Guantánamo
Guantánamo
von Dorothea Dieckmann
von Dorothea Dieckmann
Guantánamo ist ein kleines Einzelwerk, welches man beinahe als No-Name-Produkt bezeichnen kann, da es unter keinem Label erschien. Die Schauspielerin Kornelia Boje (bekannt aus Fernsehen und Theater) hat die Lesung mit Bernhard Linke zusammen eingesprochen und auch mit produziert. Auf der Leipziger Buchmesse wurde das Werk, welches übrigens auf CD-R erschien als OhJA-Produkt angepriesen. Zur Zeit, als es entstand, war aber offenbar der Name und die Idee OhJA noch nicht geboren. Bekannterweise gehört Kornelia Boje ja zum Ensemble von OHJA!
Guantánamo ist kein Werk, welches anprangern oder aufrütteln will. Es will eigentlich nur die Sicht eines Inhaftierten in ungeahnter poesievoller Weise schildern. Guantánamo ist lediglich ein effektvoller und melancholisch reizvoller Hintergund, um die Gedanken des Rashid dem Hörer auf eine ganz eigene Art näher zu bringen. Basieren tut das Ganze übrigens auf einem Theaterstück. Es gibt auch einen Roman davon.
Als Lesung finde ich das Ganze wenig unterhaltsam, auch wenn die Sprache so ihre Reize hat. Doch ich muss nicht unbedingt so ein seelisch belastendes Hörbuch hören. Trübsinnige Stimmung, und zwar in sehr geballter Form, sowie endlose Hoffnung anhand eines einzelnen Protagonisten erzählt, gehört nicht in die Unterhaltung. Wo ist hier der Unterhaltungswert, wo ist der Anpruch oder wo verläuft die Grenze?
Fazit: Wer einmal etwas ganz anderes hören möchte und sich für das Schicksal eines Menschen interessiert, der unschuldig nach Guantánamo gerät, dem kann man die CD empfehlen. Unterhaltung sucht man jedoch woanders.
Daten zum Hörspiel
: Bernhard Linke, Kornelia Boje, Katja Müller (Gesang) und
Steven Crane
: Kornelia Boje
: Dietrich Lutz
: ca. 66 Minuten