantischen Pseudo-Oper »Der Pferdeknecht«, die auf verschiedenen Cons durch das semiprofessionelle Ensemble WK.Giesa als der Graf, Hexen Hermann als Pferdeknecht und meine Schönheit als Diener Johann aufgeführt wurde.
Vielleicht findet sich unter den Teestunden-Freunden jemand, der sich an diesen Con, von dem ich jetzt erzählen will, genauer erinnert und mehr darüber sagen kann, weil er eben auf seine Art was ganz Besonderes war.
Außer Werner und mir waren nämlich Jason Dark und A.F.Morland, also Helmut Rellergerd und sein Freund Fritz Tenkrat anwesend. Fritz hatte gerade ein paar Tage Urlaub in Deutschland gemacht und Helmut Rellergerd hat ein sehr großes Haus, wo man schon mal gute Bekannte und Freunde unterbringen kann. Irgendwo in einer Teestunde habe ich mal geschrieben, dass ich auch mal das Haus vom geistigen Vater des Geister jagenden Oberinspektors von innen gesehen habe.
Für mich war dieser Con schon von daher wichtig, weil ich nun endlich mal unseren Zamorra-Redakteur von Angesicht zu Angesicht treffen sollte. Vorher konnte ich mir kein Bild von ihm machen weil ich nie eins gesehen hatte. Werner erklärte mir nur, er wäre in Ordnung. Was ich bestätigen kann heute noch, unser Kontakt besteht heute noch, wenn auch recht locker. Und Fritz Tenkrat hat auf mich auch Eindruck gemacht er gehört zu dem Typ Mensch, die man einfach gern haben muss. Leider haben wir nur wenig Zeit gehabt und konnten nur einige Wort wechseln.
Natürlich waren die beiden auch die Stars des Abends. Jason Dark kam selten auf Cons, A.F. Morland so gut wie nie, weil er ja in der Gegend von Wien zu Hause ist und es weder Teleport-Kammern zum Beamen noch Regenbogenblumen gibt, um einen Transport in Null-Zeit durchzuführen.
Werner Kurt Giesa stand somit in der zweiten Reihe. Ihn hatte man ja auch recht oft auf einem Con zu Gast, wie es sich im Fandom rumgesprochen hatte. W.K. hatte damals etwas mehr als hundert Romane geschrieben was sich mit der Masse an Heften, die vor Jason Dark zum signieren lagen, nicht messen ließ. Zumal damals John Sinclair eine Auflage hatte wie vermutlich alle heutige Action-Serien einschließlich Cotton- und Unger-Western zusammen nicht.
Der »Professor Zamorra« war eine Serie, die zwar nicht die Massen anzog wie John Sinclair, sich aber mehr und mehr zu der Kult-Serie entwickelte, die sie heute noch ist. Was allerdings nicht darauf zurück zu führen war, dass Werner so oft auf Cons auftauchte. Das tat er, weil er eben selbst aus dem Fandom kam. Das Fandom, das jahrelang vorher geistig und gefühlsmäßig ein Teil von Werners innerer Heimat war.
Das aktive Horror-oder heute Phantastik-Fandom, was also regelmäßig Hefte kaufte, war schätzungsweise auch zu jener Zeit nicht größer als 500, maximal aber nicht mehr als 600 Seelen. Also damals nicht mal genug, um in einem Verlag bei einer zur Debatte stehenden Einstellung einer Serie als Zünglein an der Waage zu gelten. Dass die richtigen Fans das damals und heute noch viel mehr völlig andere sehen, ist eine Tatsache. Aber das hat jedoch die wirtschaftlichen Entscheidungen eines Verlages weder damals noch heute auch nur im geringsten Maße beeinflusst.
