Hörspiele - Kinderkram für Erwachsene?
Hörspiele - Kinderkram für Erwachsene?
Ein Hörbeispiel gibt es unter:http://www.mediaculture-online.de/fileadmin/mp3s/zauberei_sender.mp3 Welche Aufregung ein Hörspiel auslösen kann zeigt sich 1938, als „War of the Worlds“ von H.G. Wells aus dem Radio dringt. In New York strömen einige Menschen in Panik auf die Straßen, die Augen gen Himmel gerichtet auf der Suche nach den Raumschiffen der Marsmenschen. Viele Anrufe gehen bei der Polizei ein und bitten um Rat. Das das Buch hier bereits über 40 Jahre alt ist, ist so gut wie niemand bekannt. So hat das als Reportage getarnte Hörspiel bei einigen Hörern leichtes Spiel. Dieses historische Stück lässt sich unter http://www.archive.org/details/WAROFTHEWORLDS2 immer noch anhören.Ab 1965 erobert das Hörspiel dann endgültig das Kinderzimmer. Seit diesem Jahr verbreitet das Label Europa seine Produktionen. Doch es ist ein schwerer Anfang. Die Schallplatte wird anfangs als „elektrische Großmutter“ verspottet.
Erste Veröffentlichung in der Kinderreihe ist „Der Struwwelpeter“ gelesen von Hans Paetsch. Eine Name, der zu einer Legende werden wird.Als im Jahre 1973 Heikedine Körting das Ruder übernimmt bricht endgültig die goldene Zeit des Hörspiels an. Bis 1985 erscheinen über 1.200 Hörspielproduktionen, viele werden mit Gold oder Platinplatten ausgezeichnet. Sie ist verantwortlich für Serien wie:Hui Buh das Schlossgespenst (1969)Die Hexe Schrumpeldei (1973)Hanni und Nanni (1974)Die drei ??? und TKKG (1979)Bis zum Ende der 1980er Jahre entstehen immer neue Serien, dann kehrt langsam Ruhe in den Markt ein. Die Verkaufszahlen sinken, Serien werden eingestellt, Kinder spielen lieber mit den aufkommenden Personalcomputern. Anfang der 1990er Jahre laufen quasi nur noch TKKG und die drei???. Doch dann bringen die Computer die fast das Ende der Hörspiele herbeigeführt haben, die Renaissance. Das Internet führt die alten Fans zusammen, es werden Kindheitserinnerungen ausgetauscht und alte Kassetten und Schallplatten erreichen auf Trödelmärkten und Sammlerbörsen horrende Preise. Europa erkennt das Gebot der Stunde und die Schlagzeile im Jahre 2000 heißt „RDK – Rückkehr der Klassiker“. Auf CD werden neu aufgelegt Macabros, Dämonenkiller, Larry Brent, Sherlock Holmes und andere Serien. Neue Serien und Label erscheinen und haben den Hörspielmarkt zu neuer Blüte geführt. Sei es Horror/Grusel oder Jugendserien. Sogar in die Charts haben Hörspiele es mittlerweile geschafft. „Der Anfang“, die John Sinclair Sonder-Editon 1, verkauft sich, auch dank großen Presserummels, fantastisch.
Und während die gesamte Tonträgerindustrie bis zu zweistellige Umsatzeinbrüche hinnehmen muss, wächst der Bereich der Hörspiele weiter. Im Jahre 2002 betrug hier der Umsatz 121 Millionen Euro bei über 22 Millionen verkauften Tonträgern. Ein Ende ist vorerst nicht abzusehen. Nur die MC verabschiedet sich langsam, viele Serien erscheinen nur noch auf CD, wobei das Fandom hier sehr gespalten ist und es viele MC-Puristen gibt. Vielleicht erlebt sie einst ein Comeback, wie das Hörspiel selbst.