Wilde Zeiten - Einleitung
WILDE ZEITEN
DAS US-B-KINO DER 50'ER
Das Kino war im Umbruch. Die grossen Studios, die bis dahin praktisch die US-Filmwelt beherrschten, brachen ein. Es bildete sich ein unabhängiges Kino, abseits der Hollywoodgrössen. Die Wurzeln lagen schon in den 40'er Jahren, aber erst jetzt, da auch die Jugend neue Weltbilder aufbaute und nicht mehr nur grossen Vorbildern hinterherlief, kam die neue Filmwelt zum Durchbruch.
Kleinere Produzenten traten auf den Plan, die schnell und mit geringem finanziellen Aufwand Filme auf den Markt warfen, um ein Vollprogramm bieten zu können. Sehr oft waren die Filme aufgrund des mangelnden Budgets und des unzureichenden Talents technisch mangelhaft. Gleichwohl waren sie kreativ. Jede noch so abstruse Idee wurde umgesetzt, versprach das schnelle Geld. Denn die Zuschauer gierten nach sensationellen Stoffen, ganz egal, wer sie produzierte und wie sie produziert wurden. Abgehalfterte Stars wurden engagiert und erlebten eine neue Blütezeit ihrer Karriere. Andere konnten dadurch Pausen überbrücken, die während der Arbeiten für grössere Filme entstanden.
Es entstanden haarsträubende Horrorfilme und kuriose SF-Streifen, die in ihrer Imagination noch heute unglaublich sind. Schnelle, harte Krimis wurden gedreht, lösten den klassischen Gangsterfilm und die Film-Noir-Serie ab. Abenteuer- und Piratenfilme, Western en gros und Märchen aus 1001 Nacht. Nichts wurde ausgelassen. Dass dies alles in irgendwelchen Hinterhofstudios oder in einem Freizeitpark gedreht wurde, interessierte letztlich niemanden. Auch dass man diese Drehorte im fertigen Film erkennen konnte wen juckte das schon.
Es gab Filme, die deutlich erfolgreicher waren als vergleichbare Grossproduktionen. Die grossen Studios klinkten sich schliesslich mit ein, war doch auf diese Weise schnell und einfach Geld zu verdienen. Einige dieser Studios konnten sich damit über Wasser halten und schliesslich sogar gerettet werden. Mehrere der heute als Klassiker angesehenen Filme wie Creature from the Black Lagoon (1954) oder Invasion of the Body Snatchers (1956) waren damals nichts anderes als Bestandteile von Double Features oder Single-Screenings in Autokinos oder billigen kleinen Bahnhofskinos.
Ich persönlich halte die 50'er Jahre für die fruchtbarste und kreativste Phase des amerikanischen Kinos. Deshalb will ich in den folgenden Monaten dem Rechnung tragen, einige der bedeutendsten Filme vorstellen, von hochwertigen Streifen wie It came from Outer Space (1953) bis zu filmischem Müll wie Plan 9 from Outer Space (1959), die Macher ins Rampenlicht rücken, Talente wie Jack Arnold und Un-Talente wie Edward D. Wood jr.. Natürlich dürfen auch die Stars nicht fehlen. Erstaunlicherweise konnten diese kleinen Filme eigene Stars hervorbringen, wie etwa Richard Denning, John Agar, Julie Adams oder Allison Hayes. Nur wenige haben diese Hochzeit des B-Films überstanden, weshalb sie heute kaum noch jemand kennt. Es ist mir ein Anliegen, die Filme und die Stars dieser gerade für die Phantastischen Genres einflussreichen Zeit noch einmal in den Vordergrund zu rücken.