Licht und Schatten im Planetarium - Die Buchpremiere des Drachenkaisers von Markus Heitz
Licht und Schatten im Planetarium
Die Buchpremiere des Drachenkaisers von Markus Heitz
Die Buchpremiere des Drachenkaisers von Markus Heitz
München, 24. September 2009. Der ungewöhnliche Ort der Lesung: Das ehemalige Planetarium im Münchener Deutschen Museum, direkt an der Isar. So ungewöhnlich ist der Ort aber auch wieder nicht, bedenkt man, dass das Museum in der jetzigen Gestalt im Jahre 1925 eröffnet wurde, also ein Jahr vor dem Beginn der Ereignisse im Drachenkaiser. Laut Markus Heitz war diese Zeit die Schnittstelle zwischen Mystik und Moderne, und das spiegelt dieser Ort sehr gut wieder. Die gepolsterten Sessel sind um den alten Projektor herum aufgebaut, der das Publikum in zwei Hälften teilt diejenige, die direkt vor das Podium mit dem Tisch und der altmodischen Stehlampe sitzt, und diejenige, die etwas stiefmütterlich schräg von der Seite darauf schaut. Auf die Kuppelwand ist in allen Himmelsrichtungen das Buchcover projiziert, das Buchtitel und Autoren marktschreierisch in Großbuchstaben anpreist. Markus Heitz braucht sich nicht zu verstecken, das wird deutlich. Und dass es sich bei der heutigen Lesung gleichzeitig um eine Buchpremiere handelt, lässt sich an vielen Details erkennen: Mitarbeiter des Buchverlags Piper wuseln zwischen den Gästen herum, die ersten zwei Reihen sind komplett für geladene Gäste reserviert, zwei Männer stehen an Kameras, mit denen die Veranstaltung live im Internet übertragen wird. Trotz der altmodischen Umgebung geht man mit der Zeit. Das Internet als Werbemedium wird immer wichtiger, das sieht man daran, dass es bereits eigene Trailer zum Buch gibt wie bei Andreas Eschbach. Das bringt auch Nachteile. Die für die Kameras benötigten Scheinwerfer strahlen ins Publikum und blenden viele der vorwiegend schwarz gekleideten Zuschauer. Das Publikum ist jung, man schätzt knapp 100 Besucher, einige Sessel bleiben leer. Musik von Max Raabe füllt den Raum und stimmt auf die Epoche ein, in der der Roman spielt.
Es ist kurz nach sieben, als eine junge Verlagsmitarbeiterin auf das Podium tritt, sich nervös an ihren Manuskriptseiten festhält und bei ihren einleitenden Worten prompt verhaspelt. Markus Heitz, der mit ihr in den Saal gekommen ist, hat sich in einen der freien Sessel geworfen und wartet lässig zurückgelehnt auf seinen Einsatz. Wenn er Lampenfieber hat, lässt er es sich nicht anmerken. Seine Finger mit den zahlreichen auffälligen Ringen berühren sich. Auch er ist ganz in schwarz gekleidet. Als er nach der Vorrednerin am Tisch Platz nimmt und sich ein Glas Wasser einschenkt, ist das laut und deutlich über die Lautsprecher zu hören. Die Mikrofone seien einfach zu gut, entschuldigt er sich, und wird dafür gleich beim Trinken fotografiert. Er stimmt sein Publikum auf das Buch ein: Der Drachenkaiser sei die Fortsetzung von Die Mächte des Feuers. Fortsetzungen seiner Bücher schreibe er immer dann, wenn gerade keiner seiner Fans damit rechnet. Nach diesen einleitenden Erklärungen beginnt er mit dem Lesen des ersten von drei Kapiteln an diesem Abend. Darin geht es um den kleinen, unartigen Jungen Ernst August, der sich in einem Zoo ungeschickterweise mit einem Drachen anlegt und diese Respektlosigkeit fast mit seinem Leben bezahlt. Ein Schelm, wer in dem ungehorsamen Jungen den gleichnamigen Prinzen von Hannover sieht, der sich derzeit in Monaco herumtreibt. Die Szene gibt Markus Heitz vielfach Gelegenheit für seinen lakonischen schwarzen Humor, die Würze seines Schreibstils. Das Publikum lauscht allerdings so gebannt, dass es die witzigen Stellen höchstens mit einem leisen Schmunzeln quittiert. Man könnte fast meinen, der Humor käme nicht an. Zu diesem Zeitpunkt müssen sowohl Autor als auch Publikum noch warm werden.
