Auf der Erde
Mit seinem Handy rief er den Oberteufel an, der für ihn zuständig war, und gab ihm einen ersten Lagebericht. Der war unzufrieden, denn er hatte damit gerechnet, die Hölle vergrößern zu können. Er hatte schon die Pläne auf seinem Tisch liegen. Er hatte Gerüchte von der Konkurrenz gehört, dass die schlecht belegt waren. Aber vielleicht hatte Gott nur Desinformation betrieben. Er trug JR66 auf, die Ohren zu spitzen und sich genau umzusehen.
Mit der Zeit fand JR66 Kandidaten für seine Abteilung. Er traf den Geschäftsmann, der mit seiner Frau in einer Würstelbude aß und abends mit seiner blonden Freundin im Ferrari herumfuhr. Der seine Arbeiter und Angestellten wie Müll behandelte. Er traf den Politiker, der seine Fahne nach dem Wind richtete und fortwährend log, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Er traf den Mann, der seine Frau und seine Kinder schlug. Oft auch war das Böse im Kleinen verborgen, so dass man es nicht sofort sah.
Insgesamt gab es drei Bereiche, in welche die Menschen nach dem Tod kamen: den Himmel, die Hölle und das Wartezimmer. Im Wartezimmer mussten diejenigen ausharren, bei denen noch keine Entscheidung für Himmel oder Hölle gefallen war. Im Wartezimmer fanden Verhandlungen statt, und die Menschen konnten sich rechtfertigen. Es gab zwei Richter dort, einen Teufel und einen Engel.
Die meisten Menschen waren weder gut noch böse, sondern nur unwissend und schwach. Das konnte JR66 bald erkennen.
Nach Erledigung seines Jobs durfte er auf der Erde bleiben und ein Sterblicher werden. Ob die Hölle ausgebaut wurde, bleibt ein Geheimnis.
Zum Autor
- Gedichte in „Driesch“, Nr. 5 im Jahr 2011.
- Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 27 im Jahr 2011.
- Kurzgeschichte in „TrokkenPresse“, Nr. 5 im Jahr 2011.
- Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 2 im Jahr 2012.
- Gedichte in und Gedicht auf „Brückenschlag“, Band 28 im Jahr 2012.
- Miniaturen in „WORTSCHAU“, Nr. 17 im November des Jahres 2012.
- Gedichte in „Spring ins Feld“, 13. Ausgabe, Dezember des Jahres 2012.
- Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 29 im Jahr 2013.
- Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 3 im Jahr 2013.
- Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 59, 09/2013.
- Kurzgeschichte in der Anthologie „Mein heimliches Auge, Das Jahrbuch der Erotik XXVIII“ vom konkursbuch Verlag
- Claudia Gehrke im Jahr 2013.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 60, 12/2013.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 61, 04/2014.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 62, 08/2014.
- Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 63, 11/2014.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 64, 04/2015.
- Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 67, 04/2016.