Damals rechnete man noch mit anderen Auflagen und ich habe an anderer Stelle in der Teestunde mal so ein wenig die Karten aufgedeckt, in welchen Bereichen sie sich beim Zamorra befanden, als ich die Serie zusammen mit W.K.Giesa und Manfred Weinland gemacht habe und wie sie sich dann später entwickelt. Zur Zeit des Cons, von dem ich hier erzähle, wäre die Zamorra-Serie dann schon wie so viele andere Bastei-Serien Geschichte gewesen. Gerüchte um die Einstellung hat es immer und zu jeder Zeit gegeben und trotzdem ist das eigentliche Flaggschiff, der Gespenster-Krimi, vorher gesunken. Und Professor Zamorra geht heute noch fast dreißig Jahre danach immer noch auf Dämonen-Jagd.
Ja, viel kann ich mich an den Anfang des Cons nicht erinnern. Ich saß eben achtern, also ziemlich weit hinten und trank mein Bier, weil Werner damals ja immer gefahren ist und hoffte, irgendwann am Schluss eben mit meinem Redakteur noch ein paar Worte wechseln zu können. Das war schließlich der Grund warum ich mitgekommen war und nicht das damals seltene Wochenende, wo es kein Musik-Geschäft gegeben hatte, mal in Ruhe vor dem Fernseher zu verbringen.
Ich ging erst gar nicht mit nach vorne, als Werner den Signier-Stift zückte weil ich ohne mit ihm darüber zu sprechen vermutete, dass Werner meine Romane eben mit signierte. Das wäre seinerzeit sinnvoll gewesen, um keine Unsicherheiten über das Verlags-Pseudonym Robert Lamont entstehen zu lassen.
Dass diese Romane mal die Namen oder Pseudos der individuellen Autoren aufzeigen würden, wie heute, daran war seinerzeit gar nicht zu denken. Genau so wie eine Leser-Kontaktseite, um die Werner und ich beim Verlag kämpften und die wir auch kostenlos gestalten wollten, um das durchzusetzen.
Die LKS wurde beim Professor Zamorra dann erst mit Band 500 eingeführt was sich die heutigen Leser wohl kaum vorstellen können. Denn eine LKS ist grade bei so einer Serie sehr wichtig, von den Lesern durch die Briefe zu erfahren, was gefällt, was man weiter aufbauen und entwickeln kann oder welche Projekte und Ideen man lieber irgendwie beenden sollte. Die heutige Internet-Generation kann sich das kaum vorstellen, weil es ja im Netz jede Menge Web-Seiten gibt.
Das Netz war seinerzeit aber noch Perry-Rhodan-Science-Fiction, wie mir mein Vorgesetzter bei der Beschaffungsstelle im Kasseler Rathaus sagte, als ich versucht ihm klar zu machen, wie sich das Computer-Wesen entwickelte und dass die Schreibmaschine als nur ein Relikt fürs Museum sei. Der Computer-Raum des Rathauses für die Stadtkasse umfasste drei Zimmer. Keine zehn Jahre später ich war schon beim Ordnungsamt war Perry Rhodan auch im Kasseler Rathaus Realität geworden.
Aber in der Zeit, von der ich berichte, was auch bei uns in der Schreibe-Branche an diese Computer-Revolution nicht zu denken. Werner hatte seinerzeit zwei Adler-Kugelkopf-Maschinen, eine davon als Reiseschreibmaschine. Und ich hatte mir von meinem ersten Honorar eine Olympia-Monika, also eine kleine Reiseschreibmaschine mit Typenhebeln zugelegt.
Damals, als es im Zamorra noch keine LKS gab und die Computer noch mit Lochkarten oder Bändern gefüttert wurden, waren Werner Kurt Giesa und ich und auch Manfred Weinland, der auch gelegentlich zu Cons kam, auf die Kontakte zum Fandom angewiesen, um von dort die Trends zu erforschen und dann unser Marschrichtung festzulegen. Und so gelang es uns, mit dem »Professor Zamorra« immer hart am Wind zu segeln und alle Interessen und Trends der damaligen Zeit mit in die Serie zu integrieren. Was schlussendlich einen großen Teil dessen ausgemacht hat, dass sie Serie heute noch existiert.
