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Ein Tag auf dem Mars

StoryEin Tag auf dem Mars

Riihm hüpfte die Wüstenstraße entlang. Diese war nur eine von den Raupenketten der Fahrzeuge, welche die Irkmen benutzten, breitgewalzte Sandfläche, aber die Bewegung war leichter auf ihr, als der Weg durch die von kleineren Felsbrocken durchsetzte Wüstenlandschaft drumherum.Riihm kicherte vor sich hin. Wieder hob er die drei Füße und hüpfte gleichzeitig mit ihnen vorwärts. Er hatte auch die Irkmen einmal hüpfen sehen, aber sie hatten nur zwei Bodententakel und sprangen dann immer von einem aufs andere, was sehr seltsam aussah für eine Fortbewegung. 


Aber die Irkmen waren ja auch nicht von Barzum, sie kamen aus dem Himmel in ihren großen Metallgurken. Was Metall war, wußte Riihm, denn die Irkmen hatten viele seltsame, ihm unverständliche Gegenstände aus diesem seltsamen, harten Material, das es auf Barzum nur sehr selten gab.

Riihm hüpfte weiter vorwärts. Er bewegte seine vier Greifhände, die übereinander seitlich an seinem fast kugelrunden Körper herunterhingen. Er wollte zum Nest der Irkmen hüpfen,

denn sie hatten fast immer ein  rotes Blechgefäß mit brauner Soße darin für ihn, was sie Kolla nannten.

Riihm liebte es, diese Kolla mitsamt dem dünnen Metallmantel zu verschlingen. Erst der gekoppelte Geschmack des Metalls mit der braunen Flüssigkeit darin, machte das Getränk würzig. Diese Irkmen verstanden das nicht, sie öffneten die Gefäße immer und tranken die braune Brühe daraus, ohne das Blech drumherum zu essen! Aber warum sollte Riihm ihre seltsamen Riten kritisieren, denn sie waren immer freigebig mit ihren Geschenken an die Barzo. So nannte das Volk, dem Riihm angehörte, sich selbst.

Riihm hüpfte weiter die Wüstenstraße entlang, während Murzom und Klarrzom, die beiden Monde, über den braunroten Himmel von Barzum zogen. Er hüpfte, bis er über einen Hügel hinweg, das Nest der Irkmen sah.Diese nannten ihr Nest „Staynnlee-Stäischn“, nach einem ihrer schamanischen Visionäre. Jedenfalls hatte Riihm dies so verstanden, als Dschägg, der Irkmann, mit dem Riihm am häufigsten redete, ihm das so erklärt hatte.

Von der Kante des Hügels, die in Wirklichkeit der grat eines großen Kraters war, sah Riihm auf das Nest der Irkmen. Es bestand aus sechs großen, eckigen Höhlen: in einer lebte der Häuptling, der alle führte, wie Riihm wußte, und von dort aus mit seinem Heimatnest redete. Wie genau das vorsichging, wußte Riihm nicht. Aber der große Metallkaktus auf dem Dach der Höhle hatte sicher damit zu tun. Eine zweite war für Essen und Schlafen, was Riihm verstand. In einer weiteren  Höhlebewahrten sie ihr Feuer auf, was Riihm auch begriff, denn Feuer war sehr schwierig zu machen, und das konnte nur der Schamane. Deshalb war sie auch dauernd verschlossen. Eine vierte war für Bodenuntersuchungen, und um Verletzte zu heilen. Auch mit diesem Konzept war Riihm vertraut, da sein eigenes Volk das ebenso hielt. Die fünfte enthielt die beweglichen Metalltiere, wie Riihm wußte, denn Dschägg hatte ihm dies einmal gezeigt. Auch die Metalltiere mußten gepflegt und gefüttert werden, und ab und zu verletzte sich eines und mußte gesund gepflegt werden. Aber Riihm wollte zur sechsten und letzten Höhle. Diese war der Kommunikation zwischen den Barzo und den Irkmen vorbehalten, und er hatte jederzeit freien Zutritt dorthin, wie alle Barzo. Aber die meisten Barzo fand Riihm dumm, denn sie kümmerten sich nur um ihre Alltagsdinge – und wollten nicht lernen, was die Irkmen, so seltsam und manchmal komisch sie auch waren, den Barzo an neuem wissen beibringen konnten. Riihm fand diese Irkmen faszinierend: einmal zeigten sie ihm den Leuchtpunkt am roten Himmel, von dem sie angeblich gekommen waren, um durch den Himmel zu hüpfen und auf Barzum zu landen. Das hatte Riihm ihnen nicht geglaubt, aber als kluger Barzo wollte er keinen Streit über verrückte Ideen anfangen, schon gar nicht mit den Irkmen. Sonst würde er vielleicht nichts Neues von Ihnen erfahren, wenn er ihren seltsamen Ideen nicht zustimmte. Was nützlich für ihn war, das wußte er schon selber ganz genau!

