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Wilde Zeiten - Einleitung

Wilde Zeiten - Das US-B-Kino der 50igerWILDE ZEITEN
DAS US-B-KINO DER 50'ER

Einleitung
Es sind die kleinen Perlen, einst in der Masse der schnell und billig produzierten Filme untergegangen und von den Kritikern entweder nicht beachtet oder böse verrissen. Einige von ihnen haben heute einen wesentlich höheren Status als ein Grossteil der sogenannten A-Filme. Was in den Double-Features in den beliebten, meist von Jugendlichen frequentierten Autokinos lief, war nur zum Teil Schrott. Aber selbst jener ist heutzutage bei den Freaks beliebter denn je.

Plakat zu BRIDE OF THE MONSTERDas Kino war im Umbruch. Die grossen Studios, die bis dahin praktisch die US-Filmwelt beherrschten, brachen ein. Es bildete sich ein unabhängiges Kino, abseits der Hollywoodgrössen. Die Wurzeln lagen schon in den 40'er Jahren, aber erst jetzt, da auch die Jugend neue Weltbilder aufbaute und nicht mehr nur grossen Vorbildern hinterherlief, kam die neue Filmwelt zum Durchbruch.

The Day, The Earth Stood StillDas Kino brauchte Futter. Der Besuch der Filmvorführungen war kein Event mehr, da das Fernsehen immer mehr an Boden gewann. Kino, und speziell das Autokino, wurde zu einer Massen-Freizeitbeschäftigung. Also mussten Filme bereitgestellt werden. Die aber gab es kaum. Die Kriegs- und Nachkriegszeit hatten nur wenige der kleineren Studios überlebt. Und die grossen Studios steckten in finanziellen Krisen, konnten nicht genug liefern. Zunächst versuchte man es mit Wiederaufführungen. Das Double-Feature Dracula (1930) und Frankenstein (1931) feierte zu Beginn der 50'er einen überraschenden Erfolg. So kam es, dass es vor allem Phantastische Filme waren, die das Publikum sehen wollte. Überdies grassierte, bedingt durch die Nachwirkungen des Krieges und der aufkommenden Furcht vor der „roten Gefahr“ (dem Kommunismus), bald der UFO-Wahn. Jeder meinte, ein unbekanntes Flugobjekt gesehen zu haben oder in Kontakt mit Ausserirdischen gekommen zu sein. Auch dieses machte sich die Filmwelt zunutze.
 

Kleinere Produzenten traten auf den Plan, die schnell und mit geringem finanziellen Aufwand Filme auf den Markt warfen, um ein Vollprogramm bieten zu können. Sehr oft waren die Filme aufgrund des mangelnden Budgets und des unzureichenden Talents technisch mangelhaft. Gleichwohl waren sie kreativ. Jede noch so abstruse Idee wurde umgesetzt, versprach das schnelle Geld. Denn die Zuschauer gierten nach sensationellen Stoffen, ganz egal, wer sie produzierte und wie sie produziert wurden. Abgehalfterte Stars wurden engagiert und erlebten eine neue Blütezeit ihrer Karriere. Andere konnten dadurch Pausen überbrücken, die während der Arbeiten für grössere Filme entstanden.

 

Plakat zu ATTACK OF THE 50Ft. WOMANEs entstanden haarsträubende Horrorfilme und kuriose SF-Streifen, die in ihrer Imagination noch heute unglaublich sind. Schnelle, harte Krimis wurden gedreht, lösten den klassischen Gangsterfilm und die Film-Noir-Serie ab. Abenteuer- und Piratenfilme, Western en gros und Märchen aus 1001 Nacht. Nichts wurde ausgelassen. Dass dies alles in irgendwelchen Hinterhofstudios oder in einem Freizeitpark gedreht wurde, interessierte letztlich niemanden. Auch dass man diese Drehorte im fertigen Film erkennen konnte – wen juckte das schon.

 

Plakat zu CREATURE OF THE BLACK LAGOONEs gab Filme, die deutlich erfolgreicher waren als vergleichbare Grossproduktionen. Die grossen Studios klinkten sich schliesslich mit ein, war doch auf diese Weise schnell und einfach Geld zu verdienen. Einige dieser Studios konnten sich damit über Wasser halten und schliesslich sogar gerettet werden. Mehrere der heute als Klassiker angesehenen Filme wie Creature from the Black Lagoon (1954) oder Invasion of the Body Snatchers (1956) waren damals nichts anderes als Bestandteile von Double Features oder Single-Screenings in Autokinos oder billigen kleinen Bahnhofskinos.

 

Ich persönlich halte die 50'er Jahre für die fruchtbarste und kreativste Phase des amerikanischen Kinos. Deshalb will ich in den folgenden Monaten dem Rechnung tragen, einige der bedeutendsten Filme vorstellen, von hochwertigen Streifen wie It came from Outer Space (1953) bis zu filmischem Müll wie Plan 9 from Outer Space (1959), die Macher ins Rampenlicht rücken, Talente wie Jack Arnold und Un-Talente wie Edward D. Wood jr.. Natürlich dürfen auch die „Stars“ nicht fehlen. Erstaunlicherweise konnten diese kleinen Filme eigene Stars hervorbringen, wie etwa Richard Denning, John Agar, Julie Adams oder Allison Hayes. Nur wenige haben diese Hochzeit des B-Films überstanden, weshalb sie heute kaum noch jemand kennt. Es ist mir ein Anliegen, die Filme und die Stars dieser gerade für die Phantastischen Genres einflussreichen Zeit noch einmal in den Vordergrund zu rücken.

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