Das Lesen des Kapitels beendet Markus Heitz, wie er dies immer tut: Mitten drin. Aus dramaturgischen Gründen könne er an dieser Stelle nicht weiterlesen, behauptet er. Er lege seine Lesungen gerne als Trailer an, hat er einmal in einem Interview geäußert. Das mache Appetit auf mehr. Doch muss dieser Appetit bei diesem Publikum überhaupt noch geweckt werden? Wer ist hier, der noch von dem Buch überzeugt werden muss? Heitz hätte seinem Publikum ruhig die Pointe des Kapitels gönnen können.
Weiter geht es zur zweiten Stelle, zu der Begegnung zwischen Lady Ealwhina Snickelway und einem Unterhändler, die von Markus Heitz ebenfalls kurz vor der dramatischen Auflösung abgebrochen wird. Mittlerweile hat er sich eingelesen, stützt sich auf den Armen auf, liest sicher mit seiner angenehmen Stimme und hält meist ein gutes Tempo, ist nur in den Dialogen bisweilen etwas schnell. Er weiß, dass ein professionellerer Hörbuchsprecher im Raum ist, dessen Anwesenheit ihn nach eigenen Worten etwas einschüchtert. Doch dazu gibt es keinen Grund.
Es folgt ein drittes Kapitel, eine Action-Sequenz, bei der er paradoxerweise das Lesetempo reduziert und so Schwung wegnimmt. Als er das letzte Blatt beiseite legt er hat von Manuskriptseiten und nicht aus Buch selbst vorgelesen eröffnet er sogleich die Fragerunde. Er muss nicht lange warten, schnell meldet sich der erste Fragensteller. Wie er auf den Namen Snickelway gekommen sei? Um die Antwort ist er nicht verlegen: So heißen die Gässchen in York, einem englischen Städtchen. In diesem Teil des Abends kommt Heitz eigentliche Stärke zur Geltung: Souveränes, humorvolles Antworten, lässiges Moderieren. Er erzählt über Graf Zahl aus der Sesamstraße und den Zähltick der Vampire, erwähnt, dass einer seiner Lieblingsschauspieler, Peter Cushing, bei den Dreharbeiten zu Star Wars oft in Pantoffeln gedreht habe. Die Fragen bewegen sich im Bereich des Üblichen und machen es ihm leicht: Arbeiten Sie an mehreren Büchern gleichzeitig, wie sind Sie zum Schreiben gekommen, entwickeln Ihre Charaktere ein Eigenleben? Nein, nur ein Buch zur selben Zeit, ja, er hatte schon immer den Wunsch, Geschichten zu erfinden, nein, die Charaktere seien bei ihm an der Rückziehleine des Handlungsbogens, durch die sie nur wenig Freilauf haben. Er mochte als Kind Captain Future, aber nicht Biene Maja.
Seine Antwort auf die Frage, welches aktuelle Buch ihm am besten gefalle, verwundert etwas. Er sagt, dass er generell keine Bücher mehr lese, aus Zeitgründen und um sich nicht beeinflussen zu lassen. Ein Autor, der selber nicht liest? Was würde beispielsweise Stephen King dazu sagen? Dessen erstes Gebot lautet schließlich: Viel lesen, viel schreiben. King wüsste nicht, wie man darum herumkommt. Heitz kommt drum herum. Aber ist es sinnvoll? Ein Gespräch zwischen ihm und Stephen King zu diesem Thema wäre sicher reizvoll.
Zu dem Personal der heutigen Krankenhäuser hat Markus Heitz dann abschließend eine interessante Theorie: Manche Vampire werden wieder zu Menschen und müssen sich zur Sühne ihrer Schandtaten karitativ betätigen. Man könne also in das nächstbeste Krankenhaus gehen, dem Arzt tief in die Augen schauen und sagen: Ich weiß, was du früher getan hast!
Markus Heitz beschwert sich noch auf humorvolle Weise, dass der schräg zu seinem Schreibtisch sitzende Block kaum Fragen stelle und wohl aus lauter Genießern bestehe. Dann ist die Fragerunde auch schon zu Ende, der offizielle Teil des Abends fast vorbei. Heitz verabschiedet sich brav von den Zuschauern zu Hause an den PCs und verkündet dann den Anwesenden eine Überraschung: Die Premiere des Trailers zu Die Zwerge live, laut Internetseite eine Verbindung zwischen Lesung, Musik-Konzert und Show. Der Trailer wird auf die Kuppel projiziert, der Hauptakteur der Show, Schauspieler und Hörbuchsprecher Johannes Steck, ist anwesend und darf zu Heitz auf die Bühne, um ein paar werbende Worte sagen. Sicherlich eine interessante Sache, auch wenn es heutzutage ein Trend wird, Dinge als Bonus anzukündigen, die eigentlich nichts anderes als reine Werbung sind. Zudem behauptet Markus Heitz, dass der Trailer in dieser Form so schnell nicht wieder zu sehen sei. Nun, der Trailer auf der offiziellen Internetseite der Show sieht ihm zumindest verdammt ähnlich.