Er hüpfte auf die rostfarbene Höhle zu, legte seinen linken Obertentakel auf ein außen abgebrachtes Objekt, das wie ein rotes Kaktusblatt aussah. Ähnlich wie ein Kaktus voll Wasser färbte es sich grün, wenn man es berührte- und das Tor hob sich. Riihm hüpfte durch den Eingang ins Innere, wo er sofort auf Dschägg traf, seinen Lieblings-Irkmann!

***

„Immer Wasser, Dschägg“ trompetete er den traditionellen Gruß der Barzo durch seine Sprechmembran heraus. „Auch Dir „immer Wasser“, Riem“, erwiderte Dschägg, wobei er , wie immer, den Namen von Riihm nicht ganz korrekt aussprechen konnte. Aber das nahm Riihm dem Irkmann nicht weiter übel. Diese waren nun mal ein anderes Volk und hatten andere Sorten von Sprechmembranen, sie konnten die Handelssprache der Barzo,das Barrz, nun einmal nicht so gut aussprechen.“Hasst Duu Kolla, Dschägg?“ fragte Riihm den Irkmann aber in seiner eigenen Sprache, dem Terkschn,und streckte den rechten Untertentakel aus, woraufhin jener sofort einen roten Blechzylinder aus der Tasche zog und diesen dem Barzo in den Tentakel schob.“Naatüürliich, Riem“, sagte er auf Barrz: „hiiier hasst Duu eiinee Kolla!“ Riihm und der Irkmann übten bei diesem Handelsritual gleichzeitig gegenseitig ihre Sprachen: „Haasst Duu auuch ettwass füürr miich?“ fragte Jack nun den Barzo. Riihm funkelte mit dem größten  der drei Augen, als er die Klappmembran heraufschob, während er sich über die Cola freute. „Wüsstengllanzz-Schteiiine“, verriet er dem Erdmann. „Hiierr hasst Duu siiee!“. Er nahm drei rotgolden leuchtende Wüstenglanzsteine aus seiner  Bauchtasche und hielt sie dem Irkmann hin.

„Dannkke, Riem“ sagte Dschägg, und nahm die Steine, eine doch recht seltene Sorte von Kupfererz, das natürlich als Schwermetall auf dem Mars recht selten war, und das die Barzo auch nicht bearbeiten konnten, deshalb hatten sie, außer als Schmuck, keine Verwendung dafür.

Aber Schmuck wurde nur bei Triipaarungen als Geschenk gereicht- und Riihm war noch nicht verdreit. Dazu war er viel zu neugierig, als dass er sich jetzt schon an eine Höhlenpartnerschaft der Dreit verbinden wollte. Zu viele Fremdpflichten, die seinen Neigungen widersprachen. Also brachte er eben den Irkmen die Glanzsteine.

„Naa, daann, wirr seeheen unnss“, sagte Dschägg noch zu Riihm, „vieell Wasser, Riem!“

„Auuch diir immmeerr viiel Wasser, Dschägg“ erwiderte Riehm und hüpfte nach draußen.

Die Wüste war ruhig, kein Sturm in Sicht, die Sonne stieg langsam am Himmel herab und färbte den Himmel braun. Es wurde angenehm kühl, und so beschloss Riihm, in aller Ruhe nach Hause zum Heimatnest zu hüpfen. Wanderungen in der Dämmerung liebte er besonders.

Auf dem Weg nach Hause aß er die Kolladosse der Irkmen, in ihr war viel Wasser enthalten. Eine ganze Wochendosis für den Barzo, das er sofort in seinen Speicherbuckel überführte.

Die Sonne ging langsam unter, als Riihm durch die Wüste heimwärts hüpfte...

Für Stanley G. Weinbaum und Edgar Rice Burroughs

© 2013/2014 by H. Dööriingg

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