Es war bereits nach dem offiziellen Teil des Cons, bei dem sich Jason Dark schon die Hände wund geschrieben hatte, weil man ihm ständig neue Heftstapel oder Taschenbücher vorlegte. Allerdings er schrieb immer quer über das Titelbild, was manche Fans gar nicht so gerne hatten. Aber zu mucken wagte keiner sonst hätte der Meister die Hefte nämlich zurück geschoben weil genug Nachschub vorhanden war. Ein von Jason Dark signierter John Sinclair, damit ließen sich schließlich in gewissen Kreisen wie Schule, Jugendheim oder sonst was, auch ganz gute Geschäfte machen. So was treibt die Preise nach oben.
Werner hat nie auf die Titelbilder geschrieben, sondern innen auf die Titelseite. Mit seiner sehr kleinen Schrift passten sein Name und einige individuelle Worte ganz gut zwischen Titel und Text. Meist schrieb er dann »Zur Erinnerung an unser Treffen ...« und Datum und Ort des Cons. So hatte der Besitzer des Heftes dann auch einen Beweis, dass er den Autoren auch persönlich kennen gelernt hatte. Das ging allerdings damals auch nur weil er eben nicht so gigantische Heft-Stapel wie Jason Dark abzuarbeiten hatte.
Ich habe das individuelle Signieren von Werner mit einigen persönlichen Worten für den jeweiligen Fan übernommen. Wenn ich heute noch mal Hefte und Tbs zugeschickt bekomme, ist sogar ein Adressen-Aufkleber mit dabei derzeit mit einem Bild, wo ich mit Tiger-Dame Jill drauf bin. Für die Fans waren solche Signaturen dann was besonderes und das hat die Popularität von Werner und mir im Fandom mächtig in die Höhe getrieben.
Werner war als von nicht so vielen Fans umringt wie Jason Dark oder A.F. Morland, aber es waren doch eine ganze Reihe von Leuten, die Zamorra-Romane in der Hand hatten. Ich trank mein Bier und hoffte, dass die Show bald vorbei sein würde, weil in meinem Inneren der Hunger-Drache zu nagen begann.
Plötzlich wurde ich durch Werners Stimme aufgeschreckt, der einen Roman hoch hielt, den ich auch auf eine gewisse Entfernung als »Die Rückkehr des Pharao« identifizieren konnte.
»Nein, der Roman ist nicht von mir!« klang Werners Stimme. »Der ist von dem da hinten mit dem Bart. Meinem Freund Erlik von Twerne. Der hat ihn geschrieben. Und auch noch andere....«
Ja, so ungefähr waren seine Worte. Und wie Suchscheinwerfer sah ich die Blicke der anwesenden Zamorra-Fans. Ja, und ab dieser Minute war ich wer und wurde ich als Schriftsteller bekannt.
Was weiter so geschah? Ich kann es zeitlich nicht mehr alles rekonstruieren. Aber ich denke, liebe Teestunden-Freunde, wenn ich noch etwas in diesen Erinnerungen schwelge und noch einige Episoden aus dieser wirklich schönen Zeit erzähle und die Geschichte des Islam noch etwas weiter schiebe. Immerhin gibt es ja Geschichtsbücher, wo man diese Dinge alle auch so lesen kann.
Also dann will ich mal sehen, welche lustigen Dinge mir in der nächsten Woche so in Erinnerung kommen. Man liest sich ...
Kommentare
Trotz meiner Romamnsammlerei war ich eigentlich nie ein Autogrammsammler. Ok, signierte Hefte od. TBs von Dan Shocker (als Larry Brent und Macabros Fan und Marlosbürger selbstverständlich) und eines gewissen "Teestunden-Plauderes" habe ich noch immer. Aber das sind Ausnahmen. Mein Wunsch-Autogramm wäre das auf einem Blanko-LZB-Scheck! :-)))
Irgendwie vermisse ich die "gute alte Zeit" als man sich traf und auch ohne Internet, SMS und Facebook Kontakte pflegte.
