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Around The Corner - Das Spiel mit der Katastrophe – Erdbeben und Tsunami als Thema

Around The CorberDas Spiel mit der Katastrophe
Erdbeben und Tsunami als Thema

Nicht erst durch das Große Tōhoku Erdbeben und Tsunami vom 11. März 2011 wurde den Japanern ein Bewusstsein dafür gegeben, dass sie in einem mehr als aktiven und gefährlichen Teil der Welt leben. Erdbeben von durchschnittlicher Stärke sind im japanischen Raum keine Seltenheit.

Seit jeher versucht man damit umzugehen und sich die Geschehnisse selbst zu erklären.

 

tokyo magnitude animeWährend in der westlichen Literatur, ein Erdbeben als Geschichtsmittelpunkt eine relative Seltenheit ist, ist es im Anime und Manga recht oft als Ursprung einer nicht selten postapokalyptischen Welt porträtiert.

Dabei gibt es verschiedene Handlungsmuster, die immer wieder auftauchen. So kann das Erdbeben zentrale und präsenter Handlungspunkt sein. Davon unterscheidet sich, das Erdbeben als Ausgangspunkt, der sich dann abspielenden Ereignisse. Zweiteres ist dabei weiter verbreitet, als die Zentralitätsrolle.

Ausgehend vom Erdbeben gibt es dann zwei Möglichkeiten, entweder wir finden uns in einer wenig wirtlichen Welt wieder, in der so gut wie alles zerstört worden ist, oder wir Leben ein normales Leben und müssen dennoch mit den Folgen des Erdbebens umgehen, nicht selten verbunden mit einem Zeitsprung in die Zukunft.

Nicht selten sind die katastrophalen Erdstöße menschlichen Ursprungs, gerne zieht man dazu fehlgeschlagene wissenschaftliche Experimente heran.

Die folgende Liste ist dabei exemplarisch und soll auf keinen Fall einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, geschweige denn als eine Chronologie gewertet werden.

Bubblegum CrisisDas Erdbeben in der Nebenrolle
So steht bereits am Anfang von Bubblegum Crisis aus dem Jahre 1987 bis 1991 ein schweres Erdbeben, das Tokyo empfindlich trieft. Der Wiederaufbau geht dank der sogenannten Boomer, intelligenter und leistungsfähiger Androiden, voran. Im Vordergrund steht dabei die Firma GENOM, die die Entwicklung der Roboter entscheidend voran treibt, doch ihre wahren Ziele sind um ein vieles umfassender.

Hier ist es ein natürliches Erdbeben, das als entscheidender Ausgangspunkt dient und den sich eine sinistre Firma zu nutzen macht, um ihre eigenen Ziele umsetzten zu können.

WitchbladeÄhnliches ereignet sich auch in Witchblade von 2006 (Eine Adaption des gleichnamigen US-Amerikanischen Comics mit neuem Handlungsbogen). Hier hat ebenfalls ein Erdbeben so gut wie das gesamte Tokyo zerstört und generiert damit ebenfalls den Beginn der folgenden Ereignisse.

Doch anders als bei BGC ist hier die Katastrophe auf menschliche Schuld zurückzuführen.

In einem der Anime der aktuellen Frühlings-Season bildet dies ebenfalls den Ausgangspunkt: In Deadman Wonderland, der Adaption des gleichnamigen Manga von Kataoka Jinsei und Kondou Kazuma. Hier steht ein Erdbeben zu Beginn, der 10 Jahre später abspielenden Ereignissen, das ebenfalls weite Teile von Tokyo zerstörte. Gleichzeitig aber Geburt gab zu den „Branch of Sin“, einer mysteriösen Infektion, das Menschen mit monströsen Fähigkeiten ausstattet.

A Spirit of the SunAuch in A Spirit of the Sun muss Tokyo leiden. Hier resultiert das Erdbeben darin, das Japan geteilt und unter unterschiedliche Oberherrschaft gestellt wird.

Leicht postapokalyptisch, geht es in diesem Anime um die Frage was geschieht, wenn der Wiederaufbau eines Staates nicht so verläuft wie er eigentlich sollte und die Emotionen langsam beginnen hoch zu kochen.

Wie zu sehen ist, ist hier das Erdbeben lediglich der Träger der kommenden Ereignisse. Nicht wenige Katastrophen-Anime agieren auf diese Weise.

Auch Kometeneinschläge, Supernova-Auswirkungen, Fluten, die die halbe oder nahezu ganze Erde bedecken, Vulkanausbrüche, Typhoone und alle anderen erdenklichen Desaster finden einen Eingang.

Teilweise natürlichen Ursprungs, oft aber auch Menschen verursacht. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie der Mensch diese neue Welt in vielen Fällen adaptiert und welchen Weg er zum Überleben gewählt hat.