Aber dann sitzt Heitz auch schon beim Signieren, während die ersten Besucher hinaus in die laue Nacht gehen und sich den Menschen anschließen, die vom Oktoberfest in die Innenstadt wanken. Zwei Jungs sprechen Heitz nach dem Signieren noch auf seine markanten Ringe an, wo man sie denn bitteschön bekäme? Er nimmt sich einen Moment Zeit für sie, schlendert dann zur Gruppe um die für Presse und Öffentlichkeitsarbeit zuständige Verlagsmitarbeiterin. Alle sind zufrieden mit dem Verlauf der Premiere und gehen anschließend noch ein wenig in einem nahe gelegenen Restaurant feiern. Die Mitarbeiter des Buchstands haben derweil viele schwere Stapel Heitz-Bücher zurückzuschleppen.
Eine interessante Lesung geht zu Ende, aufgewertet durch den ungewöhnlichen Ort und die sympathische Art des Autoren. Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Was erwartet einen bei einer Lesung von Markus Heitz? Ein kurzweiliger, wenn auch nicht perfekter Abend Licht und Schatten eben, wie im ehemaligen Planetarium in München.
Es ist kurz nach sieben, als eine junge Verlagsmitarbeiterin auf das Podium tritt, sich nervös an ihren Manuskriptseiten festhält und bei ihren einleitenden Worten prompt verhaspelt. Markus Heitz, der mit ihr in den Saal gekommen ist, hat sich in einen der freien Sessel geworfen und wartet lässig zurückgelehnt auf seinen Einsatz. Wenn er Lampenfieber hat, lässt er es sich nicht anmerken. Seine Finger mit den zahlreichen auffälligen Ringen berühren sich. Auch er ist ganz in schwarz gekleidet. Als er nach der Vorrednerin am Tisch Platz nimmt und sich ein Glas Wasser einschenkt, ist das laut und deutlich über die Lautsprecher zu hören. Die Mikrofone seien einfach zu gut, entschuldigt er sich, und wird dafür gleich beim Trinken fotografiert. Er stimmt sein Publikum auf das Buch ein: Der Drachenkaiser sei die Fortsetzung von Die Mächte des Feuers. Fortsetzungen seiner Bücher schreibe er immer dann, wenn gerade keiner seiner Fans damit rechnet. Nach diesen einleitenden Erklärungen beginnt er mit dem Lesen des ersten von drei Kapiteln an diesem Abend. Darin geht es um den kleinen, unartigen Jungen Ernst August, der sich in einem Zoo ungeschickterweise mit einem Drachen anlegt und diese Respektlosigkeit fast mit seinem Leben bezahlt. Ein Schelm, wer in dem ungehorsamen Jungen den gleichnamigen Prinzen von Hannover sieht, der sich derzeit in Monaco herumtreibt. Die Szene gibt Markus Heitz vielfach Gelegenheit für seinen lakonischen schwarzen Humor, die Würze seines Schreibstils. Das Publikum lauscht allerdings so gebannt, dass es die witzigen Stellen höchstens mit einem leisen Schmunzeln quittiert. Man könnte fast meinen, der Humor käme nicht an. Zu diesem Zeitpunkt müssen sowohl Autor als auch Publikum noch warm werden.
Das Lesen des Kapitels beendet Markus Heitz, wie er dies immer tut: Mitten drin. Aus dramaturgischen Gründen könne er an dieser Stelle nicht weiterlesen, behauptet er. Er lege seine Lesungen gerne als Trailer an, hat er einmal in einem Interview geäußert. Das mache Appetit auf mehr. Doch muss dieser Appetit bei diesem Publikum überhaupt noch geweckt werden? Wer ist hier, der noch von dem Buch überzeugt werden muss? Heitz hätte seinem Publikum ruhig die Pointe des Kapitels gönnen können.
Weiter geht es zur zweiten Stelle, zu der Begegnung zwischen Lady Ealwhina Snickelway und einem Unterhändler, die von Markus Heitz ebenfalls kurz vor der dramatischen Auflösung abgebrochen wird. Mittlerweile hat er sich eingelesen, stützt sich auf den Armen auf, liest sicher mit seiner angenehmen Stimme und hält meist ein gutes Tempo, ist nur in den Dialogen bisweilen etwas schnell. Er weiß, dass ein professionellerer Hörbuchsprecher im Raum ist, dessen Anwesenheit ihn nach eigenen Worten etwas einschüchtert. Doch dazu gibt es keinen Grund.