Wenn ich dran denke, dass ich damals mit dem "Wochendticket" der Bahn (das galt damals wirklich das ganze Wochenende!) durch ganz Deutschland zu den Marlos-Cons oder zur Buchmesse gereist war!
Übgiens fand ich Kerstin damals schon nett, und wir schrieben auch sporadisch was zusammen, und sie inspirierte mich zu einem Katzengedicht...
Grüß sie mal lieb von mir!
- George R. Martin beim Elstercon 2000 (mit "Armageddon Rock")
- Neil Gaiman auf der Frankfurter Buchmesse (mit "Sternenwanderer")
- Hans Kneifel bei einem Perry-Rhodan-Tag in München ("Die Goldenen Menschen" und "Der Einsame von Terra", zwei Perry Rhodan-Planetenromane aus der Zeit, bevor er hauptsächlich Atlans Abenteuer quer durch die irdische Geschichte beschrieb)
- und dann zuletzt beim PR-Weltcon, wo fünf von sechs Autoren des "Odyssee"-Taschenbuchzyklus anwesend waren und drei von drei "Tefroder"-Autoren.
Und den Böhmert krieg' ich auch noch, irgendwann ...
@ Rolf: Das Thema Schwerter kam dann im Anschluss, nach dem Foto. Da hast du mich noch verkannt und gemeint, ich könnte so ein großes Conan-Schwert nicht mal heben. Mit dieser Einschätzung standest du ja nicht allein da. Als ich mal bei einem Mittelaltermarkt Gelegenheit hatte, so ein Ding auszuprobieren, standen Dutzende von Kerlen mit erwartungsvoll-schadensfroher Miene dabei und warteten auf das Klirren, mit dem das schwere Teil auf dem Pflaster landen sollte. Nö, ich habe ein paar elegante Schwünge gemacht und das Schwert mit einer Hand wieder zurückgegeben an den Besitzer. Ringsum große Enttäuschung. Könnte ich mich heute noch schlapplachen bei der Erinnerung an die langen Gesichter!
Klar, für echte Kämpfe wäre das etwas zu schwer und vor allem zu lang für mich gewesen. Aber so schmächtig bin ich ja nun auch nicht, dass ich mich zur Not nicht wenigstens damit hätte verteidigen können.
Die guten, alten Zeiten mit den Cons. Auf ganz vielen war ich ja nicht, aber vermissen tue ich das schon ein bisschen. Das ist schon ein gutes Gefühl, so viele Leute zu treffen, die sich für die selbe Sache begeistern.
Ich habe zwar nie Wert auf Autogramme gelegt (dazu denke ich wohl zu praktisch), aber die Stimmung war einfach toll und mal echte, leibhaftige Autoren zu treffen, vielleicht ein bisschen was von ihren Tips aufzuschnappen, das war schon was!
... aber ich bin heute froh drum. Die Helden der Feder sind nicht unsterblich, und so habe ich immerhin eine liebevolle erinnerung an Ernst und Werner und Jürgen und Co!
Man darf halöt nicht mit dem Sammeln anfangen, wenn sie von einem gegangen sind...
Noch ein Wort an die Herren Autoren: Die meisten sind ja wirklich nett, und neben der Unterschrift bekommt man auch ein paar Nette Worte (oder in Falle von Werner oder Rolf auch mal mehr) und ein Foto - am Anfang der Karriere sind alle froh, wenn endlich mal einer kommt, der ein Autogramm will. Hinterher mag das einigen lästig sein - aber die sollten immer daran denken, dass vielleicht mal die Zeit kommt, in der sie wieder froh sind, wenn sich noch jemand an sie erinnert!