Metro SurviveDas Erdbeben als Hauptperson
Das Erdbeben als Erdbeben in einer Hauptrolle grenzt sich soweit ab, als das die Protagonisten direkt mit den Ereignissen konfrontiert sind. Wir haben keine Spannbreite von mehreren Jahren, die zwischen der Katastrophe und der eigentlichen Geschichte liegen, sondern sie müssen sich direkt mit den Folgen auseinander setzen.

The day the Earth moved (1997) behandelt das Kobe Erdbeben / Süd-Hyogo-Beben von 1995. Der Film handelt von dem Jungen Tsuyoshi Takahashi und seinen Umgang mit dem Ereignis.

Metro Survive von Yuki Fujisawa (2006/2007) spielt in einem U-Bahn-Tunnel, in dem die Protagonisten nach einem massiven Erdbeben eingeschlossen sind. Der Manga beschäftigt sich damit, wie die einzelnen Figuren mit ihrer Situation umgehen und ob sie überhaupt in der Lage sind ihren Weg wieder zu finden.

Dragon HeadÄhnlicht agiert auch Dragon Head von Minetaro Mochizuki (1995-2000), auch hier sind die  Figuren Unterirdisch eingeschlossen und versuchen einen Weg nach draußen zu finden. Jedoch werden sie immer wieder von neuen Erdbebenattacken heimgesucht, so ist die Frage, ob es denn oben in der Welt nicht noch gefährlicher am Ende ist.

Auch Kanojo wo Mamoru 51 no Houhou von Usamaru Furuya (2006/2007) beschäftigt sich vor allem mit der Exploration der menschlichen Natur im Angesicht einer natürlichen plötzlichen Katastrophe.

Wie dem Leser an dieser Stelle bereits auffallen dürfte sind es vor allem Manga, die als zentraler Erzählpunkt das Erdbeben wählen und sich dann mit dem Überleben der Protagonisten und deren Umgang mit den Ereignissen beschäftigen. Oft sind es Psychogramme von aller Arten von Menschen aus meist allen sozialen Schichten, die teilweise ihre Stereotypisierung verlieren, und zu einem überraschenden agierenden Wesen werden, das dann aber doch in bestimmten Situationen nicht aus seiner Haut kann.

Dies in einem Anime spannend umzusetzen ist natürlich um einiges schwerer und das Medium des Manga bietet sich an dieser Stelle eher an, oder wie im ersten Fall macht man nur einen Film daraus, eine längere Serie aber nicht.

Tokyo MagnitudeEinzige Ausnahme in dieser Reihe ist die Anime-Produktion Tokyo Magnitude 8.0. Die Umsetzung vom Sommer 2009 hatte dabei schon fast prophetischen Charakter. In 11 Episoden wird untersucht was geschieht, wenn Tokyo unerwartet von einem Erdbeben der Stärke 8.0 erfasst wird. Im Mittelpunkt stehen die beiden Kinder Mirai und Yuuki, die versuchen mit der Hilfe einer Frau namens Mari ihren Weg nach Hause zu finden. Kein leichtes unterfangen in einer Welt, in der auf einmal fast nichts mehr funktioniert wie es sollte.

Eine emotionale und realistische Geschichte, in wunderbaren Bildern.

Hier liegt der Fokus vor allem auf Mirai und ihre Gefühle für ihre Familie, mit der sie im Streit liegt und ihrem Bruder, den sie teilweise nicht leiden kann. Doch vor allem macht ihr der Wunsch, den sie äußerte kurz bevor das Beben kam, Probleme: Lass etwas passieren.

kanojo-wo-mamoru-51-no-houhouWie zu sehen ist, sind Erdbeben in den Erzählungen mehr als präsent. Wir finden sie nicht nur als Ausgangs- und zentraler Erzählpunkt einer Geschichte, sondern in einigen, vor allem auch länger laufenden Serien, kommt auch gerne mal in einer Episode oder auch mehren ein Erdbeben oder eine andere Naturkatastrophe darin vor. Sonderbare oder auch paranormale Ereignisse künden sich gerne durch leichtere Erdbeben an.

Ich möchte an dieser Stelle keine Spekulation darüber anstellen, ob ein Erdbeben für den Japaner nun etwas normales ist oder nicht. Ich denke, es ist immer etwas außergewöhnliches und vor allem etwas, das auch Angst macht. Jedoch, gibt es eine starke Präsenz dieser Ereignisse im alltäglichen Leben. Dies spiegelt sich in den Geschichten von Anime und Manga durchaus wider.

Vielleicht sind es auch Strategien um mit der Natur umgehen zu können. Schreckensszenarien helfen, die eigene Furcht unter Kontrolle zu bringen, wenn man sieht und weiß, das nicht jene Post-Apokalypse wartet, die man sich ersonnen hat. Auch das Menschen teilweise die Beben verursachen hilft sich den Naturkräften nicht ganz ausgeliefert zu fühlen.

Was jedoch interessant sein dürfte, ist die Frage, wie mit der aktuellen Katastrophe im Rahmen von Erzählungen und neuen Geschichten umgegangen wird.

In zwei Wochen: Manga - Runde II – Die Neuerscheinungen der nächsten Monate

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