Es folgt ein drittes Kapitel, eine Action-Sequenz, bei der er paradoxerweise das Lesetempo reduziert und so Schwung wegnimmt. Als er das letzte Blatt beiseite legt er hat von Manuskriptseiten und nicht aus Buch selbst vorgelesen eröffnet er sogleich die Fragerunde. Er muss nicht lange warten, schnell meldet sich der erste Fragensteller. Wie er auf den Namen Snickelway gekommen sei? Um die Antwort ist er nicht verlegen: So heißen die Gässchen in York, einem englischen Städtchen. In diesem Teil des Abends kommt Heitz eigentliche Stärke zur Geltung: Souveränes, humorvolles Antworten, lässiges Moderieren. Er erzählt über Graf Zahl aus der Sesamstraße und den Zähltick der Vampire, erwähnt, dass einer seiner Lieblingsschauspieler, Peter Cushing, bei den Dreharbeiten zu Star Wars oft in Pantoffeln gedreht habe. Die Fragen bewegen sich im Bereich des Üblichen und machen es ihm leicht: Arbeiten Sie an mehreren Büchern gleichzeitig, wie sind Sie zum Schreiben gekommen, entwickeln Ihre Charaktere ein Eigenleben? Nein, nur ein Buch zur selben Zeit, ja, er hatte schon immer den Wunsch, Geschichten zu erfinden, nein, die Charaktere seien bei ihm an der Rückziehleine des Handlungsbogens, durch die sie nur wenig Freilauf haben. Er mochte als Kind Captain Future, aber nicht Biene Maja.
Seine Antwort auf die Frage, welches aktuelle Buch ihm am besten gefalle, verwundert etwas. Er sagt, dass er generell keine Bücher mehr lese, aus Zeitgründen und um sich nicht beeinflussen zu lassen. Ein Autor, der selber nicht liest? Was würde beispielsweise Stephen King dazu sagen? Dessen erstes Gebot lautet schließlich: Viel lesen, viel schreiben. King wüsste nicht, wie man darum herumkommt. Heitz kommt drum herum. Aber ist es sinnvoll? Ein Gespräch zwischen ihm und Stephen King zu diesem Thema wäre sicher reizvoll.
Zu dem Personal der heutigen Krankenhäuser hat Markus Heitz dann abschließend eine interessante Theorie: Manche Vampire werden wieder zu Menschen und müssen sich zur Sühne ihrer Schandtaten karitativ betätigen. Man könne also in das nächstbeste Krankenhaus gehen, dem Arzt tief in die Augen schauen und sagen: Ich weiß, was du früher getan hast!
Markus Heitz beschwert sich noch auf humorvolle Weise, dass der schräg zu seinem Schreibtisch sitzende Block kaum Fragen stelle und wohl aus lauter Genießern bestehe. Dann ist die Fragerunde auch schon zu Ende, der offizielle Teil des Abends fast vorbei. Heitz verabschiedet sich brav von den Zuschauern zu Hause an den PCs und verkündet dann den Anwesenden eine Überraschung: Die Premiere des Trailers zu Die Zwerge live, laut Internetseite eine Verbindung zwischen Lesung, Musik-Konzert und Show. Der Trailer wird auf die Kuppel projiziert, der Hauptakteur der Show, Schauspieler und Hörbuchsprecher Johannes Steck, ist anwesend und darf zu Heitz auf die Bühne, um ein paar werbende Worte sagen. Sicherlich eine interessante Sache, auch wenn es heutzutage ein Trend wird, Dinge als Bonus anzukündigen, die eigentlich nichts anderes als reine Werbung sind. Zudem behauptet Markus Heitz, dass der Trailer in dieser Form so schnell nicht wieder zu sehen sei. Nun, der Trailer auf der offiziellen Internetseite der Show sieht ihm zumindest verdammt ähnlich.
Aber dann sitzt Heitz auch schon beim Signieren, während die ersten Besucher hinaus in die laue Nacht gehen und sich den Menschen anschließen, die vom Oktoberfest in die Innenstadt wanken. Zwei Jungs sprechen Heitz nach dem Signieren noch auf seine markanten Ringe an, wo man sie denn bitteschön bekäme? Er nimmt sich einen Moment Zeit für sie, schlendert dann zur Gruppe um die für Presse und Öffentlichkeitsarbeit zuständige Verlagsmitarbeiterin. Alle sind zufrieden mit dem Verlauf der Premiere und gehen anschließend noch ein wenig in einem nahe gelegenen Restaurant feiern. Die Mitarbeiter des Buchstands haben derweil viele schwere Stapel Heitz-Bücher zurückzuschleppen.
Eine interessante Lesung geht zu Ende, aufgewertet durch den ungewöhnlichen Ort und die sympathische Art des Autoren. Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Was erwartet einen bei einer Lesung von Markus Heitz? Ein kurzweiliger, wenn auch nicht perfekter Abend Licht und Schatten eben, wie im ehemaligen Planetarium in München.